Montag, 9. September 2024

Wochenplan

Fünf-Seen-Filmfestival: Verleihung des Hannelore-Elsner-Preises an Corinna Harfouch / Schlossberghalle Starnberg; „Weniger reden, mehr handeln“ – Infoabend zum Bahnhofsviertel / Pressehaus Bayerstraße; Cheers Netzwerktreffen der Fachstelle Pop mit Timothy William Lush von Kytes / Substanz; Münchner Premiere von „Treasure“ und anschließendes Filmgespräch mit der Regisseurin Julia von Heinz, dem Zweiten Bürgermeister Dominik Krause, Louis Lewitan und Samira El Ouassil / City; „München nach Olympia 1972“ – Podiumsdiskussion mit Wolfgang Czich, Andreas Heusler, Thomas Schlemmer, Ludwig Spaenle, Christiane Thalgott und Georg Welsch / Juristische Bibliothek im Rathaus; John Rosmans „New Life“ mit Sonya Walger, Hayley Erin, Tony Amendola und Jeb Berrier / Werkstattkino; Pressekonferenz zum Corso Leopold / Zur Brezn; Grand Opening Ramada Encore by Wyndham; Pressekonferenz zur Bayerischen Landesausstellung 2027: „Schwesterherz! Frauen retten Bayern“ / Kunstministerium; Gedenkandacht für Reinhold Kreile / Christuskirche am Dom-Pedro-Platz; „Wie viel Religion braucht Demokratie?“ Interreligiöser Dialog mit Innenminister Joachim Herrmann, Susanne Breit-Keßler, Bertram Meier, Christian Kopp, Jo-Achim Hamburger und Benjamin Idriz / Hanns-Seidel-Stiftung; Verleihung der Kinoprogrammpreise / City; „Wir schon wieder“ – ein Abend über jüdisches Leben in Deutschland mit Adriana Altaras, Dana von Suffrin (Foto) und David Hadda / Literaturhaus; Fest zum Standortwechsel des Wochenmarkts Fasangarten / Auguste-Kent-Platz; Presserundgang Immune Office Heads Aschheim; „Das Leben als Rohstoff“ – Werkschau zur Familie Jörg Fauser mit Ausstellung, Lesung und germanistischer Fachtagung / Domagkateliers; Fantasy Filmfest / City; Andreas Dresens „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ mit Meltem Kaptan, Alexander Scheer und Charly Hübner / arte; Feierwerk Sprungbrett / Kranhalle; Pressekonferenz der Münchner Volkshochschule zum Herbst-/Winter-Programm / VHS Riem; Neueröffnung des Public Possession Stores und Summer Closing Party; Vernissagen Talya Feldman: „Wir sind hier“ / NS-Dokumentationszentrum, „Zwischen den Linien“ / U-Bahnkiosk Max-Weber-Platz, Andreas Hild & Peter Haimerl: „Objektiv Wabe“ / Bayerische Akademie der Schönen Künste, Lifestyle Salon mit Aelita le Quément, Zilia Marquet-Ellis, Veronica Burnuthian, Daniel Lindner, Fiona Berg, Susanne Beck, Sophie Neudeck & Anna Julika Jarczyk sowie Konzert von Schnecken im Hochbeet / Köşk Schillerstraße 38, Von Motz & Tomasz Gornicki: „Reflections“ / Benjamin Eck, Gerald Moroder & Jürgen Fux: „7 Senses“ / Hegemann und Gabriele Rothweiler: „Adria Mare“ / Little Odessa; Vorstellung des Wiesn-Playmates / P1; 40 Jahre Filmstadt / Filmmuseum; Festakt zum 75-jährigen Jubiläum der Internationalen Jugendbibliothek / Blutenburg; Eröffnung des Elisabethmarktes; DLD Nature / Munich Urban Colab; Festakt 20 Jahre Mönchsberg / Museum der Moderne Salzburg; Slutwalk / Gärtnerplatz; Sugar Mountain Closing; Sieben Jahre Minna Thiel; 20 Jahre Corso Leopold; Eröffnung von Wanja Belagas Little Odessa; Emmy Awards / Magenta

Donnerstag, 5. September 2024

Ausnahmezustand bei der Münchner Müllabfuhr

Warum soll es bei der Abfallwirtschaft besser zugehen als bei der Personenbeförderung? Ob AWM oder MVG, hier wie dort plagt Fachkräftemangel den alltäglichen Reparaturbetrieb und sorgt für ungewöhnlich lange Fahrzeugausfälle. Bei Tram und U-Bahn leidet dann der Takt darunter, bei der Müllabfuhr die Optik.

Da sammeln dann Leihfahrzeuge in ungewohntem Grau den Münchner Müll ein statt der eigenen krachend orangenen Fahrzeugflotte. Einerseits betont der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb, dass es durchaus alltäglich sei, wenn 34 bis 40 Fahrzeuge zur Wartung, Inspektion oder für unvorhergesehene Reparaturen in der Werkstatt stünden. Die anstehenden Reparaturen beträfen alle Komponenten an einem Müllfahrzeug und nicht nur einen Hersteller bzw. Lieferanten wie MAN oder Faun. Aber „grundsätzlich sind im Fuhrpark des AWM genügend Reservefahrzeuge vorhanden, um derartige Ausfälle zu substituieren.“

Andererseits muss der AWM auf Nachfrage eingestehen, dass die Landeshauptstadt dennoch trotz der eigenen Reservefahrzeuge aktuell weitere elf Nutzfahrzeuge anmieten musste davon sechs bis sieben Abfallsammelfahrzeuge. Der Rest sind Abroller und Abkipper.

An die Fremdfahrzeuge werden sich die Münchner*innen gewöhnen müssen. „Durch die Veränderung der Lieferketten, Zentralisierung von Logistikcentern und Umstrukturierungen einiger Firmen haben sich die Lieferzeiten von Ersatzteilen im Allgemeinen deutlich erhöht. Ein weiterer Grund für den Engpass ist der Fachkräftemangel, der sich auf die Instandsetzungszeiten der Hersteller auswirkt. Eine Verbesserung ist auch nach Rücksprache mit den Herstellern noch nicht absehbar.“

Poparazzi (14): Ars Electronica Linz

Bekannt aus Tweets, Blogs und der Medienfachpresse. Also überhaupt nicht. Dennoch erkennen mich immer wieder Fremde. Oder flüchtige Bekannte halten mich für wichtig. Und schießen mich ab.

Selbst im Ausland ist man nicht sicher. Nach einem Besuch der Ars Electronica und zweier Vernissagen im Francisco Carolinum wartete ich am Linzer Hauptbahnhof auf den nächtlichen Intercity zurück nach München. Am anderen Bahnsteig erkannte mich ein fränkischer Follower, der auch wegen der Ars Electronica angereist war, und schoss mich ab.

Montag, 2. September 2024

Wochenplan (Updates)

Startschuss für die Münchner Schultüten-Sammelaktion / Hofbräuhaus; Pressegespräch „Art of Punk“ & Justin Aversano / Francisco Carolinum Linz; Vernissagen „Art of Punk“ & Justin Aversano / Francisco Carolinum Linz, Fabian Helmich: „Ich bin so glücklich, mein Bester“ / Cafédotkom, Cordula Schieri, Marios Pavlou, Sophia Köhler, Tanja Hamester, Silvia Gardini, Carolina Cappelli & Nora Byrne: „Dirty Care“ / Lothringer13, Michael Friedel: „Für immer – Münchener Momente“ / Galerini, Harm van den Dorpel & Vera Molnár: „Angles Morts“ / Lohaus Sominsky, Debütant*innen der Akademie der Bildenden Künste: „One Step Beyond“ / Eres, Kenichi Yokono: „Red Dreams“ / Micheko, Thomas Demand, Beate Geissler & Oliver Sann, Alexander Kluge, Erica Overmeer und Hito Steyerl: „Onside/Offside“ / Rathausgalerie, Helene Appel: „Try-Outs“ sowie Katinka Bock & Sheila Hicks: „Various Others“ / Schöttle; Heeyoung Rosa Jo: „Liquid Narratives“ / The Tiger Room, Ronit Baranga: „The Soul of Things“ (Foto) / Stumpf, Joseph Beuys, Richard Hamilton, David Hockney, Olaf Metzel, Mimmo Paladino, Blinky Palermo, Juliao Sarmento, Sean Scully & Jorinde Voigt: „Art and Literature“ / Klüser, Franka Kaßner: „Hintergrund mit Fußnote“ / Christine Mayer, Tamara K.E.: „Ouch“ / Behncke, Hêlîn Alas, Pierre-Yves Delannoy, Lukas Hoffmann, Veronika Hilger, Anna McCarthy, Jonathan Penca, Gülbin Ünlü, Curtis Talwst Santiago, Valio Tchenkov, Ayaka Terajima, Paul Valentin, Max Weisthoff & Ju Young Kim: „Carrying the Earth to the Sky“ / Schillerstraße 38; Pressebegehungen „Campus Exhibition“ / Kunstuniversität Linz und „Artistic Visions, Scientific Relevations“ / JKU Med Campus Linz; Pre-Opening Walk / Ars Electronica Linz; Oskar Roehlers Rainer-Werner-Fassbinder-Biopic „Enfant Terrible“ mit Oliver Masucci, Katja Riemann, Erdal Yildiz und Eva Mattes / Bayerisches Fernsehen; Mia Hansen-Løves „An einem schönen Morgen“ mit Léa Seydoux, Pascal Greggory und Melvil Poupaud / arte; Pressekonferenz Herbst-/Wintersaison / Haus der Kunst; Enthüllung des Freddie-Mercury-Mosaiks / Deutsche Eiche; Marco Heinigs & Steffen Maurers Dokumentarfilm „Antifa – Schulter an Schulter, wo der Staat versagte“ / Werkstattkino; Eisenbahnertag Nürnberg / Gigerlas Lössel; Die Tränen / Pop-up-Stage Weißenseepark; Presserundgang mit Oberbürgermeister Dieter Reiter, Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer und Stadtschulrat Florian Kraus / Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium; Gertis Schoppenstuben-Stammtisch / Antonius-Tenne; Opening-Event Olakala / Hypeneedz; DNA Open Air Festival / Werksviertel; Klangfest / Werksviertel; Ois Giasing; Open Art Weekend Brunch / Heitsch; Open Air Closing / Wannda Circus; Pride Parade Salzburg; Bauernmarktmeile / Odeonsplatz; Tag des offenen Denkmals: Führung durch das Olympische Dorf mit mit der Einwohner-Interessen-Gemeinschaft Olympisches Dorf e.V. und anschließendem Pressegespräch mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk und dem neuen Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, Herrn Harald Scharrer; „Wer stiehlt mir die Show?“ mit Nina Chuba, Kurt Krömer, Tommi Schmitt und Joko Winterscheidt/ Pro Sieben

Sonntag, 1. September 2024

And so it ends: Vier Jahre in der tz-Redaktion

„Früher war er mal Journalist“ schrieb Laura Backes vor neun Jahren in ihrer „Spiegel“-Reportage über Vieltwitterer wie mich. Inzwischen ist er „Türsteher, zumindest inszeniert er sich auf Twitter so“. Das sei „kein Traumjob für einen, der vier Sprachen spricht und sich selbst als Nachrichtenjunkie bezeichnet.“ Lustigerweise änderte sich das im Juni 2020 ausgerechnet wegen meiner Tweets.

Die Redaktion der Münchner Boulevardzeitung „tz“ hatte mich zu einem Vorstellungsgespräch gebeten. Ich hatte mich nicht beworben, kannte auch niemanden in der Redaktion näher, aber aufgrund meiner Tweets schienen sie an mir interessiert. Als ich das Pressehaus in der Bayerstraße betrat, dachte ich noch, dass es um einen Job in der Online-Redaktion ging. 

Tatsächlich wollten sie mich aber als Verantwortlichen Redakteur im Spätdienst der gedruckten Zeitung. Und hielten mich aufgrund meiner Tweets und meines Alters für einen geeigneten Kandidaten, das freiberuflich zwei Mal die Woche zu bewerkstelligen. Während der Sommer- und Weihnachtsferien auch öfter.

Ich wurde also nicht fürs Schreiben bezahlt, sondern eher fürs Übernehmen von Verantwortung. Bei allem, was sich nach 16 Uhr ereignete, mit zu entscheiden, was ins Blatt kommt, was dafür rausfliegt und wie man es illustriert: Mit Söder oder Habeck?

So auch beim wohl größten Scoop während meiner vier Jahre, als unsere Klatschkolumnistin Maria Zsolnay an einem Donnerstagabend bei einem Stehrumchen mit Vicky Leandros im Kaufhaus Beck aufschnappte, dass der rechtsextreme wie klagefreudige Bankier August von Finck in einem Londoner Krankenhaus gestorben sei. Partygeflüster. Maria verifizierte das Gerücht noch in einem Telefonat mit Reichskriegsflaggenfan Karl Dersch. Ich telefonierte auf der Suche nach einer zweiten Quelle mit Fincks Anwalt Peter Gauweiler, der das Gerücht nicht kommentieren wollte. Aus der Art und Weise wie er das sagte, hörte ich aber eine Bestätigung heraus. Und ich riet dem Chefredakteur, die Geschichte zu veröffentlichen. Fun Fact: Bei der Suche nach August von Finck im Bildarchiv erscheint als erstes ein Bild von dessen Vater mit dem Führer und Hitlergruß im Haus der Kunst. 

Zwei Tage lang hatten wir einen Scoop. Zwei Tage lang nannten bundesweit die Kolleg*innen der Nachrichten- und Wirtschaftsredaktionen uns beziehungsweise unser seriöseres Partnerblatt „Münchner Merkur“ als Quelle. Zwei Tage lang war mir bange, weil es immer noch keine offizielle Bestätigung gab und Fincks Büro bei Nachfragen einfach auflegte. Bis dann endlich die Todesanzeige in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erschien.   

Ansonsten viele Abende, an denen nichts passierte. Das sind mir die liebsten. Aber auch der Sturm aufs Kapitol oder der Fall von Kabul, wenn keine Zeit bleibt, auf Agenturmeldungen zu warten, sondern man mit Blick auf CNN und Al Jazeera die Berichte produziert und nebenbei auch die restliche Arbeit nicht liegen bleiben darf: Fehler korrigieren, das ganze Blatt aktualisieren, Meldungen austauschen.

Mit einem Ohr und Auge den Livestream des Bayerischen Filmpreises oder Peter Kloeppels letzter Sendung verfolgen, den Bericht darüber schreiben und währenddessen natürlich auch die Arbeit als Verantwortlicher im Spätdienst nicht vernachlässigen: Agenturmeldungen und -fotos scannen, Mails prüfen, die Fehler im Andruck korrigieren …

So gern ich Tageszeitungen lese, so skeptisch bin ich, was die Arbeitsbedingungen in deren Redaktionen betrifft. Zugespitzt vergleiche ich es gern mit einem Krebsgeschwür. Kein ungesundes Wachstum, aber eine ungesunde Zuspitzung journalistischer Arbeit. Die nach Drucklegung schnell Altpapier ist. Der wöchentliche, vierzehntägliche oder gar monatliche Rhythmus meiner früheren Arbeit- und Auftraggeber lag mir mehr. 

Nicht nur, weil man an Geschichten länger feilen und die Optik optimieren konnte. Sondern weil die geleistete Arbeit auch noch länger bei den Leser*innen nachwirkte und für Feedback sorgte. Und es blieb auch mehr Zeit, um neben der eigentlichen Arbeit für den sozialen Kitt zu sorgen. Nicht nur im Sinne des Verlags zu funktionieren, sondern zu prüfen, ob es für einen funktioniert.

Von den „Stern“-Redakteur*innen hieß es früher immer, sie begingen Suizid, indem sie von den Stapeln ihrer nicht veröffentlichten Artikel springen. Aber immerhin floß ihr Gehalt unabhängig davon Monat für Monat. Als Freelancer kommt das Honorar manchmal selbst bei Veröffentlichung nur sehr viel später. Bei der „Berliner Morgenpost“ habe ich seinerzeit aufgehört, weil ich nach einem Einsatz im Berichterstatterteam der Berlinale monatelang um mein Honorar betteln musste.

Montag, 26. August 2024

Wochenplan (Updates)

Programm-Pressekonferenz des Ars Electronica Festivals / Ars Electronica Center Linz & You Tube; Pressekonferenz des Fünf-Seen-Filmfestivals / Breitwand Starnberg; Vernissage „Heute oder morgen Wagner“ / Cafédotkom; Hopfenrundfahrt und Start der Hopfenernte / Deutsches Hopfenmuseum Wolnzach; Filmpremiere „Gloria!“ in Anwesenheit der Regisseurin und Musikerin Margherita Vicario / Rio Filmpalast & Kino, Mond und Sterne; Andrzej Żuławskis Berliner Kultfilm „Possession“ mit Isabelle Adjani, Sam Neill und Heinz Bennent / Werkstattkino; Präsentation des Oktoberfest-Sammlerkrugs / Armbrustschützenzelt; letzter Spätdienst als Verantwortlicher bei der „tz“; 24-Stunden-Kundgebung der Letzten Generation; FC Ingolstadt 04 vs. TSV 1860 München / Audi-Sportpark & Bayerisches Fernsehen; Sommerfest / Alte Utting; Ochsenrennen (Foto) / Münsing; Eröffnung ds Pop-up-Stores Oktoberfest / Rathaus; Corleone BBQ Sommerfest / Import Export; RahDigga & Maniac / Milla

Montag, 19. August 2024

Wochenplan (Updates)

Nagisa Oshimas „Im Reich der Sinne“ und Abel Ferraras „Ms. 45“ (Foto) / Werkstattkino; Gedenkveranstaltung und Erinnerungszeichen für Hans Nimmerfall / Altes Rathaus Pasing; „Mamacita“ / Studio im Isabella; AbbrechenAbbrechen: Vorstellung des Ideenwettbewerbs für den Erhalt des Justizzentrums an der Nymphenburger Straße / Verhandelbar; Weekender zum 19-Jährigen / Rote Sonne; Klassikfestival Ammerseerenade; Pressebegehung des laufenden Sanierungsprojektes St. Martin mit Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer und Kommunalreferentin Jacqueline Charlier; Eröffnung des Halle 2 Pop-up-Containers durch Kommunalreferentin Jacqueline Charlier / Viktualienmarkt; Aktionstag der Fußballgeschichte: Auf den Spuren der Löwen in Giesing; Filmkunstwoche: Apéro des Schweizerischen Generalkonsulats / Theatiner

Campana del Rey

In seinem Havana Club in der Altstadt hat Christoph Klingele schon Generationen von Münchner Nachtschwärmern das Cocktailtrinken beigebracht. Nun hat er vor einigen Wochen im Keller desselben Gebäudes eine Schatzkammer eröffnet, die eine eigene Bar für sich darstellt, die Campana del Rey: zu deutsch Königsglocke, eine Anspielung auf Barchef Boris König (Foto) und Klingeles eigenen Namen. Wer hier zwei Treppen herabsteigt, findet sich in einem Ambiente wieder, das an alte Münchner Stadtmauern erinnert. Im Mittelpunkt: Regale mit hunderten von Rum-Flaschen. Künftig werden die wertvollsten mit Gittern gesichert werden. Denn hier wird die hohe Schule des Premium-Rums gepflegt. 
Jahrgangsabfüllungen oder einzelne Flaschen mit den Tropfen längst geschlossener Destillen, von denen einzelne Fässer noch gerettet werden konnten. Da kostet ein Glas Rum (4 cl) auch schon mal 72 Euro. Aber wenn die Flasche leer ist, kann sie nicht nachbestellt werden. Und man zählt zu den letzten Menschen, die diese Rarität haben kosten dürfen. 

Herrnstraße 30, Do 19–1 Uhr, Fr/Sa 19–3 Uhr.

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

Bar Montez

Mindestens so umstritten wie die Namenspatin Lola Montez ist auch die Bar Montez im vornehmen Rosewood-Hotel. Aber gehört das nicht auch zum Nachtleben: Dass über einen gestritten und diskutiert wird? Schließlich ist jede Hotelbar ein Wagnis: den Spagat zwischen Hausgästen und Einheimischen hinzubekommen. Im Juni wurde eine bekannte Münchner Schauspielagentin mit ihren Freunden im halbleeren Lokal abgewiesen. Und auch die Reservierungsbedingungen mit Mindestumsatz und vorbestellten Getränken erinnern an die Usancen begehrter Wiesnzelte. Aber wieso es nicht darauf ankommen lassen und einfach spontan versuchen? Wer drin ist, ist in! Der Live-Jazz jeden Abend ist es allein schon wert. Am Tresen werden statt Bier Cocktails gezapft, um die ungeduldigeren Gäste schnell zu versorgen. Aber natürlich wird auch klassisch gemixt. Und Hausspezialitäten (15–19 Euro) wie den Royal Affair, Malicious oder Mambo No. 6 gibt es selbstverständlich auch in alkoholfreien Cocktail-Versionen. 

Kardinal-Faulhaber-Straße 1, So–Mi 18.30–1 Uhr. Do–Sa 18.30–2 Uhr. 

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

(Foto:Davide Lovatti/Rosewood Hotels)

Cœur Tagesbar

Die Portici, die Arkadengänge von Bologna sind ein Weltkulturerbe und Symbol italienischer Gastfreundschaft: Privater und öffentlicher Raum zugleich, ein Salon im Freien, aber geschützt vor gleißender Sonne oder prasselndem Regen. Nun gibt es im Münchner Univiertel ein ähnliches Refugium. Der Säulengang ist zwar eher einfach, rustikal und kurz, aber die Atmosphäre dafür um so einladender. Schräg gegenüber vom Museum Brandhorst, zwischen Restaurants, Boutiquen und einem Tattoo-Studio zelebriert Federica Pulisci (Foto) in der Cœur Tagesbar den italienischen Aperitivo. Es gibt ein Dutzend unterschiedlicher Spritz-Varianten (7,50–10,50 Euro), Cocktails und günstig kalkulierte Weinflaschen. 
Dazu werden kostenlos kleine Schmankerl (Oliven, Kapern, gewürzte Nüsse, Grissini mit Mortadella oder Hummus) gereicht. Für den größeren Appetit gibt es Barfood und Pasta mit selbstgemachte Pesto oder Ragù. 

Theresienstraße 38, Mi–So 16–24 Uhr.

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

el Tato Gastrobar

Die Räume der ehemaligen Ménage Bar im Gärtnerplatzviertel laden inzwischen zu einer mitreißenden Tour durch Lateinamerika ein: Aus den Lautsprechern der el Tato Gastrobar erklingen Cumbia, Ranchera oder was Süd- und Mittelamerika sonst neben Salsa und Samba an Folklore zu bieten haben. Aus der Küche kommen ständig wechselnde Gerichte (fünf bis 21,50 Euro) wie Ceviche, Tacos, Empanadas, Yucca-Pommes, Kochbananen oder Guacamole. Und die Cocktailkarte mit ihren bunten Bildern sieht wie ein Reisekatalog aus. Der Schwerpunkt liegt natürlich bei Mezcal-, Tequila- und Rum-Cocktails (zwölf bis 16 Euro), aber Ginna Sánchez und Chris Schmidt (Foto) brennen auch ihren eigenen, schokoladig schmeckenden Mais-Wodka. 
Am frühen Abend wird hier vor allem gegessen, doch dann werden die hohen Tische zur Seite geschoben, gefeiert und gern getanzt. 


Buttermelcherstraße 9, Di–Sa 18–1 Uhr

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024. 

Roody Tanzcafé Giesing

Aus alt mach neu: Am Candidplatz wird es Teile des gewaltigen Ärztehauses treffen, wo Projektentwickler von einem provozierenden Neubau träumen. Doch bis es soweit ist, zogen ein paar kreative Köpfe ein, um unter dem Kosenamen Candy einen Coworking-Space, Pop-up-Galerien, Jugendprojekte und Events für die Untergiesinger Nachbarschaft zu organisieren. Das Tor zu dieser Zwischennutzung bildet das Roody Tanzcafé. Carsten Fay (Foto) vom Kiosk Isarwahn und Max Heisler (Geierwally, Boazeria) haben liebevoll selbst Hand angelegt und die riesigen Räumlichkeiten in ein Sammelsurium bunter Wände, Sitzgelegenheiten und Lampen verwandelt. 
Samstags legt ein DJ auf, immer wieder spielen Bands live und aus dem Zapfhahn fließen fünf verschiedene Biere ab 3,80 Euro die Halbe. Der Renner ist aber – gerade bei den jungen Gästen – das Rüscherl: ob Asbach-Cola oder Fernet-Cola. 

Candidplatz 9, Mi/Do 18–1 Uhr, Fr/Sa 18–2 Uhr.

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

Charlatan Bar

Mit der Schließung der Ménage Bar und des Schwarzen Dackels hat das Münchner Nachtleben schwere Verluste erlitten. Doch die Macher beider legendärer Locations taten sich zusammen, um gemeinsam die Charlatan Bar am Max-Weber-Platz zu eröffnen. An die Mixologen der Ménage Bar erinnert der Rotationsverdampfer (Foto unten) im Wert eines Kleinwagens, mit dem die Barcrew Maiwipferl, Moringablätter oder Hubba-Bubba-Kaugummis zu Cocktailessenzen destilliert. 
Vom Schwarzen Dackel kommt der lässige Auftritt und die Tradition, DJs auflegen zu lassen. Auch der „Gesunde Mule“ (zwölf Euro) stand schon im Dackel auf der Getränkekarte, muss jetzt aber umgetauft werden. Die Bezirksinspektion störte sich am Namen, weshalb der Drink künftig „Ungesunder Mule“ heißen wird. 
Doch selbst dann werden die Laborgeräte und Kacheln in der Charlatan Bar und die Äskulapschlange im Logo nicht vergessen lassen, dass man hier gegenüber vom Klinikum rechts der Isar feiert. 

Einsteinstraße 50, Di–Do 18–1 Uhr, Fr/Sa 18–2 Uhr. 

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

Montag, 12. August 2024

Wochenplan (Updates)

Verfassungsschutzinformationen für das erste Halbjahr / Innenministerium; Buchvorstellung von Klaus Zierers & Thomas Gottfrieds „Ehrfurcht vor Gott - Über das wichtigste Bildungsziel einer modernen Gesellschaft“ und anschließende Podiumsdiskussion mit den Autoren, Rainer Maria Schießler, Joachim Herrmann und Martin Goppel / Literaturhaus; Louis Malles „Lacombe Lucien“ mit Pierre Blaise und Aurore Clement (Foto) / arte; Musiksommer am Olympiasee / Theatron;  Eröffnung des neuen Bücherschranks an der Münchner Freiheit; „The Bear“ - dritte Staffel / Disney+; Upsahl / StrømLate Night Film Lecture mit Anna Edelmann & Thomas Willmann / City; „Emily in Paris“ – vierte Staffel / Netflix; Totopokal: FC Thalhofen vs. TSV 1860 München / Stadion am Mühlsteig Marktoberdorf; Andrzej Żuławskis „Possession“ mit Isabelle Adjani, Sam Neill und Heinz Bennent / Werkstattkino; Catsitting / Dachau; „Wir Fünf und ich und die Toten“ – Musikalische Lesung von Luci van Org / Farbenladen; Geburtstagsfeier zum 38. des schwul-queeren Zentrums Sub / Hans-Sachs-Straße

Freitag, 9. August 2024

Mach mal Platz: Interventionen der TUM im Kunstareal

Ein erstes Objekt tauchte im Kunstareal plötzlich Anfang Juli an der Kreuzung Barer / Schellingstraße auf. An einem Schaltkasten des Baureferats zur Steuerung der Ampel war ein knallblauer Tresen festgesurrt worden. Ideal für die Gäste des Spätis gegenüber, um nachts ihre Getränke zu platzieren. „Mach mal Platz“ stand auf dem Möbelstück. Die harschen Worte kriegt man sonst eher zu hören, wenn man jemandem im Weg steht.

Ein paar hundert Meter weiter, auf dem Sonnendeck des Neubaus der Coop Himmelb(l)au für die Akademie der Bildenden Künste befand sich das Pendant für jene, die lieber im Sitzen als im Stehen trinken: ein orangenes Beistelltischchen.

Möbel im öffentlichen Raum, um die Aufenthaltsqualität zu steigern? Einige Tage später präsentierten Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer, Kunstminister Markus Blume und Stadtbaurätin Elisabeth Merk (von links nach rechts) in der Immatrikulationshalle der Technischen Universität München (TUM) die Gewinnerin des Ideenwettbewerbs Open Kunstareal: das Pariser Atelier Roberta hatte einen „Kunstgarten“ entworfen, der den städtischen Lebensraum zwischen Königsplatz und Siegestor für Besuchende, Anwohnende und Studierende verbessern sollte. Blume betonte die ungewöhnliche Hochschuldichte im Kunstareal. Das Konzept sieht unter anderem mehr Vegetation, Rückzugsorte und Sitzmöbel vor. Größtes Manko: Ein Budget von derzeit gerade mal 60.000 Euro, um die Ideen umzusetzen.

Wovon keine Rede war: Abstellflächen für die Generation Wegbier zu kreieren. Die Parallelität der Ereignisse ist eher zufällig, auch wenn sie nicht nur zeitlich, sondern auch örtlich vorlag. Denn die Urheber*innen der Mach-mal-Platz-Aktion sitzen auch in der TUM. 

Wenn Münchens Bürger*innen mit etwas vor ihrer Haustür unzufrieden sind, werden sie gern selbst aktiv. Ein Anwohner des Josephsplatz, den die lauten Skatboarder nerven, kauft dann einfach ein paar Blumentröge im Baumarkt und verschraubt sie auf den Stufen des denkmalgeschützten Franziskusbrunnens. In der Franz-Joseph-Straßen greifen Nachbar*innen zum Guerilla Gardening, um mehr Grün zu schaffen. Ziviler Ungehorsam im Freistaat.

Am Lehrstuhl Urban Design der TUM findet man so etwas grundsätzlich gut. Natürlich wird die Professur nicht selbst aktiv, sondern „ermutigt“ nur laut dem Architekten und Wissenschaftlichen Mitarbeiter Matthias Faul „ihre Studierenden, im städtischen Raum auf Eigenverantwortung Interventionen durchzuführen, da dies für den Lernprozess sehr förderlich ist“.

Dafür organisierte Faul auch den Pop-up-Laden im Ruffinihaus, dem Kreativzentrum des Münchner Referats für Arbeit und Wirtschaft, wo am 16. Juni einen Tag lang gemeinsam, aber sicherlich auch wieder in Eigenverantwortung nachgedacht, Pläne gezeichnet und gebastelt wurden. Grundlage der Interventionen seien Interviews mit Studierenden von vier Hochschulen im Kunstareal gewesen.

Eher nicht gefragt wurden die Hausherren und zuständigen städtischen Behörden. Die Akademie der Bildenden Künste hat keine Ahnung, wer das Tischchen auf ihrem Gelände installiert hat. Stört sich aber auch nicht daran. Und Wolf D. Prix von der Coop Himmelb(l)au, der als Architekt des Akademieneubaus das Urheberrecht besitzt, betont sogar: „Alle Mittel, die einen öffentlichen Raum in Besitz nehmen, sind mir recht.“ 

Das Kreisverwaltungsreferat sieht das recht förmlich, ist aber gesprächsbereit: „Eine Möblierung wie auf dem von Ihnen übersandten Foto ist gemäß den Vorgaben der Richtlinien für Sondernutzungen an den öffentlichen Straßen der Landeshauptstadt München nicht zulässig. Gegen diese Form der Sondernutzung spricht alleine schon die für den Unterhalt der städtischen Infrastruktur notwendige Vorgabe, dass im Falle von technischen Störungen der ungehinderte Zugang zu freistehenden Kästen etc. jederzeit gewährleistet sein muss. Das Foto zeigt eine sondernutzungsrechtliche Situation, bei der der Kasten augenscheinlich durch die Ablage bzw. den Tisch verschlossen wird. Bei technischen Notfällen kann dies evtl. zu einer Gefährdung führen. Auch müssen für die Verkehrsteilnehmer*innen im Sinne der Barrierefreiheit gewisse Mindestdurchgangsbreiten bereit stehen. Die nicht genehmigungsfähige Ablage würde die öffentliche Fläche für die Gemeingebrauchsnutzung der Verkehrsteilnehmer*innen aber einschränken und bereits bestehende Nutzungskonflikte zusätzlich verschärfen. Gerne können Sie die Verantwortlichen an uns verweisen, um eine Lösung für die ordnungsgemäße Nutzung des öffentlichen Raumes zu finden.“ Das Baureferat ließ eine schriftliche Anfrage unbeantwortet.

Faul betont, dass rechtliche Abwägungen und Abstimmungen den Studierenden oblägen. Betont aber zugleich seitens des Lehrstuhls: „Generell stellen wir aber die Frage der Relation von der Beschäftigung ohnehin überlasteter Behörden zur Reversibilität und geringen Dimension solcher Installationen.“

Auffällig ist, wie monothematisch und wenig spielerisch die Interventionen des Lehrstuhls ausfielen. Neben Tischflächen hätte man auch Sitzgelegenheiten, Hochbeete, Spielgeräte für Kinder erwarten können. Doch „Mach mal Platz“ hatte offenbar nur Abstellflächen für Flaschen im Sinne. Nun tritt man der TUM sicherlich nicht zu nahe, wenn man sie in der Regel als sehr industrie- , wirtschafts- oder unternehmertumsorientiert wahrnimmt. Am Schwarzen Brett in Garching gieren die Top Player der Automobilindustrie und des militärisch-industriellen Komplexes nach willigen und verfügbaren Studierenden. Wenn die TUM mal ein Wohnprojekt entwickelt, dann eher für die digitalen Nomaden und Expats der Tech-Konzerne anstatt sich der Wohnungsnot normaler Münchner*innen anzunehmen.

Wer nun den Instagram-Auftritt von „Mach mal Platz“ studiert, kann nicht übersehen, dass dort Fritz Kola omnipräsent ist und auch mit seinem Münchner Instagram-Handle vermerkt wird. Auf den ungefähr 48 Fotos und Reels ist 18-mal Fritz Kola mit im Bild. Drei Bilder zeigen sogar im Grunde nicht viel anderes als das Produkt. Fritz Kola ließ schriftliche Anfragen dazu unbeantwortet.

Aber so sind Münchner Interventionen eben. Was bleibt, ist Müll und Werbung.





Montag, 5. August 2024

Nicole Kidman, Harry Kane, AC/DC & Co.: Selbst die Stars müssen im KVR vorsprechen

Auf dem Sommerfest des Oberbürgermeisters Anfang Juli trug Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüler-Gradl mit das glamouröseste Outfit. Eine seltene Gelegenheit, im Hof des Münchner Stadtmuseums modisch zu glänzen. Sonst ist der berufliche Alltag der Verwaltungsjuristin naturgemäß eher grau in grau.

Doch selbst in dem eher häßlichen Behördenriegel des KVR an der Ruppertstraße, wo sonst höchstens das Standesamt mit seinen Hochzeiten etwas Flair kreiert, gibt es immer wieder mal hochkarätige Star-Auftritte, bei denen Münchens Klatschkolumnist*innen gern dabei wären.

Ausgerechnet die Ausländerbehörde, dieses gefürchtete bürokratische Nadelöhr für Expats, Flüchtlinge oder Leiharbeiter, rollt zumindest ideell den roten Teppich aus, wenn millionenschwere Stars ihrer Dienste bedürfen.

Die generelle Umbenennung der Ausländerbehörde in Servicestelle für Zuwanderung und Einbürgerung mag der Stadtrat gerade mal vor einem Monat beschlossen haben. Und irgendwann schlägt sich das vielleicht auch im öffentlichen Auftritt des KVR nieder. 

Aber wenn Hollywoodstars, Altrocker oder Ballkünstler eine Arbeitserlaubnis oder Aufenthaltsberechtigung für Dreharbeiten, Konzerttourneen oder den FC Bayern brauchten, bot das Kreisverwaltungsreferat schon längst exquisiten Service. Die Pressestelle beharrt auf Nachfrage zwar darauf, dass selbst für Stars und VIPs das „Standardprozedere“ gelte und auch „Künstler*innen, so wie jeder andere Kunde der Ausländerbehörde auch, persönlich vorsprechen“ müssten, „um die Biometriedaten (Fingerabdrücke und biometrisches Foto)“ abzugeben. Aber manche Standardprozeduren sind gleicher als andere. Was die Pressestelle nicht verrät, aber im Haus durchaus bekannt ist: Für Stars gibt es „individuelle Lösungen“, sogar „außerhalb der regulären Öffnungszeiten“. Und das will bei städtischen Angestellten etwas heißen.

Da muss man keine Nummern ziehen oder Schlange stehen. Da ist die Willkommenskultur auf Grand-Hotel-Niveau. Ob Harry Kane, Nicole Kidman oder Angus Young von AC/DC. Sie alle mussten vorsprechen, wurden aber dabei angemessen gepampert.

Doch quid pro quo. Wenn man schon die Weltprominenz im Hinterzimmer empfängt, muss natürlich auch etwas für die städtischen Bediensteten abfallen. Ruhm und Ehre in Wilma, dem Intranet der Landeshauptstadt. Da posieren die Sachbearbeiter*innen oder Stadtdirektoren mit der Prominenz. Und selbst Hanna Sammüller-Gradl lässt sich so etwas manchmal nicht entgehen.

Die Behauptung der Kreisverwaltungsreferats, dass es sich in der Szene einen so guten Ruf erarbeitet hätte, dass Künstler*innen und Bands deswegen gezielt einen Zwischenstopp in München einlegten, mag man bezweifeln, wenn man sieht, dass viele Gastspiele in Deutschland sich auf Berlin, Hamburg und Köln beschränken.

Update vom 12. August: Im Rahmen meiner Recherchen für diesen Beitrag hatte ich am 5. August auch die Pressestelle des IT-Referats angemailt. Ich wollte wissen, ob es korrekt wäre, Wilma als städtisches Intranet zu bezeichnen und wie viele Nutzer*innen Wilma hat. Die Antwort, für die das IT-Referat eine ganze Woche brauchte: „Können Sie uns bitte noch den Kontext Ihrer Recherche mitteilen, damit wir Ihre Anfrage richtig einordnen und adäquat beantworten können?“
Nun die erste Frage habe ich anderweitig klären können. Laut Dienstanweisung IT der Landeshauptstadt (DA-IT) „ist jede aktive Dienstkraft zur Nutzung des städtischen Intranets (WILMA) angehalten, soweit dies zum Rahmen der dienstlichen Tätigkeit gehört (Informationsbeschaffung und -bereitstellung). Dies soll die übergreifende Zusammenarbeit verbessern und vor allem einen beschleunigten Informationstransfer ermöglichen.“
Und inzwischen hat auch die Pressestelle des IT-Referats geantwortet. Wilma hätte rund 44.500 Nutzer*innen. Dem widerspricht ein*e Insider*in. Die Landeshauptstadt hätte vermutlich aktuell so viele Mitarbeiter*innen, aber nur die Hälfte davon hätte Zugang zum internen Verwaltungsnetz. Wilma sei zwar in der Cloud, aber aktuell noch nur über dieses Netz zugänglich. Erziehungs- und Lehrpersonal etwa ohne Zugang zum Verwaltungsnetz könnte Wilma nicht nutzen.
Stadträtin Anne Hübner weist aber darauf hin, dass Lehrer*innen „aber wohl inzwischen nahezu alle einen sogenannten Yubikey und damit Zugang“ hätten. „Aber es gibt sicher sehr viele inaktive Zugangsberechtigte.“
Dazu meint eine Quelle wiederum, dass Lehrkräfte Yubikeys für städtische Mails nutzten. Man könne damit zwar auch Wilma aufrufen, müsste dafür aber einen virtuellen Desktop öffnen, was „mega umständlich“ sei.   

Wochenplan (Updates)

Gärtnerjahrtag mit Festumzug und Gottesdienst / Viktualienmarkt; Toto-Pokal: SSV Kasendorf vs. TSV 1860 München / Löwen-TV; Vernissage „Winter Wonderland“ / Akademiegalerie; Hauptalmbegehung / Oberammergau; Instore Gig mit Julien Gasc / Optimal; Münchner Wohnen stellt Wohnprojekt im Kreativquartier vor; Pressekonferenz WirtshausWiesn / Der Pschorr; Presse-Spaziergang im Sanierungsgebiet Moosach mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk / Moosacher St. Martin Platz; Pressekonferenz zum Lagebild Hasskriminalität / Bayerisches Innenministerium; Musiksommer mit Babanelly, Gündalein, Swango, Sixelle, Shuteen Erdenebaatar Quartet u. a. / Theatron; Eröffnung des Sommerfestivals Olympiapark / Saluti da Capri; Filmkunstwochen: Filmlecture von Benedikt Eppenberger zu „Die Praesens-Aufklärungsrolle“ und G.W. Pabsts „Die freudlose Gasse“ mit Asta Nielsen, Greta Garbo und Valeska Gert / Theatiner; Eröffnung, Opening Festival und Tag der offenen Tür / Surftown; Emma Ruth Rundle (Foto) / Ampère; „Industry“ – season 3 / HBO 

Montag, 29. Juli 2024

Wochenplan (Updates)

Jakobidult / Mariahilfplatz; Kurzfilmpremiere „Der Wolf kehrt zurück“ / Bayerischer Bauernverband; Vorstellung des Rechtsgutachtens zur sogenannten Extremismusklausel / Landtag; Bayerischer Pharmagipfel / Residenz; Eröffnung der Fußgängerzone Weißenburger Straße; Gedenkveranstaltung und Erinnerungszeichen für die Familie Hecht / Am Harras 12; Vernissagen Joseph Beuys–John Cage: „Eyes that Listen, Ears that See“ / Thaddaeus Ropac Salzburg und Queer:raum: Jahresausstellung / Farbenladen; Re-Opening Schickeria Obermenzing; Benefiz-Koncert „Make Freedom Ring“ / Himmelfahrtskirche; Pasing ist bunt: Mahnwache gegen den rassistischen Messeranschlag / Rathaus Pasing; Future.X: „[not) your memory“ / Lost Weekend; Hauptverhandlung über die Revision einer ehemaligen Zivilangestellten im Konzentrationslager Stutthof / Bundesgerichtshof; „A Rainha Diaba“ / Isabella; Filmkunstwochen: „Valeska Gert: Ikone zwischen Tanz und Film“ / Theatiner; Verleihung des Seerosenpreises an die Bildhauerin Susanne Thiemann und die Malerin Annette Lucks / Kunstpavillon; Ana Frango Elétrico / Import Export; Open House mit Drinks & Music / LenbachhausAntoine Beuger: „Of Being Numerous“ / Klang im Dach; Hauptverfahren wegen „Musizierens auf einer Verkehrs-Insel“ gegen die IAA / Strafjustizzentrum; Munich Sessions / Rindermark; TSV 1860 München vs. 1. FC Saarbrücken / Grünwalder Stadion; Sommerfest / Zirka; Open Air / Wannda Circus (Foto) ; Re-Opening Alvino-Bar; Cameron Crowes „Almost Famous“  mit Billy Crudup, Frances McDormand, Kate Hudson und Philip Seymour Hoffman / 3sat

Sonntag, 28. Juli 2024

Meine Programm-Magazin-Jahre: „In München“ 1984–1987 (1)

In seinen ersten Jahren veröffentlichte das Programm-Magazin „In München“ keine richtigen Filmkritiken. Es gab nur eine Übersicht zu den Kinostarts der Woche, mehr werblicher Natur. Aber in den Jahren, in denen ich dafür verantwortlich war und bereits regelmäßig die Pressevorführungen und Festivals besuchte, versuchte ich diesen wenigen Zeilen immer einen persönlichen Touch zu verleihen. Mein Schwerpunkt lag dabei bei französischen Filmen, aber erstaunlicherweise konnte ich mich damals auch schon für Tom Cruise begeistern. 

Und während ich bis dahin bei Münchens Programmkino-Machern teils einen recht guten Ruf genoss, brach nach diesen wenigen Zeilen Louis Anschütz, der später das Studio im Isabella übernahm, mit mir. Nicht ohne mir bei einem Stehrumchen direkt vorzuwerfen, dass ich diesen Film gut gefunden und auch noch angepriesen hätte. Dabei war meine Kurzkritik im „In München“ vom 7. August 1986 nicht ohne Vorbehalt:

»Der schärfste Zungenkuss

Top-Girl Kelly McGillis

Nachdem sie sich als Künstlermuse („Ruben, Ruben“) und Amish-Frau („Der einzige Zeuge“) in die Herzen aller Kinogänger gespielt hat, gab Kelly McGillis Anlaß zu größter Verwirrung. Wie konnte sie nur als Soldatenbraut im Navy-Piloten-Thriller Top Gun auftreten, jammerten die Fans ohne den Film gesehen zu haben. Die Antwort gibt nur der Film. Lustvoll mixt Regisseur Tony Scott („Begierde“) Muskeln, Maschinen und Musik zu einem Sommerspektakel ohnegleichen. Gekonnt umgeht er die Hollywood'sche Prüderie mit einer Kußszene zwischen Tom Cruise und Kelly McGillis, die niemanden trocken läßt. Grandios unterlegt er die atemberaubenden Luftaufnahmen mit Harold Faltermeyers Soundtrack. Kurzum ein sattes Breitwandspektakel, dessen direktes Bekenntnis zum professionellen Kriegshandwerk diskutabel, aber keine Todsünde ist.« 

Mittwoch, 24. Juli 2024

Ups, wir haben den Regisseur vergessen – Franz Xaver Bogner und der Bayerische Rundfunk

Im Oktober schien noch alles bestens: Zur Premiere von Franz Xaver Bogners neuesten Serie „Himmel, Herrgott, Sakrament“ lud der Bayerische Rundfunk in den Rio Filmpalast, samt vorherigem Stehrumchen mit Schnittchen und Blubberwasser. Man wunderte sich höchstens, warum der Sender nicht das große Haus mit über 350 Plätzen angemietet hatte, sondern nur den kleinen Saal für knapp über 100 Gäste. Aber nun gut, das machte das ganze vielleicht ein klein bisschen exklusiver.

Seit dieser Woche wiederholt das Bayerische Fernsehen nun „Irgendwie und sowieso“ jeden Dienstag zur Prime Time um 20.15 Uhr in Doppelfolgen. Jene Kultserie, die Bogners Ruhm 1986 begründete und vom BR gern und häufig wiederholt wird, wie auch jede Menge Beiträge auf der Webseite des Senders belegen.

Zur aktuellen Ausstrahlung widmete man dem „Weißblauen Weltkulturerbe“ in der Online-Unternehmens-Chronik dennoch eine aktuelle Würdigung. »Irgendwie und Sowieso« ist eine Hommage an das Leben der 68er auf dem Land in Bayern. Es geht um Freundschaft, echte Liebe und Abschied nehmen, um Rebellion und die Sehnsucht nach Freiheit“, hieß es im Vorspann. Insgesamt ein Artikel mit über 3000 Zeichen zur „einzigartigen Mischung, die »Irgendwie und Sowieso« so legendär macht“. Die Handlung, die Schauspieler*innen, die Autos, die Musik, die Drehorte, die Fangemeinde. Moment mal, fehlt da nicht irgendetwas. oder vielmehr irgendwer?

Auf der ganzen Seite (Stand: 22.07.2024) wird kein einziges Mal der Regisseur und Schöpfer Franz Xaver Bogner erwähnt. „Das hat der Praktikant vergessen, ist leider heute so“, kommentierte jemand meine Beobachtung auf Facebook. Von wegen. Der Artikel stammt von einer Online-Redakteurin des Senders mit jahrzehntelanger Erfahrung.

Also kurz beim Sender nachgefragt, der recht überrascht schien. Denn die Wiederholung sei ausdrücklich zum 75. Geburtstag des Regisseurs heuer geplant worden. Aber „manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht“, so die Pressestelle. Und hat flugs nachbessern lassen.

Im Vorspann der heutigen Neufassung heißt es nun: „Kult, bayerisches Heiligtum – auch über 30 Jahre nach der Erstausstrahlung am 9. Oktober 1986 ist »Irgendwie und Sowieso« unvergessen. Wurde doch die Hippiezeit in der bayerischen Provinz noch nie so absurd komisch und liebenswert erzählt, wie in der BR-Serie von Franz Xaver Bogner. Ab 23. Juli gibt es im BR Fernsehen ein Wiedersehen.“ Auf eine Aktualisierung des Zeitstempels hat man verzichtet. Der steht immer noch auf vorgestern.

Montag, 22. Juli 2024

Wochenplan (Updates)

25th International AIDS Conference / Messe München; Auftaktveranstaltung des bayerischen Forschungsverbunds ForFamily / Begegnungszentrum der Wissenschaft; Gedenkveranstaltung zum 8. Jahrestag des Attentats am Olympia-Einkaufszentrum / OEZ; Cocktail Prolongé anläßlich des Praxisjubiläums / MH Ästhetik Henke; „Über Mütter“ – Lesung von Ruth Geiersberger und Markus Ostermair anläßlich von Oskar Maria Grafs 130. Geburtstag / Brasserie OskarMaria„Work“ – Theaterfestival der Otto-Falckenberg-Schule / Werkraumtheater; Lagebild „Rechtsextremismus in Bayern 2023“/ Landtag; SPD-Bürgermeister*innen-Empfang der SPD-Fraktion / Landtag; Vorstellung des prämierten Wettbewerbsentwurfs zur Neugestaltung der Außenflächen des Kunstareals und Ausstellungseröffnung mit allen Entwürfen des Ideenwettbewerbs Open Kunstareal / TUM; Einweihung des generalsanierten Gebäudekomplexes des Staatlichen Maximiliansgymnasiums; Gedenkveranstaltung zu Schicksalen von Mietern der GEWOFAG und GWG (heute: Münchner Wohnen), die in der NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden / Walchenseeplatz; Verleihung der Innovationspreise der Landeshauptstadt München / Munich Urban Colab; Sundowner mit Digitalminister Fabian Mehring / Bar Alpina; Kurzrevue zum 90. Todestag von Erich Mühsam / Alter Simpl; Franz Xaver Bogners „Irgendwie und sowieso“ / Bayerisches Fernsehen; Freisprechung der Straßenwärter*innen in Bayern / Neues Schloss Schleißheim; Gesundheitsministerin Judith Gerlach präsentiert das Präventionsprojekt „Hand aufs Herz“ / Orlando-di-Lasso-Realschule Maisach; Tech Days / Werksviertel; Filmkunstwochen München ft. Bollerwagenkino Pasing, Wong Kar-Wais „In the Mood for Love“, Michelangelo Antonionis „Die rote Wüste“ mit Monica Vitti & Richard Harris und „Blow up“ mit David Hemmings, Vanessa Redgrave & Jane Birkin sowie Federico Fellinis „La Dolce Vita“ mit Marcello Mastroianni, Anita Ekberg & Anouk Aimée; Media Date: „Future of Search: Wie KI die Internetsuche verändert und was das für Medienhäuser bedeutet“ / Mediennetzwerk Bayern; Podiumsgespräch „Techno-topia?“ mit Sebastian Pfotenhauer / Lenbachhaus; Jan Böhmermanns „Lass dich überwachen!“ / ZDF; Vernissagen Hans Josephson / Thaddaeus Ropac Salzburg; Christopher Thomas: „Same same but different“ / Leica Galerie München, Tacker Preselection ft. Danilo Bastione. Lola Cuallado, Veronika Günther, Max Hanisch, Stefan Holzmaier, Marile Holzner, Frida Kato, Mariella Maier, Kristina Schmidt, Ayaka Terajima, Torres Jospeh, Maurus Wandinger, Maxine Weiss & Esther Zahel / BBK und Anselm Kiefer: „Mein Rhein“ / Thaddaeus Ropac Salzburg; Verhandlungstermin zur Zulässigkeit von Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaft Wort an Herausgeber / Bundesgerichtshof; Kinostart von RP Kahls „Die Ermittlung: Oratorium in elf Gesängen“ mit Christiane Paul, Clemens Schick, Nicolette Krebitz, Karl Markovics u. v. a.; Podiumsdiskussion: „Institutioneller Rassismus. Wo stehen wir heute?“ mit Seda Başay-Yıldız, Heike Kleffner, Jan Denis-Wulff und Thies Marsen / NS-Dokumentationszentrum; Olympische Spiele Paris; Start der zweiten Staffel von „Kleo“ (Foto) / Netflix; Sommerfest ft. Su Yono, Wildes und Cosmica Bandida / Optimal; Eröffnung der Gamerei; Auftakt-Pressekonferenz zum Oktoberfest / Das Bad; Christoph Ransmayr liest aus „Unter einem Zuckerhimmel“ / Stiftung Mozarteum Salzburg; Urban Comedy Open Air / Königsplatz; Jakobidult / Mariahilfplatz; Pop-up-Store des feministischen Sexshopkollektivs Consent Calling / Glitch

(Foto: Julia Terjung/Netflix)

Montag, 15. Juli 2024

Wochenplan (Updates)

„Rettet die Bienen!“ Fünf Jahre Volksbegehren Artenvielfalt / Bayerischer Landtag; „A Spin through Creativity“ – Ausstellung der Abschlußarbeiten / Designschule; Hochschulpreis der Landeshauptstadt München / Rathaus: Präsentation des „Handbuchs der Literaturen aus Czernowitz und der Bukowina“ mit Andrei Corbea-Hoișie, Steffen Höhne, Oxana Matiychuk und Enikő Dácz/ Ludwig-Maximilians-Universität; Linux- und FOSS-Installparty / JIZ; Bayerische Wirtschaftsnacht der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft / Alm an der Galopprennbahn Riem; fame creative lab Media Road Show / Lilli P.; Poesiefestival Berlin / Silent Green; Premiere von RP Kahls „Die Ermittlung“ mit Christiane Paul, Nicolette Krebitz, Clemens Schick, Peter Lohmeyer u. a. / Zoo Palast Berlin; Harold Faltermayers „Oktoberfest – Das Musical“ mit den Geschwistern Pfister / Renaissance-Theater Berlin; „Frans Hals – Meister des Augenblicks“ / Gemäldegalerie; Premiere von Thomas Arslans „Verbrannte Erde“ (Foto) / Filmtheater am Friedrichshain; „Geheimsache Rote Kapelle“ / RBB; Trauergottesdienst und Beisetzung Jürgen Busche / Ludwigskirche und Alter St.-Matthäus-Kirchhof; Vernissagen IMAL Jahresausstellung / Kreativquartier, VerhandelBar und Sudi Khonssari: „approach“ / Galerie Sylvia Janschek Bregenz; Lecture Performance „... oder kann das weg?“ über Kunst und Propaganda / Akademietheater; „DeMo 2024“ der Meisterschule für Mode / Muffathalle; Grundsteinlegung HOKI Living / Holzkirchen; Symbolische Einweihung des ersten Drogenkonsumraumes im Freistaat Bayern – eine politische Kunstaktion der Deutschen Aidshilfe / Fraunhoferstraße 21; Festakt 125 Jahre Reiterstaffeln der Polizei in Bayern / Neue Reithalle; Premiere von „Das Fräulein von 4711“ / KIM-Kino; Sommerfest zum Jubiläum des Paul-Klinger-Künstlersozialwerks / Mohr-Villa; Jahresausstellung / Akademie der Bildenden Künste; Sommerfest Atelier Monaco / Monacensia; Candy Sommerfest / Candidplatz; Mit-Vergnügen-Picknick mit Greenwald, Tricia Leonard & Band, Falcke und Melli Zech / Gans am Wasser; Patricia London Arte Paris: „Die Begleiterin“ / Paulskirche; „Work“ von und mit Studierenden der Otto-Falckenberg-Schule / Werkraumtheater; Kocherlball / Chinesischer Turm; Japanfest / Teehaus Kanshoan im Englischen Garten; Fanfest / TSV 1860; LUNAparty / Bayerischer Hof

Donnerstag, 11. Juli 2024

Die Münchner Altstadt – ganz neu gedacht

Als das Mobilitätsreferat Montagabend im Alten Rathaus erste Konzepte für die Umgestaltung der Altstadt vorstellte, war die Tendenz ganz klar: Sich an fußgänger- und radlerfreundlichen Städten im Ausland orientieren und einen Wurf präsentieren, der in Deutschland einzigartig ist. Nicht umsonst hatte man mit Gehl ein Stadtplanungsbüro aus Kopenhagen beauftragt, das sich Vorbilder aus Paris, Helsinki, Stockholm, Utrecht, Barcelona, Wien und natürlich Kopenhagen zum Maßstab nahm. 
Die anwesenden Münchner, mehr als die erwarteten 180, darunter viele Händler aus der City, vernahmen es mit Grummeln. Was unter dem Titel „Altstadt für alle“ präsentiert wurde, schließt die Autofahrenden eher aus. Und so sehr sich die durch den Abend leitende Sonja Rube vom Projektentwickler USP bemühte, die Bürgerbeteiligung bei der Neugestaltung innerhalb des Altstadtrings zu betonen, wirkte das vermeintliche Miteinander eher als wohlfeiles Lippenbekenntnis. 

Die Stadt nimmt ihre Bürger wie ein Erziehungsberechtigter an die Hand und zeigt ihnen, wo’s lang geht. Das führt zu mehr Lebensqualität durch mehr Grün- und Wasserflächen. Das Konfliktpotential zwischen Fußgängern, Radlern und Autofahrern wird sinnvoll entschärft. Aber es wird eben auch diktiert. 
Die schärfste Neuerung, die Zukunft der Parkplätze innerhalb des Altstadtrings, versteckte man als Unterpunkt in der Präsentation. Ein Drittel der Parkplätze im Straßenraum soll abgeschafft werden, um Platz für Grünflächen, breitere Fußwege und Fahrradstellplätze zu gewinnen. Die verbleibenden Parkplätze sollen Anwohnern vorbehalten bleiben. Besucher, Gäste der Gastronomie oder Kunden der zahlreichen Geschäfte werden die vorhandenen Parkhäuser nutzen müssen. 
Um körperlich Beeinträchtigten, Älteren und Schwerbeladenen die Fortbewegung zu erleichtern, wird es ab dem 24. Juli Mikrobusse und E-Rikschas (auch für Rollstuhlfahrer) in einem kostenlosen Testbetrieb geben. Die Mikrobusse verkehren drei Monate lang in Ringlinien zwischen 8 und 22 Uhr im 10-Minuten-Takt an festgelegten Haltestellen innerhalb des Altstadtrings. Die Rikschas können zwei Monate lang zwischen 7 und 24 Uhr herbeigewunken, an festen Standorten bestiegen oder übers Internet bestellt werden. 

In der Altstadt soll es künftig nur noch drei Straßenarten geben: Die erweiterte Fußgängerzone. Ein paar wenige Stadtstraßen, auf denen Tempo 30 gilt. Sowie eine Altstadt-Zone mit Tempo 20, die nur Taxis, Busse, Anwohner und Lieferanten befahren dürfen. 
Der Altstadtring selbst soll mit Bäumen und breiteren Fußwegen zum Boulevard umgestaltet werden. Während die Taxistandplätze an weniger attraktive Orte umziehen sollen, werden Bus- und Tramhaltestelle wie im Rosental und der Maximilianstraße aufgewertet werden. Etwa durch mehr Platz zum Ein- und Aussteigen und einen Regenschutz. 
München wird schöner werden. Aber es wird mit nachdrücklichem Zwang geschehen. Weshalb der Zweite Bürgermeister Dominik Krause von den Grünen in seinem Grußwort Montagabend daran erinnerte, dass auch die Einführung der Fußgängerzone vor über fünfzig Jahren arg umstritten war. Sie heute aber kaum einer mehr missen möchte.

Eine Version dieses Artikels ist im „Münchner Merkur“ und der „tz“ vom 10. Juli 2024 erschienen.
(Illustrationen: Gehl/Mobilitätsreferat)