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Mittwoch, 4. Dezember 2024

Münchner Bars, Boazn, Cafés, Kneipen und Restaurants zwischen den Jahren

Same procedure as every year – und hier in meinem Blog seit nunmehr 2008 Jahr für Jahr aufgelistet: Nicht nur viele meiner Lieblingslokale schließen zwischen den Jahren, ganz München scheint die Koffein- und Alkoholjunkies auf kalten Entzug setzen zu wollen. 
Liegt's nur daran, daß die studentischen Servicekräfte daheim bei Mami Weihnachten feiern, oder gibt es zwischen Heiligabend und Dreikönigstag tatsächlich zu wenig Gäste, als daß es sich für Wirt*innen lohnte, aufzusperren? 
Immerhin haben wir so Gelegenheit, rund um Silvester aus der Routine auszubrechen und auch mal neue Lokale auszuprobieren. 
(Die Liste wird laufend aktualisiert! Vorschläge und ergänzende Informationen sind willkommen.)
  • Cœur by Fede & Phil Am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag geschlossen.
  • Corleone Heiligabend von 20 bis 4 Uhr geöffnet. Silvester ab 21 Uhr.
  • Cotidiano Heiligabend von 9 bis 15 Uhr geöffnet, Weihnachten und Silvester von 9 bis 18 Uhr, Neujahr von 10 bis 18 Uhr.
  • Gans am Wasser Heiligabend geschlossen. Am 1. Weihnachtstag und Neujahr von 12 bis 18 Uhr geöffnet, vom 26. bis 31. Dezember von 19 bis 18 Uhr.
  • Ginkgo Bar Heiligabend, Weihnachten und Silvester geschlossen.
  • Goldmarie Vom 22. Dezember bis 1. Januar geschlossen.
  • Jaded Monkey Vom 23. Dezember bis 2. Januar geschlossen.
  • Café Luitpold Heiligabend von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Weihnachten von 9 bis 20 Uhr, Silvester von 8 bis 16 Uhr sowie ab 19 Uhr mit Reservierung. Neujahr geschlossen.
  • Bei Mario Vom 23. Dezember bis 7. Januar geschlossen.
  • Occam Deli Heiligabend von 8 bis 14 Uhr geöffnet, Weihnachten von 10 bis 17 Uhr. Silvester ab 19 Uhr Abschlussparty („no menu, no reservation, no regrets“). Ab 1. Januar geschlossen.
  • SAM (Maxvorstadt) Heiligabend, Weihnachten und Neujahr geschlossen.
  • SAM (Westend) Heiligabend, Weihnachten, Silvester und Neujahr ab 18 Uhr geöffnet.
  • Schmock Heiligabend geschlossen, Weihnachten von 17 bis 23 Uhr geöffnet, am 27. Dezember ab 17 Uhr, Silvester von 16 bis 22 Uhr, am 5. und 6. Januar ab 16 Uhr.
  • Stadion an der Schleißheimer Straße Vom 23. Dezember bis 9. Januar geschlossen.

Sonntag, 17. November 2024

Kleine Verkostung des alkoholfreien Guinness 0.0 nächsten Sonntag

Vor zwei Wochen erfuhr ich, dass der deutsche Importeur Radeberger das alkoholfreie Guinness 0.0 Anfang nächsten Jahres auch in Deutschland in Handel und Gastronomie anbieten will. Ungeduldig wie ich bin, habe ich aber jetzt schon mal 24 Dosen davon im Ausland gekauft. 

Am Sonntag, dem 24. November, werde ich um 17 Uhr eine kleine Verkostung im Univiertel machen, um zu hören, wie das Gebräu so bei Freund*innen und Kolleg*innen ankommt. Wer Lust und Zeit hat, vorbeizukommen, soll mir Bescheid geben. Je nach verfügbarem Platz und Bier geht dann vielleicht noch etwas.

Montag, 4. November 2024

Das alkoholfreie Guinness 0.0 auf dem Weg nach Deutschland

Ob Wein, Bier oder Spirituosen: Die alkoholfreien Varianten boomen, selbst Brauereichef Steffen Marx, der lange Zeit jede promillefreie Abfüllung eines Giesinger Bräu als Ursünde ausschloß, entdeckte dann das Le Chauffeur der Kollegen von Nittenauer als überzeugende Alternative und hat inzwischen auch ein eigenes alkoholfreies Bier im Sortiment. Dann drang auch noch Augustiner in den Markt und sorgt seit Monaten mit seinem alkoholfreien Hellen für Furore.

Fehlte – zumindest für meinen Geschmack – nur noch ein alkoholfreies Guinness. Im muslimischen Indonesien als Guinness Zero bereits seit 2014 im Test, kam sechs Jahre später dann im irischen Heimatmarkt und Großbritannien das Guinness 0.0 auf den Markt, wurde aber wegen einer mikrobiologischen Kontamination prompt wieder zurückgerufen und 2021 in der Gastronomie und im Handel relauncht.

In Deutschland war es bisher nur über verschiedene niederländische oder dänische Versandhändler erhältlich. Letzte Woche noch behauptete die Pressestelle des deutschen Guinness-Importeurs Radeberger, dass nichts spruchreif wäre:

„Uns erreichen immer wieder auch Nachfragen von Konsumenten, ob und wann wir auch Guinness 0.0 in Deutschland einführen werden – auch deswegen ist das Thema bei uns auf der Tagesordnung, es ist allerdings noch keine Entscheidung getroffen worden, die wir Ihnen bereits mitteilen könnten. Deswegen müssen wir Sie noch um etwas Geduld bitten – sollte die Einführung kommen, werden wir diese auch kommunikativ begleiten.“

Heute teilte mir aber ein für Guinness zuständiger Manager bei Radeberger mit, dass die Entscheidung gefallen sei und Guinness 0.0 nächstes Jahr im ersten oder zweiten Quartal auch in Deutschland in der Gastronomie und im Handel erhältlich sein werde. Und damit wohl rechtzeitig zum St. Patrick's Day am 17. März. 

So lange will ich aber nicht warten und werde deshalb wohl noch im November eine kleine Verkostung des alkoholfreien Guinness 0.0 hier in München organisieren. Wer daran Interesse hat, kann kurz Bescheid geben.

Sonntag, 3. November 2024

Bäcker-Kette statt Kult-Konditor: Der Nachmieter des Café Schneller steht fest

Gegründet wurde Zeit für Brot 2009 in Frankfurt, doch wahrgenommen wird die Hipster-Bäckerei – nicht zuletzt aufgrund der Mehrzahl ihrer Läden – eher als Berliner Unternehmen, wo gerade die beiden Filialen in Berlin-Mitte, in der Alten Schönhauser Straße und unweit des Rosenthaler Platzes am Weinbergsweg, von Touris wie Berlinern belagert werden.

Nun kommt die Bäckerei-Kette Anfang nächsten Jahres auch nach München und übernimmt die Räume des legendären Café Schneller in der Amalienstraße 69, wo seit Jahrzehnten Studierende Stammgast waren. 

Künftig also statt Schnellers fluffigen Rohrnudeln und saftigen Bienenstiche nicht nur Zeit für Brot, sondern auch Zeit für die Frankfurter?, Berliner?, jedenfalls hippen wie gewaltigen quadratischen Zimtschnecken, die einen nahezu erschlagen.

Freitag, 18. Oktober 2024

Hinter den Kulissen (1): Kreutzkamm

Gelegentlich fahre sogar ich gerne nach Sibirisch-Steinhausen, etwas wenn in einer Backstube hinter dem SZ-Hochhaus das neue „Original Kreutzkamm Backbuch“ präsentiert wird. Neben den leckeren Kostproben gab es anläßlich des bevorstehenden 200-jährigen Firmenjubiläums Einblicke in die Familiengeschichte des Kreutzkamm-Clans und in die Herstellung von Spezialitäten wie Baumkuchen oder Christstollen. Und wann erfährt man schon, dass die Kinder der Münchner Unternehmerinnenfamilie in Dresden aufgewachsen sind, sächseln können – und es auch untereinander, oder wenn sie auf die Eltern sauer sind, gerne tun? Dass seit 35 Jahren zu jeder Vorweihnachtszeit ein Spezialist anheuert, der täglich nichts anderes macht, als über tausend Eier zu trennen. Dass der Freistaat als Vermieter (Pacellistraße) humanere Mieten aufruft als die Wittelsbacher (Maffeistraße), wo das seit 70 Jahren angesiedelte Stammgeschäft immer mehr schrumpfen musste und dennoch selbst auf kleinstem Raum angesichts des Mietzinses nicht mehr profitabel ist. Und dass Katharina Kreutzkamm wegen ihrer Laktoseintoleranz außer Marzipan nichts aus dem eigenen Sortiment vertrug – bis ihr zuliebe eine vegane Schoko-Himbeer-Torte kreiert wurde, die inzwischen bei Kreutzkamm Platz 3 der Tortenbestseller innehält. So habe ich heute nach meinem einst jahrelangen Engagement als Patenonkel beziehungsweise Manny (male nanny) auch meine schmerzhaften Erinnerungen an Rolf Zuckowski erfolgreich exorziert.

Unter allen, die hier oder auf einem meiner Social-Media-Accounts Interesse bekunden, verschenke ich ein Exemplar des Buches.













Donnerstag, 19. September 2024

Giesinger Bräu jetzt in der Wiesn-Peripherie (Updates)

Auf seinem langen, aber wohl unaufhaltsamen Weg zum Wiesnwirt nähert sich Steffen Marx mit seinem Giesinger Bräu zunehmend dem Festgelände. 

Heuer eröffnet er in der Oktoberfest-Peripherie zwei Pop-ups. Zum einen im Restaurant Ederer in der Lindwurmstraße 48 (Mo–Do 17–1 Uhr, Fr–So 12–2 Uhr) nur für die Dauer des Oktoberfestes, weil der Karl Ederer selbst keinen Bock aufs Wiesnpublikum hat. 

Diplomatisches Statement aus dem Ederer-Team: „Es stimmt, dass wir während der Wiesn schließen und das Restaurant dann untervermietet ist. Es wird aber weiterhin unser Bier, das Chiemseer ausgeschenkt werden. Und ein bisschen Giesinger.“  

Und dann eröffnet Giesinger Bräu noch ein Pop-up im und vorm ehemaligen Happy-End-Hotel in der Paul-Heyse-Straße 18, dessen über 85 Zimmer Broke Today als temporären kulturellen Hot Spot nutzt. Aus dem Truck gibt es von 10 bis 20 Uhr  Giesinger to Go und im Künstlertreff zudem bei Events im ehemaligen Hotel Barbetrieb. Und das nicht nur während der Wiesn, sondern die nächsten Monate über.


Freitag, 13. September 2024

Multi-Wirt Aleks Vulic – Mehr Lokale als Tattoos und demnächst auch in der Türkenstraße präsent

Im Leben manchen Wirts sammeln sich über die Jahre mancherlei Lokale an. Neugründungen, Übernahmen, Zwischennutzungen. Einige gibt man wieder auf, weil sie sich nicht mehr lohnen. Andere, weil Geschäftspartnerschaften auseinander gehen. Aleks Vulic ist so ein Multi-Gastronom, der zwischendurch auch mal beim Café Mozart, Cord Club oder Café Cord seine Finger mit im Spiel hatte. 

Treu blieb er nur seinem Hotel Lux und dem Café Jasmin, von wo aus er sein in der Größe schwankendes Reich aus dirigiert. Parallel dazu gehört ihm auch die Getränkemarke Eizbach, die von der Heimatschorle über Alpengrantler bis hin zur Cryztal Cola ein hippes Münchner Sortiment anbietet.

So richtig unter die Haut scheint Vulic aber nur die Madam Bar in der Ledererstraße gegangen zu sein. Früher ein Striplokal und illegaler Puff (ausgerechnet neben dem Altstadtrevier der Münchner Polizei) und inzwischen wieder eine Table-Dance-Bar. Aber während des Pächterwechsels im Rotlichtmilieu als seriöse Zwischennutzung von 2016 bis 2018 eine anspruchsvolle Cocktail-Bar mit DJ und gelegentlicher Livemusik. Lieblingshangout der Münchner Gastro-Szene, was an Barchef Oliver von Carnap, aber vielleicht auch an der milieubedingten Öffnungszeit bis 6 Uhr früh gelegen haben mag. Das anspruchsvolle Intermezzo ist längst vorbei. Aber das Logo der Madam Bar, eine stylisierte Cocktailschale, trägt Vulic seitdem als Tattoo am Leib.

Als ich nun von Vulics kommender Wirkungsstätte hörte, sah ich ihn schon mit Schmissen im Gesicht. Doch die katholische Burschenschaft Aenania trägt zwar Farben, ist aber keine schlagende Verbindung. Im Aenanenhaus in der Türkenstraße 38, schrägt gegenüber vom Museum Brandhorst, versuchten sich über die Jahre verschiedene italienische Restaurants wie zuletzt Da Claudio. Zuletzt stand das Lokal aber länger leer.

Am 15. Oktober eröffnet dort nun aber Vulic sein neues Gasthaus Fux („das moderne Wirtshaus deines Vertrauens“). Der Name reimt sich einerseits auf sein Hotel Lux. Andererseits bezeichnen Studentenverbindungen neue Mitglieder während ihrer Probezeit als Fuchs oder Fux.

Partner von Aleks Vulic in der Türkenstraße ist Andi Weber, den man vom Hearthouse und Enter the Dragon her kennt. Zuletzt baute er als Restaurantleiter Michael Käfers vegetarischen Green Beetle auf. Zudem ist Weber in der Wiesn-Schänke für die Champagnerbars zuständig. Das verspricht in den kommenden Wochen eine doppelte Herausforderung für ihn zu werden. Aber dazu hat man ja Geschäftspartner, die als Multi-Gastronom parallele Herausforderungen gewohnt sind …

Update vom 25. Oktober: Seit gestern ist das Fux geöffnet. Es gibt beispielsweise Augustiner vom Fass, Rinderkraftbrühe (8,90 €), Brotzeitbrettl (15,90 €), Schweinsbraten (14,90 €), Wiener Schnitzel (25,80 €), Fux Burger (18,90 €).

Disclaimer: Der Autor war in der Madam Bar ein Jahr lang Türsteher.

Montag, 19. August 2024

Campana del Rey

In seinem Havana Club in der Altstadt hat Christoph Klingele schon Generationen von Münchner Nachtschwärmern das Cocktailtrinken beigebracht. Nun hat er vor einigen Wochen im Keller desselben Gebäudes eine Schatzkammer eröffnet, die eine eigene Bar für sich darstellt, die Campana del Rey: zu deutsch Königsglocke, eine Anspielung auf Barchef Boris König (Foto) und Klingeles eigenen Namen. Wer hier zwei Treppen herabsteigt, findet sich in einem Ambiente wieder, das an alte Münchner Stadtmauern erinnert. Im Mittelpunkt: Regale mit hunderten von Rum-Flaschen. Künftig werden die wertvollsten mit Gittern gesichert werden. Denn hier wird die hohe Schule des Premium-Rums gepflegt. 
Jahrgangsabfüllungen oder einzelne Flaschen mit den Tropfen längst geschlossener Destillen, von denen einzelne Fässer noch gerettet werden konnten. Da kostet ein Glas Rum (4 cl) auch schon mal 72 Euro. Aber wenn die Flasche leer ist, kann sie nicht nachbestellt werden. Und man zählt zu den letzten Menschen, die diese Rarität haben kosten dürfen. 

Herrnstraße 30, Do 19–1 Uhr, Fr/Sa 19–3 Uhr.

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

Bar Montez

Mindestens so umstritten wie die Namenspatin Lola Montez ist auch die Bar Montez im vornehmen Rosewood-Hotel. Aber gehört das nicht auch zum Nachtleben: Dass über einen gestritten und diskutiert wird? Schließlich ist jede Hotelbar ein Wagnis: den Spagat zwischen Hausgästen und Einheimischen hinzubekommen. Im Juni wurde eine bekannte Münchner Schauspielagentin mit ihren Freunden im halbleeren Lokal abgewiesen. Und auch die Reservierungsbedingungen mit Mindestumsatz und vorbestellten Getränken erinnern an die Usancen begehrter Wiesnzelte. Aber wieso es nicht darauf ankommen lassen und einfach spontan versuchen? Wer drin ist, ist in! Der Live-Jazz jeden Abend ist es allein schon wert. Am Tresen werden statt Bier Cocktails gezapft, um die ungeduldigeren Gäste schnell zu versorgen. Aber natürlich wird auch klassisch gemixt. Und Hausspezialitäten (15–19 Euro) wie den Royal Affair, Malicious oder Mambo No. 6 gibt es selbstverständlich auch in alkoholfreien Cocktail-Versionen. 

Kardinal-Faulhaber-Straße 1, So–Mi 18.30–1 Uhr. Do–Sa 18.30–2 Uhr. 

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

(Foto:Davide Lovatti/Rosewood Hotels)

Cœur Tagesbar

Die Portici, die Arkadengänge von Bologna sind ein Weltkulturerbe und Symbol italienischer Gastfreundschaft: Privater und öffentlicher Raum zugleich, ein Salon im Freien, aber geschützt vor gleißender Sonne oder prasselndem Regen. Nun gibt es im Münchner Univiertel ein ähnliches Refugium. Der Säulengang ist zwar eher einfach, rustikal und kurz, aber die Atmosphäre dafür um so einladender. Schräg gegenüber vom Museum Brandhorst, zwischen Restaurants, Boutiquen und einem Tattoo-Studio zelebriert Federica Pulisci (Foto) in der Cœur Tagesbar den italienischen Aperitivo. Es gibt ein Dutzend unterschiedlicher Spritz-Varianten (7,50–10,50 Euro), Cocktails und günstig kalkulierte Weinflaschen. 
Dazu werden kostenlos kleine Schmankerl (Oliven, Kapern, gewürzte Nüsse, Grissini mit Mortadella oder Hummus) gereicht. Für den größeren Appetit gibt es Barfood und Pasta mit selbstgemachte Pesto oder Ragù. 

Theresienstraße 38, Mi–So 16–24 Uhr.

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

el Tato Gastrobar

Die Räume der ehemaligen Ménage Bar im Gärtnerplatzviertel laden inzwischen zu einer mitreißenden Tour durch Lateinamerika ein: Aus den Lautsprechern der el Tato Gastrobar erklingen Cumbia, Ranchera oder was Süd- und Mittelamerika sonst neben Salsa und Samba an Folklore zu bieten haben. Aus der Küche kommen ständig wechselnde Gerichte (fünf bis 21,50 Euro) wie Ceviche, Tacos, Empanadas, Yucca-Pommes, Kochbananen oder Guacamole. Und die Cocktailkarte mit ihren bunten Bildern sieht wie ein Reisekatalog aus. Der Schwerpunkt liegt natürlich bei Mezcal-, Tequila- und Rum-Cocktails (zwölf bis 16 Euro), aber Ginna Sánchez und Chris Schmidt (Foto) brennen auch ihren eigenen, schokoladig schmeckenden Mais-Wodka. 
Am frühen Abend wird hier vor allem gegessen, doch dann werden die hohen Tische zur Seite geschoben, gefeiert und gern getanzt. 


Buttermelcherstraße 9, Di–Sa 18–1 Uhr

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024. 

Roody Tanzcafé Giesing

Aus alt mach neu: Am Candidplatz wird es Teile des gewaltigen Ärztehauses treffen, wo Projektentwickler von einem provozierenden Neubau träumen. Doch bis es soweit ist, zogen ein paar kreative Köpfe ein, um unter dem Kosenamen Candy einen Coworking-Space, Pop-up-Galerien, Jugendprojekte und Events für die Untergiesinger Nachbarschaft zu organisieren. Das Tor zu dieser Zwischennutzung bildet das Roody Tanzcafé. Carsten Fay (Foto) vom Kiosk Isarwahn und Max Heisler (Geierwally, Boazeria) haben liebevoll selbst Hand angelegt und die riesigen Räumlichkeiten in ein Sammelsurium bunter Wände, Sitzgelegenheiten und Lampen verwandelt. 
Samstags legt ein DJ auf, immer wieder spielen Bands live und aus dem Zapfhahn fließen fünf verschiedene Biere ab 3,80 Euro die Halbe. Der Renner ist aber – gerade bei den jungen Gästen – das Rüscherl: ob Asbach-Cola oder Fernet-Cola. 

Candidplatz 9, Mi/Do 18–1 Uhr, Fr/Sa 18–2 Uhr.

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

Charlatan Bar

Mit der Schließung der Ménage Bar und des Schwarzen Dackels hat das Münchner Nachtleben schwere Verluste erlitten. Doch die Macher beider legendärer Locations taten sich zusammen, um gemeinsam die Charlatan Bar am Max-Weber-Platz zu eröffnen. An die Mixologen der Ménage Bar erinnert der Rotationsverdampfer (Foto unten) im Wert eines Kleinwagens, mit dem die Barcrew Maiwipferl, Moringablätter oder Hubba-Bubba-Kaugummis zu Cocktailessenzen destilliert. 
Vom Schwarzen Dackel kommt der lässige Auftritt und die Tradition, DJs auflegen zu lassen. Auch der „Gesunde Mule“ (zwölf Euro) stand schon im Dackel auf der Getränkekarte, muss jetzt aber umgetauft werden. Die Bezirksinspektion störte sich am Namen, weshalb der Drink künftig „Ungesunder Mule“ heißen wird. 
Doch selbst dann werden die Laborgeräte und Kacheln in der Charlatan Bar und die Äskulapschlange im Logo nicht vergessen lassen, dass man hier gegenüber vom Klinikum rechts der Isar feiert. 

Einsteinstraße 50, Di–Do 18–1 Uhr, Fr/Sa 18–2 Uhr. 

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

Mittwoch, 10. Juli 2024

Alles auf Anfang: Mit dem Little Odessa kehrt Wanja Belaga zu seinem Münchner Ursprung zurück

So wirklich weg aus München war er nie: Auch wenn Wanja Belaga in den letzten Jahren mal bei der Kulturscheune Obernsees mitmischte, sich in Bayreuth engagierte oder zuletzt in Wasserburg das Lokal Der Berg ruft eröffnete, blieb er auch in München präsent. Immer eine wilde Räuberpistole aus dem Tucherpark erzählend oder Anekdoten seines jüdisch-russisch-ukrainisch-münchnerischen Clans feilbietend. Nur unterbrochen von der sich ständig wiederholenden Frage, ob man nicht von einer freien Gastro-Immobilie in München wisse.

Dabei war er streng genommen nie wirklich Wirt, sondern ein Maler und Pianist, der als eine Art künstlerischer Leiter immer wieder Clubs, Bars und Wirtschaften gründete. Stets mit einem Partner an der Hand, der nicht zwingend sein Bruder Igor sein musste. Manche Neueröffnungen währten jahrelang, andere eher nur ein paar Wochen. Manchmal war nur Wanja weg, während die Partner den Laden fortführten Um Wanjas Spuren im Münchner Nachtleben zu rekonstruieren, wird man wohl bald einen eigenen Lehrauftrag an der Uni brauchen. 

Mir fallen da der Prager Frühling (ca. 2001) in der Ainmillerstraße ein. Die Monofaktur (ca. 2003–2007) in der Sonnenstraße, eine Mischung aus Livebühne, Bar und Club, wo unter anderem Emilie Simon und Sébastien Tellier auftraten. Der 2011 von Wanja erschaffene Salon Irkutsk in der Isabellastraße. Das Provisorium (ca. 2011–2017) in der Lindwurmstraße. Die Theaterklause Onkel Wanja (2013) in der Schauburg am Elisabethplatz. Das Alte Kreuz (2019) in der Au. Die Paris Bar in Haidhausen, deren Ruhm 2020 bis nach Berlin drang, wo die örtliche Paris Bar Wanja recht schnell den Namen untersagen ließ, der das Lokal daraufhin in P-Bar-Provisorium umtaufte.

Am authentischsten war davon wohl der Salon Irkutsk, der als Kleinkunstbühne, Mini-Galerie sowie Borschtsch- & Wodka-Lokal Wanjas russische Seele vielleicht am besten widerspiegelte. Und an diese Zeit knüpft er jetzt bald mit dem Little Odessa an, das Ende August in der Tumblingerstraße 16 aufsperren wird, wo zuletzt die Ntanta Bar And African Cuisine (Foto) Gäste empfing.

Von außen schon fast eine Kopie des Salon Irkutsk, kündigt Wanja auf Facebook fürs Innenleben ein Programm an, das auch sehr an Salon-Zeiten erinnert: „Bayerisch-osteuropäisch, wie gehabt bei allen unseren Projekten Gastro und Kultur an einem Ort. diesmal sehr klein, aber dafür mit kleinem Küchenangebot. Einmal die Woche sollen akustische Minikonzerte steigen, auf Hut natürlich und in wohnlicher Lautstärke.“

Er ist zurück, und wir werden sehen, für wie lange es diesmal sein wird.

Update: Die Eröffnung wird vom 15. bis 21. September gefeiert.

Erste Eindrücke von der Eröffnung am 15. September. Das Séparée mit dem Klapptisch ist noch nicht ganz fertig, aber ansonsten wirkt das alles schon sehr professionell und gestylt. 

Und mit etwas Selbstironie hat Wanja seine eigenen Werke in der Unisex-Toilette aufgehängt. Die Dame am Piano wollte ursprünglich mit ihrem Freund ins Ntanta, dem afrikanischen Restaurant, das hier früher war. Unschlüssig standen sie auf der Straße, bis ich sie zum Reinkommen überredete. Als sie das Klavier entdeckte, fragte sie sofort, ob sie spielen dürfte und legte dann vollendet mit Klassikern aus dem American Songbook los.



Montag, 8. Juli 2024

Tam Tam wechselt von der Monacensia ins Werkraumtheater

Spätestens als die Kammerspiele bekannt gaben, dass das Tam Tam am 18. September eine sogenannte Treppenbar zur neuen Spielzeit im Werkraumtheater eröffnen wird, konnte man es vermuten: Zwei gastronomische Standorte oder vielmehr Spielstätten zugleich dürften das Münchner Kollektiv um Matthias Stadler vielleicht nicht überfordern, aber sicher auch nicht glücklich machen. 

Waren sie doch schon allein mit ihrem bisherigen Standort, der Cafebar Mona in der Monacensia, an ihre Grenzen gekommen: „6 Tage offen und am 7. Tag auch noch Action, ist einfach zu viel, zu viel für eine Familie. Auch für die coolste Familie. Zeit also, das Handy mal richtig auszuschalten. Mehr als 2 Jahre war es durchgehend an. Jetzt ist der Akku leer. “  

Mit dazu beigetragen hat vielleicht auch der Dauerstreit mit einem sehr reichen lärmempfindlichen Nachbarn der Monacensia im feinen Bogenhausen.

Und so bestätigt sich die Befürchtung, dass das Tam Tam seine Cafébar Mona in der Monacensia diesen Sommer aufgibt. Im letzten Newsletter lud man auch schon zu einem wochenlangen Finale: „Wer ein Stück Mona ergattern möchte, ist im Juli & Anfang August herzlich eingeladen, mit uns richtig Abschied zu feiern!“

Charmanterweise kehrt das Tam Tam quasi an seine Anfänge zurück. Denn schräg gegenüber vom Werkraumtheater, neben der heutigen Therese-Giehse-Halle in der Falckenbergstraße, hob das Tam Tam mit seinem Tanzlokal in einem Kabuff zwischen Erdgeschoss und Keller 2016 zum ersten Mal richtig ab. Wo es aber, wenn ich mich recht erinnere, auch wegen lärmempfindlicher Anwohner recht abrupt zu Ende ging.

Aber im dritten Stock des Blauen Hauses gegenüber wird es mit der Treppenbar hoffentlich eine schöne Wiederauferstehung mit weniger Reibereien geben. Dort wird das Tam Tam mittwochs bis sonntags ab 21 Uhr den Tresen im Treppenhaus bespielen („Hier beginnt dein Abend, hier endet dein Abend, hier ist dein Abend.“) und zudem ab dem 20. September auch zu einem Tanztreff in den Kammerspielen bitten: „Sich Treffen, Anschauen, Lauschen, Riechen, Schmecken, Gurgeln und zusammen Tanzen. Die ganze Nacht!“

Die Münchner Stadtbibliothek sucht nun für die Räumlichkeiten im Hildebrandhaus eine*n neue*n Wirt*in: „Die Monacensia und das Tamtam-Kollektiv um Matthias Stadler, Betreiber der Cafébar Mona, haben sich im gegenseitigen Einvernehmen entschlossen, getrennte Wege zu gehen. Wir blicken auf zwei sehr schöne und bereichernde Jahre zurück und freuen uns, dass Tamtam den Münchner*innen erhalten bleibt. Für die zukünftige Nutzung der Cafébar im Hildebrandhaus suchen wir nun neue Betreiber*innen.“

(Screenshot: Kammerspiele)

Montag, 17. Juni 2024

Michael Graeter plant am Viktualienmarkt sein Comeback als Kaffeehausbetreiber

Seit einigen Wochen kursiert in München das Gerücht, Michael Graeter plane mit Hilfe von Investoren sein Comeback als Wirt. Gestern waren nun der Graeter und ich als Sechzger-Fans bei der Mitgliedsversammlung des TSV 1860 München im Zenith. Ideale Gelegenheit, um ihn darauf anzusprechen. Und tatsächlich will Graeter direkt am Viktualienmarkt ein Lokal eröffnen: Café Extrablatt – Das Original. Der Zusatz sei dem Umstand geschuldet, dass sein 1980er-Jahre-Kultcafé an der Leopoldstraße zumindest dem Namen nach oft kopiert worden sei: „Über 80 Mal haben sie mir den Namen geklaut.“ Höchste Zeit also, das Original wiederauferstehen zu lassen. Als Location hatte Graeter sich ursprünglich die ehemalige Douglas-Filiale im Kustermann-Haus ausgeguckt, die direkt gegenüber vom Viktualienmarkt liegt. Besser kann man ein Café kaum platzieren. Doch liegt der Laden nicht nur in Bestlage, sondern ist mit 190 Quadratmetern recht groß und damit zu teuer. Das könne er finanziell nicht stemmen. Und Kustermann bestätigt, dass sich diese Pläne zerschlagen hätten.

Stattdessen denkt Graeter jetzt an eine Location im selben Haus um die Ecke, mit der Adresse Rosental 7. Graeter selbst sprach gestern von der Räumlichkeit, in der Alain Ducasse seine Münchner Filiale von „Le Chocolat“ betreibt. Aber natürlich gibt der Pariser Groß-Gastronom seine erst im Januar letzten Jahres eröffnete Schokomanufaktur nicht auf.

Graeter meinte wohl den kleinen, leerstehenden Laden ein paar Schritte weiter im Kustermann-Haus. Aktuell wird diese Geschäftsfläche von Kustermann immer wieder für Pop-up-Stores genutzt. Mit 141 Quadratmetern und dem zudem deutlich weniger attraktiven Platz wäre die Immobilie günstiger.

Freitag, 31. Mai 2024

Bananen-Didi wird Wirt

Als ich hörte, dass Bananen-Didi eine „neue Wirkungsstätte“ im ersten Brauereiausschank von Münchner Kindl bekäme, bin ich erschrocken. Kein Fez mehr an Dieter Schweigers legendärem Obststand an der Ludwig-Maximilians-Universität? Kein Grund mehr für Michael Graeter, dem Viktualienmarkt untreu zu werden und stattdessen in die Ludwigstraße zu kommen, um einen Plausch zu halten? Keinen bairischen Lebensweisheiten mehr auf meinem Weg zur U-Bahn?

Machen es ihm die zahlreichen Knie-Operationen, seine „beschissene“ Gesundheit unmöglich, weiter täglich an seinem Obststand zu stehen?

Keine Sorge, trotz aller Schmerzen bleibt uns Bananen-Didi erhalten. Zumindest vorläufig. Er wird zwar Geschäftsführer des künftigen Lokals in der Tegernseer Landstraße 80 („Wer wie ich 41 Jahre lang einen Obststand betreibt, kann auch das.“), wird aber vorläufig weiter mit seinem sonnigen Gemüt („s'Leben is a Freid“) Obst, Gemüse und jede Menge Sprüche an seinem Standl feilbieten.

Denn so wie es aktuell in der „denkmalgeschützten“ TeLa 80 aussieht, wird es laut Brauereichef Luis Sailer voraussichtlich noch bis Ende nächsten Jahres dauern, bis die Räumlichkeiten renoviert sind und der Brauereiausschank aufmacht.

Update vom 6. Juni 2024: Beim heutigen Pressetermin mit Obststandl-Didi und den Machern der neu gegründeten Münchner Kindl Brauerei, Dietrich, Luis und Leo Sailer, sahen die Räumlichkeiten schon deutlich einladender aus (Fotos unten).

Der Brauereiausschank wird Steyrer Hans heißen, benannt nach dem „bayerischen Herkules“, der Ende des 19. Jahrhunderts mit einem Finger einen 508 Pfund schweren Stein lupfte und gegenüber in der Tegernseer Landstraße eine Wirtschaft besessen haben soll. Porträtbilder von ihm zierten heute das künftige Lokal.

In den Räumlichkeiten befanden sich vor dem Krieg eine Metzgerei und nach dem Wiederaufbau ein Tante-Emma-Laden und später ein Blumengeschäft. Wer erlebt hat, welche Schwierigkeiten andere Wirte hatten, eine Gastronomiekonzession für ehemalige Ladengeschäfte zu erhalten, kann sich nur wundern, wie optimistisch die Sailers sind. Üblicherweise müssen solche neuen Lokalen zu Konzessionsbeginn um 22 Uhr schließen und können froh sein, wenn sie Alkohol ausschenken dürfen.

Die Sailers gehen aber jetzt schon davon aus, bis 1 Uhr nachts oder gar open end in der Wohngegend aufsperren zu dürfen. In Zeiten, in denen in der Tegernseer Landsctraße der Trepperlwirt oder das riffraff schließen mussten, sehen sie ihren Brauereiausschank als „gelebten Milieuschutz“.  

Das bedeutet für sie auch, dass sich jeder das Bier leisten können solle. Ausgeschenkt wird Münchner Kindl Bier vom Holzfass, und wenn es noch nicht frisch angezapft oder bereits leer ist, Flaschenbier. Die Halbe soll unter vier Euro kosten, die Schaumige bzw. der Schnitt weniger, die Stehmaß weniger als zwei Halbe. Alkoholfreies Bier wird es laut Brauereichef Luis Sailer nicht geben. Diesen Trend lehnt man bei Münchner Kindl entschieden ab. Zu essen wird es Bosna-Bratwurst geben.

„Abendzeitung“ vom 7. Juni 2024 dazu.
„Süddeutsche Zeitung“ vom 7. Juni 2024.
„Oberbayerisches Volksblatt“ vom 7. Juni 2024.









Bravo-Bar kommt nach Schwabing

Die Münchner Bravo-Bar ist für ihre Sommerfeste legendär. Das nächste könnte aber in Schwabing statt in der Fraunhoferstraße stattfinden. Nicht etwa, dass Damir Stabek und Marlon Schuler mit ihrem Lokal umziehen. Sie vergrößern sich und eröffnen einen weiteren Laden.

Auf Instagram und Facebook teasen sie seit etwa zehn Tagen ihre Follower*innen mit vagen Ankündigungen: „Coming soon“, „Schwabing“. Aber aufmerksamen Leser*innen reichten die wenigen Schnappschüsse, um die Räumlichkeit zu identifizieren.

Der Ableger, der deutlich größer als das Stammhaus ausfällt und dementsprechend Bravo Grande heißen wird, befindet sich in der Friedrichstraße 27 / Ecke Hohenzollernstraße. 

Wo sich bis Silvester noch eine Filiale der Restaurantkette HeimWerk befand, sind die Handwerker bereits eifrig am Schaffen, um die Räumlichkeiten bravomäßig aufzustylen. Italian Chic statt Schnitzel-Burger-Ambiente! Und in den Sozialen Medien wird mit Stellenanzeigen nach Servicekräften, Barleuten und Köchen gesucht.

Für ein Sommerfest würde man sogar über eine große Freischankfläche verfügen.

Update vom 21. November 2024: Heute Abend um 19 Uhr ist die Eröffnung des Bravo Grande Monaco, das Grand Opening.