Dienstag, 1. Juli 2025

Oscar-Preisträgerin Caroline Link macht den CSD Munich Pride zur Klimademo

Als am Samstag der CSD Munich Pride durch die Müllerstraße zog, klatschte Oscar-Preisträgerin Caroline Link („Jenseits der Stille“, „Nirgendwo in Afrika“, „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“) am Rande eifrig Beifall. Die Regisseurin war aber gar nicht als Zuschauerin vor Ort, sondern für den ersten Drehtag ihres neuen Kinofilms „Die Jahre mit dir“ – mitten unter Tausenden von Demonstrierenden und feiernden Zaungästen. 

Unter ihrer Regie reihten sich auf Höhe der Theklastraße rund zwei Dutzend Schauspieler*innen und Kompars*innen in die CSD-Parade ein, unmittelbar hinter den Dykes on Bikes und der Rosa Liste, nachdem man die Blockbildung schon vor dem Eintreffen des CSD-Zugs ein paar Mal auf der leeren Straße geübt und für Nahaufnahmen genutzt hatte. An der Spitze Schauspielerin Jella Haase („Kleo“, „Chantal im Märchenland“) mit einem Protestschild auf dem „All we need is less“ stand. Auch bei den anderen Protestschildern kein bisschen Love.

Der Link-Block hatte keine Slogans zu sexueller Vielfalt und Anliegen der LGBTQIA+ dabei – mit Ausnahme vielleicht von einem „Fuck Trump“. Auf den anderen standen Sprüche wie  „Respect existence or expect resistance“ (wenn auch nicht in dieser Rechtschreibung), „Stop Climate Crime“, „No G7“, „Climate Matters“, „Voi G7 – noi 8 milliardi“ und andere italienische Parolen. Dazwischen viele Luftballons mit der Erdkugel, ein Totenschädel mit der Aufschrift G7 und ein überdimensionales X, dem aber die horizontalen Striche des Extinction-Rebellion-Logos fehlten.
 
Es lag ein Hauch von Climate Pride in Bologna in der Luft. Im Film später soll die Kulisse der queeren Parade eine italienische Klimademo darstellen. München also jetzt auch im Kino mal wieder als nördlichste Stadt Italiens dienen. 

Das ging nicht ganz reibungslos über die Bühne. Zwar stand der Plan, die Tausenden von Teilnehmenden und Zuschauenden beim CSD als Filmkulisse zu kapern, schon lange fest. Doch wie man hört, war man sich erst kurz vor dem Drehtag einig. Zu weit lagen die organisatorischen Vorstellungen der Filmproduktion und CSD-Veranstalter auseinander. Der Rest ist Schweigen. Denn der Kreis der Eingeweihten war ungewöhnlich klein und wie bei Hollywood-Produktionen mussten auch bei „Die Jahre mit dir“ die Beteiligten ein Non-Disclosure Agreement (NDA) unterschreiben, eine Verschwiegenheitserklärung.

Entsprechend waren auch die am CSD teilnehmenden Gruppen nicht eingeweiht, was nachträglich für Kritik sorgte. Benjamin Hahn etwa fand „das ohne Rücksprache mit der Community nicht in Ordnung. Es gibt viele Gruppen, die schon die Teilnahme von Firmen kritisch sehen, aber zähneknirschend hinnehmen. Als Teilnehmer finde ich es nicht in Ordnung, wenn der CSD für Dreharbeiten gekapert wird, die mit der Message der Demo nichts zu tun haben. Dass man offenbar Produktionskosten sparen wollte und deshalb unseren Pride überschreibt statt selbst etwas zu organisieren, ist frech.

Am Set, sprich: auf dem CSD war der Aufwand dagegen alles andere als hollywoodesk – auch wenn Warner Bros. Germany als Koproduzent mit im Boot sitzt. In der Prälat-Zistl-Straße parkten etwas außer Sichtweite gerade mal vier Transporter, darunter zwei kleine, und auf der CSD-Strecke selbst fiel das ausschwärmende Filmteam um Drehbuchautorin und Regisseurin Caroline Link nicht weiter auf.

Worum geht es in dem Film?„Das Drama Die Jahre mit dir erzählt die Liebesgeschichte zwischen der Klimaaktivistin Fanny und dem wohlhabenden Jurastudenten Alexander. Obwohl die beiden aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen kommen, entsteht zwischen ihnen eine große Nähe und leidenschaftliche Anziehung. Aber Fanny will die Welt verändern, während sich Alex immer mehr mit dem ihm vorgegebenen Leben als Anwalt arrangiert. Rund die Hälfte der Dreharbeiten wird in Bayern stattfinden“, schreibt die bayerische Filmförderung FFF Bayern, die die bis Dezember dauernden Dreharbeiten mit 700.000 Euro unterstützt hat. Ein weiterer möglicher Münchner Drehort wäre die HFF Hochschule für Fernsehen und Film, wo Caroline Link am 7. Mai die Bibliothek als mögliche Location besichtigt hat. Vielleicht als Setting für den Jurastudenten Alex, gespielt von Jannis Niewöhner. Weitere 400.000 Euro gab es von der Filmstiftung NRW. 560.000 Euro von der FFA. (Die Älteren unter uns müssen bei den Namen der Protagonist*innen unweigerlich an Ingmar Bergmans Familiendrama „Fanny und Alexander“ denken.)

Produziert wird der Film von der Berliner Komplizen Film, der das Münchner Filmfest mit Joachim Triers „Sentimental Value“, Maren Ades „Der Wald vor lauter Bäumen“ und Nadav Lapids „Yes“ gerade eine kleine Hommage widmet. Im Festivalkatalog trägt man aber eher zur Verwirrung bei, indem behauptet wird, dass Caroline Links Drehzeitraum erst nach dem Filmfest begänne. Dabei fiel der Startschuss am Samstag sogar noch vor der offiziellen Eröffnung des Festivals.

Jella Haase, die die Klimaaktivistin aus einem Arbeiterhaushalt spielt, feierte den ersten Drehtag mit einer Instagram-Story, auf der zwar kein Wort vom CSD fiel, dafür aber weitere Schauspieler*innen markiert waren: Amal Keller, Florian Geißelmann, ein „#saluelbenito“ (Samuel Benito?) und Jannis Niewöhner. 


Montag, 30. Juni 2025

Wochenplan (Updates)

Münchner Filmfest; Netzwerk Film und Demokratie: Podiumsdiskussion „Wie wir Demokratie erzählen“ / Amerikahaus; Auftaktveranstaltung Landstand Bestand mit den Modellkommunen Coburg, Ingolstadt, München, Traunstein u. a. / Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau & Verkehr; Ringvorlesung In/Visualität: „Zu einer Technoästhetik der Gegenwart“ mit Estelle Blaschke / Akademie der Bildenden Künste; Victus Award / MedienNetzwerk Bayern; Wirtschaftsbeirat Bayern: „Ein Papst für die Armen und die ganze Welt: Das bleibende Erbe von Franziskus“ / Bayerischer Hof; Fritz-Neuland-Gedächtnispreis / Justizpalast; A Midsummer Night Gala & Auktion / Haus der Kunst; Präsentation der Nistfassade / Feierwerk Südpolstation; Filmfest-Weißwurstfrühstück Superama x Praetorius / Gans Woanders; Berlin Fashion Week; Launch Event Think & Do Tank x Denim Deal DACH Hub / Vorn; Raum.Berlin mit Dagger, Iden und Julian Zigerli / Kranzler X; Metamorphosis: „The Circular Shift – Scaling Impact with Smart Systems“ / Kranzler X; Private Viewing Lou de Bétoly; Sezgin Launch Event ft. Luna Ersahin / Torstraße 140; HeroinKids Runway Show: „Ambulance Sirens in Fairyland“ & Aftershowparty / Mittenwalder Straße 6; Sara Klatt liest „Das Land, das ich dir zeigen will“ / about blank; Neo Fashion Graduate Shows & European Fashion Award FASH / Atrium Tower; Metamorphosis: „Lead & Thrive – Building the Business of Tomorrow“ mit Christiane Arp, Toni Garrn, Edward Buchanan u. a. / Kranzler X; Sharon Brauner & Helmut Bruger Trio / Jazzclub Badenscher Hof; Haderlump Aftershowparty / Haus der Visionäre; Beisetzung von Eva / Dorotheenstädter Friedhof; Raum.Berlin mit Jisoo Bank, Kassa Kucharska und Lado Bokuchava / Kranzler X; Walk of Mumuso mit Marijke Amado und den GNTM-Gewinner*innen Daniela & Moritz / Mall of Berlin; Vladimir Karaleev Dis/Play Capsule Collection Pop-up / Nella Beljan Satellite; Eröffnung von „494h 29m 53s – Die Sammlung des n.b.k. Video-Forums, von Karin Sander nach Laufzeit sortiert“ / Akademie der Künste Berlin; Fritz-Gerlich-Preis / Künstlerhaus; VIP-Opening / Nespresso House Marienplatz; Vernissagen „Maßstäblich: Die Geschichte der C&A-Kaufhäuser in Modell und Bild“ / Architekturgalerie, Queer:raum-Jahresausstellung: „Formen des Widerstands“ / Farbenladen, Eike König: „The Absence of the Presence“ / Heitsch, Vera Molnár: „Imaginary Machine“ / Lohaus Sominsky, „The Eye of Vivian Maier“ / Ira Stehmann und Mia Strobl: „Clouds“ / Oberpollinger; „Personal Things: What Clothing from Nazi Camps Can Tell Us Today“ / NS-Dokumentationszentrum; „Der jüdische Mäzen und die Nazis“ / Historicum; DLD Breakfast Beats / Café Luitpold; Festival der Zukunft / Deutsches Museum; Berlin Curated Showroom by Sven Marquardt / Platte; Raum.Berlin mit Avenir, Pingns und Rough / Kranzler Eck; Platte x Lette Fashion Show Best Graduates / Flughafen Tempelhof; Metamorphosis: „Creativity as Currency – Designing for Meaning and Relevance“ mit Maliha Shoaib, Kristian Schuller u. a. / Kranzler X; Pop-up-Shop Julian Zigerli / Leipziger Straße 60; Maria Bidian & Hanns-Josef Ortheil : „Wie ein Debütroman entsteht“ / Bayerische Akademie der Schönen Künste; Sommertheater im Englischen Garten: „Ein Sommernachtstraum“ / Amphitheater im Englischen Garten; Netzwerk Fashion Show: „Desire Path“ / San Gimignano Lichtenberg; Berlin Fashion Week Closing Party / Ayoka; Urnenbeisetzung Volker Neumann / Alter St.-Matthäus-Kirchhof; Bayerischer Mondgipfel / Deutsches Raumfahrtkontrollzentrum Oberpfaffenhofen; Sendergeburtstag von M94,5 / Glockenbachwerkstatt; Vortrag „Bilder im Kopf: Sinti und Roma in der Wahrnehmung der Mehrheitsgesellschaft “ / Bellevue di Monaco; Offenes Ufa-Casting / Forum Schwanthalerhöhe; Magdalenenfest / Hiirschgarten; Filmfest Award Reception / Amerikahaus; Eröffnungsfeier mit Biergarten und Live-Musik nach dem Umbau / Grünspitz; Wannda Circus Open Air (Foto); Filmgipfel mit Clemens Baumgärtner, Dorothee Erpenstein, Mona Fuchs, Anne Hübner, Michi Kern, Georg Kloster, Michael Ott, Claire Schleeger und Morticia Zschiesche / Amerikahaus; Lange Nacht der neuen Dramatik / Kammerspiele; Eröffnungsparty / Social Tagesbar; Rathaus-Clubbing 18.jetzt / Rathaus; Abrissparty & Töchter Verlag / Prater-Studio; Mitgliederversammlung des TSV 1860 / Zenith; Preisverleihung des BBK / Galerie der Künstler*innen; Michel Friedman spricht mit Natalie Amiri über Angst / Kammerspiele 

Mittwoch, 25. Juni 2025

Neue Toilettenanlage am Hohenzollernplatz – aber nur tagsüber

Seit  Jahren diskutieren Bezirksausschuss, Anwohner*innen und Baureferat über eine Toilettenanlage am Hohenzollernplatz. 2019 wurde das Baureferat vom Stadtrat mit der Errichtung von 29 Toilettenanlagen beauftragt. Eine davon sollte am Hohenzollernplatz stehen. Im März 2022 versprach die Stadt vollmundig, dass diese Toilette in Schwabing „voraussichtlich Ende 2023 fertig“ sei. Passiert ist seitdem nicht viel.

Doch nun kommt man in die Gänge, wenn auch nicht direkt vor Ort, sondern gegenüber vom Hohenzollernplatz auf Höhe der Tengstraße 40. Denn „aufgrund des alten Baumbestandes sowie notwendiger Feuerwehrflächen ist eine Verortung auf dem Platz leider nicht möglich“. Umziehen muss dafür der Fahrradstellplatz in der Tengstraße, was wiederum auf Kosten von Parkplätzen geht.

Dagegen machen nun natürlich Anwohnende Stimmung, die keine Toilette vor ihren Wohnungen haben wollen. Bei der Bürgerversammlung heute Abend in der Evangelischen Kreuzkirche wollen sie beantragen, die Anlage stattdessen am Nordbad oder sogar anderthalb Kilometer entfernten Bayernpark zu errichten, also mit deutlichem Abstand zum Hohenzollernplatz.

Dabei ist mit einer Geruchsbelästigung wie bei provisorischen Anlagen nicht zu rechnen. Bei der geplanten Anlage handelt es sich um eine behindertengerechte vollautomatische Unisex-Toilette mit aufklappbarem Babywickeltisch. Die Toilette ist zudem ausgestattet mit einem unterfahrbaren Waschbecken, Seifenspender. Handtrockner und Ablage, einem Urinal sowie einer Notrufeinrichtung. Des Weiteren befindet sich ein Trinkwasserspender an der Außenfassade. Die Reinigung der Toilettenkabine erfolgt nach jedem Toilettengang vollautomatisch. Zudem wird eine tägliche Kontrolle und Reinigung durch Personal vor Ort erfolgen. Da sind die Wildbiesler am Platz sicher störender.

Schön ist, dass die Toilettennutzung im Unterschied zum Kurfürstenplatz unentgeltlich sein wird. Ärgerlich dagegen, dass die Landeshauptstadt an ihrer Politik festhält, dass Toiletten nur tagsüber nötig wären. Am Hohenzollernplatz soll die Anlage nur zwischen 6 und 22 Uhr zugänglich sein. Und das an einem Verkehrsknotenpunkt mit täglicher Nachttram und einer jedes Wochenende die ganze Nacht durchfahrenden U2. 

Montag, 23. Juni 2025

Wochenplan (Updates)

Besuch der Raumfahrtministerin Dorothée Bär / Europäische Südsternwarte Garching; Anhörung „Rettet die Alpen“ der Grünen und SPD / Landtag & Livestream; Vernissagen „Women Architects in the Global South“ / Mari, „making THEATRE. Wie Theater entsteht“ / Deutsches Theatermuseum & Kunstverein, Babi Brüller, Luisa Baldhuber, Florian Donnerstag & Nina Markhardt: „Kyoto Morph und die vier Füße von Benjamin“ / Kunstarkaden, „Hallo mein Name ist Kunstbau“ / Kunstbau, Sara Hashmi, Jung-Ah Hwang, Kunstkollektiv Hybris, Tetiana Kornieieva, Naho Matsuda, Anna Schölß & Stella Deborah Traub: „I Care for You“ / Platform, Herbert Brandl, Jiří Georg Dokoupil, Sven Drühl, Stephan Kaluza, Susanne Knaack, Hubert Scheibl & Bernd Zimmer: „H₂O“ / Wolfgang Jahn, ars viva: „Where Will We Land?“ / Haus der Kunst, Kiddy Citny: „It's your Party“ / Galerini, Julia Klemm: „A Chimera Is Not a Pet“ / The Tiger Room und „Die Moderne im Zoo“ / Franz-Marc-Museum; Encantada / „Romanische Peripherien“ im Philologicum der LMU; Aufzeichnung der letzten Folge des SZ-Podcasts „Am Abgrund“ mit Annette Ramelsberger und Jörg Schleyer zum Fall Daniela Klette / Werk 7 Theater; Joseph L. Mankiewicz' „All about Eve“ / arte; Sextile / Rote Sonne; Präsentation des Immobilienmarktberichts 2024 der Landeshauptstadt / Bewertungsamt; BJV zu Besuch beim LKA; Buchpräsentation „Der blinde Fleck: Die vererbten Traumata des Krieges“ mit Louis & Joelle Lewitan, Stephan Lebert, Andreas Rebers und Amelie Fried / Volkstheater; Buchpräsentation Dominik Graf: „Sein oder Spielen. Über Filmschauspielerei“ / Literaturhaus; Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke / Cuvilliéstheater & Empfang des Bernhard-Wicki-Gedächtnis-Fonds / Bayerischer Hof; Queer Reading Library / Aesop; Gennady Estraikh: „Birobidshan: a mirash fun a republik“ / Lehrstuhl für jüdische Geschichte der LMU;  Vierte Staffel von „The Bear – King of the Kitchen“ (Foto) / Disney+; Artist Talk mit Malin Kraus & Mona Shatry: „Politische Körper und Tabus“ zur Ausstellung „Common Ground“ / Mari; Winfried Nerdinger: „Hitler als Architekt?“ / Zentralinstitut für Kunstgeschichte; Vorstellung aller Kandidierenden für die Neuwahlen bei der Mitgliederversammlung des TSV 1860 / Nachtkantine; Mixing Class und Verkostung der neuen Drinks / Boilerman Bar; Hermanos Gutiérrez / Circus Krone; Mash Media Walk / Olympiapark; Vorstellung des Sommerprogramms der Volkshochschule / Kulturpark Froschammerstraße; Bayerischer Organspendepreis / Residenz; Live-Aufzeichnung des ZEIT-Podcasts „Was machst Du am Wochenende?“ / Cupra City Garage; Gedenkkundgebung von Pro Bahn, Straßenbahnfreunde München, Bund Naturschutz, AK Attraktiver Nahverkehr und Verkehrsclub Deutschland für die Opfer des Autounfalls an der Straßenbahnhaltestelle / Donnersbergerstraße; TeaCup Festival – Georgische Filmtage / Filmmuseum & Werkstattkino; „No more history without us“ in Anwesenheit der Regisseurin Priscilla Brasil / Werkstattkino; 20 Jahre Ed Moses / James T. Hunt; Staatsempfang des Gesundheitsministeriums zum Abschluss des Schwerpunktthemas „Frauen – sichtbar & gesund“ / Schloss Schleißheim; Eröffnung des Außenbereichs von Flux mit dem Kammerensemble der Münchner Symphoniker, Lauraine & DragX, Not a Rapper und CeeDeeGee b2b Carlota / Pinakothek der Moderne; Erika-Mann-Lecture: Morgan Jerkins / LMU; 49. Tage der deutschsprachigen Literatur – Ingeborg-Bachmann-Preis / 3sat; Matinée des Jewish Chamber Orchestra Munich: „Jewish Pop“ / Kammerspiele; Spatenstich für das Zentrum für Digitale Medizin und Gesundheit / TUM Klinikum Rechts der Isar; Kulturfestival anläßlich des Weltflüchtlingstags / Bellevue di Monaco; Crew Call / Praterinsel; Münchner Filmfest; Digitaltag der Landeshauptstadt / Qubes; Kunstareal-Fest; Stiftungsfest der LMU und Verabschiedung von Präsident Professor Bernd Huber / Große Aula der LMU; Starter-Filmpreise / HFF; „Queeres Leben im Krieg“ / LeTRa; „Wer profitiert von Olympia?“ Podiumsdiskussion der „taz“ mit Moritz Burgkardt, Julia Schönfeld-Knor, Beppo Brem und Harriet Wolff / EineWeltHaus; Staatsempfang zur Eröffnung der Opernfestspiele / Kabinettsgarten der Residenz; CSD; Blogger-Pop-up-Flohmarkt mit Anouk Delphine, Olesya Schuler, Olga Löffler, Sarah Schaefer, Silke Untch & Sofiya Bogopolska-Balci / Oberpollinger; Food Club / Public Possession; Lima-Grill-Party / EineWeltHaus; Schwabinger Sommerfest / Agnesstraße; Grand Opening / Slyrs Destillerie; Sommerfest / Candy; „Komm tanzen“ / Cabaret Femina; Sommerfest / HochX; Verleihung des Janusz-Korczak-Preises für Menschlichkeit an Marie-Agnes Strack-Zimmermann/ Literaturhaus; Kundgebung Candidplatz für alle / Candidplatz; Vox Nostra: „Expanding Time“ / Bayerisches Nationalmuseum; Aloha mit Domenic D'Agnelli / Eisbachkiosk; Präsentation der Kunstwerke der Midsummer Night Benefizauktion / Haus der Kunst

Sonntag, 22. Juni 2025

Maia Sandu und der Franz-Josef-Strauß-Preis – oder: Von Söder, Stieren und Auerochsen

#söderwartet. Für einen Hashtag kommt das zu selten vor, aber diesen Samstag musste der Ministerpräsident im heißen Kaiserhof der Münchner Residenz sich duldsam zeigen, weil die Staatspräsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu, trotz Motorradeskorte mit viertelstündiger Verspätung eintraf. 

Auf der internationalen politischen Bühne ist eben auch ein bayerischer Landesfürst mal bloß Unter und Söder zeigte nicht zwingend größeres Format, als er später im Kaisersaal seine Festrede mit den Worten „Willkommen im schönsten Land der Welt, willkommen im erfolgreichsten Land Deutschlands, willkommen in Bayern“ eröffnete.

Es galt Maia Sandu als erste Frau zu würdigen, die nach Männern wie Henry A. Kissinger, George H. W. Bush, Viktor Orbán, Roman Herzog, Helmut Kohl, Jean-Claude Juncker, Michail Gorbatschow, Reiner Kunze oder dem früheren rumänischen Staatspräsidenten Klaus Iohannis mit dem Franz-Josef-Strauß-Preis der Hanns-Seidel-Stiftung geehrt wurde. Ein Preis für Menschen, die sich „in herausragender Weise für Frieden, Freiheit und Recht, für Demokratie und internationale Verständigung eingesetzt“ haben. Und in Sandus Fall auch für eine „wahrheitsbasierte Erinnerungskultur zur kommunistischen Vergangenheit“, so der Europaabgeordnete und Stiftungsvorsitzende Markus Ferber in seiner Begrüßungsrede.

Nun fällt mir in dem Kontext zuerst ein Franz Josef Strauß ein, der mit Rumäniens sozialistischem Diktator Nicolae Ceausescu auf der Jagd war und auch sonst wenig Berührungsängste mit kommunistischen wie faschistischen Autokraten hatte. Soviel zur christlich-sozialen Erinnerungskultur in Bayern. Auf der Preisverleihung wird aber ein anderer FJS beschworen. Einer, der – so Söder – „zwar nicht unser Parteigründer“ war, aber von dem „jeder seiner Sätze ein Psalm, unser Parteiprogramm“ sei. Ein Mann, der für Demokratie und Freiheit stünde. Und Söder geißelte ausgerechnet in Herrschaftsbau der Residenz den Autokratismus, die Angst solcher Systeme vor der Freiheit des einzelnen, um diese starken Worte sogleich massiv einzuschränken. Denn der Ministerpräsident betonte ausdrücklich und ungewöhnlich defensiv, dass nur „unser Kontinent“ eine Region der Demokratie und Freiheit sein müsse. Staaten wie Saudi-Arabien oder die Volksrepublik China wird das freuen.

Insofern hat die Republik Moldau Glück, noch am Rande Europas zu liegen. Wenn von Moldau die Rede ist, werden viele eher an den tschechischen Fluss denken, einige an Bedřich Smetana. Fans des Eurovison Song Contest vielleicht auch an den gelegentlichen Teilnehmerstaat, der die besseren und erfolgreicheren rumänischen Songs am Start hatte. (Und wie Peter Urban früher bei der Aussprache der moldauischen Hauptstadt Chișinău hatte gestern Ilse Aigner Probleme mit dem Namen des neuen rumänischen Staatspräsidenten Nicușor Dan.)

Moldau? Rumänien? Das hängt durchaus schwer trennbar zusammen. Der rumänische Nationalstaat entstand aus der Vereinigung der Fürstentümer Walachei und Moldau – letzteres benannt nach dem rumänischen Fluss Moldova. Teile des Fürstentums Moldau, dessen Wappentier der rumänische Auerochse ist, fielen zeitweise an das russische Zarenreich, dann wieder an Rumänien, dann an die Sowjetunion und bilden inzwischen die unabhängige Republik Moldau, Moldawien oder Moldova, je nach Sprachgebrauch. Ein umkämpfter Landstrich am Fluss Pruth, wie etwa Curzio Malaparte als Frontberichterstatter während des Zweiten Weltkriegs lesenswert in „Die Wolga entspringt in Europa“ beschrieb. 

Maia Sandu, die bereits als Oppositionspolitikerin von der Hanns-Seidel-Stiftung hofiert und unterstützt wurde, ist nun Präsidentin des ärmsten Landes Europas, das als Pufferstaat zwischen Rumänien und der Ukraine liegt und von Russland innerhalb (Transnistrien) wie außerhalb seiner Grenzen belagert wird. Kein EU-Mitglied, aber durch die doppelte rumänisch-moldauische Staatsangehörigkeit von je nach Schätzung wohl fast einem Viertel bis der Hälfte seiner insgesamt 2,5 Millionen Einwohner (ohne Transnistrien) irgendwie auch EU, etwa wenn es um die Stimmen bei rumänischen oder EU-Wahlen geht.

Ein Land, in dem bereits Krieg herrscht, wenn auch kein physischer Krieg wie in der benachbarten Ukraine, sondern ein Krieg, bei dem Russland mit Hilfe von Fake News, Sozialen Medien und Wahlbeeinflussung für einen Umsturz der Demokratie kämpft, wie Sandu in ihrer auf Englisch vorgetragenen Dankesrede betont.

Wenn die Ukraine fällt, fällt Europa. Und die Republik Moldau ist der nächste Dominostein in Wladimir Putins Aggressionsstrategie. 

Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der drohenden Gefahr für Europa wird ausgerechnet dem bedingt abwehrbereiten Starfighter-Strauß bei der Preisverleihung von den CSU-Granden neuer Nachruhm beschert. Plötzlich gilt er laut Sandus Laudatorin Ilse Aigner als „brillanter Analytiker und Visionär“ in Verteidigungsfragen.

„Wir werden nicht umhin kommen, uns zu schützen“, legte Söder vor. Und „Europa muss sich verteidigen können“, betonte Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Und das auch ohne US-amerikanische Hilfe, wie Söder betrübt einräumte, der davon schwärmte, dass er als Kind amerikanische Pizza vor der italienischen Pizza und amerikanisches Eis vor italienischem Eis kennengelernt hätte. Und selbst bei einem Angriff der Aliens hätte er als erstes die Amerikaner verständigt. Tempi passati.

Heutzutage müsse man auf die eigene Wehrbereitschaft setzen, weshalb Söder in seinem Vortrag für die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht plädierte. Und wie abwehrbereit sich der Ministerpräsident fühlt, hörte man während seiner recht ausufernden Rede in einem weiteren der seltenen Augenblicke, in denen er an diesem Vormittag Freude ausstrahlte. Putin hatte am Vortag eindringlich wie ausdrücklich davor gewarnt, dass Deutschland der Ukraine den Taurus (lateinisch für Stier) überlässt. Das freute Söder ungemein. Denn der Marschflugkörper wird natürlich im schönsten und erfolgreichsten Land produziert, im bayerischen Schrobenhausen.

Montag, 16. Juni 2025

Wochenplan (Updates)

Berlin Biennale / KW Kunstwerke, Sophiensäle, ehemaliges Gerichtsgebäude Lehrter Straße & Hamburger Bahnhof; „Mit offenem Blick. Der Impressionist Pissarro“ / Museum Barberini Potsdam; „Im Dialog – Sammlung Hasso Plattner: Kunst aus der DDR“ / Das Minsk; Polish Art Week: Tagung „Culture – Change – Europe“ / Polnische Botschaft, „Elixir“ / Galerie Nadan, Grischa Lichtenberger & Qba Janicki / Morphine Room und Ewa Partum & Mehtap Baydu: „Unsere Berührung ist eine Berührung von Feminist*innen“ / Polnisches Kulturinstitut; „Linkerhand“ / Gorki; Popsalon von Jens Balzer und Tobi Müller mit Gayle Tufts und Andreas Borcholte / Deutsches Theater Berlin; Kostümverkauf der Komischen Oper mit Sektempfang und Vortrag durch die Leiterin der Kostümabteilung  / Schillertheater; „Carmen“ / Gorki; Bekanntgabe der durch das Aller.Land-Programm geförderten kulturellen Vorhaben durch Staatsminister Wolfram Weimer / Bundeskanzleramt; Pre-Opening Frittenwerk / Pasing-Arcaden; „Fe.Male Trail“ – Ein Nick-Cave-Abend von & mit Katharina Bach & Band aka Bitchboy / Kammerspiele; Comicfestival / Alte Kongresshalle; Prost & Plunder Flohmarkt / Herzog, Secret Garden Dance / Josephspitalstraße 15; Sundowner mit Thomas Meinecke / Goldene Bar; Filmgespräch „Typisch Emil“ in Anwesenheit von Emil Steinberger & Michael Mittermeier / Rio-Palast; Grand Re-Opening / Schwabinger 7; David Schalkos „Warum ich?“ / ARD-Mediathek; Sean Bakers „Anora“ mit Mikey Madison und Yuriy Borisov / Wow & Sky; Verleihung des Franz-Josef-Strauß-Preises an Maia Sandu / Residenz; Fête de la Musique / Institut Français; Sommerabend der Sendlinger Kulturschmiede ft. Spui'maNovas / Sendlinger Kirchplatz; Art Sundowner ft. Ignaz Huber, Norbert Schmitz, Markus Wachter und Richard Wurm / Kunstwerke Dachau; Wolf Gremms „Kamikaze 1989“ mit Rainer Werner Fassbinder (Foto) / Filmmuseum; Lunastrom Mittsommer / Isarsteg Unterföhring; Sommerfest der Kunst / Schloss Blutenburg; Premiere von „Heidi – Die Legende vom Fuchs“ / Arri

Montag, 9. Juni 2025

Wochenplan (Updates)

Vorverkaufsstart für die DeMo 2025 Fashionshow der Deutschen Meisterschule für Mode; Fritz Langs „Der Tiger von Eschnapur“ und „Das indische Grabmal“ mit Debra Paget, Paul Hubschmid, Walter Reyer u. a. / 3sat; LUNAparty / Bayerischer Hof; Pressekonferenz zum CSD Christopher Street Day / Sub; Wine & Dine / Brasserie Colette; „Metrokosmos: Neapel“ / Bayerisches Fernsehen; 15 Jahre Bayerisches Junior Ballett München: „Das triadische Ballett“ von Oscar Schlemmer & „Devil's Kitchen“ von Marco Goecke / Prinzregententheater; Stanley Kubricks „Barry Lyndon“ mit Ryan O'Neal, Marisa Berenson, Hardy Krüger u. a. / arte; Eröffnung Cavatina Art Concept; Dernière von „Die Vaterlosen“ mit Helene Hegemann und Jette Steckel / Kammerspiele; „Trooping the Colour“ / ZDF; Dach-über-Kopf-Festival / Schattenhofen; Vernissage Jim Avignon: „Pop Parade“ / Neuer Pfaffenhofener Kunstverein; Uraufführung von Franz-Xaver Kroetz' „Gschichtn vom Brandner Kaspar“ mit Günther Maria Halmer / Residenztheater; Franz Xaver Kroetz liest seine „Gschichtn vom Brandner Kaspar“ /Residenztheater; Berlin Biennale / KW Kunstwerke, Sophiensäle, ehemaliges Gerichtsgebäude Lehrter Straße & Hamburger Bahnhof, Kultur & Straße Festival / about blank Berlin; ATT Festival: „InterEuroVision“ mit Boys* In Sync / Deutsches Theater Berlin; Joachim Hentschel: „Freiheit: 12 Punkte! Warum Wettbewerbe wie ESC und Intervision die Popkultur politisieren“ / Deutsches Theater Berlin; WORX-Werkschau: „Hoffen und Kotzen“ / Berliner Ensemble; Mallrat (Foto) / Frannz-Club Berlin

Montag, 2. Juni 2025

Wochenplan (Updates)

Eröffnung des Kindercomic-Pop-up-Stores / Ruffinihaus; Vorstellung des neuen Generaldirektors Michael Decker / Deutsches Museum; Soft Opening des Casinos / Skygate Hallbergmoos; Podiumsdiskussion „Dritte Ort – Kultur für die Stadtgesellschaft“ mit Markus Blume, Serge Dorny, Andrea Gronemeyer, Oliver Kase, Andrea Lissoni, Markus Michalke, Max Wagner und Marek Wiechers / Fat Cat im alten Gasteig; „Es ist ein Kreuz“ – Vortrag von Rechtsanwalt Hubert Heinhold zu drei Verfahren (Tanzverbot, Polizeiaufgabengesetz, Kreuzerlass) des Bundes für Geistesfreiheit / Seidlvilla; Vernissagen Auguste Herbin / Lenbachhaus, „Was Bilder erzählen“ – Storytelling von Albrecht Altdorfer bis Peter Paul Rubens / Alte Pinakothek, Nathalie Bopp / Vinovit, „Mind Hopping“ / Tanit, „One Night Exhibition“ / Klättermusen und Robert Longo: „Untitled (Vatican Bishops)“ sowie Ilya & Emilia Kabakov: „Kammermusik“ / Villa Kast Salzburg; Konferenz „Die Kunst im Zeitalter des Mittelmaßes. Künstliche Intelligenz und autoritäre Tendenzen“ / Akademie der Bildenden Künste; „Ausgegraben und aufgebaut“ – Pressekonferenz zu archäologischen Grabungen in Taufkirchen / Präsentationspavillon TerraFinanz; „Piccola Mappatura“ – Aktion gegen Falschparker / Laimer Platz;  Helmut Draxler & Stephan Gregory: „Was tun? Was Lassen? Politik als Symbolische Form“ / Akademie der Bildenden Künste; „Creating NEBourhoods Together“ – Vorträge zur städtebaulichen Klimaanpassung / PlanTreff; Filmgespräch „Chaos und Stille“ mit Regisseur Anatol Schuster, Hauptdarsteller Anton von Lucke und Filmkomponist Henrik Ajax / Arena; Münchner Premiere von Benjamin von Stuckrad-Barres „Noch wach?“ / Zentraltheater; Bayerischer Staatsehrenpreis für das Metzgerhandwerk / Residenz; Headquarter-Eröffnung Agile Robots; Pressekonferenz zum Sommerfestival / Tollwood; Arkadendinner / Kunstverein; Les Soeurs Doga & Viktor Marek (Foto) / Habibi-Kiosk; Cheers – Treffen der Münchner Musikszene / Kulturkeller Westend; Buchpräsentation von Claudia Paganinis „Der neue Gott. Künstliche Intelligenz und die menschliche Sinnsuche“ / Bayerische Staatsbibliothek; Pressekonferenz zur kommenden Spielzeit / Kammerspiele; PhiloSomnia / Hochschule für Philosophie; Presse-Termin Mash! & Friends / Olympiapark; Artist Talk zum Förderpreis des BBK / Galerie der Künstler*innen; „Chronistin des Verborgenen“ – Underdox-Abend mit der Kamerafrau und Regisseurin Elfi Mikesch / Filmmuseum & Favorit-Bar; Uraufführung „Sauhund“ / Kammerspiele; Side-Events und Jubiläumsempfang zur 50-Jahr-Feier des Verbands Der Mittelstand.BVMW / Künstlerhaus; Beginn des Vorverkaufs für die Veranstaltungen des Filmfests im Deutschen Theater; Staatsempfang und Lesung mit Thomas Loibl zum 150. Geburtstag von Thomas Mann / Kurhaus Bad Tölz; Michel Friedman spricht mit Ronen Steinke über Gerechtigkeit / Kammerspiele; CocoRosie / Muffathalle; Slutwalk / Marienplatz; Charlie Straßenfest / Schyrenstraße; Wannda Circus Open Air; Pfingstfestival / Theatron; 30 Jahre Löwenfans gegen rechts ft. Die toten Crackhuren im Kofferraum, Roger Rekless und Alligatorman & MDK / Feierwerk; Liveübertragung  der Broadway-Inszenierung von George Clooneys „Good Night and Good Luck“ / CNN; The Secret Garden Dance / Josephspitalstraße 15; Tony Awards

Montag, 26. Mai 2025

Rewe to go: In München zur rechten Zeit falsch unterwegs

Die Stachus-Passagen sind ein Hochfrequenzstandort, wobei ich mich manchmal frage, ob der Ausdruck hier für das hohe Kundenaufkommen steht oder den raschen Wechsel der gewerblichen Mieter. Nun wagt es also Rewe to go, diesen Sommer eine 220 Quadratmeter große Filiale in der Unterführung am Karlsplatz zu eröffnen.

Sonst kennt man die von der Konzerntochter Lekkerland betriebene Kette als Experten für Unterwegs-Konsum und Convenience-Food an Aral-Tankstellen und Bahnhöfen. Spezialität: Täglich rund um die Uhr geöffnet zu sein. Im Grunde ein Späti.

In München gab es bereits einmal den Versuch, einen Rewe to go an einem normalen Standort zu etablieren: am Kurfüstenplatz. Es müßte 2017 gewesen sein. An der Ecke Belgrad- / Hohenzollernstraße, in dem Neubau, wo früher das legendäre Zum-Zum-Haus stand. Doch während an Tankstellen, Bahnhöfen und Flughäfen Ausnahmen vom Ladenschlussgesetz erlaubt sind, galten am Kurfürstenplatz die strengen Vorgaben der allgemeinen Ladenschlusszeiten: Kein Kundenverkehr zwischen 20 und 6 Uhr oder sonn- und feiertags.

Rewe probierte es mit einem Kniff und bezeichnete seine To-go-Filiale im Herzen Schwabings als gastronomische Einrichtung. Und damit befreit von den Gängelungen des  Ladenschlussgesetzes. Das Kreisverwaltungsreferat sah es damals aber noch recht engstirnig: „Für die betreffende Filiale lag keine gaststättenrechtliche Hauptnutzung vor, die es ermöglicht hätte, das angebotene Warensortiment nach Ladenschluss über die Straße abzugeben. Das Gaststättengesetz, das eine Abweichung von den Ladenschlusszeiten für Schank- und Speisewirtschaften im Einzelfall zulässt, war hier nicht anwendbar.“ Entsprechend „informierte“ man Rewe von Amts wegen und die Filiale ward bald Geschichte.

Acht Jahre später hat München eine neue Kreisverwaltungsreferentin und auch bei der Anwendung des Ladenschlussgesetzes geschah Erstaunliches, wovon die über hundert neuen Spätis zeugen. Um dem Gaststätten- statt Ladenschlussgesetz zu unterliegen und damit nachts oder sonntags öffnen zu dürfen, reicht es für ein Geschäft längst, Getränke oder Speisen irgendwie auch zum Verzehr vor Ort anzubieten und sei es nur auf einem winzigen „Verzehrbrett“.

Der künftige Rewe to go am Stachus bietet weit mehr als nur ein Brett: die „Snacks, Speisen und Kaffeespezialitäten“ wird man nicht nur mitnehmen, sondern im Laden genießen können: „Die Verkaufsfläche von rund 220 Quadratmetern bietet uns am Stachus die Möglichkeit, einen gemütlichen Sitzbereich zu integrieren, in dem Speisen, Snacks und Getränke verzehrt werden können.“

Schließlich lautet der Markenkern von Rewe to go auch: „Schnelle Mahlzeiten oder spontane Besorgungen, die einfach immer und überall dazwischen passen. Auf dem Weg zur Arbeit. In der Mittagspause. Freitag nach Feierabend oder Sonntag vor dem Frühstück.“

Also High Life für die zahllosen Touristen, Kinogänger und Nachtschwärmer, die die Stachus-Passagen nicht nur werktagsüber, sondern gerade auch sonntags, abends und bis in die Nacht hinein bevölkern? Von wegen. Seinen künftigen Rewe to go am Karlsplatz plant Lekkerland als herkömmliches Geschäft. Er wird von Montag bis Samstag nur zwischen 6 und 20 Uhr aufsperren. Man verzichtet auf das Schlupfloch des Gaststättengesetzes.

Also doch kein Gamechanger in der Unterführung, sondern höchstens für die Kette, die sonst an nahezu allen anderen Standorten in der Regel täglich rund um die Uhr auf hat – oder halt so lange, wie die beherbergende Tanke selbst geöffnet ist. 

Das Vorbild für München scheint die deutlich kleinere Rewe-to-go-Filiale in der Düsseldorfer Innenstadt zu sein. Auch sie beugt sich den allgemeinen Ladenschlusszeiten, nur dass die Geschäfte in Nordrhein-Westfalen eben bis 22 Uhr auf haben und nicht bereits um 20 Uhr zusperren müssen. Der Rewe to go in der Frankfurter Kaiserstraße dagegen hat auch sonntags geöffnet. Wobei die Kaiserstraße der Szene am Stachus wohl auch eher entspräche. Aber von so einem Flagship Rewe to go können wir Münchner nur weiter träumen.

Wochenplan (Updates)

Pressekonferenz zur Gastrowoche Friaul-Julisch Venetien / Prinz-Ludwig-Palais; Winka Dubbeldam: „Synthetic Natures“ / Technische Universität; Vernissagen Archi-Tectonics: „Monsters and Mutants“ / Architekturgalerie, Comicfestival: „Demokratie verteidigen“ / Stadtbibliothek im Motorama, Francesco Giordano: „Mit Euren Spuren“ / Sub und „Sing Slowly“ / Micheko; Pressegespräch „Dritte Orte“ – ein gemeinsames Projekt der Bayerischen Staatsoper, Pinakothek der Moderne, Schauburg und vom Haus der Kunst / Otto-Beisheim-Stftung; Grand Opening Café Buur / Hamburgerei im Drugstore; George Ellis: „A Fine Tuned Universe: Issues, Evidence, Implications“ / Center for Advanced Studies der LMU;  „Salomé“ / Cuvilliéstheater; Nachtgespräch zu „Was Ihr wollt“ / Habibi-Kiosk; Vollversammlung des Münchner Stadtrats / Rathaus & Livestream; Nölympia-Kundgebung / Marienplatz; StuStaCulum / Studentenstadt; „GenAI: A Business Game-Changer or a Disaster in the Making?“ / jambit MeetHub; Jazz-Tage mit Daddy Rabbit & Prepared sowie dem Tino Derado Quartet / Boxwerk; Cosey Mueller / Import Export; Fassbindertage (Foto) / HFF, Philologicum der LMU & Arena; Internationales Studentisches Theaterfestival UWE mit Eröffnungs- und Abschlussparty / Bayerische Theaterakademie August Everding im Prinzregententheater; „MobLand“ / Paramount+; Samstag mit Dirty Doering / Bahnwärter Thiel; Terrace Forever: Emozioni Mondiali Exhibition / Sorry Square und After Party / Bar Maroto; „Blinder Fleck“ in Anwesenheit der Regisseurin Liz Wieskerstrauch / Neues Rottmann; Kurdische Filmtage / Kammerspiele & Stadtbibliothek im HP8; Geburtstagsparty 1 Jahr Charlatan-Bar; „Kunst sammeln, Kunst leben“: Sammler und Museumsgründer Reinhard Ernst im Dialog mit Künstler Michael Müller / Ketterer;„Was Ihr wollt“ / Kammerspiele

Donnerstag, 22. Mai 2025

Der teuerste Titel im Popa-Verlag

Ich fand ja mein Verlagsprogramm auch toll, aber 635,81 Euro auf eBay sind doch wohl eher ein Mondpreis für Serge Gainsbourgs Roman „Die Kunst des Furzens“ in der längst vergriffenen deutschen Erstausgabe des Popa-Verlags.