Freitag, 6. Juni 2008
Warum Bloggen durchaus subversiv ist
Als ich die – gar nicht rhetorisch gemeinte – Frage in die Bloggerrunde warf, ob unsere Kommunikationsform subversiv sei, war ich ob des Echos doch ein wenig erstaunt. Nicht daß die lieben Kollegen gänzlich unrecht hätten, aber mit so massivem Widerspruch hätte ich nicht gerechnet. Nun kommt es auf die Definition an, aber wenn man sich an die reine Lehre orientiert, derzufolge etwa Kommentare zuzulassen sind oder Korrekturen nicht klammheimlich zu erfolgen hätten, sondern durch sichtbare Durchstreichung sichtlich zu machen wären, sind Blogs nun mal durchaus die subversivste Kommunikationsform, weil sie den unfehlbaren, ex cathedra dozierenden Sender in ein menschliches Wesen verwandeln, das Fehler einräumt sowie dabei Transparenz und Widerspruch zuläßt. Es mag traurig sein, daß das heutzutage schon reicht, um subversiv zu sein, aber ich denke, und die Auswirkungen sind ja auch längst allerorten zu bewundern, ich bin wirklich mehr denn je überzeugt, daß Bloggen deshalb – im Unterschied zu Playstations und Fahrrädern – per se einen subversiven Standpunkt in unserer Medienwelt darstellt.
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6 Kommentare:
Lieber Dorin,
so gesehen, sind wir natürlich alle, die wagen irgendwie ihre Meinung zu äußern, subversiv. Besonders beim Bloggen, weil das ja nachhaltig im Internet verankert wird und die Online-Reputation und somit die Karriere beschädigen könnte.
Allerdings frage ich mich, ich komme darauf, weil ich Dich am Ambacher Landesteg stehen sehe, was ist mit jemandem wie Achternbusch. Der muss ja als Hyper-Subversiv eingeschätzt werden. Und Alexander Kluge mit seinen über 75 Jahren ist nach allen Seiten noch höchst subversiv.
Ja, bei beiden stimme ich Dir zu, wobei sie konventionelle Medien wie das Kino, die Suhrkamp-Literatur oder das Privatfernsehen unterwandern, was ihre Leistung wohl eher steigert.
Ich denke aber eben, daß das Bloggen per se schon einen subversiven Akt darstellt, ohne daß man die Größe eines Achternbusch oder Kluge haben muß.
So ein Allgemeinplatz! Die meisten Blogs, die man nie sieht und selten liest, haben doch nicht mal ansatzweise Inhalte, die überhaupt als provokativ gelten können, von subversiv, im tatsächlichen Sinne des Wortes, mal ganz abgesehen. Dann ist ja auch jede Schülerzeitung automatisch subversiv und jeder Mensch, der den Mund aufmacht, figurativ gesprochen, ein Revolutionär, egal, was dabei herauskommt. Tut mir leid, aber das ist mir dann doch ein bißchen zu einfach definiert. Kein Wunder, daß bei solcher easy-going Subversion keiner mehr zu Demos geht; dann blogge ich auch lieber.
Jede Schülerzeitung idst auch tatsächlich subversiver als keine Schülerzeitung, aber darum geht es gar nicht. Eine Schülerzeitung ist im Grunde auch wieder systemimmanent, sie ist Teil der Schule, es gibt einen Vertrauenslehrer, weitere Vorgaben, und es ist old media, die Schüler bekommen das Heft vor den Latz geknallt. Ein Blog funktioniert wie gesagt völlig anders.
Eine Demonstartion ist dagegen zwar auch eine Meinungsäußerung und eine politische Aktivität, aber subversiv? Nein eher nicht.
Dann können wir uns ja jetzt kollektiv so tolle T-Shirts drucken wie der CCC. "Rebellen an der Tastatur". Ich sehe es jetzt schon, bald gibt es passende Lunchboxen und kleine Blogger-Actionfiguren und Kens und Nerdies, die irgendwas echt umwerfend Tiefsinniges übers Leben und so sagen, wenn man an der Strippe zieht... oder ist das schon wieder zu mainstream?
Ich weiß leider gerade nicht mehr wer, im Grunde ist es wohl egal, irgendjemand nicht ganz Dummes jedenfalls hat mal geschrieben daß Fehler machen zu dürfen und sich herauszunehmen sich weiterzuentwickeln heutzutage tatsächlich subversiv ist, da jeder schon von vornherein "perfekt" sein soll. Wenn ein blog also so gemacht wird, wie du es geschrieben hast, ist er wohl wirklich subversiv. Und es ist auch potentiell subversiv, wenn jeder die Stimme erheben kann und noch dazu gehört wird.
Was natürlich nichts daran ändert, daß die meisten blogs ziemlich Scheisse sind...
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