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Montag, 31. Juli 2023

Was ist mit den Augenärzten passiert? Oder: Als Kassenpatient bei Smile Eyes

 

Seit einem halben Jahrhundert bin ich nunmehr Brillenträger, aber selbst diese Zeitspanne ist nichts im Vergleich zu den Umwälzungen in der Welt derjenigen, die mich mit Sehhilfen versorgen.

Die Optiker haben die Fielmann-Revolution durchaus noch gut überstanden. Es gibt sie noch, die Stammadressen, bei denen man sich in guten Händen wähnt und deren Schaufenster, zumindest in der Schelling- und Leopoldstraße, über das neueste Brillenangebot hinaus auch Akzente in Pop und Politik setzen. Die Fachärzte für Augenheilkunde dagegen? 

Einer meiner ersten Augenärzte, dem ich während der 70er und 80er Jahre die Treue hielt, war nicht nur ein begnadeter Arzt, sondern eine im ganzen Viertel bekannte Persönlichkeit, ein Charakterkopf, mit dem selbst ich als Teenager und junger Mann wunderbare Gespräche führen konnte. Und sei es nur über seine Leidenschaft als begeisterter Cembalo-Spieler. Eines Tages stand auf dem Rezeptblock in der Praxis nicht mehr sein Name, sondern der einer anderen Praxis. Offenbar durfte er selbst keine Verordnungen mehr ausstellen. Dann verschwand er völlig von der Bildfläche.

Die Fachärzte für Augenheilkunde wandelten sich in anonyme Filialbetriebe, die nur ein Ziel zu haben scheinen: Augenlasern. Ein Geschäftsmodell, das an das Hard Selling der Shops von Mobilfunkanbietern erinnert. Nur dass die Verkaufskanonen weiße Kittel tragen und einen akademischen Grad besitzen.

Eine Entwicklung, davon geprägt, dass Investoren, also Private-Equity-Gesellschaften, sprich: Heuschrecken, zunehmend nach Arztpraxen greifen. Der NDR sah bereits vor einem Jahr in mehreren deutschen Städten und Landkreisen monopolartige Strukturen entstehen. Die Mehrheit der ambulanten Augenärztinnen und -ärzte würde dort in einer der investorengeführten Ketten arbeiten. 

Selbst einer meiner ältesten Kumpel aus dem Münchner Nachtleben, ein für solche Ketten arbeitender Augenarzt, will mit mir als am Lasern desinteressierten Patienten nichts mehr zu tun haben. Oder höchstens inoffiziell. Wenn wir uns zufällig auf der Straße treffen, darf ich ihn gern um Rat bitten. Oder auch anrufen, wenn ich zu einer Diagnose eine zweite Meinung wünsche. Ihn nur nicht in der Praxis behelligen. Die er wechselt wie ein Hasardeur seine Einsätze.

Statt neben der Hausärztin auch eine verläßliche Augenärztin über die Jahre zu haben, war ich nun auf den Ärzteführer der Techniker-Krankenkasse (TK) angewiesen, um irgendwo einen Sprechstundentermin abzugreifen, wenn es mal wieder nötig war.

Und die nette Praxis vom letzten Mal, 2020, existierte natürlich auch nicht mehr, als ich diesen Monat erneut vorstellig werden wollte. Also erneut TK-Ärzteführer. Eine der bundesweit zahlreichen, von der Smile-Eyes-Gruppe des Finanzinvestors Trilantic betriebenen oder lizenzierten Filialen lag bei mir um die Ecke, ein Termin war recht zeitnah gefunden. In den digitalen Patientenunterlagen dieser für mich neuen Schwabinger Filiale war ich offenbar bereits angelegt, ein Besuch von mir in der Smile-Eyes-Filiale am Candidplatz vor einiger Zeit vermerkt. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, war ich dort aber nicht für eine Augenuntersuchung, sondern in Corona-Zeiten für einen PCR-Test gewesen.

Lasern ist in der Augenheilkunde seit Jahren das große Geschäft. Eine Katarakt-Operation auch nicht zu verachten. Aber selbst die kleinen, anderen über die GÖA abzurechnenden Zusatzleistungen kleckern sich zusammen. Die von der Kasse nicht abgedeckte Augendruckmessung wurde mir wieder einmal angeboten. Sie war mir aber bereits hinlänglich bekannt und ich habe schnell abgelehnt. Der Lufthauch war mir zu kostspielig. Die Optische Cohärenztomographie war mir dagegen neu und einen Versuch wert, da sich meine Sehkraft heuer doch so rapide wie heftig verschlechtert hatte. Angst macht neugierig. Dafür zahle ich dann gern auch mal 93 Euro aus eigener Tasche. Von da an wurde es interessant.

Vor der Behandlung die vorgeschriebene schriftliche Honorarvereinbarung. „Bitte bezahlen Sie erst nach Erhalt einer Rechnung unter der Angabe der Rechnungsnummer“, war darauf ausdrücklich vermerkt.

Nach der Behandlung dann die erste Überraschung. Die Medizinischen Fachangestellten bestanden darauf, dass ich gleich, vor Ort die 93 Euro zu begleichen hätte. Bar oder per Kartenzahlung. Es wäre eine ausdrückliche „Anweisung der Verwaltung“

Da ich weder genug Bares dabei hatte, noch eine Kartenzahlung vornehmen konnte, kam postwendend die zweite Überraschung: Die MFA behielten meine Gesundheitskarte von der Techniker-Krankenkasse als Pfand ein. Ich würde sie zurückerhalten, sobald ich die 93 Euro in der Praxis bezahlt hätte. Erst nach erfolgter Zahlung erhielt ich dann überhaupt eine Rechnung.

Dritte Überraschung: Da sich meine Sehstärke von - 6,75 um rund drei Dioptrien auf - 9,5 bis - 9,75  verschlechtert zu haben schien, wollte ich eine Brillenverordnung. Eine MFA erklärte mir daraufhin, dass das keine Kassenleistung sei und ich den Betrag von über 30 Euro dafür aus eigener Tasche zahlen müsste. Die zweite anwesende MFA sah das anders. Sie kenne es aus ihrer früheren Tätigkeit bei einem anderen Arzt als Kassenleistung. Also Rückruf bei der Praxisleitung. Und Smile Eyes beharrte dann darauf, dass es die Brillenverordnung nur gegen Cash oder Kartenzahlung gäbe.

Natürlich bat ich später Smile Eyes schriftlich um eine Stellungnahme. Eine Sprecherin bestätigte mir telefonisch, dass in den ersten beiden Fällen die MFA leider einen Fehler begangen hätte. Auch wenn es viele andere Ärzte so handhaben würden, bestünde Smile Eyes nicht auf sofortige Bezahlung. (Wobei die Unabhängige Patientenberatung Deutschland, UPD, der Ansicht ist, dass man mir erst die Rechnung hätte aushändigen müssen, bevor man die sofortige Zahlung forderte: „Wenn ohne Vorlage einer solchen Rechnung unmittelbar eine Zahlung verlangt wird, ist dies rechtswidrig.“

Und die Sprecherin von Smile Eyes versicherte mir auch, dass man meine Versichertenkarte selbstverständlich nicht hätte einbehalten dürfen. Offen blieb vorläufig die Frage, ob die Brillenverordnung eine Kassenleistung oder gesondert nach der amtlichen Gebührenordnung für Ärzte abzurechnen und von mir selbst zu bezahlen sei. Das hänge von der medizinischen Indikation ab. Hinsichtlich der Brillenverordnung scheint es kompliziert zu sein. Nach Rücksprache mit allen für Abrechnungen bei Smile Eyes Zuständigen ergab sich für die Sprecherin kein eindeutiges Bild, da widersprüchliche Meinungen existieren. Es sieht aber wohl so aus, dass die reine Ausstellung einer Brillenverordnung wohl eine Kassenleistung sei, eine darüber hinaus gehende Beratung, etwa ob Kunststoffgläser, privatärztlich abzurechen wäre.  

Der Missbrauch meiner Gesundheitskarte als Pfand verwundert auch die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB): „Das Einbehalten der elektronischen Versichertenkarte, findet – soweit bekannt – nirgendwo eine Rechtsgrundlage und ist daher als unzulässig anzusehen. Dies ist nicht nur eine vertragsärztliche, sondern ggf. auch eine berufsrechtliche Verfehlung. Letztere ist über den jeweils zuständigen Ärztlichen Bezirksverband zu klären.“

Hinsichtlich der Brillenverordnung haben sich die Zeiten laut KVB tatsächlich geändert (oder täuscht mich nur meine Erinnerung?): „Die Brillenverordnung ist bei volljährigen Patienten grundsätzlich keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Ausnahmen regelt § 33 Abs. 2 SGB V. Liegt ein kurativer Fall vor, hat der Patient Anspruch auf eine Diagnose und eine ärztliche Behandlung. Dazu gehört auch die Feststellung der Sehschärfe und die Aushändigung der festgestellten Werte, um damit bsp. zu einem Optiker zu gehen. Das ist Teil der ambulanten Behandlung.“

Die UPD sieht das differenzierter: „Für eine Kassenleistung ist eine ärztliche Verordnung erforderlich. Der Inhalt der Verordnungen ist in § 7 bzw. §§ 12ff Hilfsmittel-Richtlinie geregelt. Die Verordnung für Sehhilfen hat auf einem dafür vereinbarten Vordruck zu erfolgen (§ 12 Absatz 2 HM-RL). 
Die Ausstellung der Verordnung ist eine Kassenleistung – das gilt für alle Kassen. Solche dürfen Vertragsärzte nicht privat in Rechnung stellen. In dem Fall verstoßen sie gegen ihre vertragsärztlichen Pflichten (§ 18 Bundesmantelvertrag-Ärzte). 
Schwieriger ist es bei Attesten für Brillen, die keine Kassenleistung sind. In dem Fall verlangen manche Ärztinnen und Ärzte Geld für das Ausstellen des Brillenrezepts. Aber dies ist eigentlich nicht nötig, weil Betroffenen im Rahmen ihres Rechts auf Einsicht in die Patientenakte die Untersuchungsergebnisse mitgeteilt und ausgehändigt werden müssen. Wir haben das Thema in unserem Homepage-Text Sehhilfen und Kostenübernahme/Fragen und Antworten ausführlich dargestellt.“

Meine Krankenversicherung, die Techniker, hat sich leider noch nicht zu den Vorgängen geäußert. Die von mir dazu befragte Techniker Krankenkasse erklärte telefonisch, dass sie einerseits nicht zuständig sei, da die Versichertenkarte im Zuge einer privatärztlichen Honorarvereinbarung einbehalten wurde. Andererseits hält die TK es aber für legitim, dass die Praxis die Karte als Pfand einbehalten hat.

Donnerstag, 6. Juni 2019

Geblockt oder gelöscht?

Schon die zweite Frau, die irrtümlich annahm, ich hätte sie geblockt, obwohl ich doch nur meine Accounts bei Facebook, Instagram und Twitter gelöscht hatte. Sagt das jetzt mehr über die Frauen oder über mich aus?

Montag, 13. September 2010

Who killed advertising?

In Sascha Lobos am Freitag erscheinendem, zur Jahrtausendwende spielendem Romandebüt „Strohfeuer“ glimmt sie noch nach, aber in den achtziger, frühen neunziger Jahren war die Welt der Werbeagenturen noch der Feuerball, um den wir kreisten und der uns wärmte.
Jeder Kreative, den ich kannte, wollte Werber werden oder sich zumindest – mit aller gebührenden Verachtung – von deren Geldern alimentieren lassen. Die besten Partys, die großzügigsten Macker, die schönsten Frauen gab es in der Agenturlandschaft. Werbespots prägten die Filmästhetik und die jährliche „Cannes-Rolle“ mit den weltweit besten Clips lief vor ausverkauften Reihen in den Programmkinos, PROGRAMMKINOS!
Doch irgendwann waren der Koksstaub verweht, Beigbeders Nachruf geschrieben und die klügsten und kreativsten Vortänzer insolvent oder aber rechtzeitig ins Callgirl-Milieu oder die Welt der Lohas gewechselt. Die Party ist längst vorbei.
Werber setzen höchstens noch als Fernsehserienfiguren der „Mad Men“ ästhetische Maßstäbe. Kaum jemand würde im Kino Eintritt zahlen, um einen coolen mexikanischen Werbespot zu sehen, steht der doch längst kostenlos online. Welcher ernstzunehmende Künstler würde auch nur daran denken, sich gegen Gelder aus Pharma- oder Zigarettenetats zu prostituieren? Und wenn Werbung heute noch – meist viral – Aufsehen erregt, dann reicht es vielleicht gerade mal für ein Schmunzeln und 140 Zeichen Aufmerksamkeit, aber auch nicht mehr für mehr.
Es ist natürlich purer Zufall, aber nicht ohne Witz, daß die Nacht der Löwen, bei der die besten Werbefilme, Kampagnen und deutschen Teilnehmer des Werbefestivals von Cannes gefeiert werden, ihre Deutschland-Tour ausgerechnet heute abend in München startet, wenn zeitgleich „The social network“, der Schlüsselfilm über Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der Münchner Presse vorgeführt wird. Wer mitreden will, wird sich da kaum für die Löwen entscheiden.

Freitag, 10. September 2010

The Hof-Flohmarkt Resurrection

Nach dem schönen Start in der Schellingstraße bin ich morgen mit meinen Bücherkisten, ein paar CDs und einigen Staubfängern in Sendling dabei: Lipowskystraße 30, so von 10 bis 16 Uhr (pdf-Download des Stadtplans aller teilnehmenden Grundstücke).

Samstag, 7. August 2010

Ausverkauf einer zählebigen Freundschaft

Was könnte noch intimer sein als die Widmung, die ein Schriftsteller einer Schönen in sein Buch kritzelt? Die einem wichtigen Literaturkritiker gewidmeten Zeilen, mit denen der hoffnungsvolle Autor aus der Flut der Neuerscheinungen auftauchen oder vielleicht auch nur einem alten Freund Verbundenheit demonstrieren will. Breyten Breytenbach in fehlerhaftem Deutsch, Günter Grass in „zählebiger Freundschaft“. Im Antiquariat Frank Albrecht verschachert Fritz J. Raddatz derzeit Widmungsexemplare von Autoren wie Adorno, Kästner oder Zuckmayer zum Stückpreis von 10 bis 150 Euro („Ratenzahlung möglich“).
„Sich von Büchern trennen, das ist, als würfe man Brot weg. Sich von signierten Büchern trennen, das ist, als verriete man Freunde. Ist doch eine Zueignung auch Zeichen der Zuneigung. Die Bücher, die mir im Laufe meines langen Lebens gewidmet wurden, sollten mich ja auch streicheln. Fast immer sind es Zeilen von Freunden, der Freundschaft. Beides haftet in der Erinnerung.“ Dennoch ordnet der Feuilletonveteran mit dem Ausverkauf offenbar seinen Nachlaß. „Man soll geliebte Bücher in andere Hände weitergeben, hoffend, es werden behütende sein, Hände von Buchnarren und Lesern, die sie nun in ihren Schutz nehmen wollen.“
Im Katalog (pdf-Download) sind leider zwischen vielen amazonesken Coverabbildungen nur wenige Autographen vom Vorsatzblatt abgebildet.

Samstag, 3. Juli 2010

Filmfest München (3): Zoff um die „Carlos“-Premiere

Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen: Und so vernahm ich mit Freude, daß das Filmfest München aus seiner den Affenfelsen am Gasteig umgebenen Isarmeile mit einer Sondervorstellung von „Carlos“ ins gefühlte Schwabing und das langjährige Festivalkino Arri zurückkehrt. Tut es aber gar nicht.
Die „Deutschland-Premiere“ von Olivier Assayas' nahezu 6-stündigem, aber leider enttäuschendem Dreiteiler „Carlos“ findet heute unverändert um 17 Uhr im Cinemaxx 2 statt, wie die Festivalsleitung recht schnippisch aus Ihrer Trutzburg mitteilt.
Bloß weil parallel irgend so ein Fußballspiel läuft, bewegt sich ein Filmfest doch nicht.
Die Vorstellung nach dem Deutschland-Spiel um 19 Uhr im Arri ist dagegen eine von Verleih und Produzenten organisierte „neue Deutschlandpremiere!“ Denn wie die Produktionsfirma Egoli Tossell Film heute in Anzeigen mitteilte: „Wir lieben Fußball UND Kino“. Daher war man „sehr enttäuscht, dass sich das Filmfest München außerstande sah, die Vorführung unseres Films ein wenig zu verschieben. Deutschland im Viertelfinale oder der geheime Favorit von Cannes? Warum Film- und Fußballfans vor eine unmögliche Wahl stellen?“
So lädt man denn zur alternativen Abendvorstellung bei Bier und Brotzeit mit Regisseur Olivier Assayas und den Schauspielern Edgar Ramirez, Nora von Waldstätten, Alexander Scheer und Christoph Bach ins Arri – nicht zu einem Filmfest, sondern zu einem Film- und Fußballfest. So es denn für die Deutschen heute abend überhaupt etwas zu feiern gibt...

Dienstag, 8. Juni 2010

Nordsee: Brot ist der neue Sandwichbelag!

Nachdem Kentucky Fried Chicken mit dem Double Down das brotlose Sandwich erfunden hat, gibt Nordsee in seiner aktuellen Aktionswoche Contra: Baguettebrötchen und Matjes wie gehabt, aber mit einer Scheibe Pumpernickel als zusätzlichen Brotbelag.
Eigentlich als Kuriosum nur einen Tweet wert, aber nachdem Nordsee mir die Veröffentlichung des Fotos verbieten will, verdienen sie the full treatment.

Sonntag, 30. Mai 2010

Lena & Stefan Raab in Champagnerlaune

„Lena, her name is, and you'll be hard pushed to find anybody more endearing on the face of the planet right now. Look at her, bobbing around and mispronouncing words like a pocket-sized Bjork. She's adorable. This probably isn't the place to admit it, but I think I might love Lena a little bit.
Or, to put it in a way she'll understand, I 'lawfe' her.“

Stuart Heritage/Guardian

Da hat Ralph Siegel jetzt aber ganz schön was zu schlucken... („Es ist ein Riesenunterschied, ob ich ein paar Wochen lang bei einer ProSieben-Sendung gewinne, wo ein paar tausend Facebook-Kids anrufen, oder ob ich auf einer internationalen Bühne beim Grand Prix stehe. Der Grand Prix ist die Weltmeisterschaft der Musik, das ist eine ganz andere Nummer.“, SZ-Magazin)

Foto: Indrek Galetin/EBU

Donnerstag, 27. Mai 2010

Grand-Prix-Gezwitscher

Unter den Zuschauern hat es bereits das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest vorgestern in die Top Ten der trending topics worldwide geschafft, aber auch der eine oder andere Künstler auf der Bühne twittert – oder seine Entourage:
Fleißig sind Aserbeidschans – vielerorts als Favoritin gehandelte – Safura, Georgiens Sofia Nizharadze, der für Gastgeber Norwegen antretende Didrik Solli-Tangen und die Rumänin Paula Seling, die sogar über 2000 Follower hat.
Keine Ahnung, was Lettlands Aisha so alles von sich gab, aber sie ist auch bereits ausgeschieden.
Ziemlich maulfaul sind dagegen Armeniens Eva Rivas, Finnlands – ebenfalls im ersten Halbfinale ausgeschiedenen – Kuunkuiskaajat, Islands Bühnenvulkan Hera Björk, das ausgeschiedene Malta mit Thea Garrett, Moldawiens Olia Tira & Sunstroke Project, die niederländische Sieneke, Spaniens Daniel Diges und der Zypern vertrende Jon Lilygreen.
Lena Meyer-Landrut dagegen ist nicht authentisch auf Twitter und für eine Kopie ziemlich dröge...
Heute abend geht's dann mit dem zweiten Halbfinale des Grand Prix d'Eurovision weiter. Live auf Einsfestival sowie als Online-Livestream beim NRD und beim Veranstalter, nach Mitternacht dann als Aufzeichnung auch noch einmal im NDR.

(Foto: NDR/Rolf Klatt)

Samstag, 10. April 2010

Eugen Roth: Die neue Bohème

„(...) Nun gibt es in der Tat eine bestimmte Gattung Menschen, die nach Tracht, Haltlosigkeit und Ideologie als Künstlervölkchen bezeichnet werden können; nun brauchen sie in der Tat einen Raum und eine Möglichkeit zu tollen. Aber ihr Dasein, wie ihr Treiben und ihre Bedürfnisse sind von einer grauenhaften schattenhaften Qualität, sie scheinen verdammt, eine Rolle zu spielen, deren Träger schon längst gestorben sind und ein Fraß der Würmer, und Texte zu sprechen, deren Sinn verweht ist, deren Klang aber ein neuer, frecher, untergeschobener ist.
Solange sie keinen Raum haben, verlieren sie sich in einer berechtigten Anonymität in der Welt, die andere Sorgen hat. In der Stunde aber, in der sie sich unter einem Dach versammeln können, gewinnen sie die penetrante Widerlichkeit von Erscheinungen, die um so lauter werden, je fraglicher ihre Wesenhaftigkeit ist. Die »Bohème« vor hundert, vor fünfzig und vor dreißig Jahren war auch nichts anderes als ein Ausdruck des Bürgertums, gegen das sie kämpfte, dem sie entnommen war. Wenn ein Bürger rebellierte, wurde er ein Bohèmien.
Die Gemütlichkeit einer Künstlerkneipe und eines Ateliers war nichts anderes als die gelockerte Gemütlichkeit eines trauten Heims. Es war die Libertinage der Gartenlaube. Die schauderhafte Seligkeit, mit der sich die Bohème dem Alkohol ergab wie dem »Chanson«, dem revolutionären Ideal wie der materiellen Armut als Sport, Zeitvertreib und Manifestation unterschied sich nicht von der Seligkeit, mit der die Väter der Rebellen die silberne Hochzeit feierten und das Jubiläum des zwanzigsten Seitensprungs. Sie waren nur amusisch, die Väter. Sie dichteten nicht dazu. Diese Bohème ist tot.(...)
Etwas anderes aber, wenn (...) sich plötzlich eine »Künstlerkneipe« auftut und ein jedenfalls nützlicher Zigarrenladen geschlossen wird. Der sanfte Modergeruch, der schon jenen Pariser Leichenkammern der Bohème entströmt, vermischt sich in Berlin mit dem Geruch des Asphalts, und die Lustigkeit eines Berliner Künstler-Völkchens vollzieht sich mit der Schnelligkeit des »Tempos«, das schon den bürgerlichen Verkehr in dieser Stadt so arg behindert. Natürlich heißt das Lokal »Die Lunte« - eine vage Beziehung zu einem aktiven Anarchismus, der auch nicht mehr vorhanden ist, der auch schon seine Bomben dem rechten Radikalismus vererbt zu haben scheint.
Das traurigste aber ist - wie in jedem Lokal - das Publikum. Junge Leute, die in fünf Jahren die Buch-, Theater- und Filmkritik an den führenden Tageszeitungen innehaben werden und die heute mit der Wollust, sich arm zu fühlen, ihr Essen selbst vom Küchentisch holen. Dabei schreien sie. So werden sie in fünf Jahren schreiben. Ihr Stil kündigt sich bereits akustisch an. Manche in ledernen Gamaschen, wildledernen Hosen, in einer Art Tscheka-Uniform, die eine, wenn auch entfernte, Beziehung zum Osten anzudeuten scheint, zu einem mißverstandenen, theatralisch gedeuteten.
Hier und dort verstreute Bürgerliche, die gekommen sind, eine »Sehenswürdigkeit« kennenzulernen, und zu der Freude an dieser noch die über die ersparte Reise nach Paris addieren dürfen. Eine Wirtin, die von Natur Zigarren raucht, junge Männer, die dem Sinn der Zeit gemäß, aus Mangel an Begabung nicht etwa Maler geworden sind, sondern z. B. Taxichauffeure, und die eine Atmosphäre demonstrativer Sachlichkeit zu verbreiten entschlossen sind. (...)
All das ergibt zusammen eine laute anspruchsvolle Mischung aus toten Imitationen, ausgeführt von übertriebenen Lebewesen, einer tollen Lustigkeit, die nur als Epitheton ornans vorhanden ist, einer rebellierenden Phrase, die an den Rändern der Weltrevolution herumgestikuliert, einem künstlichen Chaos aus Pappendeckel und entlehnten Kulissen. Es ist selbstverständlich harmlos, und man hätte es nicht nötig, sich darüber aufzuregen - wäre es nicht symptomatisch für die hitzigen Bestrebungen dieser großen Stadt, überall Anleihen zu machen, wo es nicht geht (...) - und all das mit Tempo. Natürlich mit Tempo...“

Eugen Roth, „Die neue Bohème“, Münchner Neueste Nachrichten,
27. Oktober 1929

Montag, 21. September 2009

Donnerstag, 3. September 2009

Auf nicht ganz so frischer Tat ertappt

Bürokraten recherchieren online und wollen mir einen Strick daraus drehen, daß ich aktuell Einnahmen aus meinen Büchern „O.W. Fischer – Seine Filme und sein Leben“ sowie dem „Kurbelbrevier“ verschwiegen hätte. Zu dumm, daß die Bücher – und damit die Honorare – von 1985 respektive 1989 sind. Mit der Datenflut im Internet muß man auch erst umzugehen lernen. Sieht halt so simpel aus. Ist es aber nicht.

Dienstag, 1. September 2009

Eigenkommentar

Kann nicht Davorka mal wieder etwas Neckisches ausziehen? Mir wird das hier alles zu ernst und textlastig.

Mittwoch, 8. Juli 2009

Kernkompetenz

Falls mich persönliche Probleme bei meiner Arbeit behinderten, so mein Coach, dann wäre er nicht der richtige Ratgeber, da hätten sie in der Firma eine Fachfrau, die mein Potenzial fördere, neue Kraft wecke, mir den Neubeginn ermögliche. Es ist natürlich jene Dame („wir begegnen Menschen mit Respekt, Wertschätzung, Humor und Achtsamkeit“), die auf dem Flur nie grüßt und neulich in ein Gespräch zwischen meinem Berater und mir hineinplatzte, ohne mich auch nur zur Kenntnis zu nehmen.

Freitag, 22. Mai 2009

Von den Roten unterwandert


Jetzt verscherbelt der Nippeshändler bei mir im Erdgeschoß sogar einen Beckenbauer-Bierseidel... Wo soll das nur enden?

Donnerstag, 23. April 2009

1&1: Beschiß mit dem Maxdome-Entertainment-Paket

Als ich letztes Jahr unvorsichtigerweise meinen DSL-Vertrag bei 1&1 auf eine Doppel-Flat 16.000 aufstockte, enthielt das Gesamtpaket auch ein Filmbonbon: Im Preis inbegriffen sei die maxdome Online-Videothek „Video-START“ mit „dauerhaft 125 ausgewählten Kino- und Fernseh-Filmen sowie ProSieben/Sat.1 Topproduktionen“, die kostenlos zur Verfügung stünden.
Inzwischen hat man in Montabaur das Angebot dahingehend geändert, daß man sogar „3 Film-Highlights pro Monat zusätzlich“ erhält, im Wert von 107,64 Euro jährlich. Theoretisch.
Praktisch war es mir die erste Zeit unmöglich, via „Maxdome-Komfortregistrierung exklusiv für 1&1 Kunden“ auch nur auf einen einzigen Filmschnipsel tatsächlich zuzugreifen. Schüchtern wie ich bin, sah ich die Ursache in meiner technischen Konfiguration, mit einem Mac läuft man gerade auch bei 1&1 öfters gegen die Wand und wird etwa bei den Software-Updates der FRITZ!Box schlichtwegs ignoriert.
Neuerdings verrät mir die Fehlermeldung bei Maxdome aber, daß man für die Registrierung eine „Bankverbindung benötige“. Sprich: die „1&1 Movie-Flat“ nur inklusive wäre, wenn ich 1&1 (und nicht etwa Maxdome) zuvor eine Einzugsermächtigung erteile.
Nun wäre es per se schon anrüchig, eine kostenlose, vertraglich vereinbarte Leistung an die Erteilung eines Lastschriftauftrags zu koppeln.
Doch 1&1 geht sogar noch einen Schritt weiter. Die Einzugsermächtigung kann nur pauschal, für alle bei 1&1 gebuchten Pakete erteilt werden, das heißt auch für die verbrauchsabhängig schwankenden Gebührenabrechnungen wie Telefonie und Mobilfunk. Genau dies hat der Bundesgerichtshof wiederholt untersagt, der die Verpflichtung zur Erteilung einer Einzugsermächtigung nur bei geringfügigen Beträgen zuläßt oder wenn es regelmäßig gleich bleibende, von vornherein feststehende Summen sind. Aber United Internet versucht es dann eben durchs Hintertürchen.