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Freitag, 18. Juli 2025

Vorhang für Claus Peymann

Am Residenztheater war Claus Peymann vorletztes Jahr noch ein gern gesehener Gast, der mit dem Staatsintendanten Andreas Beck ganz nebenbei Auftritte vereinbarte und zuverlässig die Reihen füllte. Dann las er etwa aus Thomas Bernhards „Meine Preise“ und gab sich gegenüber dem Publikum ganz entspannt: „Sie brauchen ihre Handys nicht auszuschalten, das stört mich nicht. Und telefonieren sie ruhig, wenn Ihnen langweilig ist.“ Aber wen würde ein Claus Peymann schon langweilen? 

Er war eine Legende. Ob als Direktor des Wiener Burgtheaters (1986–1999), Intendant des Berliner Ensembles (1999–2017) oder Protagonist von Thomas Bernhardts „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“. Aber angefangen hatte er als enfant terrible. Ob er nun als Schauspieldirektor in Stuttgart half, Geld für die in Stammheim inhaftierte RAF-Terroristin Gudrun Ensslin zu sammeln. Oder am Bochumer Schauspielhaus reihum Leute feuerte. 

Eigen blieb er auch als viel gefeierter Theater-Papst. Am Berliner Ensemble setzte er sich für den ehemaligen RAF-Terroristen Christian Klar ein, der dort ein Praktikum absolvieren wollte. Und auch sonst hatte er keine Angst vor dem populistischen Volkszorn und den Schlagzeilen des Boulevards. Theatergeschichte hatte er mit seinen Inszenierungen und Intendanzen schon längst geschrieben. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, ist Peymann am 16. Juli 2025 im Alter von 88 Jahren nach schwerer, längerer Krankheit in Berlin gestorben.

Eine Version dieses Beitrages erschien in der „tz“ vom 17. Juli 2025.

Sonntag, 21. Oktober 2007

„Man war links und irgendwo Sympathisant“

„Zum einen ein unterhaltsamer Elvis-Abend, zum andern die persönlich-sentimental, kabarettistisch, betriebs- und lokalhistorisch getönte Late-Night-Show eines gut aufgelegten Harald Schmidt.“ Martin Halter in der „F.A.S.“ über „Mit Elvis an Hitlers Krankenbett“, Harald Schmidts schrägen Liederabend zwischen Rock’n’Roll und RAF, Presley und Peymann, den 3sat heute abend um 21 Uhr ausstrahlt.

„Auf der Bühne steht ein Entertainer, der aus allen Lagen Pointen abfeuert, wenn er nicht gerade 'voll in die Emotion geht' oder leise 'Love me tender' summt. Das Schwabenland ist schon eine Wiege des Schreckens, wenn Pfarrerstöchter, Gebetshäuser und Innenminister ins Spiel kommen. Der schrecklichste aller Schrecken aber ist der in Neu-Ulm geborene Schmidt, der aus seiner Moderation eine derartige Dialektik-Performance machen kann, dass der Rest der Republik neidlos anerkennen muss: Mancher Schwabe kann halt doch mehr als nur kein Hochdeutsch.“ Jürgen Berger in der „Süddeutschen Zeitung“

„Vor 30 Jahren stand Stuttgart im Zentrum der deutschen und internationalen Öffentlichkeit. Die RAF-Prozesse in Stammheim, die Entführungen und Ermordungen von Generalbundesanwalt Siegfried Buback, Jürgen Ponto und Hanns Martin Schleyer markierten ebenso wie der Selbstmord von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe den Höhepunkt der Gewaltspirale, die die Bundesrepublik erschütterte. Die ganze Republik? Nein! Eine von unbeugsamen Theatermachern bevölkerte Spielstätte hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Und das Leben ist herrlich leicht für dieses Ensemble, das als Band in den befestigten Lagern des Staatstheaters Stuttgart einen Elvis-Liederabend spielt. Harald Schmidt war dabei - als Fan. Harald Schmidt erinnert gemeinsam mit dem Ensemble des Staatstheaters an 'sein Stuttgart' im Jahr 1977, wo man sich gut und gern auch ohne Debatten unterhielt. Das Ensemble, begleitet von einer Band, singt Elvis-Lieder, und Harald Schmidt moderiert den Abend. Das Programm ist Teil der Projektwochen 'Endstation Stammheim', die das Staatstheater Stuttgart im September, Oktober und November zum Thema 'Deutscher Herbst' veranstaltet.“ 3sat-Pressetext

Update! Nur fürs Protokoll: Selten so einen langweiligen, mißlungenen Theaterabend erlebt. Keine Ahnung, was den Kritikern während der Premierenvorstellung präsentiert worden ist, aber die anderthalb Stunden auf 3sat waren zum Einschlafen. Hoffe, daß Schmidt und Pocher Donnerstag alles wieder gut machen.

(Foto: David Graeter/Schauspiel Stuttgart/ZDF)