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Donnerstag, 14. Mai 2015

Selfie mit Pep oder: ausnahmsweise hat Alexander Gorkow recht

Beim „irgendwie unberührbaren Fußballtrainer Pep Guardiola“ meinte Alexander Gorkow gemeinsam mit zwei Kollegen für eine viel beachtete Seite Drei der „Süddeutschen Zeitung“ am Wochenende vom 18./19. April ein besonderes Phänomen zu beobachten: „Guardiolas viel zitierte Aura besteht nämlich aus einer säurehaltigen Membran. Diese bewirkt, dass der Unglaubliche tatsächlich essen kann, ohne dass auch nur ein einziger Mensch in dieser Bar auf die Idee käme, ihn anzuquatschen und um ein selfie zu bitten. Sofort würde man zersetzt werden.“
Und tatsächlich muß ich dieses eine Mal meinem speziellen Freund Alexander Gorkow zustimmen: Natürlich bittet man erst nach dem Essen um ein Selfie. Ob nun als Kellner oder Stammgast, in der Bar selbst oder unmittelbar davor am Odeonsplatz.

(Foto: sponsored Facebook-Posting, Name des Gastes der Redaktion bekannt)

Freitag, 29. Oktober 2010

Bryan Ferrys nette, unkomplizierte Schwärmerei für Nazis

So langsam mache ich mir Sorgen um Alexander Gorkow. Seine männlich-pubertäre Schumann's-Phase, als er beim Saufen nur in Ruhe gelassen werden und mit jedem Störenfried vor die Tür gehen wollte oder zumindest so tat, war ja noch putzig. Seitdem er aber im SZ-Hochhaus direkt neben der Chefredaktion sitzt, scheint ihn entweder die Midlife Crisis erwischt zu haben oder er regrediert in die vorpubertäre Phase eines bedingungslosen Fans. Nichts gegen seine einfühlsamen Porträts älterer Herren wie Klaus Lemke, Phil Collins oder – in der gestrigen „Süddeutschen Zeitung“ – Bryan Ferry. Aber es fällt schon auf, wie er dabei alles Negative ausblendet.
„Im Interview schwärmte er damals, wie leicht das Leben sogar für ihn sein könne, hach ja, und erzählte vom Landleben in Surrey und seinen fünf Hunden. Nett, dieser plötzlich unkomplizierte Bryan Ferry“
, so Gorkow über das Jahr 2007, als Ferry in Gorkows Augen wohl nur einen Fehler begang: Bob Dylan zu covern.
Dabei schwärmte der Dandy im März 2007 nicht nur fürs englische Landleben, sondern in einem berüchtigten Interview mit der „Welt am Sonntag“:
Ferry: Ich möchte auf ein Leben zurückblicken, in dem ich Dinge vollbracht habe. Deshalb nenne ich mein Studio in Westlondon auch ... aber halt, das darf ich Ihnen als Deutscher gar nicht erzählen.
WamS: Etwa "Führerbunker"?
Ferry: Da haben Sie mich ertappt. Normalerweise behaupte ich gegenüber deutschen Journalisten immer, ich würde mein Studio als mein "Hauptquartier" bezeichnen. Das ist weniger verfänglich. Aber die Art und Weise, wie sich die Nazis inszeniert und präsentiert haben, meine Herren! Ich spreche von den Filmen von Leni Riefenstahl und den Gebäuden von Albert Speer und den Massenaufmärschen und den Flaggen - einfach fantastisch. Wirklich schön.


(Foto: Neil K./EMI)

Freitag, 15. Oktober 2010

Popa pöbelt (1)

285 Seiten von Sascha Lobos Romandebüt „Strohfeuer“ liegen hinter mir. Lobo, der eine Werbeagentur gründete und insolvent ging, schreibt über eben das. Wieso tut man sich das an? Nicht die Lektüre. Warum quält sich jemand wie Lobo über Monate für ein Honorar, das er viel einfacher und vor allem schneller mit seinem Live-Geschwurbel auf Tagungen und in Talkshows verdienen könnte? Nur um gedruckt zu werden?
Das mag für einen Tastenschubser attraktiv scheinen. Aber wieso sind dann Lohnschreiber wie Gorkow, Martenstein, Poschardt nicht davor gefeit, deren Namen eh ständig in der Zeitung stehen? Aus Gier? Bei jährlich über 93.000 Neuerscheinungen deutscher Verlage bleibt es ein Glücksspiel, ausgerechnet mit einem Buch Millionär zu werden. (Für unsere Leser in Unterföhring: Bücher sind nichtperiodische Publikationen mit einem Umfang von 49 Seiten oder mehr – so die UNESCO.)
An der Generation Gold eines Florian Illies oder Axel Hacke wird es kaum liegen, denn bereits lange bevor diese sich mit ihren Plattitüden dumm und dämlich verdient haben, wurden selbst härteste Reporter rührselig, wenn es darum ging, mit dem eigenen Namen einen Schutzumschlag zu schmücken. Ein Haudegen wie Axel Thorer muß natürlich so etwas Merkwürdiges wie Stacheldraht sammeln und in Afrika aus Überzeugung Wilderer abknallen, aber ist es nicht weit skurriler, dass er seinen Kindern ausgerechnet als Schriftsteller in Erinnerung bleiben will? Und ob er sich diesen Traum als Mallorca-Hemingway mit einem „Lexikon der Inselgeheimnisse“ erfüllt hat?
Franz Josef Wagners literarische Jugendsünden („Big Story“, „Das Ding“) werden längst für einen Cent auf Amazon verhökert, aber diesen Sommer opferte er für einen 208 Seiten langen „Brief an Deutschland“ unverdrossen seinen Urlaub.
BILD-Unterhaltungschef Daniel Steil kündigte für die Schreibklausur sogar seinen Job, wechselte aber letztlich nur das Büro mit seinem Nachfolger Gerald Selch, um im Springer-Gebäude an seiner Masterarbeit zu schreiben. Wann die Fleißaufgabe wohl in einem Verlagsprogramm auftaucht?
Karl Lagerfeld wunderte sich einmal über einen Journalisten, „die Cremeschnitte, der vor acht, zehn Jahren einmal mit mir gesprochen hat und jetzt mit einem Buch daherkommt”. Ich wundere mich, wie produktiv manche Kollegen sind. Okay, beim „Playboy“ arbeitet sich niemand tot, da kann Textchef Christian Thiele locker Jahr für Jahr ein Sachbuch raushauen. Und sein ex-Chef Stefan Schmorrte flog aus der Chefetage butterweich auf einen Stapel Buchmanuskripte, mit denen er seitdem hausieren geht.
Aber wie schafft es „Focus“-CvD* Michael Klonovsky (laut Verlagswerbung alles andere als ein Nichtleister, nämlich: „Romanautor, Essayist und Journalist“) neben der wöchentlichen Tretmühle bis zu zwei Bücher jährlich über Puccini, den Ramses-Code, das Radfahren, Lebenswerte und was auch immer auszustoßen? Und diese dann auch noch zu promoten, denn die Literaturagenten und Verlage lieben Journalisten nicht etwa, weil diese besser schrieben, sondern weil sie all ihre Duzbekanntschaften damit nerven, ja auch über ihr Buch zu berichten.
All dieser Aufwand – und wozu? Wieso gibt sich selbst ein Hubert Burda, entschuldigung, Dr. Hubert Burda mit den „lousy pennies“ im Buchhandel ab und finanziert einen Schmöker nach dem anderen über sich, seine Mama und die Wohlklangdimensionen seiner Geisterwelt? Weil sie alle noch dieses Kulturreptilienhirn besitzen, von der Bücherwand mit Goldschnitt und Lederrücken träumen, sich auf alle Zeiten im Pantheon wähnen, sobald sie nur ein Buch verfasst haben. (Auch wenn dieser Büchertempel längst muffig riecht und im Schatten des Internets steht, das dem kleinsten Artikel ewige Aufmerksamkeit schenken kann.)
Noch schlimmer als schriftstellernde Journalisten sind nur Kollegen mit einem Filmprojekt. Meike Winnemuth und Peter Praschl haben das – wie es sich für Edelfedern geziemt – recht elegant gelöst. Ihren Roman „Auf und davon“ verfilmt Christoph Waltz jetzt bei seinem Regiedebüt.

Diese Kolumne erschien in einer hiervon abweichenden Fassung im „Clap-Magazin“ #29 September/Oktober 2010. 
*Damals war Klonovsky noch Chef vom Dienst. Inzwischen wurde er bei „Focus“ zum Leiter des neu geschaffenen Debattenressorts ernannt.

Montag, 16. August 2010

Abgestanden wie ein Noagerl: Klaus Lemkes „Schmutziger Süden“

Mitternacht. Die Zeit, zu der die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten gemeinhin Lemkes aktuelleres Filmwerk ausstrahlen. Da versendet sich so einiges gefahrlos. Andere sitzen um diese Stunde gern im Schumann's. Wie SZ-Redakteur Alexander Gorkow. Man kann ihn dann leicht angetrunken erleben und schwer auf seinen Arbeitgeber schimpfend. Das würde erklären, wieso er auf Seite Drei der „Süddeutschen Zeitung“ vom 24. Juli vorbehaltlos Lemke als „genialen und unterschätzten Filmemacher“ preist und sehr detailliert nur dessen Frühwerk wie „Brandstifter“,  „48 Stunden bis Acapulco“ oder „Rocker“ zitiert, den filmmusealen Kanon, der nichts von seiner Kraft verloren hat. Aber eben auch Jahrzehnte alt ist.
Vielleicht kennt Gorkow die neueren Filme überhaupt nicht, die Lemke in diesem Jahrhundert gedreht hat. Laufen ja gegen Mitternacht im Fernsehen – wenn überhaupt. Vielleicht schweigt er auch nur aus Respekt. Mit Sicherheit beneiden Gorkow und Koautor Tobias Kniebe, beides angestellte leitende Redakteure in Sibirisch-Steinhausen, den sympathisch verwahrlosten Regieveteranen: „Klaus Lemke ist der freieste Mensch, den man treffen kann. In Schwabing. In München. Wo auch immer.“ Da bin ich ganz bei ihnen.
Nur macht das höchstens Lemkes Aussteigervita sympathischer, aber seine hingeschluderten Arbeitsmaßnahmen kaum besser. „Schmutziger Süden“ etwa bietet den typischen Mix der letzten zehn Jahre: Unbeholfene Laiendarsteller, wirre Handlungen, ungeschliffene Dialoge, Brutaloschnitte sowie überraschend prüde Altherrenfantasien von vielen Mädchen, die ein und demselben Mann verfallen – wobei Lemke weit weniger Sex zeigt als etwa die Stunden früher ausgestrahlten ZDF-Sommernachtsfantasien, da kann er noch so sehr von Porno fabulieren.
Überhaupt merkt man Lemke die frühe Schwabinger Schule an – er redet viel, man darf ihm wenig glauben. Mal will er Angebote für eine „Tatort“-Regie abgelehnt haben, dann erzählt er wiederum, er würde gern einen drehen, hätte ihn aber noch nicht offeriert bekommen. Festivals interessieren ihn nicht? Wieso reicht er seit Jahren diese Kameraübungen ein und protestiert beim Münchner Filmfest wiederholt mit Mahnwachen dagegen, daß man ihn abgelehnt hätte? „Schmutziger Süden“ liefe auf der Berlinale? Ein Gerücht. Der Bayerische Rundfunk plane eine Serie mit ihm? Wunschdenken. Die Filme kosten fast nichts? Die Musikrechte für Blondie und andere Tracks im „Schmutzigen Süden“ wird er sich kaum mit seinem Standard-Fuffie geleistet haben. Er gewähre nur selten, nicht öfter als zweimal jährlich Interviews? Dann hat er allein schon in den letzten Wochen mit der „SZ“, arte„Welt am Sonntag“, „Abendzeitung, „Tagesspiegel“ oder dem Studentenblatt „Philtrat“ für die nächsten Jahre vorgearbeitet.
Aber so oft wie er sich dort in seinen – auswendig gelernten? – Statements wiederholt, muß man vielleicht nicht jedes Gespräch einzeln zählen. Die Fragesteller trauen sich auch kaum, nachzufragen, nachzuhaken. Mit Ausnahme von Marina Kumchuk und Nicola Wilcke („Philtrat“), die zwar dabei auch nicht zu Lemkes Kern vordringen, aber zumindest amüsant scheitern. Interessiert es denn keinen, wie licht die Haare unter seiner legendären Schiebermütze sind? Ob Lemke tatsächlich im alten Schumann's Hausverbot genoß, weil er volltrunken an den Tresen gepinkelt haben soll? Und wie viel Rente der 69-Jährige erhält?
Einen Rentenanspruch wird er sich doch sicher aufgebaut haben, auf dem Höhepunkt seiner Karriere in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren, als er eben keineswegs als Filmguerilla low-budget arbeitete, sondern noch als gut bestallter Lohnregisseur. Die Cameo-Auftritte Horatius Haeberles und Michael Graeters im „Schmutzigen Süden“ sind eine kleine Reminiszenz an diese Ära.
1987, bei „Zockerexpress“ (bzw. „Zockerexpreß“) war ich auch mal vorübergehend mit im Lemke-Team. Es war wohl der erste seiner wirklich schlechten Filmen, wenn auch noch als großes Kino angelegt. Allein ich erhielt für die PR-Betreuung um die 10.000 Mark, an der Kamera stand Lothar Elias Stickelbrucks und für die Hauptrolle hatte man den holländischen Star Huub Stapel eingekauft. Ihn als männliche Hauptfigur umgarnte – ähnlich wie im „Schmutzigen Süden“ – ein weibliches Dreigestirn, die Türsteherin Sabrina „Sexkoffer“ Diehl, das persische Model Jasmin Zadeh und – als einzige Profischauspielerin – Dolly Dollar (Christine Zierl).
Wie es sich für die achtziger Jahre gehört, habe ich nur noch recht verschwommene Erinnerungen an die Dreharbeiten: Eingeprägt hat sich mir kein Bild vom Regisseur am Set, sondern wie Lemke nachts mit Produzent Hanno Schilf den Boden des Produktionsbüros nach einem verloren gegangenen Piece absucht. Autor Micha Lampert erschien zu den Scriptbesprechungen im Bella Italia immer mit einem Baseballschläger, weil das Multitalent gerade auch in einen Zuhälterkrieg verwickelt war. Jasmin Zadeh vertrug keinen Alkohol, weshalb ich als PR-Mann alter Schule sie ständig begleiten mußte, aber auch nicht verhindern konnte, daß sie bereits nachmittags mit Champagnerflöten um sich schmiß oder nach einer Nacht im P1 die Tür der Wohnung eintrat, die sie für einen auf Ibiza weilenden Barkeeper hütete, weil sie den Schlüssel nicht finden konnte. Der Standfotograf bewarb sich um seinen Job, indem er mir Bilder einer minderjährigen Nackten am Starnberger See vorlegte. Und finanziert hat das ganze Chaos ein Großgrundbesitzer aus dem Münchner Umland, der sonst eher auf Pferde setzte.
Im Grunde sollte Klaus Lemke keine Filme mehr drehen, sondern sein eigenes Leben verfilmen lassen. Stoff genug gäbe es.

Updates:
Mehr von mir zu Huub Stapel und den Dreharbeiten von „Zockerexpress“.
„Film muss noch nicht mal gut sein“ – Lemkes „Hamburger Manifest“.
Lemke und ich auf Radio m94,5 zum Hamburger Manifest.

Mittwoch, 19. September 2007

Ankündigung einer Hinrichtung

Bisher ist mir Alexander Gorkow nur auf die Nerven gegangen, wenn er im Schumann's lauthals Redaktionsinterna und Intrigen aus der „Süddeutschen“ verbreitete oder in „GQ“ postpubertäres Machogehabe vorführte. Aber jetzt hat er einen Roman geschrieben: „Mona“, den Kiepenheuer & Witsch wie folgt ankündigt: „Blum, Spezialist für Kühlkettensysteme in einer Münchner Firma, fliegt für einen Auftrag nach Bukarest. Dort trifft er nicht nur auf den Besitzer einer Schlachthofkette und dessen sechs Handlanger, sondern auch auf: Mona. Eine Begegnung, die ein Blaufeuer der Liebe entfacht, in deren Folge es bedauerlicherweise zu ein paar Leichen kommt. Kein Preis ist zu hoch für die wahre Liebe. Innere Stabilität ist dem Naturwissenschaftler Blum wichtig. Problemen geht er nach Möglichkeit aus dem Weg, mit Frauen übt er sich lieber in der Kunst der schönen Gymnastik als des schönen Gesprächs. Wie eine Naturgewalt bricht da Mona in sein Leben ein. Dabei ist er aus beruflichen Gründen in Bukarest: Er soll sicherstellen, dass der kreuz und quer durch Rumänien führende Transport von Schlachttieren kühlungstechnisch einwandfrei vonstatten geht. Dass Blum bei diesem Auftrag nicht nur die rumänische Gesamtstromlage falsch einkalkuliert, sondern auch das Geschäftsgebaren der Rumänen nicht richtig einzuschätzen weiß, führt zu, nennen wir es: Komplikationen. Es gibt ein böses Erwachen in einer Kühlkammer, einen Ausflug nach Paris, ein Festdiner mit Freunden und Gästen aus der Fremde – und auf einmal sechs Leichen. Ein Mörder aus Liebe, begibt sich Blum mit Mona auf die Flucht. Seine Beichte, die er aus seinem Versteck an uns schickt, ist ein anrührendes, irrwitzig komisches Dokument der entzückendsten Liebesverblendung. So hinreißend falsch hat lange niemand geliebt.“ Ich will fair sein, ich werde das Buch lesen, bevor ich es hinrichte. Demnächst mehr.

Update: Gorkow, inzwischen bei der „Süddeutschen Zeitung“ verantwortlicher Redakteur der Seite Drei, lästert nicht mehr nur im Schumann's über Kollegen. In der „SZ“ vom 24. September 2014 nutzt er auf Seite 1 einen Artikel zum neuen Album von Pink Floyd zu einem kleinen Querschläger („Da man nun selbst im Grunde kaum daran interessiert ist, mit verhaltensauffälligen Kollegen jeden Tag in einem Hochhaus in eiskalten Konferenzräumen zu sitzen“), der sehr auf das eigene  Redaktionsgebäude gemünzt zu sein scheint.