Donnerstag, 10. April 2008

Die Crux mit den Honorarempfehlungen

Die Grundsicherung des freien Publizisten ist der Tagessatz. Für sich genommen meist ein respektabler Betrag, wenn man bedenkt, was andere Leute so pro Stunde verdienen. Oftmals auch ein geheimnisvoller Betrag, weil man in Deutschland von Angesicht zu Angesicht ungern sein Gehalt oder seine Honorarsätze verrät. Und bei mir ein sehr statischer, wenn nicht sogar rückläufiger Betrag – gerade wenn ich verfolge, welchen Inflationsausgleich andere kassieren, von Gehaltserhöhungen ganz zu schweigen. 500 Mark waren es in der guten alten Zeit, die sich nach der Währungsumstellung zu unserem Nachteil reduzierten: Statt 255,65 Euro betrug der Tagessatz plötzlich nur noch 250 Euro, sprich 488,96 DM. Das war 2002. Seitdem sind zwar Miete, Gas und Strom beispielsweise um satte zweistellige Beträge gestiegen, aber nicht mein Tagessatz.

Um so überraschter entnehme ich der aktuellen Honorarübersicht des Deutschen Journalistenverbandes (offiziell 6,50 Euro; pdf dieser und anderer Honorarübersichten über das überaus fleißige Textdepot oder etwa auch bei Scribd), daß der durchschnittliche Tagessatz bei Publikumszeitschriften zwischen 200 und 800 Euro läge. Ich habe zwar gehört, daß die „Bunte“ auch mal 400, 500 Euro zahlen soll, kenne andererseits aber viele Magazine, die weniger als 250 Euro zahlen. Wie kommt dann eine statistische Spitze von bis zu 800 Euro zustande?

Nun interessieren mich aber beileibe nicht nur die „Vertragsbedingungen und Honorare 2008 für die Nutzung freier journalistischer Beiträge“. Denn mit meiner aktuellen Beratertätigkeit bin ich doch eher bei der PR, denn im hehren Journalismus angesiedelt. Da liegt passenderweise nach ein paar Jahren Pause ein aktueller Honorar- und Trendbarometer der DPRG (offiziell 45 Euro) vor, der mir bestätigt, daß es den PR-Consultants ähnlich wie mir geht: Die Honorarsätze sind gefallen, auf einen Stundensatz von 87 bis 111 Euro. Nur wieviel ich jetzt für den Aufbau eines Presseverteilers pauschal kassieren soll, verrät die Honorarübersicht auch nicht. Klaro, so viel weiß ich noch aus meiner Zeit in PR-Agenturen. Solche Verteiler gibt man ungern an den Kunden heraus, sondern behält sie als Faustpfand in der Hinterhand. So verbringe ich derzeit mehr Zeit damit, mögliche Aufträge zu kalkulieren, denn die Arbeit an und für sich zu erledigen.

Und kaum habe ich jetzt auch in PR-Kosten etwas Einblick, kommt schon die nächste Anfrage: Ein paar Bücher zu lektorieren, aber dafür gibt es natürlich auch das passenden Kompendium. Die „Honorarempfehlungen für freiberufliche Lektoratsarbeit“ des VFLL.

(Foto: Narziss und Goldhund/flickr)

2 Kommentare:

F. Kapinski hat gesagt…

fein. dann geht was für dich^^
über die lektoratshonorare sprechen wir dann noch...

Dorin hat gesagt…

Wieso, ich habe doch bei Dir gekündigt, und Du mich daraufhin gefeuert. Das nenne ich eine einvernehmliche Trennung...