Mittwoch, 18. April 2007

jetzt.de: Der Wurmfortsatz der SZ

Wo hört die Community auf, wo fängt das Geschäftsmodell an? Kann man kommerzielle Anbieter von user-orientierten Plattformen trennen? Und womit haben wir es zu tun, wenn gewerbliche Anbieter wie jetzt.de und neon.de ihren Content als User-Portal aufziehen?

Zuerst war ich rundum verärgert, als Rose in ihrem Blog auf jetzt.de ein Foto aus meinem Flickr-Portfolio ungefragt und ohne Namensnennung veröffentlichte. Von einem Medienkonzern wie die Süddeutsche wollte ich mir nichts klauen lassen. Dann sprangen rasch Nilz und Roman Libbertz ihrer Co-Hoffnung Rose in diversen, teils wieder gelöschten Kommentaren hier zur Seite: jetzt.de sei doch nur eine Bloggerplattform wie Typepad oder Blogspot, ein neutraler Webspace. Lag ich etwa falsch?

Zum Glück durfte ich gestern abend den Redaktionsleiter von jetzt.de, Dirk von Gehlen, im Münchner Presseclub erleben.

Er verriet Apartes, wie man zum Beispiel bezahlte jetzt.de-Autoren von Unbezahlten unterscheiden könne: Wer im Auftrag der Redaktion gegen Honorar schreibt, zeichnet seinen Beitrag in rot mit Bindestrich. Blaue Autoren arbeiten dagegen nur für Luft & Liebe, Ruhm & Ehre oder was auch immer.

Und er bestätigte Grundsätzliches:

„Wir sind keine Funktionalität im Netz, sondern eine Fortsetzung der Süddeutschen Zeitung.“

„Unsere Community gibt's schon länger. Das sind die SZ-Abonnenten.“

„Wer einen Club betreibt, muß dafür sorgen, daß die Toiletten funktionieren, man muß zum Beispiel Kommentare löschen können.“

Don Alphonso findet jetzt.de gut.“

„Leider gibt es keinen Weg, die Leser für unseren Online-Content bezahlen zu lassen.“

Aber ich denke, es wird einen Weg geben, daß Kollege von Gehlen bezahlt, wenn sein Team sich an fremdem Content vergreift.

5 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Vielen Dank, sehr aufschlussreich.

Dorin hat gesagt…

Der Erfolg von jetzt.de wie auch des früheren Printtitels ist vielleicht dem Umstand zu verdanken, daß es die Leser/User gar nicht so wahrnehmen, sondern das Medium unabhängig von der alten Tante Süddeutsche sehen...

Blog Queen hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym hat gesagt…

Hi

Ich weiß, dass die ganze Sache in der schnelllebigen Welt des Internets längst kalter Kaffee ist, aber ich hab die Sache jetzt erst mitbekommen. Was mich interessieren würde: Hast du, bevor sich die ganze Sache so aufgebläht hat, Rose eine Email geschrieben mit dem Hinweis, dass sie das Bild entweder entfernen oder kennzeichnen soll?

Dorin hat gesagt…

@ tbn,

heutzutage mailt man doch nicht, sondern blogt...

Ich habe hier auf den Klau hingewiesen, Rose hat in ihrem Blog zurückgetreten, und nachdem sie offenbar mich für ein kleinkariertes Arschloch hält und nicht einsieht, was mich daran stört, daß sich die Süddeutsche an meinem Content schadlos hält, habe ich dem Verlag zwei Tage später eine gütliche Einigung vorgeschlagen und daher eine Rechnung gestellt.

Die Redaktion, die laut eigenem Geständnis regelmäßig wegen geklauter Inhalte belangt wird und als einzige Reaktion fordert, daß man die bestehende Gesetzeslage ändert, hat es bis heute, zehn Tage später, nicht für nötig gehalten, darauf zu antworten.

Also muß jetzt der Anwalt ran...