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Mittwoch, 11. August 2010

Allerleihrauh – L.A. Crash

Einsamkeit, Armut, Krankheit, Heimatlosigkeit: wie der Schmerz in all seinen Facetten bis ins 21. Jahrhundert überlebt hat, sich – kaum stillbar – allen Fortschritten und jeder Betäubung verweigert, hat Paul Haggis in seinem Drehbuch zu Clint Eastwoods „Million Dollar Baby“ als lange Reise durch die Nacht erzählt.
Für sein sagenhaft kühnes Regiedebüt „L.A. Crash“ wechselt er nun vom stillen Passionsweg aufs grelle Autobahnkreuz. Los Angeles County, wie man es zu kennen glaubt: Drive-by-shootings und Hollywood-Galas, Chinatown und LAPD, Luxusvillen und Raubüberfälle, Rathausintrigen und Rassenkonflikte, eine von Zelluloidstreifen und Fernsehrauschen seit Jahrzehnten genährte Märchenkulisse, der Haggis ein neues Kleid aus schimmerndem Rauhreif überzieht.
Dort, wo sonst scheinbar stets die Sonne strahlt, wird es schneien, so wie zuletzt am 8. Februar 1989. Doch bevor sich El Pueblo de Nuestra Señora la Reina de los Angeles del Río de Porciúncula in Schneeweißchen verwandelt, zeigt uns ein mitreißendes Darstellerensemble (Matt Dillon, Sandra Bullock, Ryan Philippe, Jennifer Esposito, Don Cheadle, Brendan Fraser u.v.a.) 36 Stunden in Los Angeles, das hier keine Stadt, sondern ein Zustand aus Vorurteilen, Aggression und Sprachlosigkeit ist. (Wobei Haggis' große Kunst darin besteht, diese Hoffnungslosigkeit beschwingt, beherzt und mit so viel Humor zu erzählen, daß er den Fallen der political correctness entgeht.)
„Der Tastsinn ist ausschlaggebend. In jeder anderen Stadt wird man beim Gehen angerempelt und streift automatisch andere Passanten. In L.A. berührt dich niemand. Man befindet sich dauernd hinter Stahl und Glasbarrieren. Ich denke, die Leute vermissen die Berührungen so sehr, daß sie Kollisionen verursachen, nur um etwas zu spüren.“ Bereits in den Eröffnungssätzen des Films liegt der erste Geniestreich, denn mit der Schimäre der kalifornischen Autostadt werden wir eingelullt und wähnen uns als Unbeteiligte auf Sightseeing-Tour.
Amerika scheint weit weg mit seinen Highways und dem babylonischen Gewirr aus Amerikanisch, Spanisch, Persisch, Mandarin, Koreanisch und sehr vielen Vorurteilen. Bis die Front plötzlich nicht mehr nur zwischen Schwarz und Weiß, Alteingesessenen und Einwanderern, sondern auch zwischen Mutter und Sohn, Vater und Tochter, zwischen Brüdern, Kollegen, Liebenden verläuft. Haggis hält uns allen einen Spiegel vor. Den fremdelnden, nur auf ihr Wohl bedachten Menschen, die sich selbst den Vorurteilen ausliefern und in ihrer egoistischen Wut zusehends erstarren, bis sie sich nicht mehr untereinander verständigen können, selbst wenn sie eine Sprache teilen.
Natürlich steht Haggis mit diesem filigranen Meisterwerk in der Tradition von Robert Altmans „Short Cuts“ und Paul Thomas Andersons „Magnolia“, aber noch viel mehr in der Linie der großen Märchen und Sagen, denn seine Geschichte vom Leben und Sterben in Los Angeles ist nicht nur ziemlich konstruiert, sondern ein im positiven Sinne dreistes wie sorgfältiges Geflecht, das alle Beteiligten nicht nur miteinander verknüpft, sondern ohne Rücksicht auf Zufall und Wahrscheinlichkeit die Guten zum Bösen verführt und die Bösen zum Guten bekehrt. Aber von Rotkäppchen, Scheherazade und Däumelinchen haben wir uns ja auch hemmungslos verzaubern lassen, ohne besserwisserisch nach Plausibilität zu fragen.

Dieser Text erschien zuerst im „In München“ 2005

(Foto: ARD)

Freitag, 30. Juli 2010

Kama Sutra

Schon im Urlaub gewesen? Bedarf für ein bißchen Entspannung? Wie wäre es mit einer Zeitreise ins Indien des 16. Jahrhunderts, für 114 Minuten Sinnesrausch? Eintauchen in einen müßiggängerischen Kosmos, wo jede Lust Vollendung will. Wo das Kama Sutra nicht auf ein Stellungsspiel reduziert wird, sondern Genuß und Sinnlichkeit den ganzen Tagesablauf bestimmen.
Ein Panoptikum der Begierde, Verführung und Vereinigung – oder bei mißlungener Balz auch der Verweigerung. In den Hauptrollen: Paläste mit schummrigen Interieurs, Badestellen voller treibendem Blütenzauber, raschelnde, oft kaum etwas verbergende Seidengewänder, den Körper akzentuierende Schmuckpretiosen, einlullender Singsang und natürlich genug anmutige Schauspieler. Ein Bilderberg für Götter.
Die Handlungskonturen dieses im Farbspektrum eines Gewürzbasars gehaltenen Designertraums bilden sich nur sehr langsam heraus und könnten durchaus als weiblicher Gegenentwurf zum „Tiger von Eschnapur“ gelten. Ein König entzweit sich beim Buhlen um dieselbe Frau mit seinem Lieblingsbildhauer und wird, feist und bösartig geworden, die Frau und sein Reich verlieren.
Nur setzt Mira Nair („Salaam Bombay“, „Mississippi Masala“) nicht die beiden Gockel in den Mittelpunkt, sondern die Kurtisane Maya sowie deren Widersacherin Tara. Prinzessin Tata und ihre Dienerin Maya wachsen gemeinsam auf. Trotz aller Standesunterschiede sind sie Freundinnen, auch wenn Maya immer die Talentiertere und Tara der Herkunft wegen die Hoffnungsvollere ist. Ihre Wege trennen sich erst, als die Prinzessin mit König Raj Singh vermählt wird. Maya verführt den König vor der Hochzeitsnacht, wird verstoßen und kehrt als ausgebildete Kurtisane in die unglückliche Ehe der Edelleute zurück.
Dem Inhalt braucht man aber nicht viel Aufmerksamkeit schenken. Lieber abschalten und in die Klang- und Bilderflut eintauchen, auch wenn es gelegentlich etwas langweilig wird. Eben ganz genauso wie ein Tag am Strand.

Dieser Text erschien in der Kulturbeilage des Berliner „Tagesspiegel“: „Ticket“ 19/1997

(Foto: 3sat/ZDF/Lydia Dean Pilcher)

Montag, 28. Juni 2010

Die niederste Stufe des Journalismus – „Interview“ von Steve Buscemi

Ich hasse Schauspieler. Einige meiner besten Freunde sind welche. Man kann sie schwer ertragen, ihnen aber auch nicht böse sein, handelt es sich bei ihrer Selbstverliebtheit, diesem steten Kreisen um den eigenen Bauchnabel doch nur um eine déformation professionelle. Denn Spiel und Spieler, Erfolg und Ego sind eins, nicht zu trennen. Der Dozent kann auch mal ein Thema verfehlen, dem Maler der Pinsel ausrutschen, der Taxifahrer eine rote Ampel übersehen, es bleibt stets ein Sicherheitsabstand zwischen innen und außen, ihm und seiner Handlung. Die Leistung des Schauspielers besteht aber aus seinem eigenen Fleisch und Blut, seiner Existenz, das macht ihn so größenwahnsinnig, wenn er Erfolg hat, so gnadenlos, wenn er nicht gefragt ist – und in jedem Fall maßlos egozentrisch.
Dagegen ist der Journalist geradezu parasitär. Sein Wirtstier ist die Welt, aus der er den Nachrichtenstoff saugt, und nicht selten schaut er sich selbst beim Leben zu – dabei könnte ja eine gute Story abfallen. Jedem anderen Menschen, der so aus sich selbst heraustritt, würde man eine Nahtoderfahrung attestieren, beim Journalisten nennt man es professionelle Distanz. Insofern spiegelt Steve Buscemis entzückende Versuchsanordnung, die Kollision des Seifenopernstarlets Katya (Sienna Miller) mit dem altgedienten Politikredakteur Pierre Peders (Steve Buscemi), die Begegnung des prallen Lebens mit dem Tod wider.
Solche Begegnungen, Interviews mit Filmprofis zu Papier zu bringen ist eine hohe Kunst, Truman Capote rechtfertigte seine Starporträts: „Ich ging von folgender Überlegung aus: Was ist die niederste Stufe des Journalismus? Anders gefragt, welcher Dreck läßt sich am schwersten zu Gold machen?“, und brachte es darin zur Meisterschaft.
Peders ist kein Capote, auch wenn er die Filmbranche für Dreck hält. Sein New Yorker Interviewtermin ist eine Strafarbeit für den in Washington in Ungnade gefallenen Presseveteranen, natürlich hat er noch nie Katyas Schmachtserie gesehen und die paar Minuten Interviewzeit im Restaurant schöpft er auch nicht aus, die Mission mißlingt. Doch durch eine glückliche, wenn auch schmerzhafte Fügung wird der Termin am selben Abend nachgeholt, in Katyas Wohnung. Kein Gespräch, kein Interview, eher ein verführerisches Spiel mit Sex, Lügen und Video.
Eben moderner Journalismus. Wo die Presse den roten Teppich jeder Bühne vorzieht, das Outfit der Schauspieler wichtiger scheint als ihre Rollen, und es kaum jemanden interessiert, ob eine Actrice wie Sienna Miller nun gute Filme („Layer Cake“) oder schlechte („Casanova“) dreht. Als It-Girl schmückt sie auch so regelmäßig und gerne barbusig Blogs und bunte Illustrierte. Immerhin hat sie es dabei in den Bildunterschriften von „Jude Laws Freundin“ über „Jude Laws Exfreundin“ zur „Schauspielerin“ gebracht. Und erweist der Berufsbezeichnung dieses Mal alle Ehren.
Denn Buscemi hat in seiner Doppelfunktion als Regisseur und Darsteller einen Schauspielerfilm gemacht, ein intimes wie intensives Kammerspiel, in dem das Mädchen und der Publizist sich wie Katz und Maus belauern, und die Welt – zum Beispiel Peders' Redaktion, dank moderner Kommunikationsmittel wie Handy, Camcorder und Laptop nahezu live teilhaben kann.
Und diese Welt will Drama, Baby: Tränen und Tragödien, schwere Schicksale, und sie soll es bekommen, auch wenn es letztendlich nur Dreck ist, den die Presse (Steve Buscemi in nahtloser Fortsetzung seiner Rollen als Kindsschänder oder Killer) gnadenlos aufwühlt, statt daraus Gold zu machen.
Die Medien neigen kaum mehr zu Heldentaten, und da es ein Schauspielerfilm ist, mag es nicht überraschen, daß es ausgerechnet ein Mitglied der Schauspielkunst ist, das in diesem skrupellosen Duell über sich hinauswächst, Skrupel zeigt, Distanz schafft und damit die enscheidende Wendung.

Dieser Text erschien im „In München“ 12/2008

(Foto: NDR/ARD Degeto)

Montag, 19. April 2010

„Ronin“

Manchmal braucht es einen Altmeister auf dem Regiestuhl: wer sonst besäße den Starrsinn und die Erfahrung, den steten Kulissenwechsel zwischen Paris, der Côte d'Azur und der Provence, eine explosive Story von Handlungsreisenden in Sachen Tod und das Potential solcher Überschauspieler wie Robert De Niro und Jean Reno wirkungslos verpuffen zu lassen? Da kann man doch nicht völlig falsch liegen, mag sich der Zuschauer erwartungsfroh denken. John Frankenheimer belehrt ihn 118 öde Minuten lang eines Besseren.
Robert De Niro füllt die Leinwand aus, er läßt sie buchstäblich explodieren. Doch statt Ausdruck und Gefühl knallt in „Ronin“ nur die Pyrotechnik: Gleich dutzendweise werden Passanten massakriert, Autos zertrümmert und als kürzeste Verbindung zwischen diesen beiden Leitmotiven eine Verfolgungsjagd an die andere gereiht. Unter der Hochbahn, durch den Tunnel, in der Altstadt – so altbacken und redundant wurde schon lange nicht mehr Gummi gegeben.
Frei von jeglicher Spannung oder Selbstironie, detailverliebt bis zur Langeweile ist der konfuse Terroristencocktail gebraut: Sechs freiberufliche Agenten, vom Maisstengel rauchenden Franzosen bis zum Robotron-Deutschen, werden zum multinationalen Action-Team zusammengeschweißt, um der Russen-Mafia einen mysteriösen Koffer abzuluchsen, während Verräter, IRA und CIA für zusätzliche Verwirrung sorgen.
Frankenheimer havariert mit seinem amerikanisch-japanisch-europäischen Gefüge, das ein Mißgriff kontinentalen Ausmaßes bleibt. So wird der Film nur in den Klatschspalten Aufmerksamkeit erregen. Dank Katarina Witts Kurzauftritt als dahingemeuchelte Eisprinzessin und De Niros Ungemach während des Drehs: „Ronin“ war die Produktion, während der die französische Polizei De Niro festnahm, um ihn zur Aussage über einen Callgirl-Ring zu zwingen. Selbst das Drumherum ist prickelnder als das Werk an sich.

Dieser Text erschien unter meinem Pseudonym Fredi Hallenberger in der „Berliner Morgenpost“ vom 3. Dezember 1998

Mittwoch, 17. März 2010

„Raus aus Amal – Fucking Åmål“

Den schmalen Grat zwischen Scherz und Schmerz, pubertären Stereotypen und erzählerischer Phantasie meistert Lukas Moodyssons „Fucking Åmål“ bis zuletzt. Jung zu sein, kann gelegentlich schon zur Bürde werden; aber in einem Kaff wie dem schwedischen Åmål aufzuwachsen, ist eine ganz besondere Last.
Als dort die ersten Raves stattfinden, stehen sie in den Hochglanzmagazinen bereits auf der Out-Liste. Der Samstagabend glänzt in den Farben der Bingoshows ausstrahlenden Fernsehröhre und Glück bedeutet, das Geheimnis zu kennen, wie man die beste Schokoladenmilch zubereitet.
Doch auch in der Provinz gibt es Mädchen wie Elin, auf die alle Jungs stehen und sie wie eine Trophäe durchreichen. Aber diesmal verliert auch eine Mitschülerin ihr Herz an die Schulschlampe. Und gerät dabei in einen Wirbel aus Mißverständnissen und Intrigen, Liebesbeweisen und Zurückweisungen, der frei von jedwelchem lesbischen Lehrton vergnüglichst das Leid mit der Liebe ausspielt.

Dieser Text erschien in der „Berliner Morgenpost“ vom 15. Februar 1999

Freitag, 26. Februar 2010

Nimmerland ist abgebrannt: „Der Dämon in mir – The Woodsman“

„Woran denkst Du gerade?“ Kaum eine Frau wird im Kuschelrausch dieser Frage widerstehen können, und kein Mann wird ehrlich erwidern: „Nichts…was ich Dir sagen kann, ohne daß Du verletzt sein wirst.“ Im Kopf eines Mannes verbergen sich genug finstere Fantasien, um die Glaubenskongregation bis zum Jüngsten Tag mit Verfahren zu versorgen. Doch da man dem anderen schwer in den Schädel gaffen kann, hilft manchmal auch ein Blick auf sein gelötetes Hirn, die Festplatte, um einen Schimmer von den Abgründen einer Seele zu erhaschen.
Walter (Kevin Bacon) hat keinen Computer. Denn nach zwölf Jahren Knast besitzt er nicht viel mehr als die Kleider an seinem Leib. Seine Schmuddelbilder hat er im Kopf, gut versteckt vor allen anderen, und vor allem vor sich selbst. Denn Walter hält sich für einen guten Menschen. Er will nur lieben und niemandem weh tun. Doch seine Liebe brachte ihn ins Zuchthaus. Weil ihn sein Begehren verwandelt wie Michael Jackson im „Thriller“-Video.
Liebe ist Wahn, Sucht, Rausch, aber Walters Liebe ist kriminell. Zwölf Jahre Knast und eine Freilassung auf Bewährung. Der Therapeut überredet ihn, Tagebuch zu führen, seine Gedanken aufzuschreiben, die geistigen Schmuddelbilder zu Papier zu bringen, und wir wissen nicht, was Walter mehr fürchtet: Daß seine verräterischen Notizen der hartnäckig lauernden Polizei in die Hände fallen oder daß er sich darin selbst erkennt.
Wir kennen Leute wie Walter: Wortkarge Kollegen am Arbeitsplatz, die sich allen Routinen verschließen. Ausgehungerte One-Night-Stands, die uns zwar nicht die Sterne vom Himmel holen, aber eine Nacht Zweisamkeit schenken. Aber wer kennt schon Kinderschänder? Nicole Kassell macht es uns in ihrem Spielfilmdebüt ganz leicht: Weitab von aller Dämonie eines Peter Lorre („M – eine Stadt sucht einen Mörder“) oder Gert Fröbe („Es geschah am hellichten Tag“), ohne die Theatralik eines Michel Serrault („Das Verhör“) nähert sie sich dem Tabu, indem sie es jeder Exzentrik entzieht.
Kinderschänder, die keine Kinderschlächter sind. Hasenbergl statt Hollywood. Wir sind nicht in Nimmerland, sondern in der amerikanischen Provinz der Sägewerke und Pick-ups, die hier – anders als bei David Lynch – keine kitschige Operettenkulisse abgibt, sondern wahrhaftig wirkt und dennoch mit jeder Einstellung allgegenwärtige Monotonie präsentiert: Der joviale Schwager (Benjamin Bratt), der Walters Schwester bei jeder Gelegenheit betrügt. Die attraktive Sekretärin (Rapperin Eve), die Zurückweisung mit Mobbing bestraft. Der fiese Bulle (HipHop-Star Mos Def), der schon zuviele geschändete Kinder gesehen hat, um Verdächtigen noch Fairness zu gewähren.
Stück für Stück findet Walter nach seiner Entlassung zwischen diesen Monstern seine scheinbar sichere Nische: einen Arbeitsplatz, eine reife Beziehung. Alltag eben. Wird alles gut? Die Versuchung ist allgegenwärtig: Der einzige Vermieter, der einen Vorbestraften akzeptiert, quartiert ihn ausgerechnet gegenüber einer Schule ein. Den Bus, den er nach Feierabend nimmt, benutzen auch viele kleine Mädchen. Vor allem muß Walter aber entdecken, daß seine Liebe geteilt wird: Vor seinen Augen fischt ein Geistesverwandter nach Kindern. Und das Mädchen, das Walter im Park anspricht, weiß recht genau, was er will: Sein Vater genießt es auch, wenn es in seinem Schoß sitzt. Das Grauen ist überall.
Doch manchmal findet man nicht nur in der Liebe Verwandlung, sondern auch in der Konfrontation mit den vertrauten Dämonen. Und manchmal entpuppt sich ein kleiner, sperriger Debütfilm als Meisterwerk, weil man ihn gerade nicht geflissentlich abnicken und beklatschen kann, sondern ihm hilflos gegenüber sitzt.

Dieser Text erschien im „In München“ 10/2005 vom 5. Mai 2005

(Foto: ZDF/ARD/Degeto)