Sonntag, 15. August 2010

Berliner Boulevard at it's best – die schrägsten Zeitungsschürzen der 90er Jahre

Bei uns in München stand die „BILD“-Zeitung schon immer im Schatten der großen Boulevardschwestern „tz“ und „Abendzeitung“, aber als ich in den achtziger Jahren das erste Mal nach Westberlin zog, war ich doch überrascht, wie viel unbedeutender Deutschlands größte Tageszeitung dort war. Im Grunde nicht mehr als ein Wurmfortsatz im Springer-Konzern, der an der Spree mit der „BZ“ den Boulevard beherrschte. (Die „Bild am Sonntag“ gab's in Berlin bis zum Mauerfall sogar überhaupt nicht, um die Sonntagsausgabe der „Berliner Morgenpost“ zu schützen.)
Nach der Wende setzten dann Aboblätter wie der „Tagesspiegel“ (Giovanni di Lorenzo, Hellmuth Karasek!) oder die „Berliner Zeitung“ (Erich Böhme, Michael Maier, der Traum von der „deutschen Washington Post“) vorübergehend auf eine Qualitätsofffensive, aber die „BILD“ hatte nun neben der altverhaßten „BZ“ auch noch weitere Konkurrenten: den im Ostteil der Stadt übermächtigen „Berliner Kurier“ sowie – wenn auch nur etwas über ein Jahr lang – die von Burda verbrochene „Super!“ („Angeber-Wessi mit Bierflasche erschlagen – Ganz Bernau ist froh, daß er tot ist.“).
Nun kläffen kleine Köter gern besonders laut, wie man an den Schlagzeilen sieht, mit denen die „BILD“ in den neunziger Jahren sich vor allem gegen den hauseigenen Konkurrenten profilieren und die Berliner Käufer locken wollte. Manches klingt, als wären die Redakteure beim Titeln mit dem Kopf gegen den Balken geknallt.
Der Fotograf Henrik Jordan, mit dem ich Mitte der neunziger Jahren für den „Tagesspiegel“ unterwegs war, sammelte die schönsten Zeitungsschürzen der „BILD“ und „BZ“ und veröffentlicht sie jetzt nach und nach auf Facebook. Hier eine Auswahl.



Samstag, 14. August 2010

Freitag, 13. August 2010

Chipkarte für Kinder: Mehr Schein als Sein?

Bei der Diskussion um die Einführung einer Chipkarte für die Kinder von Hartz-IV-Beziehern wird derzeit in vielen Medien (heute, „Süddeutsche Zeitung“, update: „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“) die Familienkarte der Stadt Stuttgart hochgejubelt.
Natürlich ist es generös, allen Familien mit einem Jahreseinkommen unter 60.000 Euro (!) per Chipkarte ein Guthaben von 60 Euro pro Kind (früher 90 Euro) zu schenken, das in Schwimmbädern, Sportvereinen, Musikschulen, dem Zoo und Planetarium eingesetzt werden kann.
Andererseits: was sind schon 60 Euro? Und wäre es nicht gerechter und vom Verwaltungsaufwand auch viel effizienter, die Subvention für Besserverdienende mit Monatsgehältern von 3.000, 4.000 Euro bei so einem Projekt einzusparen und stattdessen einfach allen Hartz-IV-Empfängern, Aufstockern und Niedrigverdienern beispielsweise grundsätzlich freien Eintritt zu gewähren – wie es etwa bei Schwerbehinderten auch möglich ist?
Nur ein paar Kostenbeispiele: Eine Alleinerziehende, die mit ihrem Kind den Tierpark Wilhelmina besucht, muß dafür 18 Euro bezahlen. Mit der Familienkarte darf sie sich so ein Vergnügen also genau fünfmal jährlich erlauben. Ein Nachmittag im Schwimmbad käme die beiden auf 5,70 Euro – das sind also für Mutter und Kind zehn Besuche im Jahr. Und die vielzitierten Waldheime und Musikschulen gewähren Karteninhabern zwar zusätzlich noch einen Rabatt von zwanzig Prozent. Ein Jahr Musikunterricht inklusive Anmeldegebühr käme damit aber immer noch auf mindestens 110 Euro und ein 1-wöchiger Aufenthalt im Waldheim auf 51,20 Euro.Und bei alldem heißt es für die Hartz-IV-Familie auswählen: Beispielsweise entweder Waldheim oder Schwimmbad, denn beides läßt sich von der Chipkarte nicht finanzieren.
Angesichts solcher Rechenbeispiele liegt es nahe, daß die Familienkarte, die bei mehr als drei Kindern gänzlich auf eine Vermögensgrenze verzichtet, weniger Kinder und Eltern in armen Verhältnissen fördern soll, denn ein Zuckerl für Familien im Allgemeinen sein soll und sich vor allem an den Mittelstand richtet. Was auch schön ist, aber die Bedürfnisse der Ärmsten in Deutschland letztendlich ignoriert.

Sightwalk: Streetview mit ungepixelter Dorin-View

Während wir alle – die einen freudig, die anderen empört – dem Deutschlandstart von Google Streetview entgegensehen, ist Mitbewerber Sightwalk längst online.
Und wie es der Zufall so will, finde ich bei einer spontanen Suche nach dem Barer 61, auch bekannt als Popas Büro, prompt mich selbst abgeschossen. Mal schön verpixelt, mal aber auch nicht gepixelt.

Updates:

Turi2

„6 vor 9“ im Bildblog

Mittwoch, 11. August 2010

Allerleihrauh – L.A. Crash

Einsamkeit, Armut, Krankheit, Heimatlosigkeit: wie der Schmerz in all seinen Facetten bis ins 21. Jahrhundert überlebt hat, sich – kaum stillbar – allen Fortschritten und jeder Betäubung verweigert, hat Paul Haggis in seinem Drehbuch zu Clint Eastwoods „Million Dollar Baby“ als lange Reise durch die Nacht erzählt.
Für sein sagenhaft kühnes Regiedebüt „L.A. Crash“ wechselt er nun vom stillen Passionsweg aufs grelle Autobahnkreuz. Los Angeles County, wie man es zu kennen glaubt: Drive-by-shootings und Hollywood-Galas, Chinatown und LAPD, Luxusvillen und Raubüberfälle, Rathausintrigen und Rassenkonflikte, eine von Zelluloidstreifen und Fernsehrauschen seit Jahrzehnten genährte Märchenkulisse, der Haggis ein neues Kleid aus schimmerndem Rauhreif überzieht.
Dort, wo sonst scheinbar stets die Sonne strahlt, wird es schneien, so wie zuletzt am 8. Februar 1989. Doch bevor sich El Pueblo de Nuestra Señora la Reina de los Angeles del Río de Porciúncula in Schneeweißchen verwandelt, zeigt uns ein mitreißendes Darstellerensemble (Matt Dillon, Sandra Bullock, Ryan Philippe, Jennifer Esposito, Don Cheadle, Brendan Fraser u.v.a.) 36 Stunden in Los Angeles, das hier keine Stadt, sondern ein Zustand aus Vorurteilen, Aggression und Sprachlosigkeit ist. (Wobei Haggis' große Kunst darin besteht, diese Hoffnungslosigkeit beschwingt, beherzt und mit so viel Humor zu erzählen, daß er den Fallen der political correctness entgeht.)
„Der Tastsinn ist ausschlaggebend. In jeder anderen Stadt wird man beim Gehen angerempelt und streift automatisch andere Passanten. In L.A. berührt dich niemand. Man befindet sich dauernd hinter Stahl und Glasbarrieren. Ich denke, die Leute vermissen die Berührungen so sehr, daß sie Kollisionen verursachen, nur um etwas zu spüren.“ Bereits in den Eröffnungssätzen des Films liegt der erste Geniestreich, denn mit der Schimäre der kalifornischen Autostadt werden wir eingelullt und wähnen uns als Unbeteiligte auf Sightseeing-Tour.
Amerika scheint weit weg mit seinen Highways und dem babylonischen Gewirr aus Amerikanisch, Spanisch, Persisch, Mandarin, Koreanisch und sehr vielen Vorurteilen. Bis die Front plötzlich nicht mehr nur zwischen Schwarz und Weiß, Alteingesessenen und Einwanderern, sondern auch zwischen Mutter und Sohn, Vater und Tochter, zwischen Brüdern, Kollegen, Liebenden verläuft. Haggis hält uns allen einen Spiegel vor. Den fremdelnden, nur auf ihr Wohl bedachten Menschen, die sich selbst den Vorurteilen ausliefern und in ihrer egoistischen Wut zusehends erstarren, bis sie sich nicht mehr untereinander verständigen können, selbst wenn sie eine Sprache teilen.
Natürlich steht Haggis mit diesem filigranen Meisterwerk in der Tradition von Robert Altmans „Short Cuts“ und Paul Thomas Andersons „Magnolia“, aber noch viel mehr in der Linie der großen Märchen und Sagen, denn seine Geschichte vom Leben und Sterben in Los Angeles ist nicht nur ziemlich konstruiert, sondern ein im positiven Sinne dreistes wie sorgfältiges Geflecht, das alle Beteiligten nicht nur miteinander verknüpft, sondern ohne Rücksicht auf Zufall und Wahrscheinlichkeit die Guten zum Bösen verführt und die Bösen zum Guten bekehrt. Aber von Rotkäppchen, Scheherazade und Däumelinchen haben wir uns ja auch hemmungslos verzaubern lassen, ohne besserwisserisch nach Plausibilität zu fragen.

Dieser Text erschien zuerst im „In München“ 2005

(Foto: ARD)

Samstag, 7. August 2010

Ausverkauf einer zählebigen Freundschaft

Was könnte noch intimer sein als die Widmung, die ein Schriftsteller einer Schönen in sein Buch kritzelt? Die einem wichtigen Literaturkritiker gewidmeten Zeilen, mit denen der hoffnungsvolle Autor aus der Flut der Neuerscheinungen auftauchen oder vielleicht auch nur einem alten Freund Verbundenheit demonstrieren will. Breyten Breytenbach in fehlerhaftem Deutsch, Günter Grass in „zählebiger Freundschaft“. Im Antiquariat Frank Albrecht verschachert Fritz J. Raddatz derzeit Widmungsexemplare von Autoren wie Adorno, Kästner oder Zuckmayer zum Stückpreis von 10 bis 150 Euro („Ratenzahlung möglich“).
„Sich von Büchern trennen, das ist, als würfe man Brot weg. Sich von signierten Büchern trennen, das ist, als verriete man Freunde. Ist doch eine Zueignung auch Zeichen der Zuneigung. Die Bücher, die mir im Laufe meines langen Lebens gewidmet wurden, sollten mich ja auch streicheln. Fast immer sind es Zeilen von Freunden, der Freundschaft. Beides haftet in der Erinnerung.“ Dennoch ordnet der Feuilletonveteran mit dem Ausverkauf offenbar seinen Nachlaß. „Man soll geliebte Bücher in andere Hände weitergeben, hoffend, es werden behütende sein, Hände von Buchnarren und Lesern, die sie nun in ihren Schutz nehmen wollen.“
Im Katalog (pdf-Download) sind leider zwischen vielen amazonesken Coverabbildungen nur wenige Autographen vom Vorsatzblatt abgebildet.

Samstag, 31. Juli 2010

Chatter und andere Schreibtischtäter

Ein aktuelles Entertainmentformat voller Stars, über die man respektlos, frech berichtet. Als Zielgruppe die junge, mobile, aus Chats und SMS prägnante Kürze gewohnte Generation, der die „Bunte“ mit ihrer – vielleicht noch den Wartezeiten beim Friseur und Arzt geschuldeten – seitenlangen Psychologisiererei zu behäbig ist. Wir waren entschlossen die junge „Bunte“ zu stemmen, wie so viele vor und nach uns.
Doch in Druck ging es nie, was da in den Berliner Räumen der Burda-Tochter STARnetONE im Sommer 2001 unter Philipp Welte entwickelt worden war. Obwohl „whow“, primär ein tagesaktuelles Entertainmentformat im Internet, aber mit glossy Magazin-Look, keineswegs nur online erscheinen, sondern von Anfang an um einen Print-Ableger erweitert werden sollte. Für das papierne Spin-off hatte man mich aus München nach Berlin geholt und dann erst einmal beim Webformat geparkt.
Es war eine denkwürdige Erfahrung, das erste Mal, daß ich einen Redaktionsbetrieb erlebte, der aus sich selbst schöpfte und vor allem in sich selbst ruhte. Man recherchierte nicht vor Ort, traf sich nicht mit Stars, traute sich kaum aus der Redaktion heraus, allein schon, weil dafür gar keine Zeit vorgesehen war. Stattdessen flöhte man das Internet und produzierte täglich zwei Dutzend Geschichten am Schreibtisch, den man höchstens mal verließ, wenn man ausnahmsweise ein Telefoninterview arrangiert hatte und es in Ruhe führen wollte. Dann wich man vom Großraumbüro der Redaktion ins Obergeschoß aus, in Weltes Büro, der kein Schreibtischtäter war, weshalb es öfters leer stand. Dort, zwischen dem Silver-Surfer-Flipper und einer Silver-Surfer-Originalzeichnung holte ich mir dann vielleicht ausnahmsweise einen O-Ton. Schließlich waren wir multimedial, dann wollte so eine Sounddatei auch mal produziert werden.
Während Tom Kummer bei seinem Borderline-Journalismus zumindest noch den Eindruck zu erwecken versuchte, er hätte die Hollywood-Größen face to face interviewt, begann mit „whow“ die Ära der schnoddrigen Schreibtischtäter, die im Grunde auch nicht näher als ihre Leser an den Stars saßen, auch nicht viel mehr wußten, das Halbwissen aus Angelesenem und Angedichtetem höchstens vielleicht pointierter formulieren konnten.
Natürlich kam es auch schon früher im analogen Redaktionsalltag vor, daß man mit Dinosauriern wir Gerald Büchelmaier um einen Leuchttisch saß, das Bildmaterial der Agenturen sichtete und dann in der Bildunterschrift mutig drauflos schwadronierte, irgendeine Nachricht zu einem Foto erfand, immer im Vertrauen darauf, daß der Leser alles glaube, was gedruckt wird – oder sich zumindest gut unterhalten fühlt.
Heute böte das Internet nun die Möglichkeit, zu googeln, ob ein vermeintliches Exklusivinterview tatsächlich geführt oder nur aus bereits veröffentlichten Beiträgen anderer zusammenkopiert worden ist, bei unzureichend beschrifteten Paparazzifotos nachzurecherchieren, ob das nun ein Schnappschuß aus Malibu oder Saint-Tropez ist, zu überprüfen, ob es tatsächlich ein aktuelles oder doch nur veraltetes Bild ist.
Doch statt das Internet als ergänzendes Hilfsmittel zu sehen, als weitere Instanz, neben der Zusammenarbeit aus Freelancern, Korrespondenten, Agenturen und Redakteuren, neben der Vor-Ort-Recherche, neben Interviews und der Basisarbeit des Sich-Herumtreibens, dem mehr vom Zufall gesteuerten denn planvollen Sammeln und Jagen, wird zunehmend ausschließlich am Rechner recherchiert, und das nicht nur bei Heften wie „Chatter“, wo Borderline Redaktionsstatus zu haben scheint.
Als die „Süddeutsche Zeitung“ neulich den Agentur-Veteranen  Mort Rosenblum (Associated Press) porträtierte, zitierte sie seine Sorge, die Redaktionen erlägen dem Irrglauben, „dass man von diesen Korrespondenten nicht mehr so viele braucht in Zeiten des Internets, die Redakteure können doch alle am Schreibtisch recherchieren.“
Der Schreibtischtäter ist gerade im tagesaktuellen Geschäft ein herrlich effizienter Journalist, an seinen Computer gekettet, und das im Idealfall sogar aus eigenen Stücken. „Die jungen Leute gehen nicht mehr vor Ort, weil sie sich in den Laptop verliebt haben“, bemängelte Michael Graeter („Abendzeitung“) neulich auf der Tagung „Boulevard – jein danke“, „die machen alles vom Schreibtisch aus. Selbst bei mir im Haus gibt es Leute, die sind noch nie außerhalb vom Rundfunkplatz 4 gesehen worden“.
Doch noch ist der Leser schlauer als so mancher Geschäftsführer oder Chefredakteur. „Whow“ fand selbst im Internet kaum Anklang und wurde bald abgewickelt. „Chatter“ verkaufte von der ersten Ausgabe nicht einmal die Hälfte der den Anzeigenkunden versprochenen Garantieauflage und bei der ums Überleben kämpfenden „Abendzeitung“ hat man ein Frontschwein wie Graeter den Schreibtischtätern zu Seite gestellt.

Freitag, 30. Juli 2010

Zeugnistag

„Betragen und Fleiß des lebhaften Schülers waren nicht immer gut. Seine Mitarbeit steigerte sich in letzter Zeit wieder.“ (1. Klasse)
„Der aufgeschlossene Schüler zeigte vorbildliche Mitarbeit und gutes Betragen. Seine Schrift entspricht nicht der geforderten Norm.“
(3. Klasse)
„Betragen und Fleiß des selbstsicheren Schülers erfreuten. Die mündliche Mitarbeit ist erst in den letzten Monaten lebhafter geworden.“ (4. Klasse)
„Dorin hat während des Schuljahres interessiert, bisweilen aber unkonzentriert mitgearbeitet. Sein Verhalten war einwandfrei.“ (5. Klasse)
„Dorins Verhalten war anerkennenswert; seine Leistungen wurden nur noch gelegentlich durch Konzentrationsmängel beeinträchtigt.“ (6. Klasse)
„Dorin hat wiederum sehr rege mitgearbeitet, muß aber bei schriftlichen Prüfungen weniger flüchtig sein.“ (7. Klasse)
„Seine Mitarbeit und sein Verhalten waren lobenswert.“ (8. Klasse)

Kama Sutra

Schon im Urlaub gewesen? Bedarf für ein bißchen Entspannung? Wie wäre es mit einer Zeitreise ins Indien des 16. Jahrhunderts, für 114 Minuten Sinnesrausch? Eintauchen in einen müßiggängerischen Kosmos, wo jede Lust Vollendung will. Wo das Kama Sutra nicht auf ein Stellungsspiel reduziert wird, sondern Genuß und Sinnlichkeit den ganzen Tagesablauf bestimmen.
Ein Panoptikum der Begierde, Verführung und Vereinigung – oder bei mißlungener Balz auch der Verweigerung. In den Hauptrollen: Paläste mit schummrigen Interieurs, Badestellen voller treibendem Blütenzauber, raschelnde, oft kaum etwas verbergende Seidengewänder, den Körper akzentuierende Schmuckpretiosen, einlullender Singsang und natürlich genug anmutige Schauspieler. Ein Bilderberg für Götter.
Die Handlungskonturen dieses im Farbspektrum eines Gewürzbasars gehaltenen Designertraums bilden sich nur sehr langsam heraus und könnten durchaus als weiblicher Gegenentwurf zum „Tiger von Eschnapur“ gelten. Ein König entzweit sich beim Buhlen um dieselbe Frau mit seinem Lieblingsbildhauer und wird, feist und bösartig geworden, die Frau und sein Reich verlieren.
Nur setzt Mira Nair („Salaam Bombay“, „Mississippi Masala“) nicht die beiden Gockel in den Mittelpunkt, sondern die Kurtisane Maya sowie deren Widersacherin Tara. Prinzessin Tata und ihre Dienerin Maya wachsen gemeinsam auf. Trotz aller Standesunterschiede sind sie Freundinnen, auch wenn Maya immer die Talentiertere und Tara der Herkunft wegen die Hoffnungsvollere ist. Ihre Wege trennen sich erst, als die Prinzessin mit König Raj Singh vermählt wird. Maya verführt den König vor der Hochzeitsnacht, wird verstoßen und kehrt als ausgebildete Kurtisane in die unglückliche Ehe der Edelleute zurück.
Dem Inhalt braucht man aber nicht viel Aufmerksamkeit schenken. Lieber abschalten und in die Klang- und Bilderflut eintauchen, auch wenn es gelegentlich etwas langweilig wird. Eben ganz genauso wie ein Tag am Strand.

Dieser Text erschien in der Kulturbeilage des Berliner „Tagesspiegel“: „Ticket“ 19/1997

(Foto: 3sat/ZDF/Lydia Dean Pilcher)

Sonntag, 25. Juli 2010

Unter Hyänen: Popstars – Girls forever

Sie wirken so unbedarft. Unschuldig. Jung. Nein, nicht etwa die Kandidatinnen der neuen „Popstars“-Staffel, sondern die, na ja, Kolleginnen von „Bravo“, „Bravo Girl“ und der sonstigen Pickelpresse, wie sie, an der Spezi nuckelnd, hinter der Münchner Reithalle warten. Ein paar haben ihre schönsten Fick-mich-(oder Entdeck-mich?-)Schuhe an, viele zu enge Klamotten, aus denen der BH herausquillt, duldsam harren alle der Dinge.
„Popstars“, die 9. Staffel. Am 19. August startet „Girls forever“. Heute zeichnete Pro Sieben aber bereits die Entscheidungsshow vom 7. Oktober auf und bat die Medien an den roten Teppich. Als Edelstatisten, weshalb wir sämtliche Rechte an unserer „Darbietung“ schriftlich an die Tresor TV Produktion abtreten durften. Und während ich noch darüber nachdachte, ob überhaupt alle anwesenden Journalistinnen bereits volljährig sind, entpuppen sie sich als knallhart investigative Profis, die sich auf die Castingkandidatinnen stürzen wie ein Rudel Raubtiere aufs Abendessen.
„Wieso trägst Du offene Schuhe, wenn Deine Fußnägel so schlecht lackiert sind?“ „Bei dem Kleid mußt Du Deinen Bauch aber ganz schön einziehen.“„Wo stammen Deine Narben her?“ „Bist Du lesbisch? Nein? Aber hast Du schon mal mit einem Mädchen rumgemacht?“ „Wieso bist Du nicht fertig gestylt?“
Dabei ist Jorge in seinem Jumpsuit doch die größte Stylingkatastrophe, aber die Leihgabe von „Germany's Next Top Model“ ist ja auch nicht fürs Aussehen, sondern fürs Laufen zuständig.
Kandidatin um Kandidatin kämpft sich an der Presse vorbei, posiert für den Pro-Sieben-Fotografen Frank Hempe in Ermangelung echter Paparazzi, liefern O-Töne in die übers Gitter gestreckten Handys – kein professionelles Aufnahmegerät am Start. Sarah, Esra, Serge oder wie immer die Kandidatinnen auch heißen, sie schlagen sich tapfer.
Schließlich kommen noch Culcha Candela als Special Gäste der Show. Ihre Aufgabe? Ich spare mir die Aufzeichnung, räume den roten Teppich und überlasse das Showbiz sich selbst, jenseits und diesseits des Gitters.

Updates: Nach der Ausstrahlung der ersten Folgen würde ich sagen, daß es sich bei den Mädels oben um Anna, Rosalie, Angel-Ann, Diba, Sash, Isabell, Ines Gjigji u.a. handelt, wobei das unter Vorbehalt geschieht. Zwischen Staffelstart und der hier dokumentierten, weit später zur Ausstrahlung vorgsehenen Sendung lag das Makeover, das doch einiges am Aussehen der Kandidatinnen verändert hat.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Die Zeitung der Zukunft – eine Art taz?

Medientagungen bieten selten Überraschendes. Die Gewerkschafterin redet der Besitzstandswahrung angestellter Journalisten das Wort, der geschäftsführende Onliner präsentiert Thesen zur Zukunft der Medien, SZ-Chefredakteur Hans Werner Kilz hält Wikipedia für unseriös (mit der süßen Begründung, dort würde so oft Falsches über ihn selbst drinstehen) – man gibt sich selbstreferentiell wie selbstbewußt, nur Selbstkritik ist selten.
Um so überraschender war der Vortrag Hans Georg Schnückers, Sprecher der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Rhein Main („Allgemeine Zeitung“, „Wiesbadener Kurier“, „Wormser Zeitung“ u.a.) und zugleich Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), auf einer Tagung der Akademie für politische Bildung Tutzing zu den „Umbrüchen in der Medienlandschaft“.
Schnücker, der betonte, jeden deutschen Zeitungsverleger persönlich zu kennen, weiß auch um die Schwächen seiner Kollegen (auch wenn er in seiner Rede von Journalisten spricht, hält er letztlich den Verlegern einen Spiegel vor). In seinem Statement zur „Zukunft der Zeitung – Zeitung der Zukunft“ forderte er einen Perspektivenwechsel:
„Die Berichterstattung in unseren Zeitungen ist nach wie vor überwiegend getrieben von der Offiziellen- oder Behördensicht, wie ich es nenne. Wenn über Bildungspolitik berichtet wird, dann haben wir die Sicht der Bundesregierung, der Landesregierung, der Kultusministerien, vielleicht auch noch der Schulaufsichtsbehörde. Die betroffenen Schulen, Schulleiter, Lehrer und Schüler kommen sehr häufig überhaupt nicht zu Wort.“
„Wir brauchen weniger Chronistenpflicht und mehr Agenda-Setting. Themen wie Migration, Stadtentwicklung, Energiefragen, Bevölkerungsentwicklung, Digitalisierung der Gesellschaft, Gesundheit, Umwelt, Klima etc. müssen auch in Regionalität und Lokalität aktiv bearbeitet werden.“
„Wir brauchen ein anderes Selbstverständnis der Redakteure: Wer den Menschen die Welt erklären will, muss die Welt verstehen, muss die Menschen lieben und mit sich selbst zurechtkommen.“
Wir brauchen auch andere Redakteure, führte er in freier Rede weiter aus, und kritisierte, wieso es beispielsweise in den Redaktionen so wenige Mitarbeiter mit Migrationshintergrund gäbe.
(pdf-Download des vollständigen Redemanuskriptes)

Sonntag, 18. Juli 2010

Wochenplan

Pressevorführungen „Eine Karte der Klänge von Tokio“, „Gainsbourg“, „Kiss & Kill“, „Duell der Magier“, „Inception“ und „Oskar und die Dame in rosa“,  Sounds like Munich: Independent / Black Box Gasteig, Prof. Raimer Jochims: Künstlerwege zur Gesundheit in einer kranken Gesellschaft am Beispiel von Brâncuşi und Beuys / Akademie der bildenden Künste München, P1-Sommerfest, Vernissage Hito Steyerl / Stuck-Villa, Cruise- & Pre-Collection FJ-SO 2011 / Louis Vuitton Showroom, Sondervorführung der restaurierten Fassung des Dokumentarfilms „München 1945“ / Filmmuseum, Pressekonferenz zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayern / Muffathalle, „Clap“-Shooting, Vernissage Jazz-Fotografien von Ssirus W. Pakzad / discovery entertainment, Eröffnung Down Under Gallery, Telekom Street Gig mit Fanta Vier / Pro Sieben Sendezentrum, Jazzfrühschoppen mit Regiermeister Klaus Wowereit / Schlösselgarten

Samstag, 17. Juli 2010

Agora (1): Jochen Wegners 23 Thesen zur Zukunft der Medien

Anläßlich der Tagung „Umbrüche in der Medienlandschaft“ in der Akademie für politische Bildung Tutzing hat Jochen Wegner gestern (update: eigentlich „unter Ausschluß der Öffentlichkeit“, so Wegner am 15. Oktober auf den Münchner Medientagen) nicht nur diesen Screenshot des zukünftigen Focus-Online-Looks präsentiert (Transformation!), sondern auch „23 Thesen zur Zukunft der Medien“ (Thesen wortwörtlich, die ihnen nachgestellten Erläuterungen in Klammern aus dem Gedächtnis nacherzählt, wobei ich sie laufend update, wenn ich mich wieder an neue Details erinnere. Auf den Medientagen München 2010 hat Jochen Wegner diesen Vortrag im Contentgipfel wiederholt. Ein Videomitschnitt davon steht online – leider ohne Deep Link, nach Contentgipfel suchen. Was mit Medien hat einige von Wegners Anmerkungen dort notiert):
  1. Journalistische Qualität ist keine Frage des Substrats. (z.B. Print, Radio, Fernsehen, Online)
  2. Journalistische Qualität ist eine Frage der Ressourcen.
  3. Die Reichweite vieler digitaler Töchter übertrifft bald die der analogen Mütter. 
  4. Die Erlöse digital:analog verhalten sich wie 1:10. (Focus Online z.B. verdient ein Zehntel von dem, was die Printredaktion erlöst. International hat Wegner bei anderen Redaktionen ähnliche Zahlenverhältnisse recherchiert.)
  5. Das Internet hat keinen Geburtsfehler.
  6. Das Kernprinzip des Internet ist Effizienz.
  7. Die freie Presse ist nicht gottgegeben. (Sie ist keine Selbstverständlichkeit, sondern man muß darum, dafür kämpfen.)
  8. Journalisten müssen Unternehmer werden.
  9. Der Artikel wird zum Geschäftsmodell – und darf es keinesfalls werden. (z.B. Publishing-Sites wie ehow.com, aber auch sonst durch die Verknüpfung mit Google Ads. Das funktioniert hervorragend bei Service-Artikeln, aber wer will in Zusammenhang mit Kriegsberichten aus Afghanistan werben?)
  10. Nur originäre Inhalte haben eine Zukunft.
  11. (Bislang extreme Redundanz. Bei der Arbeit an nachrichten.de ist Wegner aufgefallen, wie hunderte deutschsprachiger Anbieter, darunter auch namhafte Redaktionen, oft identische Agenturtexte online stellen.)
  12. Die neue Ökonomie der Medien gleicht der Ökologie des Regenwalds. (Prächtig gedeihen die Baumriesen und das – teils parasitäre – Kleingewächs am Boden. Wie im Regenwald stirbt aber der Mittelbau in den Medien aus. Das Dumme ist nur, daß dort die meisten Journalisten arbeiten.)
  13. Zeit, Ort und Substrat verlieren ihre Bedeutung. (Ob man z.B. die Tagesschau um 20 Uhr live im Fernsehen, zeitversetzt am Rechner oder auf dem Handy erlebt, ob man eine Serienepisode im Fernsehen, als VoD oder auf DVD anschaut, spielt immer weniger eine Rolle. Ausnahmen sind Fernsehübertragungen mit Eventcharakter wie der „Tatort“ oder Fußballspiele.)
  14. Niemand braucht Print, Radio und TV.
  15. Neue Medien verhalten sich parasitär. (Bei den Medientagen München 2010 ergänzte Jochen diese These durch die Feststellung: „Onlinetöchter sind Parasiten der Printprodukte“. Jetzt, wo er Focus Online verläßt, dürfe er das ja sagen.)
  16. Print, Radio und TV werden noch lange leben. (Rieplsches Gesetz)
  17. Parasitismus ist kompliziert. 
  18. Es entstehen permanent neue Medien...
  19. ...mit völlig neuen Metaphern.
  20. ...und neue Formen der Monetarisierung.
  21. Ein Ökosystem digitaler Magazine entsteht...
  22. Viele Mittelsmänner werden ausgeschaltet. (z.B. Kiosk, Zeitungsausträger)
  23. Die digitalen Medien haben längst nicht zu sich gefunden...
  24. ...und werden noch sehr oft transformiert. 
Update: Carta mit Kommentaren dazu

Freitag, 16. Juli 2010

Literatur abseits von Story, Plot und Pipapo

Zuletzt stand er oft und allein im Schumann's, Münchens klassischer Bar. Wie ein Signallicht ragte Jörg Fauser aus dem Gewühl der Magazinmacher hervor, die ihn nährten und die er mit seinen Reportagen und Geschichten adelte. Bemüht wahrte er Haltung, mit hochrotem Kopf, trotz allen Alkohols immer auf der für ihn typischen Schattenlinie zwischen Beobachter und Akteur.
München – ausgerechnet die schicke Metropole der 80er Jahre war die Krönung seiner literarischen Karriere, nicht zuletzt weil es zugleich sein Ende war. Im Taunus geboren, hatte Fauser in Frankfurt am Main, Berlin und München gelebt, gearbeitet und sich als Chronist bewährt. Als Beobachter einer weit verbreiteten Lebensangst, der unermüdlichen Versuche, „einfach was Tolles“ zu bringen, und der dabei nicht zu vermeidenden Niederlagen. Die entsprechenden Verlierertypen fand er quer durch alle Gesellschaftsschichten, ob in der Koksschickeria, bei Hausbesetzern, unter den Stammgästen einer Trinkhalle oder bei den Junkies in Istanbul.
Er berichtete für „Twen“ aus der Drogenszene, interviewte für den „Playboy“ Charles Bukowski und wurde mit seiner Beobachtungsgabe, dem schnörkellosen Stil und seinem zupackenden Tempo bald ein Grenzgänger zwischen Kaufpresse und Undergroundliteratur. Der Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm dann 1981 mit dem Roman „Der Schneemann“, infolgedessen endlich auch die früheren Arbeiten Anerkennung fanden.
„Es gibt im 'Schneemann' eine Stelle, wo eine einfache Reihung von Assoziationen stattfindet“, erläuterte Fauser einmal. „Das sind etwa 20 Zeilen. Das ist eigentlich das Buch, abgesehen von Story, Plot und Pipapo. Deswegen schreibe ich, um solche Zustände herzustellen, wo jedes Wort das vorhergehende weiterführt, aber noch drinhat. Ja, das macht Schreiben aus.“
Am 17. Juli 1987, in der Nacht nach seinem 43. Geburtstag, überquerte Jörg Fauser im Morgengrauen eine Autobahn und wurde dort, wo sich im Münchner Umland Rotlichtbars und Reiterhöfe drängen, überfahren.

Bearbeitete Version eines am 17. Juli 1997 in der „Berliner Morgenpost“ erschienenen Textes.

Update: „Fauser schrieb, wie er dachte, wie er konnte, schnell und direkt. Eine Literatur, die nur das sein wollte, was da stand, nichts anderes. Und er wusste, wovon er schrieb, war ganz unten gewesen, Apomorphin-Entzug, Absturz, wieder neu anfangen, weitermachen, wieder Absturz. Er kannte den Geruch der Fixerbuden, den Mief der Kommunen, das Aroma der Straße.“
Michel Decar in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 25./26. Mai 2019 anläßlich der Neuauflage von Fausers Werk im Diogenes-Verlag.

Dienstag, 13. Juli 2010

R.I.P. Tuli Kupferberg

„The world’s oldest rock star“ („New York Times“)

„He had the mournful face of a rabbi, matched by a Borscht belt sense of humor that skewered all things of pretension -- money, power, generals, Nixon -- always accompanied by bawdy jokes, and an impossibly gentle manner. The perfect, and last great, flower child.“ („Village Voice“)

„Wir glaubten schlicht, den Anforderungen der Zeit an unsere Generation zu folgen, indem wir mehr Freiheit einforderten, jede Menge Spaß hatten und ein wenig am Zeitgeist schnüffelten, der hier gerade so durchblies.“
(„Süddeutsche Zeitung“)

Sonntag, 11. Juli 2010

Wochenplan

Mobile Monday: „One internet – convergence of the mobile and fixed interwebs“, Pressevorführungen „London Nights“, „Toy Story 3“, „Knight and Day“ und „I am love“, „Boulevard – jein danke!“ – Tagung mit Michael Graeter, Steven Gätjen, Georg Diez u.a. / Siemens Forum, „Umbrüche in der Medienlandschaft“ – Tagung mit Jochen Wegner, Sonia Seymour Mikich, Hans-Werner Kilz u.a. / Akademie für politische Bildung Tutzing, Jahresausstellung Akademie der Bildenden Künste München, Premiere „Der hessische Jedermann“ mit Helmut Markwort / Volkstheater Frankfurt, Kocherlball

Sonntag, 4. Juli 2010

Samstag, 3. Juli 2010

Wochenplan

Pressevorführungen „Briefe an Julia“ und „Veronika beschließt zu sterben“, Berlin Fashion Week, Sex & Chucks & Rock'n'Roll: 20 Jahre Schröder + Schömbs, Bread & Butter, Arkadendinner Kunstverein München, Pressereise „Gesichter hinter Garmisch-Partenkirchen“, Vernissage „Ultima Vista“ der Klasse Stephan Huber der Akademie der Bildenden Künste / Monte Rite

Filmfest München (3): Zoff um die „Carlos“-Premiere

Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen: Und so vernahm ich mit Freude, daß das Filmfest München aus seiner den Affenfelsen am Gasteig umgebenen Isarmeile mit einer Sondervorstellung von „Carlos“ ins gefühlte Schwabing und das langjährige Festivalkino Arri zurückkehrt. Tut es aber gar nicht.
Die „Deutschland-Premiere“ von Olivier Assayas' nahezu 6-stündigem, aber leider enttäuschendem Dreiteiler „Carlos“ findet heute unverändert um 17 Uhr im Cinemaxx 2 statt, wie die Festivalsleitung recht schnippisch aus Ihrer Trutzburg mitteilt.
Bloß weil parallel irgend so ein Fußballspiel läuft, bewegt sich ein Filmfest doch nicht.
Die Vorstellung nach dem Deutschland-Spiel um 19 Uhr im Arri ist dagegen eine von Verleih und Produzenten organisierte „neue Deutschlandpremiere!“ Denn wie die Produktionsfirma Egoli Tossell Film heute in Anzeigen mitteilte: „Wir lieben Fußball UND Kino“. Daher war man „sehr enttäuscht, dass sich das Filmfest München außerstande sah, die Vorführung unseres Films ein wenig zu verschieben. Deutschland im Viertelfinale oder der geheime Favorit von Cannes? Warum Film- und Fußballfans vor eine unmögliche Wahl stellen?“
So lädt man denn zur alternativen Abendvorstellung bei Bier und Brotzeit mit Regisseur Olivier Assayas und den Schauspielern Edgar Ramirez, Nora von Waldstätten, Alexander Scheer und Christoph Bach ins Arri – nicht zu einem Filmfest, sondern zu einem Film- und Fußballfest. So es denn für die Deutschen heute abend überhaupt etwas zu feiern gibt...