Montag, 29. Februar 2016
Wochenplan
Eckhart Schmidt: „Love and Death in the Afternoon“ / Bendixen Media Service, Vernissage Karel Dierickx / Pfefferle, She She Pop: „50 Grades of Shame“ / Kammerspiele, Panzerschlachten und Drohnenschläge: Von der konventionellen zur neuen Kriegsführung? / Akademie für politische Bildung Tutzing, „House of Cards“ Season 4, Tag der Archive, Slow-Food-Aktionstag und Kinderkochen mit Manuel Reheis (Broeding) / Kindermuseum, Pressevorführungen „Trumbo“, „My Big Greek Wedding 2“, „Eddie the Eagle“ und „Ein Hologramm für den König“
Mittwoch, 24. Februar 2016
Montag, 22. Februar 2016
Wochenplan
„Verrat oder Aufklärung? Die Rolle von Whistleblowern für Demokratie und Medien“ – Tagung mit Markus Beckedahl, Ulrich Chaussy, Annegret Falter, Inge Hannemann, Wolfgang Nešković u.a. / Akademie für politische Bildung Tutzing, Lebensentwürfe junger Frauen und Männer in Bayern / Lothringer 13, LUNAparty / Blue Spa im Bayerischen Hof, Episode #3 – Ekkehard Knörer und Doris Akrap diskutieren über „Homeland“ / Kammerspiele, Klaus G. Sauer: „Verlage in der NS-Zeit“ / NS-Dokumentationszentrum, Thomas Darchinger: „A gmade Wiesn“ / Freiraum Münsing und Hofspielhaus, Verleihung des Ehrenpreises der Landeshauptstadt München an Herlinde Koelbl, Chris Dercon & Romuald Karmakar: Gespräche über Kooperation und Solidarität / Kammerspiele, Vernissagen „Half a Pound of Art“ / Størpunkt, Olaf Metzel: „Sixpack“ / Galerie Klüser 2, „American Gothic“ / super+Centercourt und Thomas Gentille – American Jeweler / Die Neue Sammlung, „Bring Your Own!“ – Besuchen legen ihre Lieblingsmusik auf / Lenbachhaus, Abrißparty des Münchner Presseclubs, La Nuit des César, TSV1860 – Fortuna Düsseldorf, „Lola Montez“ (Foto) und „Citizen Kane“ / Filmmuseum, Oscars / Pro Sieben, Pressevorführungen „Nur Fliegen ist schöner“, „Das Tagebuch der Anne Frank“, „The Lady in the Van“, „Die Kommune“ und „Chevalier“
Sonntag, 21. Februar 2016
Sonntag, 14. Februar 2016
Wochenplan
Superfood mit Susanne Bingemer / Broeding, Vernissagen Wolfgang Tillmans: „Playback Room“ / Lenbachhaus und Urban Art Preview ft. Banksy, Ben Eine, Swoon, Nick Walker & friends / Galerie Kronsbein, Pub'n'Pub: „Blind Date? Buchverlage treffen Leser“ mit Rita Bollig (Random House) / Fraunhofer Theater, the 58th Grammys / Sixx, „30 Jahre Lokalrundfunk in Bayern – Wie geht's jetzt weiter?“ Podiumsdiskussion mit Ilse Aigner, Ulrike Gote, Erich Jooß und Jutta Müller / Literaturhaus, Kriegstagebuch einer jungen Münchner Nationalsozialistin – Die Aufzeichnungen Wolfhilde von Königs 1939-1946 / Stadtarchiv, 50. GQ First Look ft. Osca (Foto) / Goldene Bar, „Die Macht der strategischen Kommunikation“ – Jahrestagung Netzwerk Medienethik mit Günter Bentele, Alexander Filipović, Stefan Kornelius, Regine Kreitz, Julius van de Laar u.v.a. / Hochschule für Philosophie, Sondervorführung von „Spotlight“ samt anschließender Podiumsdiskussion zum Thema „Warum ist investigativer Journalismus heute wichtiger denn je?“ mit Karoline Meta Beisel, Catharina Felke, Bastian Obermayer, Frederik Obermaier und Dominik Schütte, „Bonjour Tristesse“ / Filmmuseum, Ritournelle ft. Actress, Andy Scott, Junior Boys, Jessy Lanza, Aisha Devi und die Zenker-Boys / Kammerspiele, Märzchenfest, Pressevorführungen „Midnight Special“ und „Freunde fürs Leben“
Samstag, 13. Februar 2016
Popa ante Portas – von der Munich Security Conference erst sistiert, dann gesperrt?
„Festung Siko“. So titelt der Münchner Boulevard Jahr für Jahr gern anläßlich der wiederkehrenden Münchner Sicherheitskonferenz. Am 7. Februar 2015 sollte es besonders sicher zugehen, schließlich waren mit US-Vizepräsident Biden, US-Außenminister Kerry und Angela Merkel gleich drei big shots in den Konferenzhallen des Bayerischen Hofs. Höchste Sicherheitsstufe. Oder etwa nicht?
Angeblich soll es ausgerechnet an diesem Tag einem Individuum ohne die zwingend erforderliche security clearance gelungen sein, in die green area der 51st Munich Security Conference einzudringen. Und noch weit dreister: der Unbekannte entkam so schnell, daß er die Sicherheitskontrolle zwischen der gelben und grünen Zone, die Einlaßkontrolle am Hoteleingang, den Sicherheitsperimeter am Promenadeplatz sowie den vorgezogenen Sicherheitsperimeter an der Theatinerstraße passieren konnte, bevor die Sicherheitsbehörden dazu gekommen wären, seine Identität zu klären. Zurück blieb nur ein Foto, das ihn eben auf frischer Tat zeige.
Wer könnte dieser mysteriöse, alle Sicherheitsvorkehrungen überwindende Fremde nun gewesen sein? Fantomas? Jack Bauer? Peter Quinn? Nein, noch weit fiktiver – und ich bin davon am meisten überrascht worden: Ich selbst, als akkreditierter Berichterstatter, soll den mir zugewiesenen gelben Bereich listenreich verlassen haben.
Und so wurde ich offenbar am 7. Februar 2015 zur Fahndung ausgeschrieben und ein Foto von mir als dringlich zu identifizierende Person zumindest auf die Handys der auf der Siko eingesetzten Polizeibeamten verschickt, mit der Aufforderung, mich bei Erscheinen festzuhalten und meine Personalien festzustellen. Angesichts meines eher wilden Haarwuchses unter all den geschniegelten Konferenzteilnehmern ein leichtes Unterfangen.
Seit 2013 war ich als Journalist bei der Münchner Tagung regelmäßig akkreditiert gewesen. Nachdem sich meine Artikelthemen gewandelt und ich mich für den 51. Durchgang 2015 nicht zurückgemeldet hatte, schrieb mich das Media Team um Pressesprecher Oliver Rolofs wiederholt an, wies mich daraufhin hin, daß für mich ein Platz im Pressepool reserviert sei, und akkreditierte mich schließlich weit nach Anmeldeschluß, als ich doch noch seiner Aufforderung zu einer Teilnahme nachkam.
Business as usual also. Entsprechend begann Sonntag, der 8. Februar 2015, wie der gewohnte lätscherte dritte Konferenztag. Ich hatte keine drei Stunden geschlafen, die winterliche Innenstadt war menschenleer, ich näherte mich kurz nach 8 Uhr dem Bayerischen Hof. Die uniformierten Polizisten am Promenadeplatz hatte ich schon passiert, als mich eine Beamtin doch noch zurückrief und nach meinem Personalausweis fragte.
Wenige Minuten später hatte ein Zivilbeamter, der sich mit nichts anderem als dem Konferenz-Badge auswies („Oswald – Police“), das Kommando übernommen. Ich war zur Identitätskontrolle ins Hotel geführt worden, umringt von einem halben Dutzend uniformierter und ziviler Beamter. Als ob sie jederzeit mit einem Fluchtversuch rechneten.
Mein Personalausweis wanderte von Hand zu Hand. Den unterschiedlichsten Dienststellen wurden meine Personalien telefonisch übermittelt. Und selbst nachdem bei einem weiteren Anruf geklärt worden war, daß ich weiter an der Tagung teilnehmen durfte, sistierte man mich noch ein bißchen länger, bis meine Daten wirklich allen Interessenten übermittelt worden waren.
Die Räuberpistole von meinem unbefugten Eindringen erzählte mir Oswald übrigens mit dem süffisanten Grinsen eines Captain Renault, wobei meine Rolle in diesem Vergleich keineswegs die Bogarts, sondern die von Peter Lorre wäre. Der Polizist wußte, daß es eine Lüge war. Ich wußte es. Und es war ihm egal, was ich daraus machen würde.
Nun war es wirklich nicht das erste Mal, daß ich Probleme mit der Münchner Polizei gehabt hätte. Sei es, daß man beispielsweise anläßlich der Studentenproteste 2009 andere Journalisten und mich rechtswidrig am Betreten der Ludwig-Maximilians-Universität gehindert hätte, wofür sich dann seltsamerweise Unipräsident Huber rechtfertigen mußte und nicht etwas die Verantwortlichen vom Kommissariat für politisch motivierte Kriminalität (Links). Zwei Jahre später hatte mich die Polizei die Treppe an der Feldherrnhalle heruntergestoßen, nachdem ich meinen Presseausweis zückte. Aber das waren alles in ihrer Entwicklung durchaus nachvollziehbare spontane Entgleisungen im Rahmen hitziger Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.
Die Vorkommnisse im Bayerischen Hof waren dagegen kaltblütig geplant. Doch warum hatte man mich über eine halbe Stunde unter beachtlichem Personaleinsatz festgehalten? Ein unbotmäßiger Tweet oder ein unangemessenes Foto können es nicht gewesen sein, denn als akkreditierter und damit auch einer Sicherheitsüberprüfung unterliegender Teilnehmer waren diese für jeden identifizierbaren Veröffentlichungen mir eindeutig zuzuordnen.
Offenbar war ich irgendwo abgelichtet und mit Hilfe dieses Bildes zur Fahndung ausgeschrieben worden. Zugleich muß man auf dem Bild erkannt haben können, daß ich ein Konferenzteilnehmer war. Ich trug also mein gelbes Media Badge sichtbar. Und da kommen nur zwei Situationen in Frage:
Samstag vormittag hatte ich im Arabellapark den öffentlich geparkten Hazmat Truck des US Secret Service und einen Pick-up aus dessen Fuhrpark fotografiert und geflickrt. Anschließend hatte ich die No-NATO-Demo am Marienplatz dokumentiert. Hatte ich nun US-Dienste oder die Münchner Polizei mit meiner Anwesenheit so sehr irritiert, daß sie mich identifizieren wollten? Ersteres schließt ein hochrangiger Insider nahezu aus. Die Münchner Polizei dagegen kennt mich so gut, daß etwa der mir bis dahin völlig unbekannte Polizeisprecher Christoph Reichenbach mich Jahre zuvor schon bei einer Demo am Marienplatz auf Anhieb identifizierte und mich sogar mit Handschlag begrüßte. Leichter kann man meine Glaubwürdigkeit auf der anderen Seite gar nicht untergraben.
Es bleiben viele Fragen offen. Nur eine nicht. Die nach weiteren Teilnahmen an der MSC. Das Team der Münchner Sicherheitskonferenz hat mir inzwischen nicht nur den jahrelang reservierten Platz im Pressepool gestrichen, sondern mich gleich gänzlich aus dem Presseverteiler geworfen.
(Fotos: Zwez/MSC, MSC, Dorin Popa)
Und so wurde ich offenbar am 7. Februar 2015 zur Fahndung ausgeschrieben und ein Foto von mir als dringlich zu identifizierende Person zumindest auf die Handys der auf der Siko eingesetzten Polizeibeamten verschickt, mit der Aufforderung, mich bei Erscheinen festzuhalten und meine Personalien festzustellen. Angesichts meines eher wilden Haarwuchses unter all den geschniegelten Konferenzteilnehmern ein leichtes Unterfangen.
Seit 2013 war ich als Journalist bei der Münchner Tagung regelmäßig akkreditiert gewesen. Nachdem sich meine Artikelthemen gewandelt und ich mich für den 51. Durchgang 2015 nicht zurückgemeldet hatte, schrieb mich das Media Team um Pressesprecher Oliver Rolofs wiederholt an, wies mich daraufhin hin, daß für mich ein Platz im Pressepool reserviert sei, und akkreditierte mich schließlich weit nach Anmeldeschluß, als ich doch noch seiner Aufforderung zu einer Teilnahme nachkam.
Business as usual also. Entsprechend begann Sonntag, der 8. Februar 2015, wie der gewohnte lätscherte dritte Konferenztag. Ich hatte keine drei Stunden geschlafen, die winterliche Innenstadt war menschenleer, ich näherte mich kurz nach 8 Uhr dem Bayerischen Hof. Die uniformierten Polizisten am Promenadeplatz hatte ich schon passiert, als mich eine Beamtin doch noch zurückrief und nach meinem Personalausweis fragte.
Wenige Minuten später hatte ein Zivilbeamter, der sich mit nichts anderem als dem Konferenz-Badge auswies („Oswald – Police“), das Kommando übernommen. Ich war zur Identitätskontrolle ins Hotel geführt worden, umringt von einem halben Dutzend uniformierter und ziviler Beamter. Als ob sie jederzeit mit einem Fluchtversuch rechneten.
Mein Personalausweis wanderte von Hand zu Hand. Den unterschiedlichsten Dienststellen wurden meine Personalien telefonisch übermittelt. Und selbst nachdem bei einem weiteren Anruf geklärt worden war, daß ich weiter an der Tagung teilnehmen durfte, sistierte man mich noch ein bißchen länger, bis meine Daten wirklich allen Interessenten übermittelt worden waren.
Die Räuberpistole von meinem unbefugten Eindringen erzählte mir Oswald übrigens mit dem süffisanten Grinsen eines Captain Renault, wobei meine Rolle in diesem Vergleich keineswegs die Bogarts, sondern die von Peter Lorre wäre. Der Polizist wußte, daß es eine Lüge war. Ich wußte es. Und es war ihm egal, was ich daraus machen würde.
Nun war es wirklich nicht das erste Mal, daß ich Probleme mit der Münchner Polizei gehabt hätte. Sei es, daß man beispielsweise anläßlich der Studentenproteste 2009 andere Journalisten und mich rechtswidrig am Betreten der Ludwig-Maximilians-Universität gehindert hätte, wofür sich dann seltsamerweise Unipräsident Huber rechtfertigen mußte und nicht etwas die Verantwortlichen vom Kommissariat für politisch motivierte Kriminalität (Links). Zwei Jahre später hatte mich die Polizei die Treppe an der Feldherrnhalle heruntergestoßen, nachdem ich meinen Presseausweis zückte. Aber das waren alles in ihrer Entwicklung durchaus nachvollziehbare spontane Entgleisungen im Rahmen hitziger Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.
Die Vorkommnisse im Bayerischen Hof waren dagegen kaltblütig geplant. Doch warum hatte man mich über eine halbe Stunde unter beachtlichem Personaleinsatz festgehalten? Ein unbotmäßiger Tweet oder ein unangemessenes Foto können es nicht gewesen sein, denn als akkreditierter und damit auch einer Sicherheitsüberprüfung unterliegender Teilnehmer waren diese für jeden identifizierbaren Veröffentlichungen mir eindeutig zuzuordnen.
Offenbar war ich irgendwo abgelichtet und mit Hilfe dieses Bildes zur Fahndung ausgeschrieben worden. Zugleich muß man auf dem Bild erkannt haben können, daß ich ein Konferenzteilnehmer war. Ich trug also mein gelbes Media Badge sichtbar. Und da kommen nur zwei Situationen in Frage:
Samstag vormittag hatte ich im Arabellapark den öffentlich geparkten Hazmat Truck des US Secret Service und einen Pick-up aus dessen Fuhrpark fotografiert und geflickrt. Anschließend hatte ich die No-NATO-Demo am Marienplatz dokumentiert. Hatte ich nun US-Dienste oder die Münchner Polizei mit meiner Anwesenheit so sehr irritiert, daß sie mich identifizieren wollten? Ersteres schließt ein hochrangiger Insider nahezu aus. Die Münchner Polizei dagegen kennt mich so gut, daß etwa der mir bis dahin völlig unbekannte Polizeisprecher Christoph Reichenbach mich Jahre zuvor schon bei einer Demo am Marienplatz auf Anhieb identifizierte und mich sogar mit Handschlag begrüßte. Leichter kann man meine Glaubwürdigkeit auf der anderen Seite gar nicht untergraben.
Es bleiben viele Fragen offen. Nur eine nicht. Die nach weiteren Teilnahmen an der MSC. Das Team der Münchner Sicherheitskonferenz hat mir inzwischen nicht nur den jahrelang reservierten Platz im Pressepool gestrichen, sondern mich gleich gänzlich aus dem Presseverteiler geworfen.
(Fotos: Zwez/MSC, MSC, Dorin Popa)
Freitag, 12. Februar 2016
Von „Vivian“ (2000) zu „frei!“ (2016): Blond ist nicht blond (Updates)
„Das moderne Weekly“ (Gruner + Jahr). „Das wohl größte Print-Abenteuer seiner jüngeren Geschichte“ („Horizont“). „Wir bieten unseren Leserinnen mit dem besonderen Spannungsbogen aus News, Service und Unterhaltung einen ganz neuen Blick auf die Woche“ (Philipp Jessen und Hans-Peter Junker – ein- oder mehrstimmig?). In meinen Ohren klang das alles erst mal nach einer Wiedergeburt von „Vivian“. „Vivian“?
Eine einzige Ausgabe von „Vivi@n“ (so die Schreibweise der ersten Ausgaben), Burdas „modernem Frauenmagazin“, konnte deren Unternehmenskommunikation auf meine Nachfrage hin in ihrem Archiv noch auftreiben. Ein paar Ausgaben mehr, wenn auch nicht viele, sind zwischen dem 9. Oktober und 30. Dezember 2000 Woche für Woche erschienen. Montags. Damals noch „Spiegel“-Tag.
Frühsommer 2000 in Offenburg. Ich war im Jahr zuvor mit einer kleinen Entwicklungsredaktion von Berlin an die Kinzig gezogen, um ein anderes, jüngeres Produkt zu entwickeln. Inzwischen war ich als last man standing allein im noch von Egon Eiermann gestalteten alten Verlagsgebäude des Aenne Burda Verlags zurückgeblieben. Zwischen mechanischer Stechuhr und Wachspatronendrucker. Mein Team war längst über die Straße gewandert.
Denn die Zukunft fand dort gegenüber statt, im neu errichteten Medienpark des Burda-Konzerns, wo nicht nur die klassischen Offenburger Titel wie „Burda Moden“ oder „Lisa“ Unterschlupf gefunden hatten, sondern endlich auch etwas kreiert werden sollte, das im ewigen Gerangel zwischen Offenburg und München, Todenhöfer und Markwort, weströmischem und oströmischem Reich den durchaus spürbaren, wenn auch gern geleugneten Minderwertigkeitskomplex gegenüber den Münchner Burda-Kollegen („Focus“, „Bunte“) zu mindern versprach: „Vivian“, ein wöchentliches Nachrichtenmagazin für Frauen mit deutlichem Schwerpunkt auf Politik, Wirtschaft und Themen rund ums Internet.
Chefredakteurin war Susanne Walsleben, im Team unter anderem Katja Hertin (heute „DONNA“), Claudia Fromme („Süddeutsche Zeitung“) und Judith Betzler. Als Kolumnistinnen Georgia Tornow und Petra Gerster.
Über 15 Jahre sind seitdem vergangen, doch im direkten Vergleich wirkt Burdas „Vivian“ selbst heute noch moderner oder zumindest reflektierter und erwachsener als „frei!“ aus dem Hause Gruner + Jahr (das zudem aparterweise in letzter Zeit vor allem wegen seines rüden Umgangs mit freien Mitarbeitern stark attackiert wurde).
Blonde Ikonen zieren beide Startausgaben. Aber während „frei!“ seine Happy-Go-Lucky-Nummer mit einer ungewohnt cleanen Maria Furtwängler-Burda schmückt, gelang es „Vivian“ seinerzeit sogar, der stets cleanen Steffi Graf düstere Tiefe zu verleihen.
Von den Titelthemen ganz zu schweigen: „Vivian“ 2000 mit Migräne, Moral und Milosevic. „frei!“ 2016 mit Love-Looks, Glücksgefühl – und selbst zu Angela Merkel interessieren die Blattmacher in diesen Tagen nur „ihre geheimen Kraftquellen“.
À propos Blattmacher: „Vivian“ hatte selbstverständlich eine Chefredakteurin, aber mit jeder Woche schien ein weiterer Berater der Chefredaktion aufzutauchen, überwiegend eine alteingesessene Altherrenriege vom Schlage Helmut Ortner, Lothar Strobach und Rainer Bieling, die das in den Nullnummern noch sehr überzeugende Konzept fortwährend verwässerten.
Bei Gruner + Jahr entschied man sich von vornherein für zwei Männer als Chefredakteure, die das zudem nicht hauptamtlich betreiben müssen, sondern nebenbei erledigen, was gerade bei einem informationsgetriebenen Weekly verwundern mag. Philipp Jessen ist in erster Linie Chefredakteur von stern.de, sein Mit-Chefredakteur Hans-Peter Junker weiter Chefredakteur von„View“ „View“ – beide übrigens offensichtlich auch die beiden einzigen Männer in der Redaktion. Eine Hierarchie-Etage tiefer immerhin eine Frau als Redaktionsleiterin, Annette Utermark. So präsentiert sich ein neues Frauenmagazin anno 2016.
Die Erstausgabe lag heute der „Hamburger Morgenpost“, dem „Kölner Express“ und dem „Berliner Kurier“ bei. Weitere Exemplare der 900.000 starken Startauflage sollen im Lebensmittel-Einzelhandel kostenlos verteilt werden. Kollege Christian Bartels scheiterte in Berlin bei dem Versuch, ein Heft aufzutreiben. In München wurden wohl einige wenige Exemplare bereits gestern in den Zeitschriftenläden am Hauptbahnhof verschenkt.
Wenn man sich nach all den Vorankündigungenonline online wie auch mittlerweile mit dem gedruckten Heft einen Eindruck vom neuen Frauenmagazin mit seinen Kreuzworträtseln und Wohlfühlstrecken verschafft verschafft, vom vermeintlich brandaktuellen Wochenblatt, dessen „Top-Story des Woche“ („News!“) eine Art Stehsatz über die Kraftquellen Angela Merkels ist, muß man doch feststellen, daß es kein bißchen an „Vivian“ erinnert, sondern eher an klassische Supermarkttitel von Burda, an „Lisa“ & Co. Wirtschaftlich vielleicht der vernünftigere Weg.
„Vivian“ wurde noch im gleichen Jahr wieder eingestellt. Verlagsleiter Reinhold G. Hubert nahm die Verluste im höheren zweistelligen Millionenbereich sportlich und sah es als Investition in Mitarbeiter und ein Format, eine Investition, von der alle anderen damaligen und künftigen Redaktionen profitieren sollten.
Update vom 16. Juni 2016: Es ging nicht ganz so schnell wie bei „Vivian“, aber inzwischen hat Gruner + Spar bei „frei!“ auch die Notbremse gezogen und den Titel eingestellt. Im Interview mit dem Branchendienst „Meedia“ erklärte Produktchef Stephan Schäfer – in der Wortwahl passend zur gerade stattfindenden Fußball-Europameisterschaft: „Wir haben den Ball deutlich ins Aus geschossen und die richtige Rezeptur für die Leserinnen nicht getroffen. Ich denke, es wird an mehreren Punkten liegen, aber unterm Strich haben wir es in einem ziemlich voll besetzten Regal nicht geschafft, den Sog zu entwickeln und Käuferinnen den einen klaren Grund zu liefern, zu frei! zu greifen.“
Oder wie es meine Kioskbesitzerin formulierte, die das Heft sehr schnell auslistete: „Zu teuer.“
Eine einzige Ausgabe von „Vivi@n“ (so die Schreibweise der ersten Ausgaben), Burdas „modernem Frauenmagazin“, konnte deren Unternehmenskommunikation auf meine Nachfrage hin in ihrem Archiv noch auftreiben. Ein paar Ausgaben mehr, wenn auch nicht viele, sind zwischen dem 9. Oktober und 30. Dezember 2000 Woche für Woche erschienen. Montags. Damals noch „Spiegel“-Tag.
Frühsommer 2000 in Offenburg. Ich war im Jahr zuvor mit einer kleinen Entwicklungsredaktion von Berlin an die Kinzig gezogen, um ein anderes, jüngeres Produkt zu entwickeln. Inzwischen war ich als last man standing allein im noch von Egon Eiermann gestalteten alten Verlagsgebäude des Aenne Burda Verlags zurückgeblieben. Zwischen mechanischer Stechuhr und Wachspatronendrucker. Mein Team war längst über die Straße gewandert.
Denn die Zukunft fand dort gegenüber statt, im neu errichteten Medienpark des Burda-Konzerns, wo nicht nur die klassischen Offenburger Titel wie „Burda Moden“ oder „Lisa“ Unterschlupf gefunden hatten, sondern endlich auch etwas kreiert werden sollte, das im ewigen Gerangel zwischen Offenburg und München, Todenhöfer und Markwort, weströmischem und oströmischem Reich den durchaus spürbaren, wenn auch gern geleugneten Minderwertigkeitskomplex gegenüber den Münchner Burda-Kollegen („Focus“, „Bunte“) zu mindern versprach: „Vivian“, ein wöchentliches Nachrichtenmagazin für Frauen mit deutlichem Schwerpunkt auf Politik, Wirtschaft und Themen rund ums Internet.
Chefredakteurin war Susanne Walsleben, im Team unter anderem Katja Hertin (heute „DONNA“), Claudia Fromme („Süddeutsche Zeitung“) und Judith Betzler. Als Kolumnistinnen Georgia Tornow und Petra Gerster.
Über 15 Jahre sind seitdem vergangen, doch im direkten Vergleich wirkt Burdas „Vivian“ selbst heute noch moderner oder zumindest reflektierter und erwachsener als „frei!“ aus dem Hause Gruner + Jahr (das zudem aparterweise in letzter Zeit vor allem wegen seines rüden Umgangs mit freien Mitarbeitern stark attackiert wurde).
Blonde Ikonen zieren beide Startausgaben. Aber während „frei!“ seine Happy-Go-Lucky-Nummer mit einer ungewohnt cleanen Maria Furtwängler-Burda schmückt, gelang es „Vivian“ seinerzeit sogar, der stets cleanen Steffi Graf düstere Tiefe zu verleihen.
Von den Titelthemen ganz zu schweigen: „Vivian“ 2000 mit Migräne, Moral und Milosevic. „frei!“ 2016 mit Love-Looks, Glücksgefühl – und selbst zu Angela Merkel interessieren die Blattmacher in diesen Tagen nur „ihre geheimen Kraftquellen“.
À propos Blattmacher: „Vivian“ hatte selbstverständlich eine Chefredakteurin, aber mit jeder Woche schien ein weiterer Berater der Chefredaktion aufzutauchen, überwiegend eine alteingesessene Altherrenriege vom Schlage Helmut Ortner, Lothar Strobach und Rainer Bieling, die das in den Nullnummern noch sehr überzeugende Konzept fortwährend verwässerten.
Bei Gruner + Jahr entschied man sich von vornherein für zwei Männer als Chefredakteure, die das zudem nicht hauptamtlich betreiben müssen, sondern nebenbei erledigen, was gerade bei einem informationsgetriebenen Weekly verwundern mag. Philipp Jessen ist in erster Linie Chefredakteur von stern.de, sein Mit-Chefredakteur Hans-Peter Junker weiter Chefredakteur von
Die Erstausgabe lag heute der „Hamburger Morgenpost“, dem „Kölner Express“ und dem „Berliner Kurier“ bei. Weitere Exemplare der 900.000 starken Startauflage sollen im Lebensmittel-Einzelhandel kostenlos verteilt werden. Kollege Christian Bartels scheiterte in Berlin bei dem Versuch, ein Heft aufzutreiben. In München wurden wohl einige wenige Exemplare bereits gestern in den Zeitschriftenläden am Hauptbahnhof verschenkt.
Wenn man sich nach all den Vorankündigungen
„Vivian“ wurde noch im gleichen Jahr wieder eingestellt. Verlagsleiter Reinhold G. Hubert nahm die Verluste im höheren zweistelligen Millionenbereich sportlich und sah es als Investition in Mitarbeiter und ein Format, eine Investition, von der alle anderen damaligen und künftigen Redaktionen profitieren sollten.
Update vom 16. Juni 2016: Es ging nicht ganz so schnell wie bei „Vivian“, aber inzwischen hat Gruner + Spar bei „frei!“ auch die Notbremse gezogen und den Titel eingestellt. Im Interview mit dem Branchendienst „Meedia“ erklärte Produktchef Stephan Schäfer – in der Wortwahl passend zur gerade stattfindenden Fußball-Europameisterschaft: „Wir haben den Ball deutlich ins Aus geschossen und die richtige Rezeptur für die Leserinnen nicht getroffen. Ich denke, es wird an mehreren Punkten liegen, aber unterm Strich haben wir es in einem ziemlich voll besetzten Regal nicht geschafft, den Sog zu entwickeln und Käuferinnen den einen klaren Grund zu liefern, zu frei! zu greifen.“
Oder wie es meine Kioskbesitzerin formulierte, die das Heft sehr schnell auslistete: „Zu teuer.“
Dienstag, 9. Februar 2016
Feine erste Sätze (19)
„Über Architektur zu tanzen ist nicht halb so problematisch, wie über ein Musikvideo zu schreiben.“
Jens-Christian Rabe in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 9. Februar 2016 anläßlich von Beyoncés „Formation“.
Montag, 8. Februar 2016
Wochenplan (Updates)
Fasching, Vernissagen James Casebere: „Flüchtig“ / Haus der Kunst, Anna McCarthy: „Drink Cold, Piss Warm“ / Sperling und Meisterklasse Hermann Nitsch / Alte Spinnerei Kolbermoor, Bente Matthes über Corporate Blogs / Presseclub, Tim Sweeney / Lost Weekend, François Truffauts „La Nuit Américaine“ und „L'Histoire d'Adèle H.“ (Foto) / Filmmuseum, „Miss Lovely“ / Werkstattkino, Premium Order Munich / MOC, Premium & Pool Party / Filmcasino, „Die Brücke III“ / ZDF, Pressevorführungen „Der geilste Tag“, „13 hours“, „Zoolander 2“, „Heart of a Dog“ und „Hail Caesar“
Sonntag, 7. Februar 2016
Literatur in ihren eigenen Worten (6): „Der Herausgeber“ von Irma Nelles
„Er kann sich gegen nichts und niemanden mehr wehren.“ (Seite 9)
Irma Nelles: „Der Herausgeber – Erinnerungen an Rudolf Augstein“, Aufbau Verlag.
Irma Nelles: „Der Herausgeber – Erinnerungen an Rudolf Augstein“, Aufbau Verlag.
Montag, 1. Februar 2016
Wochenplan
„Hitler und der Nationalsozialismus“ – eine aktuelle Forschungsbilanz mit Heike Görtemaker, Christian Hartmann, Peter Longerich, Wolfram Pyta und Volker Ullrich / Bayerische Akademie der Wissenschaften, Diplomausstellung 2016 / Akademie der Bildenden Künste, Eszter Gantner: „Jüdisches Erbe zwischen Vermarktung und Erinnerungspolitik“ / Jüdisches Museum, „Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland“ / Bayerische Akademie der Wissenschaften, Premiere des Sat.1-Historien-Events „Die Hebamme II“ mit Josefine Preuß, Oliver Berben u.a. / Gloria Filmpalast, Streitgespräch „Reporter mit Grenzen - Investigativer Journalismus in Gefahr? - Recherche-Pools als Ausweg?“ mit Sigmund Gottlieb, Klaus Ott, Martin Prem und Folker Quack / Presseclub, „Safe House“ / ZDFneo, Vernissagen Karel Appel: „Werke auf Papier“ / Pinakothek der Moderne, „ExistenzFest. Hermann Nitsch und das Theater“ / Villa Stuck und Frida's Wall of Small Arts, Abschlußkonferenz „Wohnen, Arbeiten und Mobilität in der Metropolregion München“ mit Christoph Böck, Christoph Göbel, Jutta Jungwirth, Frank Neumann, Reinlinde Leitz, Roland Pail, Stephan Reiß-Schmidt, Alain Thierstein und Gebhard Wulfhorst / Bürgerhaus Unterföhring, Künstlergespräch mit Lynette Yiadom-Boakye und Glenn Ligon / Haus der Kunst, SZ-Feulleton live mit Christine Dössel, Harald Eggebrecht, Jonathan Fischer, Jörg Häntzschel, Andrian Kreye, Laura Weissmüller, Catrin Lorch, Christopher Schmidt, Sonja Zekri, Gerhard Matzig u.a. / Lost Weekend, Fußball im KZ – die „Liga Terezin“ / Stadion an der Schleißheimer Straße, Ringvorlesung Gender und Popkultur mit Thomas Meinecke, Elisabeth Bronfen u.a. / LMU, TSV 1860 – FC Nürnberg, „Barefoot Contessa“ / Filmmuseum, Teampremiere „Rohdiamanten“ / Maxim, Benefizkonzert „Bands Need Space“ mit Candelilla, Majmoon, Friends of Gas und einem Fish'n'Blues Allstar Team / Glockenbachwerkstatt, Super Bowl / Sat.1, Pressevorführungen „Zoomania“, „Son of Saul“, „Rock the Kasbah“ (Foto), „Deadpool“, „Sisters“, „Alle Katzen sind grau“, „Eddie the Eagle“, „A War“ und „Criminal Activities“
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