Sonntag, 24. Juni 2012

Wochenplan

Nintendo Post-E3 Tour / ganghofer68, Hackl Schorsch präsentiert seine Trachtenkollektion / Lodenfrey, Pressegespräch Veronika Kellndorfer / Pinakothek der Moderne, Podiumsdiskussion „Politik und Freiheit der Medien in Ungarn“ / BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung, Münchner Filmfest, Pressevorführungen „Spiderman“, „Zwei Tage New York“, „Strutter“ und „Là-Bas: A Criminal Education“

Donnerstag, 21. Juni 2012

Kuddelmuddel beim EM-Rubbel-Bingo der BILD

Fehler passieren. Interessanter ist der Umgang der Fehlbaren mit ihrer Unvollkommenheit. Selbst eine „Süddeutsche Zeitung“ pflegt einen eher erratischen Umgang mit ihrer Redaktionsstrategie, Fehler nachträglich richtigzustellen – oder eben nicht. Am anderen Ende der Henri-Skala, bei der „BILD“, gab es diese Woche eine faszinierende Kaltblütigkeit zu beobachten. Und ich rede dabei ausnahmsweise nicht vom traditionell frivolen Umgang der Redaktion mit der Wahrheit, sondern von den Untiefen ihres Euro-2012-Gewinnspiels.
EM-Rubbel-Bingo nennt sich die Volksbelustigung.
265.000 € werden da laut Spielschein verlost (pro Woche oder während der gesamten Spielzeit von vier Wochen?). „Auch heute geht es beim EM-Super-Rubbelbingo wieder um bis zu 20.000 Euro“, „beim EM-Super-Rubbelbingo können Sie heute wieder bis zu 20.000 Euro gewinnen“, heißt es täglich in der Zeitung. Diese unterschiedlichen Angaben werden sicherlich irgendwie rechnerisch zusammenpassen.
So oder so steht und fällt das Ganze mit den täglich veröffentlichten Glückszahlen. Montag bis Samstag immer neue. Jeden Montag eine neue Spielwoche. Im Prinzip. Diesen Montag, in der „BILD“ vom 18. Juni, als die dritte Spielwoche hätte anfangen sollen, hieß es nämlich plötzlich wieder: „Spiel 2, Tag 5“. Am Tag, drauf, Dienstag, den 19. Juni aber recht sprunghaft: „Spiel 3, Tag 2“.
Da „BILD“ die Glückszahlen nur in der Zeitung veröffentlicht und man am selben Tag bis 16 Uhr anrufen muß, um einen Gewinn geltend zu machen, stellen sich nun einige Fragen: Wurden am Montag die richtigen Zahlen der dritten Woche veröffentlicht, nur mit einer falschen Überschrift? Oder noch einmal die alten Zahlen vom Freitag wiederholt? Wie soll überhaupt ein Leser in dieser, dritten Spielwoche eine Chance auf einen Gewinn haben, wenn ihm die Zahlen vom ersten Spieltag fehlen? (Denn selbst wenn sie Montag die richtigen Zahlen unter einer falschen Überschrift veröffentlicht haben, dürfte sie kaum jemand ins richtige, dritte Spielfeld eingetragen haben. Und im nachhinein läßt sich kaum feststellen, welche Zahlen im zweiten Feld vom 18. Juni stammen? Und wer hebt schon die „BILD“ vom Vortag auf?)
Bislang hat der Axel Springer Verlag offenbar keine Notwendigkeit gesehen, den Leser in der Printausgabe oder online auf dieses Malheur hinzuweisen und die korrekten Gewinnzahlen abzudrucken.Aber der Verlag hat in dieser Jubiläumswoche wohl besseres zu tun, als die korrekte Abwicklung eines Glücksspiels zu gewährleisten.
Schließlich kann der Leser, so ihm sich die Frage überhaupt stellt, eine der angegebenen Servicenummern anrufen. Für 14 bis 42 Cent/pro Minute respektive 50 Cent pro Anruf. So kann man auch an Fehlern gut verdienen.
Oder in den Worten von Tanja Schlinck aus der PR-Abteilung des Hauses: „Am Montag, den 18.06., ist uns, bei Tag und Spiel, leider tatsächlich ein Fehler unterlaufen.
Am Montag handelte es sich um die Glückszahlen für Spiel 3 Tag 1. Wir haben diejenigen Leser, die sich diesbezüglich mit uns in Verbindung gesetzt haben, über diverse Kanäle (Mail, Redaktionsfestnetztelefon, Hotline tec) direkt aufgeklärt. Glücklicherweise kam es bis dato jedoch nicht zu Irrtümern. Falls sich aufgrund des Druckfehlers dennoch Leser melden und angeben, mit den am Montag veröffentlichen Glückszahlen gewonnen zu haben, werden wir sehr wahrscheinlich zu ihren Gunsten handeln.“

So wird aus einer Bringschuld eine Holschuld. Wie praktisch.

Dienstag, 19. Juni 2012

Agora (5): Radio-Nachrichten auf dem Prüfstand von Christoph Ebner

Im Rahmen der 9. Tutzinger Radiotage hat gestern Christoph Ebner, Redaktionsleiter des multimedialen Newsrooms beim Südwestrundfunk in Baden-Baden, sich über das Geschwurbel deutscher Hörfunknachrichten ausgelassen.

Hamburg. Die internationalen Mineralölkonzerne haben erneut an der Preisschraube gedreht. Preisfrage: Haben Sie eine Preisschraube an Ihrem Wagen? Ich bin Opel-Fahrer und daher Mitleid gewöhnt. Aber nicht mal Opel bietet Preisschrauben als Zubehör an.
Preisschrauben gibt es nur in der geschraubten Sprache schlecht formulierter Nachrichten. Die Nachricht heißt also besser: Sprit ist teurer geworden. Und die Spitzmarke Hamburg hilft uns auch nicht weiter.
Denn: Hand aufs Herz – wann haben Sie zuletzt in Hamburg getankt? – Hamburg als Spitzmarke? Eher Humbug.

Die Welt ist kompliziert. Keine Frage. Und mit Sätzen, mit Meldungen, mit Sendungen, die sich unwahrscheinlich kompetent-kompliziert anhören, machen wir sie noch schwieriger. Wer hingegen einfach formuliert, muss Mut haben und Mut zeigen. Denn er läuft Gefahr, dass ihm vorgeworfen wird, primitiv zu formulieren – vor allem von den eigenen Kolleginnen und Kollegen.
Und: Wir wollen Informationen richtig wiedergeben. Das macht es noch schwieriger, einfach zu formulieren.
Wer sich diesen Gefahren nicht aussetzen will, nimmt einfach einige Begriffe, die jeden Tag durchs Land geistern: Der Fiskalpakt, der Vertrag von Maastricht, die Schuldenbremse, der Vermittlungsausschuss, die Kommunalverfassung, die Fünf-Prozent-Hürde, das Quorum – beliebig ergänzbar.
Oder er lässt in einer Meldung Hans-Werner Sinn vom Ifo-Institut mit Dirk Meyer von der Helmut-Schmidt-Universität darüber streiten wie sinnig oder unsinnig Eurobonds sind. Dann weiß der Hörer eines: Dass er nichts weiß.

Dem Hörer kommen die Tränen. Nicht weil er am Radio verzweifelt. Weil er Zwiebel schneidet! Das ist eine keineswegs unübliche Beschäftigung beim Radiohören. Denn die Radiogemeinde versammelt sich nicht nach der Lektüre mehrere Tageszeitung zur weiteren Informationsaufnahme an den Geräten. Sie schneidet Zwiebeln, kocht Spaghetti, schaltet vom vierten in den fünften Gang, portioniert Tabletten für Herz-Patienten oder versucht mühevoll, die Zahn-Zwischenräume zu reinigen. Und in der Kulturmeldung höre ich zur selben Zeit, wie ein Herr Friedmann nach “hellbraunen Assoziationen” im neuen Werk von Thilo Sarrazin sucht. Und ich höre, wie die fünf Tore im Sonntagsspiel der Fußball-Bundesliga fallen. Eigentlich in 90 Minuten. In den Nachrichten aber in einem Satz. Jeweils ausgestattet mit Name, Vorname und geographischer Herkunft der glücklichen Torschützen.
In der Regionalmeldung höre ich, dass der Glan Hochwasser führt. Bisher wusste ich nicht,dass der Glan überhaupt Wasser führt, geschweige denn wohin.

Deshalb: Weniger voraussetzen, Meldung nicht mit Inhalten überfrachten, mehr erklären. Das geht nur sprachlich.

Ich werde gefragt: „Machen Sie nur Nachrichten?“ Antwort: „Wenn Sie ‘nur’ im Sinne von ‘ausschließlich’ verstehen? Ja.“ Radionachrichten, die ins Ohr gehen, machen Mühe. Denn sie setzen sich komplett von dem ab, was uns als Ausgangsmaterial vorliegt. Sprachlich nicht inhaltlich.

Samstag, 2. Juni 2012

Wochenplan

Twittwoch Spezial: Tatort Urheberrecht / iCamp, Fashion-Event Joana Danciu / La Baracca, Vernissage Karl Arnold / Staatliche Graphische Sammlung, Terrassenopening Heart Club, Rainer Werner Fassbinders „Welt am Draht“ / arte,  Symposium BILD gegen BILD / Haus der Kunst, ACTA-Demo, Pressevorführungen „The Raid“, „Fast verheiratet“, „Cosmopolis“, „Rock of Ages“ und „Hasta la vista“

Bild: Karl Arnold, Grauenvoller Selbstmord eines Münchners, 1923, Feder in Schwarz, Deckweiß, 214x267 mm, Staatliche Graphische Sammlung München, © VG Bild-Kunst, Bonn 2012