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Samstag, 23. Juni 2007

Fehlstart beim Filmfest

Bisher kannte ich das nur von Präsentationen über Nacht fertiggestellter Webprojekte: Bei der Vorführung des Dokumentarfilms „Lynch“ , den München dem A-Filmfestival von San Sebastian weggeschnappt hat, mußte die Vorstellung nach zwanzig Minuten abgebrochen werden, weil die Tonsteuerung eine Katastrophe war. Unklar blieb, ob es am Beamer oder am Tape lag. Für den avantgardistischen, mit unterschiedlichen Filmformaten spielenden Film spricht, daß ich mir bis zuletzt unsicher war, ob es beabsichtigte Effekte oder eine technische Panne war.

Freitag, 22. Juni 2007

Filmfest München: Fast forward (1)

Nach meinen ersten willkürlichen Vorahnungen hier die ersten tatsächlichen Sichtungen:

„4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“
Wenn ich an Rumänien dachte, sah ich früher immer rot und blau vor mir. Wangenrot und blauer Lidschatten. Die Vereinsfarben von Steaua Bukarest. Das Logo des sozialistischen Zentralkaufhauses. In Cristian Mungius „4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile“ sind nur der Dacia des Engelmachers und ein Fötus rot, blutrot, während alles andere in Ocker, Grau und schmutzigem Grün verblasst. Eine Zeitreise in die kommunistische Diktatur, in die beengte Welt eines Studentenheims, wo die Kommilitonen mit einer atemraubenden Selbstverständlichkeit einander beistehen. Und in ihrer Naivität mit jedem Schritt außerhalb ihrer kleinen Welt, scheinbar lebensuntüchtig, auf bleierne Strukturen, Akademikerdünkel und sexuelle Ausbeutung stoßen, wie sie auch heute nach der Wende noch existieren.

„Enttarnt – Breach“
Jeder Film mit Laura Linney ist sehenswert, selbst wenn sie – wie hier – nur eine Nebenrolle hat. In der desillusionierenden Agentenwelt von Washington D.C., in der die Männer (Ryan Phillippe, Chris Cooper) mit Taschenspielertricks und großem Pathos der Liebe, dem Vaterland, dem Glauben oder der Familie huldigen, ist sie die nüchterne wie einsame Mahnerin. Die Dame in einem hochintelligenten Schachspiel, das einen von Amerikas größten Geheimdienstskandalen nachzeichnet, die Überführung des FBI-Agenten Robert Hanssen, der bis 2001 für Rußland spioniert hat.

„Death of a president“
Handwerklich so brillant, daß mir das Feixen nach dem Vorspann verging. Was wäre, wenn George W. Bush einem Attentat zum Opfer fiele? Nachrichtenbilder, Spielszenen und ein paar technisch manipulierte Aufnahmen von Cheney & Co verknüpft dieser Pseudo-Dokumentarfilm zu einer packenden, wenn auch zwiespältigen Fiktion. Bei aller Ironie – oder gerade deswegen – könnte der Zuschauer leider tatsächlich glauben, daß die Globalisierungsgegner an der Gewaltspirale drehen und Attentate erst möglich machen.

„Trade – Willkommen in Amerika“Marco Kreuzpaintner, gerade mal 30-jähriger Nachwuchsregisseur aus Rosenheim, hat mit seiner ersten US-Produktion die Hollywood-Reifeprüfung bestanden. Ein Roadmovie auf den Spuren des globalen Menschenhandels, Einblicke in das große Geschäft mit Zwangsprostitution und Kindsmißbrauch zwischen Polen, Mexiko und den USA. Ein wichtiges Thema, ein sicheres Spiel, aber Kreuzpaintner setzt nicht auf leicht zu bejahende Schwarz-weiß-Kontraste, sondern wagt sich in die irritierende Welt der Zwischentöne, wirft mehr Fragen auf, als vorschnell Antworten zu liefern.

„XXY“
Boy meets girl – der klassische Filmstoff. Was aber, wenn das Mädchen irgendwie auch ein Junge ist? Wie gehen Freunde, Flirts, die Familie, man selbst damit um? Ein sanftes poetisches Plädoyer für einen Zwitterweg ins Unbekannte, für den Mut, abseits aller sexuellen Schlagworte seinen eigenen Weg, seine eigene Identität zu finden.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Kinky Filmfest

Anläßlich der Aufführung ihres Sexdramas „Black Snake Moan“ wird Christina Ricci am 30. Juni das Münchner Filmfest besuchen.

(Foto: UIP)

Montag, 4. Juni 2007

Filmfest-Astrologie

Heute gab das Münchner Filmfest das Programm seines 25. Jubiläumsfestivals bekannt, morgen irgendwann dürften die Infos online sein, und da ich bisher von den neuen Produktionen nur einen einzigen der Filme bereits gesehen habe, den netten, aber nicht weiter aufregenden russisch-schweizerischen Thriller „La traductrice“, nenne ich vorläufig einige meiner Hoffnungsträger.

Selbst Abel Ferraras schlechten Werke besitzen mehr cojones und Herzblut als die besten Filme vieler anderer Regisseure, deshalb freue ich mich ganz besonders auf „Go Go Tales“ (Foto), zumal Asia Argento darin mitspielt. Die explosivste Paarung seit Nitro & Glyzerin.

Der Ermordung George W. Bushs widmet sich die Dokufiktion „Death of a president“.

Adolf Winkelmanns heftig umstrittener Fernsehzweiteiler „Contergan“ ist zumindest angekündigt – die Vorführung hängt aber noch von diversen Gerichtsentscheidungen ab.

Trash & Tradition: Aus den peruanischen Anden kommen vier von Indios produzierte Amateurhorrorfilme mit Titeln wie „Der Fluch der Jarjachas – Inzest in den Anden“.

Den alltäglichen Abgründen von Hollywoodlegenden gehen die ungewöhnlichen Dokumentationen „Brando“ und „Lynch“ nach.

Für alle Münchner Pflicht, nein sehnsüchtige Kür: Die Wiederaufführung von Rudolf Thomes „Rote Sonne“. Nie waren Uschi Obermaier und der Starnberger See schöner.

Und natürlich steht der Gewinner des Filmfestivals von Cannes, Cristian Mungius „Vier Monate, drei Wochen und zwei Tage“ ganz oben auf meiner Liste.

Der Online-Kartenvorverkauf startet ebenso wie die Pressevorführungen nächsten Montag. Dann mehr zu den zwischendurch gesehenen Filmen.

Dienstag, 29. Mai 2007

Der Sieger von Cannes kommt bei uns ins Kino!


Schön, daß ich mich in diesm Fall mal geirrt habe: Cristian Mungius mit der Goldenen Palme ausgezeichnete Film „Vier Monate, drei Wochen, zwei Tage“ wird dank des Concorde Filmverleihs auch in Deutschland noch dieses Jahr ins Kino kommen. Vorbildlich!

Update: Das Münchner Filmfest wird in drei Wochen Cristian Mungius Film auch präsentieren! Und das wird eine der seltenen Gelegenheiten sein, ihn in der Originalfassung mit Untertiteln erleben zu können.

Sonntag, 27. Mai 2007

Start-Ziel-Sieg für Cristian Mungiu


Der rumänische Wettbewerbsbeitrag, das Abtreibungsdrama „4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile“ („4 Months, 3 Weeks and 2 Days“ bzw. „Vier Monate, drei Wochen und zwei Tage“) von Cristian Mungiu hat in Cannes die Goldene Palme gewonnen. Nach seiner Vorführung am 17. Mai war die Begeisterung groß, doch schließlich war es gerade mal der erste Tag nach der feierlichen Eröffnung. Trotz eines der offenbar stärksten Wettbewerbe seit langem ist er aber zehn Tage lang in guter Erinnerung geblieben und als bester Film ausgezeichnet worden. Bei uns in Deutschland wird er wohl dennoch nur auf arte, spätnachts im Öffentlich-Rechtlich und in den Cinematheken zu sehen sein...
Updates: Interview mit Mungiu in der „Welt“. Plagiatsvorwurf aus Rumänien auf Hotnews.ro. Porträt des Regisseurs in der F.A.Z. Der Concorde Filmverleih wird den Film in die deutschen Kinos bringen. Und Ende Juni wird er bereits auf dem Münchner Filmfest gezeigt werden.