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Dienstag, 2. September 2025

Villa Stuck: Wiedereröffnung auf Raten

Mit Voraussagen ist es im journalistischen Geschäft immer etwas heikel. Hinterher will man es gerne schon vorher gewusst haben. Hat man sich dagegen beim Orakeln vertan, weist man nach vollendeten Tatsachen eher nicht ausdrücklich darauf hin. Aber manchmal lag man auch zumindest annähernd richtig.

Als der Münchner Stadtrat im November 2023 beschloss, die marode Stuck-Villa zu sanieren, äußerte ich mich hinsichtlich des Zeit- und Finanzplans skeptisch: „Die Wiedereröffnung der Stuck-Villa sei für den Sommer 2025 geplant, die Sanierungskosten werden mit rund 14 Millionen Euro beziffert. Beides Zahlen, die bei solchen Vorhaben mit Vorsicht zu genießen sind.“

Ein halbes Jahr später, im April 2024 war schon nicht mehr vom Sommer 2025 die Rede, sondern von Ende 2025. 

Woran das lag? Im Baugewerbe können das Nachschubprobleme sein, wenn man Material oder Teile früher in der Ukraine bezogen hat. Manchmal tauchen bei einer Sanierung unerwartete Probleme in der Substanz auf. Die Gewerke sind manchmal nicht so verfügbar wie gewünscht. Das Wetter kann den Zeitplan durcheinander wirbeln. 

Die diesmal zutreffende(n) Antwort(en) muss ich hier aber schuldig bleiben, denn weder das Kultur- und Baureferat noch die Villa Stuck wollten sich auf Anfrage konkret zu den Gründen für die Terminänderungen äußern.

Nun wirbt das Haus für sein Comeback am 18. Oktober. Annähernd im Zeitplan, nur ein paar Monate später als anläßlich des Stadtratsbeschlusses angekündigt. Und immerhin früher als die dann auf Ende 2025 korrigierte Umterminierung. Wobei aber die Baumaßnahmen keineswegs abgeschlossen sein werden, wenn das Haus zur Langen Nacht der Museen Mitte Oktober aufsperrt. „Nach der Wiedereröffnung folgt ein zweiter Bauabschnitt: Dabei werden die Freiflächen fertiggestellt und weitere Maßnahmen im Zuge der Ausstellungskonzeption umgesetzt.“

Immerhin wird laut Kulturreferat, Terminsprünge hin oder her, das Budget von 14 Millionen Euro eingehalten. 

Eine Baustelle scheint auch der Presseverteiler der Villa Stuck zu sein. Nachdem ich den oben zitierten Beitrag über das „schöne, aber marode“ Haus in der „tz“ veröffentlicht hatte, erhielt ich letztes und dieses Jahr keine ihrer Pressemitteilungen mehr, obwohl sie in ihrem Ausweichquartier VS in der Goethestraße 54 ein reges Programm bot, wie etwa eine Podiumsdiskussion mit Dana von Suffrin (Foto) zum Thema Wohnen oder zahlreiche Ausstellungen. Das Ausbleiben jeglicher Pressemitteilung nach meiner Veröffentlichung kann natürlich auch nur eine zufällige Koinzidenz gewesen sein, ohne dass eine Kausalität wegen vermeintlich unbotmäßiger Berichterstattung vorlag. 

Von mir darauf angesprochen behauptete die Presseabteilung erst, man hätte die ganze Zeit über keine Pressemitteilungen mehr verschickt, daher hätte ich auch keine mehr erhalten. Und wies mich auf den allgemeinen Newsletter des Hauses als Informationsquelle hin. Als ich vorsichtig darauf hinwies, mich möglicherweise durchaus an Pressemitteilungen erinnern zu können, die in den letzten anderthalb Jahren anderen Redaktionen zugegangen sind, korrigierte man die Auskunft: „Im Zusammenhang mit dem Umzug ins Interimsquartier wurden einige Umstellungen vorgenommen. Vermutlich ist dabei Ihre E-Mail-Adresse versehentlich gelöscht worden.“


Mittwoch, 25. Juni 2025

Neue Toilettenanlage am Hohenzollernplatz – aber nur tagsüber

Seit  Jahren diskutieren Bezirksausschuss, Anwohner*innen und Baureferat über eine Toilettenanlage am Hohenzollernplatz. 2019 wurde das Baureferat vom Stadtrat mit der Errichtung von 29 Toilettenanlagen beauftragt. Eine davon sollte am Hohenzollernplatz stehen. Im März 2022 versprach die Stadt vollmundig, dass diese Toilette in Schwabing „voraussichtlich Ende 2023 fertig“ sei. Passiert ist seitdem nicht viel.

Doch nun kommt man in die Gänge, wenn auch nicht direkt vor Ort, sondern gegenüber vom Hohenzollernplatz auf Höhe der Tengstraße 40. Denn „aufgrund des alten Baumbestandes sowie notwendiger Feuerwehrflächen ist eine Verortung auf dem Platz leider nicht möglich“. Umziehen muss dafür der Fahrradstellplatz in der Tengstraße, was wiederum auf Kosten von Parkplätzen geht.

Dagegen machen nun natürlich Anwohnende Stimmung, die keine Toilette vor ihren Wohnungen haben wollen. Bei der Bürgerversammlung heute Abend in der Evangelischen Kreuzkirche wollen sie beantragen, die Anlage stattdessen am Nordbad oder sogar anderthalb Kilometer entfernten Bayernpark zu errichten, also mit deutlichem Abstand zum Hohenzollernplatz.

Dabei ist mit einer Geruchsbelästigung wie bei provisorischen Anlagen nicht zu rechnen. Bei der geplanten Anlage handelt es sich um eine behindertengerechte vollautomatische Unisex-Toilette mit aufklappbarem Babywickeltisch. Die Toilette ist zudem ausgestattet mit einem unterfahrbaren Waschbecken, Seifenspender. Handtrockner und Ablage, einem Urinal sowie einer Notrufeinrichtung. Des Weiteren befindet sich ein Trinkwasserspender an der Außenfassade. Die Reinigung der Toilettenkabine erfolgt nach jedem Toilettengang vollautomatisch. Zudem wird eine tägliche Kontrolle und Reinigung durch Personal vor Ort erfolgen. Da sind die Wildbiesler am Platz sicher störender.

Schön ist, dass die Toilettennutzung im Unterschied zum Kurfürstenplatz unentgeltlich sein wird. Ärgerlich dagegen, dass die Landeshauptstadt an ihrer Politik festhält, dass Toiletten nur tagsüber nötig wären. Am Hohenzollernplatz soll die Anlage nur zwischen 6 und 22 Uhr zugänglich sein. Und das an einem Verkehrsknotenpunkt mit täglicher Nachttram und einer jedes Wochenende die ganze Nacht durchfahrenden U2. 

Update vom 18. Juli 2025: Heute berichtet auch die „tz“ über die Planungen und eine Petition von Anwohner*innen gegen den Standort der Toilette in der Tengstraße.
Am 14. Juli hat bereits „Hallo München“ das Thema aufgegriffen und am 5. Juli der „Münchner Merkur“.

Update vom 30. Oktober 2025: Laut der „tz“ vom 31. Oktober 2025 hat Oberbürgermeister Dieter Reiter bei einem Ortsbesuch mit den gegen die Pläne protestierenden Anwohner*innen gesprochen und beschlossen: „Wenn Sie hier keine Toilette haben wollen, dann kommt auch keine hin – Punkt.“

Samstag, 11. November 2023

Stuck-Villa muss umziehen

Ende Juli organisierte die Villa Stuck noch eine Parade der italienischen Künstlerin Marinella Senatore vom Museum in der Prinzregentenstraße Richtung Innenstadt. Nächstes Jahr folgt nun quasi das Museum selbst, denn am 11. Februar werden alle Museumsräume geschlossen und ausgeräumt, während der Ausstellungsbetrieb provisorisch an einem Interimsquartier in der Goethestraße 54 fortgesetzt wird. 
Das Stammhaus am Friedensengel ist schön, aber marode. Das ehemalige Atelier und Wohnhaus Franz von Stucks wurde zwar erst vom 1999 bis 2004 generalsaniert, aber die technischen Anlagen hinter der neoklassizistischen Fassade seien eben nach zwanzig Jahren bereits wieder an das „Ende ihrer Gebrauchsfähigkeit“ angelangt, wie das Kulturreferat am Donnerstag mitteilte. Außerdem wären an der Fassade notwendige Sanierungen zum Substanzerhalt und der Verkehrssicherheit nötig. Zusätzlich sollen die extrem verschachtelten Ausstellungsräume, die für jeden Besucher zur Herausforderung werden können, endlich etwas mehr Barrierefreiheit bieten. 
„Mit der Erneuerung der Klima- und Sicherheitstechnik wird das Baudenkmal Villa Stuck und seine Kunst geschützt“, erklärte Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer. „Und wenn wir schon bauen, verbessern wir auch gleich die Zugangssituation. Durch die Neuordnung des Wirtschaftshofs entsteht ein barrierefreier Zugang. Auch im Inneren werden wir etwas für die Barrierefreiheit in diesem denkmalgeschützten Gebäude tun.“ 
Die Museumssammlung geht währenddessen auf Reisen. Am vorübergehenden Standort im Klinikviertel will das Team der Villa Stuck stattdessen mit einem „experimentellen Programm aus Ausstellungen, Veranstaltungen und Kunstvermittlung“ in der Münchner Öffentlichkeit weiterhin zumindest etwas Präsenz zeigen. 
Die Wiedereröffnung der Stuck-Villa sei für den Sommer 2025 geplant, die Sanierungskosten werden mit rund 14 Millionen Euro beziffert. Beides Zahlen, die bei solchen Vorhaben mit Vorsicht zu genießen sind. „Von einem gewissen Punkt gibt es keine Rückkehr mehr“, wird in der aktuellen Ausstellung „Kafka 1924“ (Foto) der Schriftsteller auf einem Plakat zitiert. Zumindest diese Furcht ist unbegründet.
Eine Version dieses Textes erschien zuerst in der „tz“ vom 10. November 2023.