Freitag, 16. Januar 2009

FAZ entwaffnet

„Der Wachdienst zeigt sich (...) noch einmal in großer Form, höchste Gefahrenstufe. Alle Besucher werden durchsucht, müssen Telefone, Gürtel und alle möglichen Gegenstände am Eingang abgeben. Dem Korrespondenten der FAZ wird der Ehering vom Finger gezogen, weil er diesen auf die Richter schleudern könnte, so ein Wachtmeister. Journalisten der FAZ waren bisher nicht dafür bekannt, ihre Eheringe auf Richter zu werfen.“

Bernd Dörries heute in der „Süddeutschen Zeitung“ über einen Prozeß in Stammheim gegen einen mutmaßlichen Rädelsführer der Revolutionären Zellen.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Bunte Benefiztrümmer

Die Fußgängerzone ergraut wieder. Samstag, den 24. Januar wird Arne Quinzes überdimensionaler Streichholzflieger vor dem Oberpollinger wieder abgebaut. Während des Abbaus organisiert Louis Vuitton eine Spendensammlung zugunsten der Tabaluga Peter Maffay Stiftung durch den Verkauf von insgesamt 2009 signierten Holzleisten der Skulptur „The Traveller“. Die ersten 2000 Stück werden zu einem Preis von 20 Euro pro Leiste verkauft; neun größere Holzstücke werden zu je 150 Euro angeboten. Die Spendenaktion findet am Tag des Abbaus von 14 bis 17 Uhr vor dem Louis-Vuitton-Shop im Oberpollinger-Erdgeschoß statt.

Dienstag, 13. Januar 2009

jetzt.de zockt Leser ab

„Macht uns das Internet dumm? Ein Essay und eine Studie sagen ja“, verriet Alex Rühle am 23. Juli in der „Süddeutschen Zeitung“. Und man mußte dankbar sein, daß die Kollegen diesen netzaffinen Artikel auch prompt online stellten. Der Süddeutsche Verlag verhält sich in solchen Fragen ja durchaus unberechenbar. Wer nun aber den über den Tag aktuellen Beitrag im neuen Jahr nachlesen will, kann Pech haben. Oder vielmehr dafür löhnen müssen. Denn wer über den alten jetzt.de-Link geht, erfährt: „Diesen Text aus der Süddeutschen Zeitung kannst du hier leider nicht mehr lesen, er ist aber noch im Archiv der Süddeutschen Zeitung zu finden“ – das jedoch kostenpflichtig ist. Dirk von Gehlens Nachwuchstruppe könnte natürlich stattdessen auch auf das Mutterblatt verlinken, wo der Beitrag weiterhin kostenfrei steht. Aber offenbar geht der Mammon vor.

Mediale Nahrungskette

„Eine ganze Reihe ,führender' deutscher Blogs bezieht seinen Inhalt weitgehend sekundär, schreibt Zeitungen ab und sucht irgendwelchen Entertainment-Müll im Internet", zitierte der „Spiegel“ seinerzeit bei seiner Bloggerschelte Don Alphonso. Das Internet sei wie ein „Floh auf den Hund. Auch der holt sich seinen Content durch Saugen“, schimpfte Richard Wagner in der „F.A.S.“. Und seitdem irrlichtert bei nahezu jedem Blogbashing dieser Pauschalvorwurf weiterhin herum. Dabei weiß doch jeder, der schon einmal Pressearbeit gemacht hat, welche Bastion als erstes zu nehmen ist: Die Tageszeitungen. Sobald dort berichtet wird, stehen auch die Radio- und Fernsehredaktionen auf der Matte, um das Thema aufzugreifen. Man könnte es selbstverständliche Recherche nennen. Oder aber die Kollegen vom Rundfunk als Parasiten geißeln.

Das Lustprinzip

„Mein größtes Ziel ist es, keine Ziele zu haben. Am Ende des Wegs steht für uns Menschen immer das große Loslassen - der Tod. Auf dem Weg dorthin über ich mich täglich im Loslassen: Chancen, die sich aufdrängen, nicht ergreifen. Pläne, die zwingend erscheinen, canceln. Geld, das lockt, liegen lassen. Erst das gibt mir die Energie, jeden Tag aufs Neue das zu tun, worauf ich Lust habe.“

Peter Turi im Interview mit Robert eBay Basic

(Foto: Narziss und Goldhund)

Die Blogbibliothek ist online

Wenn mir die in diesem Augenblick startende Blogbibliothek Respekt abnötigt, dann vor allem wegen ihrer unaufgeregten Schöpfung. Letzten Herbst hat mich Roman „Yoda“ Hanhart das erste Mal darauf angesprochen, letzte Woche ging sie für eine geschlossene Benutzergruppe online, und die ganze Zeit scheint nichts an die Öffentlichkeit durchgesickert zu sein. Und das unter uns feedsüchtigen, twitternden Netzjunkies. Respekt!
Und wer hat's erfunden? Die Schweizer Roman, Caro Nadler und Kurt Steuble (Thinkabout), die in diesem Metablog Textperlen der Kategorien Meinung, Erzählung, Reflexion und Humor sammeln und dabei für Vorschläge dankbar sind.
Ich persönlich habe auch mit in Leder gebundenen, goldgeprägten Literatureditionen so meine Probleme, freue mich natürlich über jede Initiative, die Qualitätstexte im Internet fördert, finde aber mein Textgefühl als Leser und Blogger nicht so recht wieder. Denn gerade an Blogs reizt mich das Zeitmaß. Sei es in der Relation zwischen Text und Veröffentlichungsdatum, spiegeln doch Blogs ihre Zeit wider, sei es in der persönlichen Lebenslinie des Autoren, in der die Blogperlen in ihrer Gesamtheit einen Subtext bilden, der einzelnen Schmuckstücken versagt bleibt.

Montag, 12. Januar 2009

In-klicklick-Style-klickklick-Par-klickklick-ty

Dreht sich die Sonne um die Erde, ist der Papst evangelistisch, können wir uns eine glamouröse Nacht in Hollywood ohne Heidi Klum und Paris Hilton vorstellen? NEIN!
Nachdem uns aber leider die offiziellen Golden-Globe-Quellen im Stich ließen, liefern „InStyle“ und die Warner Bros. das überfällige Beweismaterial – es handelt sich tatsächlich um offizielles, professionell gestreutes Promomaterial – von ihrer „10th Annual Star-Studded Golden Globes Awards After-Party“ nach.



Quote, Klüngel oder Inkompetenz: Anne Will und der Gaza-Krieg

Dafür, daß Anne Wills Talkrunde zum Gaza-Krieg gestern gar nicht stattfand, entwickelt sie einen sagenhaften Sog. Die sonst so wachsame „taz“ hängt das Thema angenehm tief und vermutet bloßen Quotendruck statt politischer Ranküne bei der Entscheidung, das Nahost-Thema kurzfristig durch eine Selbstmorddebatte zu ersetzen.

In den politischen Foren und Kettenbriefen wird aber unvermindert über vermeintlichen diplomatischen Druck fabuliert, wobei mir bis heute eindeutige Indizien dafür fehlen. Nun ist neben den bereits bekannten Sumaya Farhat-Naser, Joschka Fischer, Avi Primor und Daniel Barenboim auch Rupert Neudeck kurzfristig ausgeladen worden, der auf Franz Alts Sonnenseite (via Mediawatchblog) auch zum Prozedere einiges Erhellendes beiträgt:
„Ich sollte eigentlich am 11. Januar (Sonntag Abend) in der Anne Will-Talkshow sein. Ich war nicht nur eingeladen, mein Flug nach Johannesburg-Bulawayo (Zimbabwe) war schon auf Kosten der ARD um einen Tag verschoben. (...) Donnerstag, den 8. Januar hieß es Mittag 13 Uhr: April April. Es wurde alles abgesagt. Außer Spesen nichts gewesen.
Nun war die Sumaya Ferhat-Naser schon aus Palästina gejagt worden, was immer ein mindestens zwei Tage Unternehmen ist, weil sie ja nicht einfach über den Flughafen Tel Aviv herausfliegen kann. Sie muss die beschwerliche Reise über Jericho zur Allenby Bridge, dem Übergang zur jordanischen Seite und dann zum Flughafen in Amman unternehmen. Das dauert schon mal anderthalb Tage. Sumaya erfuhr es erst hier, dass sie sich diese Reise hätte sparen können. Eigentlich unverschämt.
Gott sei Dank hat sie am 12. Januar um 22.20 die Möglichkeit, in der Pause einer Live Übertragung bei 3sat eines Konzertes des West Eastern Divan Orchestra mit Barenboim etwas zu sagen zur Aufklärung der deutschen Öffentlichkeit.


Währenddessen sammelte der Sozialwissenschaftler Mohssen Massarrat bis heute abend, 20 Uhr, Unterschriften für einen offenen Brief, der wohl in den nächsten Stunden veröffentlicht werden wird und im Entwurf wie folgt lautet:

„An den Chefredakteur der ARD, Herrn Thomas Baumann
und an Frau Anne Will

Sehr geehrter Herr Baumann,
sehr geehrte Frau Will,

wir haben mit Entrüstung davon Kenntnis erhalten, dass die ARD eine aktuelle Sendung der Talkshow 'Anne Will' zum Konflikt im Gazastreifen kurzfristig abgesetzt hat, die für Sonntag, den 11. Januar, vorgesehen war. Zu dieser Talkshow wurden nach unserer Kenntnis u. a. auch der israelische Dirigent Daniel Barenboim und die palästinensische Hochschullehrerin Frau Dr. Sumaya Farhat-Naser eingeladen. Herr Barenboim und Frau Farhat-Naser, gehören zu den herausragenden Persönlichkeiten, die sich jeweils auf bewunderswerte Weise für den palästinensisch-israelischen Dialog engagieren und dafür sorgen, dass der noch bestehende dünne Faden menschlicher Beziehungen zwischen beiden Völkern nicht abreisst. Daniel Barenboim hat mit seinem West-Eastern-Divan-Orchestra palästinensische und israelische Musiker zusammengebracht. Sumaya Farhat-Naser sorgt seit Jahren unerschrocken für einen ständigen Dialog zwischen palästinensischen und israelischen Frauen.
Uns sind die Umstände, die zur Absetzung der geplanten Sendung führten, nicht bekannt. Im Ergebnis ist diese Entscheidung der Redaktion auf jeden Fall aber ein harter Schlag gegen die Pressefreiheit und die Demokratie in Deutschland, um so inakzeptabler, wenn die ARD unter politischem Druck gehandelt hat.
Wir bedauern sehr die Absetzung der Sendung. Die deutsche Öffentlichkeit hat gerade wegen der besonderen Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel und Palästina einen Anspruch auf umfassende und differenzierte Information über den Krieg in Gaza, zumal die deutschen Massenmedien ihrer Verpflichtung, über den aktuellen Konflikt objektiv zu berichten, überwiegend nicht nachkommen und die Menschen hierzulande nur einseitig informieren. Die erst geplante und dann abgesetzte Sendung der ARD-Talkshow 'Anne Will' wäre ein erster und dringender Versuch gewesen, den bestehenden Missstand der einseitigen Berichterstattung zu einem höchst brisanten wie aktuellen Krieg ein wenig zu beheben.
Wir wollen Sie, sehr geehrter Herr Baumann, sehr geehrte Frau Will, ermutigen, Ihre Entscheidung zu revidieren und die Sendung mit der Teilnahme von Daniel Barenboim und Sumaya Farhat-Naser so bald wie möglich nachzuholen und gegen jeglichen politischen Druck, von welcher Seite auch immer, standhaft zu bleiben.“


(Foto: NDR/Wolfgang Borrs)

Sonntag, 11. Januar 2009

Münchner Bloggertreffen 2009

Wie Klaus Eck mir gerade kurz bestätigt hat, gibt es auch heuer wieder während oder am Vorabend jedenfalls anläßlich des DLD ein Bloggertreffen. Details demnächst (wohl beim PR-Blogger). Vielleicht lädt der (bisherige?) Mitorganisator Robert Basic uns alle dieses Jahr dank seines eBay-Erlöses ein? Update: Jetzt ist es offiziell. Samstag Sonntag, den 25. Januar, wie letztes Jahr wieder im Hofbräukeller am Wiener Platz. Sozusagen oberhalb meines Playgrounds, der Maximiliansanlage. Update: Blogreaktionen dazu.

Link: Kurzfilm zum Bloggertreffen am 21.01.07 in München

Video: Narziss und Goldhund

Live-Blog zu den Golden Globes

(Update: Globes 2018 hier)

21.43 Uhr
Manchmal wundert man sich, wie so manches deutsches Magazin aus der zweiten bis letzten Reihe zu seinen „Exklusiv“-Interviews mit Hollywoodstars wie Jennifer Lopez oder Cameron Diaz kommt – und nicht immer sind diese Gespräche einfach nur erfunden oder aus internationalen Zeitschriften zusammengeklaut.
Einige Chefredakteure haben einfach einen guten Draht zu Mitgliedern der Hollywood Foreign Press Association (HFPA), der Vereinigung ausländischer Friseure, Immobilienmakler und Journalisten, die lange samt ihrer Golden-Globe-Verleihung die Lachnummer in L.A. war.
Doch in den letzten Jahren haben sich die Globes als verläßliches Oscar-Orakel bewährt und zu unerwarteter Akzeptanz gefunden, weshalb es sich übers Jahr kaum ein Star nehmen läßt, für seinen aktuellen Film bei Gruppengesprächen mit den Mitgliedern der HFPA anzutreten. Abschriften davon landen dann – trotz der kleingedruckten Ausschlußklauseln – schnell bei den Blattmachern in Deutschland – Exklusivität hin oder her.
Die Golden Globe Awards schätze ich inzwischen aus zwei Gründen ganz besonders: Zum einen werden nicht nur Kinoproduktionen, sondern auch Fernsehfilme und Serien prämiert, die heutzutage oftmals die Leinwandepen an Qualität und Kultfaktor übertreffen. Und die Stars sitzen hier auch nicht wie aufgeschnürte Perlen fest, sondern versammeln sich an runden, Champagnerbewehrten Tischen, wodurch der Abend einfach intimer wirkt.
In vier Stunden beginnt die 66. Verleihung, live auf Pro Sieben übertragen, und ich werde mich bemühen, hier live dazu zu bloggen.

22.17 Uhr
Wer bloggt denn sonst noch live zur Preisverleihung? (Update: Anke Gröner)

22.21 Uhr
Hm, Pro Sieben steigt erst um 2 Uhr mit der Preisverleihung ein, aber NBC fängt bereits eine Stunde früher mit dem Red Carpet Special an. Ob's den Aufmarsch der Glitzerati irgendwo im Netz als Stream gibt?

22.34 Uhr
Hundemarken statt Brillies? Bei den Gastgeschenken für die Stars ist heuer ein Wechsel zur neuen Bescheidenheit angesagt.

23.05 Uhr
„Entertainment Weekly“ bloggt ab 1 Uhr live von den Golden Globes.

23.44 Uhr
Weitere US-Live-Blogs, die zwischen 1 und 2 Uhr damit anfangen wollen: Go fug yourself zu Gast beim New York Magazine, Jezebel und das Time Magazine beispielsweise.

23.56 Uhr
Trivia und Historisches im Gold Derby der Los Angeles Times.

1.16 Uhr
Die Red Carpet Show hat angefangen – im Bild die „Slumdog-Millionaire“-Hauptdarsteller Dev Patel, Freida Pinto und Anil Kapoor.






















1.33 Uhr
Mit 16 hat man noch Träume? Im Fall der „Californication“-Actrice Madeleine Martin ist es ein einziger stilistischer Alptraum!






















Eva Longoria Parker






















Renee Zellweger






















Drew Barrymore






















Cameron Diaz





















2:01 Uhr
Jennifer Lopez' goldenes Kleid läßt sie ja überhaupt nicht fett aussehen...




















Erster Golden Globe für Kate Winslet in „Der Vorleser“.

2.22 Uhr
Laura Dern, Miss Golden Globe 1982 und heute als beste Fernseh-Nebendarstellerin ausgezeichnet für „Recount“ sieht aus wie eine Vogelscheuche der fünfziger Jahre.



Abwesende Nominierte wie Dianne Wiest werden nicht einmal mit einem Standfoto berücksichtigt, und selbst wenn sie wie Gabriel Byrne einen Golden Globe gewinnen, bleiben sie unsichtbar. Ziemlich kleinlich von den Organisatoren...

2.34 Uhr
Natürlich wird an den Bildschirmen viel getwittert...

2.37 Uhr
Ricky Gervais auf der Bühne zu Kate Winslet: „I told you. Do a Holocaust movie and the awards will arrive.“

Bin ich blind? Lauter Tweets, daß Gervais mit einem Bier in der Hand auf der Bühne gestanden hätte. Ist mir gar nicht aufgefallen.


Bad Hair Day für Johnny Depp?




Verdammt sexy, wenn auch eher casual wie für einen Strandbesuch, Demi Moore.





Ein Abwesender wird doch im Bild präsentiert: Heath Ledger, der posthum als bester Nebendarsteller ausgezeichnet wird.

Abgesehen davon, daß ich den „Baader Meinhof Komplex“ nicht sonderlich schätze, waren die anderen Bewerber als bester ausländischer Film auch objektiv besser, gerade der hochaktuelle israelische Beitrag „Waltz with Bashir“, dessen Regisseur leider die Gelegenheit ungenutzt ließ, sich klarer zum aktuellen Gaza-Krieg zu äußern.

3.31 Uhr
Der Zeitsprung zwischen der Fernsehübertragung und dem Eye-TV-Bild wächst ständig und beträgt jetzt schon Minuten. Kurios. Ebenso wie Megan Fox, die heute gar nicht foxy ausschaut...




3.45 Uhr
Bereits der zweite Preis für „Slumdog Millionaire“ – und es bleibt hoffentlich nicht dabei.

3.49 Uhr
Sarah Palin Tina Fey räumt mit „30 rocks“ auch ordentlich ab.

4.14 Uhr
Yeah, Regiepreis für Danny Boyle und „Slumdog Millionaire“!

Golden Globe für Colin Farrell und seinen Brügge-Killer. Muß mir den Film jetzt doch mal anschauen.




Whow, Preis für Woody Allens „Vicky Cristina Barvelona“, hm, vielleicht habe ich die Ironie des Films doch nicht ganz verstanden, ich fand ihn ausgesprochen harmlos.

Ups, jetzt auch noch gleich der zweite Hauptdarstellerinnen-Preis für Kate Winslet.

4.50 Uhr
Der Film zum Krisenjahr: Der wunderbare Mickey Rourke wird für seinen wunderbaren „Wrestler“ als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.

4.59 Uhr
Jetzt erhält „Slumdog Millionaire“ auch noch den Preis als bester dramatischer Film. Zurecht.

Oh, schon aus? Dann komme ich ja doch noch drei Stunden zum Schlafen. Fein.

(Fotos: Hollywood Foreign Press Association)

Kollegen-Spam - wie Turi, Meedia & Co Auflage machen

Als Journalist ist man – wie ein Bulle – immer im Dienst. Insofern gelten für uns oft andere Regeln als für Otto Normalverbraucher. Einmal wollte ich etwa die Dienste einer Verbraucherzentrale in Anspruch nehmen wollte, doch man erklärte mir, daß diese Journalisten angeblich nicht beraten dürften.
Ein anderer Fall sind unaufgefordert zugesandte Mails, vulgo: Spam. Einerseits wollen wir unseren Mailaccount ebensowenig verstopft bekommen wie andere Menschen, andererseits leben wir natürlich vom Informationsinput und könnten somit irgendwie für jede Zusendung dankbar sein.
Streng genommen ist das aber eine rechtliche Grauzone, in der Unternehmensberater in der Regel jedem Newsletter-Versender zum Doppel-Opt-In-Verfahren raten, um sich keine wettbewerbs- oder privatrechtliche Blöße zu geben. Um so erstaunter war ich, dieser Tage mitzubekommen, daß Mediendienste wie Turi2 und Meedia ihre Newsletter auch unverlangt verschicken und dazu öffentlich zugängliche Adreßdateien wie die Kress-Köpfe auswerten.
Auf meine Anfrage hin meint Peter Turi dazu, daß sie auf diese Weise Kollegen in ihren Verteiler aufnehmen, „die wir als Medienmacher für interessiert halten. Insgesamt machen die unaufgefordert Angeschriebenen rund ein Drittel aller Neuabos aus.“

Updates: Erster Gerichtstermin in Sachen Spam. Die beklagte Turi2 erkennt den klageweise geltend gemachten Unterlassungsanspruch an, woraufhin ein Anerkenntnisurteil erlassen wird.

Meedia-Chefredakteur Georg Altrogge will sich offenbar dazu nicht äußern und ließ meine Anfrage unbeantwortet. Turi wollte sich auch nicht stärker engagieren. Auf meine Meldung hier wurde zwar Montag früh im Vorprodukt seines Newsletters verlinkt, sie schaffte es dann aber doch nicht zu Turi2 hinein.


Die Krise

Nächtliches Frühstück

Für alle Fans des Petit Déjeuner Musical gibt es heute abend den singenden Gérard Depardieu in „Chanson d'amour“ um 23.30 Uhr in der ARD. Der ideale Zeitvertreib, bis dann um 2 Uhr die Liveübertragung der Golden Globes (soll ich twittern, bloggen oder einfach entspannt zuschauen?) auf Pro Sieben beginnt.



Samstag, 10. Januar 2009

Der Dativ ist dem Studi sein Tod

„Das Germanistikstudium hatte zwar den Vorteil unglaublich attraktiver Studentinnen, aber auch genau den Nachteil, dass viele unglaublich attraktive Studentinnen Germanistik studierten, weil sie nicht wussten, was sie sonst studieren sollten. Als die dann im Proseminar schon an der Frage scheiterten, was ein Dativ sei, war mir klar, dass der universitäre Weg (...) nicht mein Weg sein konnte.“

Musikmanager Tim Renner im Interview mit karriere.de

Gaza-Krieg tabu bei Anne Will?

Tagesaktuelle Reaktion wegen der Merckle-Tragödie oder politischer Druck? Bei „Anne Will“ wird morgen nicht wie geplant über den Gaza-Krieg diskutiert, sondern über das „Tabu Selbstmord“. Gäste wie Sumaya Farhat-Naser, Joschka Fischer, Avi Primor und Daniel Barenboim sollen kurzfristig ausgeladen worden sein. Mehrere Kommentare im Anne-Will-Blog wurden wegen „Abweichung vom Thema“ nachträglich gelöscht beziehungsweise gar nicht mehr freigeschaltet – etwa diejenigen mit Hinweis auf das ursprünglich geplante Palästina-Thema? Update: „Anne Will“-Sprecherin Nina Tesenfitz auf meine Nachfrage hin: „Auch für die morgige Sendung galt das journalistische Prinzip, mehrere Themen nebeneinander vorzubereiten. Dazu werden natürlich auch frühzeitig Terminanfragen an verschiedene Gäste gerichtet. Es hat also kein 'Themenwechsel', wie Sie schreiben, stattgefunden, sondern die Redaktion hat sich für das Thema 'Tabu Freitod' entschieden.
Bei den drei gelöschten Kommentaren im Blog handelte es sich nicht um Hinweise zu einem anderen Thema, sondern um äußerst geschmacklose Äußerungen zu Leben und Tod des Unternehmers Merckle.“
Wobei „Anne Will“ aber offenbar bereits in der Vorbereitungsphase Farhat-Naser auf Redaktionskosten hat anreisen lassen. Ob sie jede Woche rein hypothetisch Gäste einfliegen?

Update vom 12. Januar zum Thema



Immerhin ist das Thema der ARD für eine andere Programmänderung wichtig genug: Sonntag um 13.15 Uhr wird die aktuelle Reportage „Tage des Schreckens - Tage der Hoffnung. Wie Israelis und Palästinenser den Krieg erleben" ausgestrahlt.

(Foto: ARD/Jim Rakete)

Petit Déjeuner Musical (61): Guesch Patti

Messieursdames, Guesch Patti!


Guesch Patti - Etienne

Freitag, 9. Januar 2009

Mobilität

Derzeit bin ich nur über mein unter anderem bei facebook und Xing gelistetes 0152er-Handy erreichbar. Das 0171er funktioniert nach meinem Anbieterwechsel voraussichtlich ab dem 23. Januar wieder.

Donnerstag, 8. Januar 2009

FRONT meldet Insolvenz an

Wie so oft sind die ersten Warnhinweise auf XING zu entdecken. Wenn die Verantwortlichen eines Unternehmens dort nach neuen Aufgaben suchen, scheint die Firma ihre beste Zeit hinter sich zu haben. So auch leider bei dem spielerisch schönen Schwulenmagazin „Front“, dessen Betreiber jetzt Insolvenz anmelden mußten.

„Der Verlag L&E Media GmbH und Co. KG, in dem bis zuletzt das Magazin FRONT erschien, hat Insolvenz angemeldet. Vor dem Hintergrund der gesamtwirtschlaftlichen Entwicklung und der Krise im Printmarkt war es dem Verlag trotz einer bemerkenswert guten Entwicklung des Titels nicht gelungen, weitere Investoren zu finden, um die zweijährige Einführungsphase sicher zu überstehen. Nachdem Verhandlungen mit der Berliner Bürgschaftsbank im Sommer gescheitert waren, suchte der Verlag bis zuletzt nach neuen privaten Investoren.

FRONT erschien seit Oktober 2007 als Magazin für den Neuen Mann und erreichte über 30.000 Leser bundesweit. Die Anzeigen- und Auflagenentwicklung des Titels verlief bis zuletzt gegen den Trend äußerst positiv; das Magazin hatter sich in kurzer Zeit auch ein beachtliches journalistisches Renommée erworben. So wurde FRONT 2008 aus dem Stand im LEAD-Award-Ranking der besten Männerzeitschriften mit einem vierten Platz bedacht. Vielbeachtete Interviews – wie das mit Nationalspieler Philipp Lahm über Homosexualität im Profifußball – hatten das Magazin schnell über die Zielgruppe hinaus bekannt gemacht.“


Nach dem jpg Magazine der zweite Trauerfall unter den kreativen Neugründungen in diesen harten Zeiten... Es trifft immer die Falschen.

Stehrumchen der Woche: Gastro-Silvester



Spontan würde ich es als die beste NDW-Party Deutschlands bezeichnen, aber was will das schon heißen, ist das legendäre Gastro-Silvester der Milchbar doch auch die einzige NDW-Party, die ich gelegentlich heimsuche. Und wann, wenn nicht dieser Tage, wo Markus' „Ich will Spaß, ich gib Gas“ aktueller denn je ist. Also bin ich wie jedes Jahr zur Jahreswechselnachfeier der Milchbar, diesmal ausgelagert in die Registratur, zum Gastrosilvester, bei dem an einem recht willkürlichen Wochentag, zu einem recht willkürlichen Zeitpunkt, nämlich um 1 Uhr, der Jahreswechsel von all jenen nachgefeiert wird, die Silvester malochen mußten: Türsteher, Barfrauen, Kellner – und wer sonst so in Kneipen, Clubs und Kaschemmen jobbt. Das waren mal die coolsten Leute der Stadt, aber wenn das gestrige Volk einen Querschnitt durch die Gastronomiedienstleister darstellt, sind diese heutzutage weder besonders trinkfest, noch besonders gestylt. Also wäre es nur eine weitere Party gewesen, wie sie zwischen Sonnenstraße und Pfannifabrik jedes Wochenende steigt, wenn, ja wenn gestern nicht Mittwoch gewesen wäre. Ohne drauffolgenden Feiertag. Und man sich fast in jenem wundersamen Mjunik-Disco-Land hätte wähnen können, als jede Nacht Party war, von Montag bis Sonntag – bis frühmorgens die Panikbeleuchtung Personal und Gäste rauswarf, nur um nahtlos daheim, in Hotelsuiten oder bei den Models in der Pension Frank weiter zu feiern.

Die üblichen Verdächtigen

Manchmal brauche ich etwas länger, weshalb ich erst gestern die bereits fast einen Monat alte Januar-„Vogue“ in die Finger bekam. Und damit deren München-Strecke, die einen Blick hinter „alle gängigen Klischees“ riskieren will. Also unter anderem auf die Isarauen, Konstantin Grcic, Brigitte Hobmeier, Kent Nagano, Gomma, Rupprecht Geiger, Christine Theiss, den alten Südfriedhof und Nymphenburger Porzellan. Das haben sie sich aber richtig was getraut... Und ich frage dann lieber nicht, wo für die Kollegen bei Condé-Nast die Klischees anfangen.

We are family

„Bei einer Veranstaltung vor einigen Wochen in München habe ich mich mit Marcus Rosenmüller unterhalten. Es ging darum, warum Filme aus Berlin und Filme aus München sich so unterscheiden. Ich meinte, dass das - unabhängig von Reichtum, HFF, Bavaria, Kirch, all den ökonomischen Sachen - damit zu tun hat, dass München ein Umland hat, wo Eltern leben. Es gibt dadurch auch eine Erdung in Familiengenealogien. 'Ich fahre am Wochenende raus zu meinen Eltern' - diesen Satz würde man in Berlin nie hören, weil es keine Eltern gibt. Man zog in den Achtzigern nach Berlin, in die Mauerstadt, weil das so weit weg war von den Eltern wie es nur ging.“

Regisseur Christian Petzold („Jerichow“) gestern im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“

Mittwoch, 7. Januar 2009

Deutsche Finanzämter und die Judenverfolgung

„Wenn man die Steuerakten durchschaut, sieht man, dass sie schon am 27. April 1938 nach Prüfung der individuellen Vermögensverhältnisse alles genau festgelegt haben, was sie ihnen ein halbes Jahr später würden abnehmen können. Das ist ein System, an dem die deutschen Finanzbeamten und -direktionen maßgeblich beteiligt waren. Die haben einander schier überboten mit Ideen. Die Beamten haben die Nazis überhaupt erst auf die Ideen gebracht, wie man den Raubzug und die Vernichtung optimieren kann.“

Regisseur Michael Verhoeven im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ anläßlich seines Dokumentarfilms „Menschliches Versagen“, der am 24. Januar im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wird.

61er-Teaser

Donnerstag macht mein Büro wieder auf, aber heute haben Barry und Avni schon einmal die neuen Bänke in ihrem Barer 61 begutachtet, die Sitzordnung geändert und einen neuen Tisch im Clubman herangekarrt.

Dienstag, 6. Januar 2009

Montag, 5. Januar 2009

Fesselndes Tanztheater

Sonst stille ich meinen kulturellen Appetit nicht gerade mit der „Bild“-Zeitung, aber heute hat sie mit ihrem Hinweis auf Dasniya Sommer und ihre Hanfseil-Performance (Shibari) bei den Berliner Tanztagen zumindest ein Amuse-gueule serviert.

Updates: Weitere Informationen bei Domenique von Sternenberg.
Dasniya Sommer zu Gast in der arte Lounge.

Sonntag, 4. Januar 2009

Ein Schatten auf Stefanie Harigs Erfolgsstory mit Lumas?

Auf einer ganzen Seite breitet Nadine Oberhuber heute im Wirtschaftsteil der „Frankfurter Allgemeinen“ die Geschichte der Galerienkette Lumas aus, feiert den Unternehmensgeist der Gründerin Stefanie Harig – und erwähnt mit keinem Wort, nicht einmal im faktengespickten Infokasten zum Unternehmen, daß Burda Digital Ventures sich im Mai 2006 mit 27 Prozent an der Fotoklitsche beziehungsweise deren Mutterfirma Avenso AG beteiligt hat und laut Burda-Geschäftsbericht 2007 („assoziierte Unternehmen nach § 311 HGB“) derzeit 33,97 Prozent der Firmenanteile hält:
„Fotografie nimmt in den letzten Jahren einen immer bedeutenderen Stellenwert ein. Das Konzept von LUMAS hat uns wegen des bereits heute abzusehenden Erfolgs im Kunstmarkt überzeugt. Der derzeit fünfstellige Kundenstamm von LUMAS zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg und ambitionierte Kunstvermittlung ohne Subventionen Hand in Hand gehen können. Von der Weiterentwicklung des Konzepts in neue Segmente und Märkte versprechen wir uns viel“, so Burda-Digital-Geschäftsführer Dr. Christoph Braun 2006.
Wäre ja an und für sich auch nichts Negatives, aber offenbar stört so eine Petitesse das Bild vom „Robin Hood der Fotokunst“ – und so bleibt Burda zumindest für die Kollegen von der Sonntagszeitung offenbar ein sehr stiller Teilhaber...

Feine erste Sätze (3)

„Das Arschloch Thomas Bernhard, und das sage ich, obwohl ich ungern schlecht über Tote rede, das Arschloch Bernhard hat ziemlich sicher nur ein einziges gutes Buch geschrieben.“

Maxim Biller heute in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“

Petit Déjeuner Musical (59)

Messieursdames, Salvatore Adamo!

Freitag, 2. Januar 2009

Münchner Sub


Passenderweise durfte ich heute abend für 30 Cent eine Bahnsteigkarte lösen, um im U-Bahnhof Odeonsplatz die Vernissage zu Nicolas Mahlers Ausstellung „Die ratlose Republik“ anläßlich des 90. Jahrestags der Räterevolution zu besuchen.

Donnerstag, 1. Januar 2009

Geschönter Beauty-Contest beim SZ-Magazin

Welches Cover hat den Lesern 2008 am besten gefallen, fragen die Kollegen vom „SZ-Magazin“ ihre Leser und schummeln ein bißchen in ihrer Schönheitengalerie. Denn bei der aktuellen Wiedergabe des Titels Nr. 25 ist – selbst im Close-up – keine Spur von der Perforation zu sehen, mit der die Redaktion damals ihre erste Seite dem Anzeigenkunden Motorola weit geöffnet hat – übrigens ohne jeden Werbehinweis.

No more sex, no more drugs, only rock’n’roll!

Heute abend um 23.15 Uhr strahlt France 2 George Scotts Dokumentarfilm „Carla Bruni, quelqu'un m'a dit“ aus. (France 2 ist in den digitalen deutschen Kabelnetzen in einem der kostenpflichtigen Auslandspakete enthalten.) Ursprünglich als Porträt der Chansonsängerin geplant, glaubte der Regisseur nicht mehr an sein Projekt, nachdem Bruni mit Nicolas Sarkozy anbandelte und schließlich heiratete. Doch Bruni brach das Projekt nicht ab, sondern nahm es in den Elysée-Palast mit.
„We just carried on the same way as planned. The only difference was that the next time I went to her house, there were police outside”, beschrieb es George Scott gegenüber der „Sunday Times“, die den Film vorab sah, ihn als „taboo-breaking“ bewertet und ausführlich daraus zitiert.
Neben Bruni werden auch ihre Mutter Marisa und ihre Schwester, die Schauspielerin Valeria Bruni-Tedeschi interviewt, Patrick Zelnik (Chef ihres Plattenlabels Naïve), der Sänger Julien Clerc, der Schauspieler Vincent Pérez und ihr Agent Bertrand de Labbey. Seltsam nur, daß die englische Presse von 80 Minuten Länge spricht, während die französischen Programmzeitschriften eine 52 Minuten lange Fassung ankündigen — update: und der Sender 69 Minuten. Nur ein Mißverständnis oder wird in Frankreich eine gekürzte Version ausgestrahlt?

Carla Bruni - "Salut marin"
Carla Bruni - "Salut marin" (Regie: George Scott)

Petit Déjeuner Musical (58)

Messieursdames, Hervé Vilard!

Parastas

Ion „Iani“ Popa
(aka Ion Măgureanu aka Pancrator aka Popicul)
1.1.1913 - 28.10.1982