Donnerstag, 14. Juni 2007

Die Alpha-Falle

Naiverweise hielt ich es für common sense, daß die Ära der Alphamännchen und insbesondere jedwelcher Bewunderung für diese Cro-Magnon-Manager hinter uns liegt und durch eine Ära der nachhaltigen, gleichberechtigten, menschenfreundlichen, lebensnahen Führungspersönlichkeiten abgelöst worden sei. Aber der „Spiegel“ feiert jetzt vier Wochen lang die Rückkehr der gnadenlosen Ehrgeizlinge, wenn auch notdürftig verkappt als Hohelied auf die Alpha-Mädchen. Nicht von ungefähr pflegte „Spiegel“-Pacha Stefan Aust auch schon bei Spiegel-TV eine angsteinflößende Zucht gnadenlos blonder Wolferinen. „Karriere, Kind und wieder Karriere – ich will auf nichts verzichten in meinem Leben“, droht eine 18-jährige Abiturientin in der Titelgeschichte. Eine 21-jährige Nautikstudentin feiert ihren Masterplan, bereits mit 26 als jüngste Kapitänin Deutschlands in die Geschichte der Seefahrt einzugehen. Und Clara Streit, 39-jährige Seniorpartnerin der humankapitalfressenden Unternehmensberater von McKinsey, hält nichts von langem Sichtreibenlassen als Weltenbummlerin. Denn „wer als Frau im Leben Karriere und Familie unterbringen möchte, muss die Jahre zwischen dem Schulabschluss und dem 30. Geburtstag gut planen.“ Und wo bleibt das Leben?

Petit déjeuner documental

Documenta-Chef Roger Buergel hat eben während eines Interviews im Hessischen Rundfunk mit seinem Liederwunsch auch musikalisch Geschmack Mut bewiesen:

Altersgeilheit

Martin Walser: Es war noch nie so unerlaubt, älter zu werden als arbeitender Mensch, wie jetzt! Und wenn ein Älterer liebt, ist es nicht Liebe, sondern 'Altersgeilheit'.
Günter Grass: Meine Erfahrung mit dem, was unter dem Stichwort Altersgeilheit läuft, ist die, dass die erotische Liebe im Alter differenzierter wird, sich verlangsamt.
Walser: Du musst jetzt nicht für die möglichen Freuden des Vollzugs in den späteren Jahren plädieren.
Grass: Ich sehe das Alter aber zu meiner Überraschung in diesem Bereich als Gewinn an.
Zitat aus Martin Walsers (80) und Günter Grass' (79) drei Seiten langer Unterhaltung in der aktuellen „Zeit“
(via Perlentaucher)

Mittwoch, 13. Juni 2007

Die Diva vom Lehel

Heutzutage hält man sie oft nur für eine schrullige Alte, die im Fernsehen Hüte, Schönheitskissen und Aufbaucrèmes anpreist und seltsame Bücher und noch seltsamere Interviews zum Thema Sinnlichkeit verbricht. Dabei war Christine Kaufmann einer der wenigen international erfolgreichen deutschen Nachkriegsstars und auch nach Ende ihrer Filmkarriere als Diva vom Lehel noch lange eine imposante Persönlichkeit. So professionell, daß sie sich die Negative von ihren Fotoshootings vorlegen ließ, um alle ihr nicht Genehmen sofort zerkratzen zu können. So selbstbewußt, daß sie den jede Romantik vernachlässigenden deutschen Männern vorwarf, sie könnten eine Frau nur so anblicken, als ob sie in der linken Hand ihren Schwanz und in der Rechten den „Playboy“ hielten. Und so süß, daß sie natürlich bereits als Kinderstar Furore machte. Morgen, Donnerstag abend, zeigt das Filmmuseum den Klassiker „Rosen-Resli“ von 1954.
(Foto: HSE)

So schön kann doch kein Mann sein

Entweder hat Tomas Novotny einen Doppelgänger oder der Art Director der „freundin“ findet nun sogar Zeit, seine Eleganz nicht mehr nur in der Redaktion, sondern auch als Aigner-Model auszuleben...

Nastrovje, Monsieur le Président!

Man darf die Gefahren des Alkoholismus natürlich nicht verharmlosen, aber ist der beschwipste Nicolas Sarkozy nicht süß? So erscheint das G8-Gipfeltreffen in Heiligendamm in völlig neuem Licht...

Craigslist wird mehrsprachig

„Medienschreck“ Craig Newmark verrät dem Journalisten Nikolaus Piper in der „Süddeutschen Zeitung“ von Mittwoch (leider nicht online), daß sein Annoncendienst craigslist jetzt die Internationalisierung offensiver angehen wird, da die Kleinanzeigen außerhalb der USA bisher fast ausschließlich von Expatriates genutzt werden – oder, wenn ich ergänzen darf, von durchreisenden Amis, die was fürs Bett suchen.„Wir brauchen Unterstützung in anderen Sprachen, wir müssen die Software ändern. Das wird eine große Sache.” Als erstes soll eine spanische Version gestartet werden.

Dienstag, 12. Juni 2007

Pentagon plante schwule Bombe

Hat Dr. Strangelove den kalten Krieg überlebt? Laut einer CBS-Meldung investierte ein Labor der US Air Force Mitte der neunziger Jahre 7,5 Millionen US-Dollar in die Entwicklung einer Bombe, deren chemischer Cocktail gegnerische Soldaten schwul machen solle, damit sie ungehemmt übereinander herfallen und ihren Wehrauftrag vernachlässigen.

(via Defamer)

Update: Die Meldung klingt immer noch spannend, nur ist sie nicht ganz so taufrisch. Die BBC hat im Januar 2005 offenbar schon darüber berichtet und der Ausdruck „gay bomb“ ist damit auch schon längst zu diversen enzyklopädischen Ehren gelangt. Das passiert, wenn man morgens auf die Schnelle eine glaubwürdig klingende Meldung in den Blog hievt und erst 14 Stunden später dazu kommt, nachzurecherchieren.

Montag, 11. Juni 2007

Handjobs for free

Blog Queen hat zwei Freikarten abzugeben für die Münchner Preview von „Irina Palm“ mit Marianne Faithfull heute abend.

Private or to share?

„Welcome to Powerlabs, Powerset's platform for sharing ideas, designs, and technology with users. When Powerlabs launches in September, you'll be able to play with Powerset's next generation search, see and comment on our ideas for design, and even contribute your own ideas.

Instead of writing a long e-mail, I decided to make a short video about Powerlabs.
http://www.youtube.com/watch?v=8D6czWVYc-o

Check it out, rate it, comment on it, and share it!“

Würde ich ja gern, bloß:



Update: Jetzt funktioniert's!

Samstag, 9. Juni 2007

Beyond Perversity


Während alle Welt von Francesco Vezzolis Geniestreich für die Biennale, eine Wahlkampffiktion mit Sharon Stone und Bernard-Henri Lévy, spricht, habe ich mir noch einmal seinen Fake-Trailer für das angebliche Remake eines „Caligula“-Films mit Milla Jovovich, Benicio Del Toro, Courtney Love, Helen Mirren und Gore Vidal angeschaut. Großartig!




Update: David Byrne hat in seinem Blog eine Videoaufnahme der Sharon-Stone-Installation auf der Biennale veröffentlicht.