Montag, 4. Juni 2007

Ois Guade!

125 Jahre Karl Valentin

Deutschland sucht den Sockstar

„Wer Scheiße ist, fliegt raus!“ Dieser Bohlensche Imperativ gilt auch bei Sockstar, einer mit Strümpfen animierten Parodie auf die allgegenwärtigen Castingshows. Jede Woche gibt's eine neue Folge für Computer, iPod oder Mobiltelefon – offenbar denkt die Münchner Filmhochschule mit diesem Projekt an die Arbeitsplätze von morgen. Ich find's nur leidlich komisch, bin aber auch nicht gerade castingshowaffin. Dann schon lieber den Sad Kermit in der tausendsten Wiederholung.

Samstag, 2. Juni 2007

„Die Zeit“ zensiert Wolfgang Tillmans

Wie aus einem Interview von Jenny Hoch („Spiegel Online“) mit Wolfgang Tillmans hervorgeht, hat der Fotokünstler das aktuelle Feuilleton der „Zeit“ nicht frei Schnauze gestalten dürfen. Ein Beitrag über das „arme Arschloch des Mannes“ sei der Zensur zum Opfer gefallen.

SPIEGEL ONLINE: In der Version des "Zeit"-Feuilletons, die in der Münchner Ausstellung zu sehen ist, gibt es einen Text über Analverkehr mit dem Titel "Das arme Arschloch des Mannes". Dieser Artikel fehlt in der gedruckten Ausgabe. Warum?

Tilmans: Ich rechne es den "Zeit"-Redakteuren hoch an, dass sie mir alle Freiheiten gelassen haben, dennoch kam es eine Stunde vor Druckbeginn leider zu dieser Zensur. Dabei handelt es sich um einen zwar umgangssprachlich deftigen, aber harmlosen Text, der heterosexuelle Männer dazu auffordert, sich mit ihrem Anus zu beschäftigen. Der Autor Baltazar Castor hatte einen ähnlichen Artikel bereits in einer dänischen Zeitung veröffentlicht. Ich denke schon seit Jahren, dass es unglaublich weltverändernd wäre, wenn Männer sich ihrem Körper und ihrer Verwundbarkeit mehr öffnen würden. Leider fand das die Chefredaktion der "Zeit" nicht. Es ist schon verrückt, in dem Text geht es um Hintern, und ein Mann in Führungsposition kneift selbigen zusammen und sagt, das wäre Pornografie.


Noch ein Grund mehr, die Ausstellung zu besuchen...

Update: Die „taz“ hat Baltazar Castors Text inzwischen veröffentlicht.

Hund und Herrchen

Narziß und Goldhund auf dem Weg zur Boundcon 2007? Nein, nur Spielsachen aus JT's Stockroom.

Nicht gerade nahtlos braun

Wie nennt man bei Bikinistreifen bei Jungs?
(via Fleshbot)

Memento mori

Todesanzeigen gehören schon recht lang, gut zwanzig Jahre, zu meiner regelmäßigen Lektüre. Freunde, Bekannte, Verwandte, Kollegen, Autoren, sie alle waren früh dabei, und mit fortschreitendem Alter nimmt es zwangsläufig zu. Memento mori, Nachrichtenquelle, aber natürlich auch Vanitas-Symbol: Die toten Politiker und Wirtschaftsbosse, derer seitenlang ein Flickerlteppich von Institutionen gedenkt. Oder große Künstler wie Jörg Immendorf, für den sich ein großer Kreis an Trauernden auf eine einzige, diese Größe widerspiegelnde Anzeige in der „Süddeutschen Zeitung“ verständigt. Thomas Bach, Alfred Biolek, Daniel Barenboim und Bazon Brock finden da zueinander, um nur aus dem B zu zitieren, eine Koalition aus Olympischem Komitee, Fernsehen, Musik und Kunst. Und man fragt sich, wie so eine Koalition entsteht. Telefoniert da der Galerist sein Adreßbüchlein durch oder meldet sich Charles Saatchi aus London und sagt, Du, falls Ihr eine Anzeige schaltet, möchte ich dabei sein? Wird die Rechnung, ich schätze mal ein fünfstelliger Betrag gesplittet und bekommt jeder eine steuerlich absetzbare Quittung oder wahrt man hier die Würde? Schämt sich Gerhard Schröder seines Hannoverschen Wohnorts, daß er in der Anzeige Berlin als Heimat angibt? Und knallen bei Veronica Ferres die Champagnerkorken, weil sie in dieser illustren Runde Einlaß fand? Ganz nebensächliche Fragen in Stunden der Trauer. Aber bei einer ganzseitigen Todesanzeige komme ich einfach ins Grübeln. Vanitas vanitatum.

Freitag, 1. Juni 2007

„Kommunikationsmanager“ statt uniformierter Polizisten

Wenn heute abend die Attac-Sonderzüge gen Rostock losfahren, werden statt der angedrohten 15 uniformierten Bundespolizisten pro Zug lediglich zwei Kommunikationsmanager in Zivil eingesetzt, „die in Freiburg, München und Bonn zusteigen und sich den jeweiligen Zugverantwortlichen von Attac zu erkennen geben“. Falls jemand noch spontan Richtung Heiligendamm zusteigen will oder die Anti-G8-Demonstranten gebührend verabschieden will: Der Münchner Sonderzug fährt um 21.11 am Ostbahnhof ab.

Der „Spiegel“ hat irgendwie immer recht

Jean-Claude Brialy ist gestorben, und „Spiegel“-Redakteur Lars-Olav Beier erinnert sich in sehr anrührenden Worten an das kürzlich mit ihm für die Romy-Schneider-Titelgeschichte geführte Interview. Hinsichtlich dieses Gesprächs hatte ich mich neulich gewundert, welchen Film Brialy gemeint haben könnte, als er eine Anekdote von Dreharbeiten mit Romy Schneider und Gérard Dépardieu erzählte. Denn die beiden standen nie zusammen vor der Kamera. Elegant, wie sich auf meine Anfrage hin der „Spiegel“ dazu aus der Äffäre zieht: „Wir kennen auch keinen Film, in dem Schneider und Depardieu zusammen gespielt haben. Wir gehen davon aus, dass Brialy sich richtig erinnert hat und Depardieu aus irgendeinem Grund auf dem Set mit dabei war.“

Mr. Wong weiß Bescheid