Nice Bastard Blog
Disorderly conduct in Munich
Dienstag, 1. Juli 2025
Oscar-Preisträgerin Caroline Link macht den CSD Munich Pride zur Klimademo
Montag, 30. Juni 2025
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Mittwoch, 25. Juni 2025
Neue Toilettenanlage am Hohenzollernplatz – aber nur tagsüber
Doch nun kommt man in die Gänge, wenn auch nicht direkt vor Ort, sondern gegenüber vom Hohenzollernplatz auf Höhe der Tengstraße 40. Denn „aufgrund des alten Baumbestandes sowie notwendiger Feuerwehrflächen ist eine Verortung auf dem Platz leider nicht möglich“. Umziehen muss dafür der Fahrradstellplatz in der Tengstraße, was wiederum auf Kosten von Parkplätzen geht.
Dagegen machen nun natürlich Anwohnende Stimmung, die keine Toilette vor ihren Wohnungen haben wollen. Bei der Bürgerversammlung heute Abend in der Evangelischen Kreuzkirche wollen sie beantragen, die Anlage stattdessen am Nordbad oder sogar anderthalb Kilometer entfernten Bayernpark zu errichten, also mit deutlichem Abstand zum Hohenzollernplatz.
Dabei ist mit einer Geruchsbelästigung wie bei provisorischen Anlagen nicht zu rechnen. Bei der geplanten Anlage handelt es sich um eine behindertengerechte vollautomatische Unisex-Toilette mit aufklappbarem Babywickeltisch. Die Toilette ist zudem ausgestattet mit einem unterfahrbaren Waschbecken, Seifenspender. Handtrockner und Ablage, einem Urinal sowie einer Notrufeinrichtung. Des Weiteren befindet sich ein Trinkwasserspender an der Außenfassade. Die Reinigung der Toilettenkabine erfolgt nach jedem Toilettengang vollautomatisch. Zudem wird eine tägliche Kontrolle und Reinigung durch Personal vor Ort erfolgen. Da sind die Wildbiesler am Platz sicher störender.Montag, 23. Juni 2025
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Sonntag, 22. Juni 2025
Maia Sandu und der Franz-Josef-Strauß-Preis – oder: Von Söder, Stieren und Auerochsen
Auf der internationalen politischen Bühne ist eben auch ein bayerischer Landesfürst mal bloß Unter und Söder zeigte nicht zwingend größeres Format, als er später im Kaisersaal seine Festrede mit den Worten „Willkommen im schönsten Land der Welt, willkommen im erfolgreichsten Land Deutschlands, willkommen in Bayern“ eröffnete.
Es galt Maia Sandu als erste Frau zu würdigen, die nach Männern wie Henry A. Kissinger, George H. W. Bush, Viktor Orbán, Roman Herzog, Helmut Kohl, Jean-Claude Juncker, Michail Gorbatschow, Reiner Kunze oder dem früheren rumänischen Staatspräsidenten Klaus Iohannis mit dem Franz-Josef-Strauß-Preis der Hanns-Seidel-Stiftung geehrt wurde. Ein Preis für Menschen, die sich „in herausragender Weise für Frieden, Freiheit und Recht, für Demokratie und internationale Verständigung eingesetzt“ haben. Und in Sandus Fall auch für eine „wahrheitsbasierte Erinnerungskultur zur kommunistischen Vergangenheit“, so der Europaabgeordnete und Stiftungsvorsitzende Markus Ferber in seiner Begrüßungsrede.
Nun fällt mir in dem Kontext zuerst ein Franz Josef Strauß ein, der mit Rumäniens sozialistischem Diktator Nicolae Ceausescu auf der Jagd war und auch sonst wenig Berührungsängste mit kommunistischen wie faschistischen Autokraten hatte. Soviel zur christlich-sozialen Erinnerungskultur in Bayern. Auf der Preisverleihung wird aber ein anderer FJS beschworen. Einer, der – so Söder – „zwar nicht unser Parteigründer“ war, aber von dem „jeder seiner Sätze ein Psalm, unser Parteiprogramm“ sei. Ein Mann, der für Demokratie und Freiheit stünde. Und Söder geißelte ausgerechnet in Herrschaftsbau der Residenz den Autokratismus, die Angst solcher Systeme vor der Freiheit des einzelnen, um diese starken Worte sogleich massiv einzuschränken. Denn der Ministerpräsident betonte ausdrücklich und ungewöhnlich defensiv, dass nur „unser Kontinent“ eine Region der Demokratie und Freiheit sein müsse. Staaten wie Saudi-Arabien oder die Volksrepublik China wird das freuen.
Insofern hat die Republik Moldau Glück, noch am Rande Europas zu liegen. Wenn von Moldau die Rede ist, werden viele eher an den tschechischen Fluss denken, einige an Bedřich Smetana. Fans des Eurovison Song Contest vielleicht auch an den gelegentlichen Teilnehmerstaat, der die besseren und erfolgreicheren rumänischen Songs am Start hatte. (Und wie Peter Urban früher bei der Aussprache der moldauischen Hauptstadt Chișinău hatte gestern Ilse Aigner Probleme mit dem Namen des neuen rumänischen Staatspräsidenten Nicușor Dan.)
Moldau? Rumänien? Das hängt durchaus schwer trennbar zusammen. Der rumänische Nationalstaat entstand aus der Vereinigung der Fürstentümer Walachei und Moldau – letzteres benannt nach dem rumänischen Fluss Moldova. Teile des Fürstentums Moldau, dessen Wappentier der rumänische Auerochse ist, fielen zeitweise an das russische Zarenreich, dann wieder an Rumänien, dann an die Sowjetunion und bilden inzwischen die unabhängige Republik Moldau, Moldawien oder Moldova, je nach Sprachgebrauch. Ein umkämpfter Landstrich am Fluss Pruth, wie etwa Curzio Malaparte als Frontberichterstatter während des Zweiten Weltkriegs lesenswert in „Die Wolga entspringt in Europa“ beschrieb.Maia Sandu, die bereits als Oppositionspolitikerin von der Hanns-Seidel-Stiftung hofiert und unterstützt wurde, ist nun Präsidentin des ärmsten Landes Europas, das als Pufferstaat zwischen Rumänien und der Ukraine liegt und von Russland innerhalb (Transnistrien) wie außerhalb seiner Grenzen belagert wird. Kein EU-Mitglied, aber durch die doppelte rumänisch-moldauische Staatsangehörigkeit von je nach Schätzung wohl fast einem Viertel bis der Hälfte seiner insgesamt 2,5 Millionen Einwohner (ohne Transnistrien) irgendwie auch EU, etwa wenn es um die Stimmen bei rumänischen oder EU-Wahlen geht.
Ein Land, in dem bereits Krieg herrscht, wenn auch kein physischer Krieg wie in der benachbarten Ukraine, sondern ein Krieg, bei dem Russland mit Hilfe von Fake News, Sozialen Medien und Wahlbeeinflussung für einen Umsturz der Demokratie kämpft, wie Sandu in ihrer auf Englisch vorgetragenen Dankesrede betont.
Wenn die Ukraine fällt, fällt Europa. Und die Republik Moldau ist der nächste Dominostein in Wladimir Putins Aggressionsstrategie.
Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der drohenden Gefahr für Europa wird ausgerechnet dem bedingt abwehrbereiten Starfighter-Strauß bei der Preisverleihung von den CSU-Granden neuer Nachruhm beschert. Plötzlich gilt er laut Sandus Laudatorin Ilse Aigner als „brillanter Analytiker und Visionär“ in Verteidigungsfragen.
„Wir werden nicht umhin kommen, uns zu schützen“, legte Söder vor. Und „Europa muss sich verteidigen können“, betonte Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Und das auch ohne US-amerikanische Hilfe, wie Söder betrübt einräumte, der davon schwärmte, dass er als Kind amerikanische Pizza vor der italienischen Pizza und amerikanisches Eis vor italienischem Eis kennengelernt hätte. Und selbst bei einem Angriff der Aliens hätte er als erstes die Amerikaner verständigt. Tempi passati.
Heutzutage müsse man auf die eigene Wehrbereitschaft setzen, weshalb Söder in seinem Vortrag für die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht plädierte. Und wie abwehrbereit sich der Ministerpräsident fühlt, hörte man während seiner recht ausufernden Rede in einem weiteren der seltenen Augenblicke, in denen er an diesem Vormittag Freude ausstrahlte. Putin hatte am Vortag eindringlich wie ausdrücklich davor gewarnt, dass Deutschland der Ukraine den Taurus (lateinisch für Stier) überlässt. Das freute Söder ungemein. Denn der Marschflugkörper wird natürlich im schönsten und erfolgreichsten Land produziert, im bayerischen Schrobenhausen.
Montag, 16. Juni 2025
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Samstag, 14. Juni 2025
Montag, 9. Juni 2025
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Montag, 2. Juni 2025
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Montag, 26. Mai 2025
Rewe to go: In München zur rechten Zeit falsch unterwegs
Sonst kennt man die von der Konzerntochter Lekkerland betriebene Kette als Experten für Unterwegs-Konsum und Convenience-Food an Aral-Tankstellen und Bahnhöfen. Spezialität: Täglich rund um die Uhr geöffnet zu sein. Im Grunde ein Späti.
In München gab es bereits einmal den Versuch, einen Rewe to go an einem normalen Standort zu etablieren: am Kurfüstenplatz. Es müßte 2017 gewesen sein. An der Ecke Belgrad- / Hohenzollernstraße, in dem Neubau, wo früher das legendäre Zum-Zum-Haus stand. Doch während an Tankstellen, Bahnhöfen und Flughäfen Ausnahmen vom Ladenschlussgesetz erlaubt sind, galten am Kurfürstenplatz die strengen Vorgaben der allgemeinen Ladenschlusszeiten: Kein Kundenverkehr zwischen 20 und 6 Uhr oder sonn- und feiertags.
Rewe probierte es mit einem Kniff und bezeichnete seine To-go-Filiale im Herzen Schwabings als gastronomische Einrichtung. Und damit befreit von den Gängelungen des Ladenschlussgesetzes. Das Kreisverwaltungsreferat sah es damals aber noch recht engstirnig: „Für die betreffende Filiale lag keine gaststättenrechtliche Hauptnutzung vor, die es ermöglicht hätte, das angebotene Warensortiment nach Ladenschluss über die Straße abzugeben. Das Gaststättengesetz, das eine Abweichung von den Ladenschlusszeiten für Schank- und Speisewirtschaften im Einzelfall zulässt, war hier nicht anwendbar.“ Entsprechend „informierte“ man Rewe von Amts wegen und die Filiale ward bald Geschichte.
Acht Jahre später hat München eine neue Kreisverwaltungsreferentin und auch bei der Anwendung des Ladenschlussgesetzes geschah Erstaunliches, wovon die über hundert neuen Spätis zeugen. Um dem Gaststätten- statt Ladenschlussgesetz zu unterliegen und damit nachts oder sonntags öffnen zu dürfen, reicht es für ein Geschäft längst, Getränke oder Speisen irgendwie auch zum Verzehr vor Ort anzubieten und sei es nur auf einem winzigen „Verzehrbrett“.
Der künftige Rewe to go am Stachus bietet weit mehr als nur ein Brett: die „Snacks, Speisen und Kaffeespezialitäten“ wird man nicht nur mitnehmen, sondern im Laden genießen können: „Die Verkaufsfläche von rund 220 Quadratmetern bietet uns am Stachus die Möglichkeit, einen gemütlichen Sitzbereich zu integrieren, in dem Speisen, Snacks und Getränke verzehrt werden können.“
Schließlich lautet der Markenkern von Rewe to go auch: „Schnelle Mahlzeiten oder spontane Besorgungen, die einfach immer und überall dazwischen passen. Auf dem Weg zur Arbeit. In der Mittagspause. Freitag nach Feierabend oder Sonntag vor dem Frühstück.“
Also High Life für die zahllosen Touristen, Kinogänger und Nachtschwärmer, die die Stachus-Passagen nicht nur werktagsüber, sondern gerade auch sonntags, abends und bis in die Nacht hinein bevölkern? Von wegen. Seinen künftigen Rewe to go am Karlsplatz plant Lekkerland als herkömmliches Geschäft. Er wird von Montag bis Samstag nur zwischen 6 und 20 Uhr aufsperren. Man verzichtet auf das Schlupfloch des Gaststättengesetzes.
Also doch kein Gamechanger in der Unterführung, sondern höchstens für die Kette, die sonst an nahezu allen anderen Standorten in der Regel täglich rund um die Uhr auf hat – oder halt so lange, wie die beherbergende Tanke selbst geöffnet ist.
Das Vorbild für München scheint die deutlich kleinere Rewe-to-go-Filiale in der Düsseldorfer Innenstadt zu sein. Auch sie beugt sich den allgemeinen Ladenschlusszeiten, nur dass die Geschäfte in Nordrhein-Westfalen eben bis 22 Uhr auf haben und nicht bereits um 20 Uhr zusperren müssen. Der Rewe to go in der Frankfurter Kaiserstraße dagegen hat auch sonntags geöffnet. Wobei die Kaiserstraße der Szene am Stachus wohl auch eher entspräche. Aber von so einem Flagship Rewe to go können wir Münchner nur weiter träumen.