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Sonntag, 19. März 2023

Fundsachen (43): Lufthansa Frequent Traveller Baggage Tag

Das letzte Mal bin ich wohl vor über zwölf Jahren geflogen. Inzwischen nehme ich, wo immer es geht, die Bahn. Aber früher, als mir der Klimawandel noch nicht so bewusst war, nutzte ich das Flugzeug ohne Skrupel.

Mitte der 1980er-Jahre pendelte ich alle drei, vier Tage zwischen München, wo ich arbeitete und Geld verdiente, und Westberlin, wo ich leben wollte. (Wenn ich kein Geld verdiente, wich ich auf Mitfahrgelegenheiten oder aufs Trampen aus.) Es war noch zu Zeiten des Besatzungsstatuts. Für die Lufthansa war Berlin tabu und ich flog entweder mit der Pan Am direkt von München-Riem nach Berlin-Tegel oder via Hannover mit der British Airways. In Riem gab es noch einen zentralen Check-in, und als mich das Bodenpersonal nach meiner Destination fragte, wusste ich einmal, verpennt, nicht, ob ich da gerade in München war und nach Berlin wollte oder umgekehrt. Von 1990 bis 1999 lebte und arbeitete ich dann nur noch in Berlin.

In den 2000er-Jahren führte ich für die „freundin“-Redaktion oft Doppelinterviews mit Prominenten und ihrer besten Freundin: „Unter Freundinnen“. Die Strecke fotografierte Jim Rakete, was viele angefragte Berühmtheiten überhaupt erst dazu bewegte, mitzumachen. Damals flog ich – inzwischen mit der nach der Wiedervereinigung zugelassenen Lufthansa – immer morgens nach Berlin, um in Jim Raketes Kreuzberger Studio das Shooting zu begleiten und anschließend das Interview zu führen, wie hier mit Eve-Maren Büchner und Pamela Falcon. Am Nachmittag ging es dann wieder zurück nach München. Als wäre es der ÖPNV.

Der oben abgebildete Frequent-Traveller-Gepäckanhänger stammt wohl aus den 2000er-Jahren.

Dienstag, 27. Dezember 2016

10-jähriges Blog-Jubiläum

Heute vor zehn Jahren ging es los. Mit meinem ersten eigenen Blog. Und einem ersten Beitrag, der heutzutage ein typischer Tweet wäre. Inzwischen habe ich rund ein halbes Dutzend Blogs, teils namentlich, teils anonym. Und alle stehen in den Schatten meiner Twitter-Accounts, die viele Inhalte, die früher Blog-Potential gehabt hätten, etwa gerade die kurzen Zitate, die Links auf Lesenswertes von Kollegen oder einzubettende Videos, schneller und effektiver verbreiten. Wozu dann noch bloggen?
Unter meinen 3308 Blogeinträgen hier erzielten bezeichnenderweise die Listen twitternder deutschsprachiger Journalisten die größte Reichweite. Ein Projekt, mit dem ich 2011 anfing und das heute wohl keinen mehr groß interessieren würde. Außerdem finden sich unter den Top 10 der in den letzten zehn Jahre meistgeklickten Blogartikeln Beiträge zur Raumpatrouille, Mathias Döpfner, Sido, „Focus“ und – mit steigender Tendenz – die textfreien Bildserien „Blue Glow“, „Ohne Titel“ und „Puschel auf Reisen“, die seit wenigen Monaten offenbar via Google-Bildersuche rasant wachsende Zugriffzahlen generieren. In meiner Liga bedeutet das: vierstellig mit Tendenz nach oben.
Die größte Medienresonanz hatten dagegen meine Recherchen zu den via Twitter geleakten Exitpolls 2009. Kaum bei Twitter, hatte ich eben dort auch gleich ein wichtiges Themenfeld für meinen Blog entdeckt.
Dass ich als klassischer Printjournalist meine Erkenntnisse mal „nur“ verbloggen würde, hätte ich selbst zuletzt erwartet.
Wie bei allen Dingen, ob mein erster CD-Player (1999 – ein Abschiedsgeschenk meiner Kollegen vom „Tagesspiegel“), mein erstes Smartphone (2011 – ein Geschenk zu meinem Fünfzigsten) oder mein erster Tweet (2008 – ich hasste bis dahin Twitter und vor allem Twitternde), war ich auch beim Bloggen Late Adopter.
Los ging es 2006 für die „freundin“-Redaktion. Bei Burda waren – nicht zuletzt dank Heiko Hebig – mal wieder Blogs der neueste heiße Scheiß. Und ich als Quotenmann galt qua Geschlecht als technisch interessiert und somit als der Richtige, die „freundin“-Blogs zu relaunchen. Das verschaffte mir schnell bis heute währende Freundschaften, aber vor allem Feindschaften (Don Alphonso, Thomas Knüwer, Peitschen-Borchert & Co). Und das ohne auch nur ein einziges Mal selbst gebloggt zu haben, sondern nur in meiner Rolle als hauptamtlicher Blogbetreuer.
Beim redaktionellen Admin blieb es aber nicht. Wie das so ist mit „freundin“-Redakteurinnen und -Autorinnen, die on top, ohne Zusatzvergütung bloggen sollen: ihr Elan ließ nach. Irgendwann mußte oder durfte ich erst einmal bei der „freundin“ selbst mitbloggen. Kam auf den Geschmack. Und erkannte, dass ich so manches kaum unter dem Konzerndach äußern wollte.
So kam es zum Tivoli-Blog (hier die Namenserklärung), der dann Jahre später, im Rahmen einer Markenbereinigung, in Nice Bastard umbenannt wurde.
Die Zeiten einzelner Blogeinträge mit vier- und fünfstelligen Klickraten sind zumindest bei den Texten längst vorbei. Kolleginnen wie Patricia Riekel oder Annette Weber, über die ich gern gelästert habe und die mir immer sehr viel Traffic gebracht haben, spielen heute in der Branche kaum noch eine Rolle. Und dieser Blog ist zu dem geworden, was das Genre im Grunde vielleicht von Anfang auch war: Ein Tagebuch, das gerade mir selbst dazu dient, Erlebtes und Erlesenes festzuhalten sowie Verlegtes oder Vergessenes wieder aufzuspüren.
Mein liebster, weiterhin laufend aktualisierter Blogeintrag ist immer noch mit Burda verbandelt: In einer Konkordanz der „InStyle“-Ausgaben protokolliere ich seit anderthalb Jahren, welche Berufsbezeichnungen die Redaktion ihren Promis verleiht. Der Trend geht da ganz stark von den It-Girls, Fashion-Bloggerinnen und Schmuckdesignerinnen zu den Influencern.
Bei mir wird es hier auch irgendwie weitergehen. Lassen wir uns 2017 überraschen, wohin.

Donnerstag, 7. Mai 2015

Die Kleiderlügenpresse

Teile deine intimsten Geheimnisse, nimm bei deinen Geständnissen keine Rücksicht, reflektiere die Höhen und Tiefen deines Lebens, aber bitte, bitte sei dabei möglichst gut – oder zumindest neutral angezogen.
Kleider machen Leute, und nicht umsonst hat die „Süddeutsche Zeitung“, als sie mich vor Jahren mal porträtierte, nicht umhin können, auch mein Outfit zu berücksichtigen: „Menschen, die ihn von seiner alten Arbeitsstelle kennen, wissen, dass Dorin Popa dort immer ziemlich aufgefallen ist. Norwegerpulli, ausgebeulte Jeans und bequeme Schuhe trug im Reich der Frauenzeitschriften-Redakteurinnen sonst keiner.“
Nun hat dieser Tage ein anderes Medium angeklopft, um mich diesmal als twitternden Türsteher vorzustellen. Die Location: mein Arbeitsplatz vor der Bar. Die Pose: als Türsteher mit verschränkten Armen. Doch als ich konsequenterweise auch mit einem meiner Türsteher-T-Shirts zum Fotoshooting antreten wollte, bat mich der Fotograf, doch bitte etwas dezenteres anzuziehen.
Worte sind nur Füllfläche, Grauwerte, aber bei den illustrierenden Bildern wägt eine Phalanx aus Chefredaktion, Art Direction, Layoutern, Bildredakteuren, Stylist und Fotograf jedes Detail ab, als ob jedes richtige Accessoire unmittelbar ein paar zusätzliche Prozentpunkte in den IVW-Zahlen herausholen könnte.
Das betrifft nicht nur namenlose Testimonials wie mich. Den Stars geht es kaum besser. Outfits fürs Titelmotiv werden schon mal mit Photoshop umgefärbt, wenn nicht gleich auf aktuelle Modetrends umgeschneidert. Und wenn ein Prominenter ein paar Seiten für seine Lebensbeichte oder auch nur sein aktuelles Projekt eingeräumt bekommt, zählt, falls man für die Strecke eigens Bilder produziert, zu den wichtigsten Vorbereitungen, im Vorfeld die Kleidergröße abzuklären, damit ihn die Stylistin für das begleitende Shooting schön anzieht.
Authentizität spielt eher auf den kleinteiligen bunten Seiten vorne oder hinten im Heft eine Rolle, dort, wo die Stars aufgrund der Red-Carpet-Inszenierungen oder Paparazzi-Abschüsse vom Praktikanten oder Volo tiefenpsychologisch analysiert werden. Auf den großen Strecken muß die von Redaktion zu Redaktion unterschiedliche Bildsprache der Magazine gewahrt werden:  „Ich mach' mir die Welt - widdewidde wie sie mir gefällt“, und auch wenn sich die Beichten der Prominenten oft wiederholen, so werden die gleichen einstudierten bzw. im Authorisierungsprozeß glatt geschliffenen Phrasen zumindest in der sie umrahmenden Optik variiert: mal ist der Star voguig gestylt, mal brigittig.
Woher das Verlangen, jemanden, über den man redaktionell, nicht etwa in einer Modestrecke, berichtet, wie eine leblose Anziehpuppe auszustaffieren und herzurichten? Kann man den Lesern heutzutage wirklich keine Menschen zumuten, die so aussehen, wie sie nun mal aussehen, und vielleicht ihr Lieblingsteil aus der vorletzten Saison tragen (oder zumindest das Lieblingsteil ihres eigenen Stylisten – nicht das der Redaktion)? Will man mit entsprechend gestylten Promis die Leser Woche für Woche, Monat für Monat aufs neue in die Boutiquen oder Onlineshops treiben und so die Werbetreibenden aus der Modebranche gütlich stimmen? Will man einfach nur Gott spielen?
Manchmal geht das auch herrlich schief. Als die „freundin“ Katharina Borchert vor fast zehn Jahren fotografierte, war das Team vor Ort nicht so mit Borcherts Style zufrieden. Borchert fühlte sich „wie damals in der ersten Klasse, als mir der Lehrer erklärte, ich könne meinen Lieblingspulli nicht ununterbrochen tragen, schon gar nicht mit Flecken darauf. Schwarz ist nicht frisch und Lieblingspullover werden nicht nur am Wochenende gewaschen. Das Leben hält immer wieder schmerzhafte Erkenntnisse bereit.“ Sie ließ sich aber überrumpeln und reagierte dann erst im nachhinein, als Leserinnen auffiel, daß sie völlig anders als sonst gestylt war, und die Blogosphäre begann, das Outfit zu diskutieren.
Vielleicht hätte sie gleich beim Shooting ablehnen müssen. Vielleicht sollten wir alle den Mut haben, einfach nein zu sagen, damit sich etwas ändert.

Montag, 16. Dezember 2013

Ariadne von Schirach: Rebellin der Lust

„Als Autorin sehe ich mich auch noch in fünf Jahren“, versicherte mir Ariadne von Schirach, als ich sie 2007 in Berlin traf. Nun sind sechs Jahre vorbei und ihr neues Buch, „Du sollst nicht funktionieren – Für eine neue Lebenskunst“, kurz vor der Veröffentlichung. Hier mein in der „freundin“ 10/2007 veröffentlichtes Porträt.

Provoziert und mit Tabus gebrochen hat Ariadne von Schirach schon als Schülerin: Aus den Internaten in Marquartstein und Hohenschwangau flog sie trotz guter Leistungen „wegen Blasphemie, Subversion und Kiffens“. Auch den neuen Heiligen tritt sie kritisch entgegen: Klar sind Brad Pitt und Angelina Jolie ein Traumpaar und die Models in der Werbung wunderschön. Aber kann ihre Perfektion ein Maßstab für uns sein? Sorgen die Idole aus der Traumfabrik nicht dafür, dass wir uns in die Falschen verlieben? Dass wir selbst in einer Beziehung grübeln, ob wir nicht doch einen Besseren abkriegen könnten? Finden wir vor lauter Oberflächlichkeit den idealen Partner noch schwerer als den perfekt sitzenden Badeanzug?
Liebe, Sex, Shopping – die 28-jährige (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Textes, 2007) Autorin mit dem wachen Blick lässt ihr Erstlingswerk um diese Themen kreisen: „Der Tanz um die Lust“ schaffte es gleich in die Bestsellerlisten. Selten wurde in einem philosophischen Sachbuch so unterhaltsam und lebensnah über Liebe, Leidenschaft und Konsumsucht nachgedacht. Und vor allem so schonungslos direkt. Die Philosophiestudentin nimmt kein Blatt vor den Mund, in ihrer Welt gibt es Pornos, Drogen, Wodka, aber auch den Rausch, den eine Kauforgie bei H&M auszulösen vermag.
Doch die Offenheit hat Grenzen: Beim Interview in der Szene-Kneipe Bötzow Privat in Berlin-Mitte legt Ariadne von Schirach großen Wert darauf, dass sie keineswegs identisch mit der Ich-Erzählerin ihres Buches sei. Vielleicht weil dieses Rollenspiel hilft, Dinge öffentlich auszusprechen, die man sonst höchstens der besten Freundin erzählt. Von Schirach trinkt Orangina, raucht eine Zigarette nach der anderen und trägt einen blauen Blazer aus der Kollektion der HipHopperin Missy Elliott: Respect M.E. heißt das Modelabel, und es scheint eine passende Botschaft zu sein. Man soll ihr Privatleben respektieren. Selbst harmlose Fragen, etwa danach, ob sie Single sei, blockt sie rigoros ab. „Ich freue mich, wenn die Leute mein Buch lesen, aber ich sehe mich nicht als Medienfigur und habe kein Interesse, mein Privatleben zu vermarkten. Mir geht’s ums Schreiben.“ Doch reden kann sie auch. Mit unterhaltsamer Lebhaftigkeit schafft sie es im Gespräch, kleine Anekdoten mit großen Gedanken zu verknüpfen – eine Fähigkeit, die auch ihr Buch auszeichnet.
Aufgewachsen ist Ariadne von Schirach in einem Haus voller Bücher, bei ihrem Vater Richard, der auch geschrieben hat, darunter Erinnerungen an Ariadnes Großvater, Hitlers Reichsjugendführer und Gauleiter Baldur von Schirach. Die Familie war nicht reich, und letztendlich ist die junge Studentin von München nach Berlin gezogen, weil sie sich die teuren Mietpreise an der Isar nicht leisten konnte. Die Hauptstadt-Szene mit ihren Balzritualen war die perfekte Laboranordnung für von Schirachs Betrachtungen über moderne Liebe. Sie zog durch In-Clubs wie das „Cookie’s“, „Weekend“ oder„103“ und lernte den Popliteraten Joachim Lottmann kennen. Ihm erzählte sie ihre Tresen-Thesen von der übersexualisierten Gesellschaft. Daraufhin empfahl er sie an den „Spiegel“, der vor zwei Jahren ihren Essay „Der Tanz um die Lust“ abdruckte. Eine Literaturagentur wurde dadurch auf von Schirach aufmerksam, vermittelte einen Buchvertrag – und aus dem knappen Aufsatz wurde ein 382 Seiten dicker Bestseller.
Warum schreibt sie ausgerechnet über Sex? „Das war Zufall. Ich produziere ständig Ideen über alles Mögliche: Welche neuen Lebensmodelle es gibt; welche Werte man haben und seinen Kindern vermitteln sollte; welche Rolle die Quantenphysik spielt…“ Und wie geht’s weiter? „Ich lese gern, ich schreibe gern, ich liebe Worte und bin dankbar dafür, das zu meiner Arbeit machen zu können. Als Autorin sehe ich mich auch noch in fünf Jahren.“ Zunächst schreibt sie aber ihre Magisterarbeit – über die New Yorker Identitätskünstlerin Nikki S. Lee, eine Meisterin des Rollenspiels, deren Verkleidungen von der HipHopperin über die Geschäftsfrau bis zum Bücherwurm reichen. 

Update vom 15. Juli 2023: Eben erst aus der Todesanzeige für ihren Vater Richard von Schirach mitbekommen, dass Ariadne von Schirach mit ihrem ehemaligen Verleger Michael Zöllner eine Tochter, Aurora. Sie sind verheiratet

(Foto: André C. Hercher)

Montag, 1. Oktober 2012

Vea Kaiser: Durch und durch ein Großstadtmensch

Morgen, Dienstag abend, stellt Vea Kaiser im Münchner Literaturhaus ihren Debütroman vor. Für eine kleine Personalie habe ich sie vor ein paar Wochen interviewt und diesem Text in der „freundin“ veröffentlicht.
Schreiben hilft. Die 23-jährige Österreicherin hat ihre Kindheit in der Provinz gehasst. „Ich habe mich nie wohlgefühlt, nie am rechten Platz.“ Längst wohnt sie in Wien. Und sorgt mit ihrem Heimatroman „Blasmusikpop“ für Furore. Gerade weil es keine Abrechnung ist. „Meine Eltern waren wahnsinnig überrascht, weil ich mich früher immer über das Dorfleben lustig gemacht habe.“
Doch bei der Arbeit an ihrem ersten Buch hat Vea Kaiser offensichtlich ihren Frieden geschlossen. Bestechend genau, liebevoll und mit Witz fabuliert sie auf 496 Seiten über ein 500-Seelen-Nest in den Alpen. Und kam offenbar auf den Geschmack: „Die nächsten sieben Romane, die in meiner Schreibkiste schlummern, spielen alle in kleinen Orten.“

Samstag, 18. September 2010

Zum 200-Jährigen: Viva Mexiko!

Träge gleiten wir den kandierten Äpfeln entgegen. Von halb links kündigt sich mit blechernen Fanfaren eine Mariachi-Kapelle an, während rechts Blumen- und Spielwarenhändler auf und ab tanzen, bis sich eine kleine Garküche halsbrecherisch zwischen sie drängt und uns fast rammt. Alles fließt. Doch trotz meines Jetlags vom zwölfstündigen Flug nach Mexiko-Stadt halluziniere ich nicht etwa, sondern gondle auf einem bunt geschmückten Boot durch das kilometerlange Kanalgeflecht der Schwimmenden Gärten von Xochimilco. Während auf dem kleinen Kahn ein Picknick aus Hühnchen in schwarzer Schokoladensoße, gerösteten Schweineschwarten und mariniertem Kaktussalat mit frischem Koriander serviert wird, begegnen wir Hunderten von Barken mit Musikern, Händlern und einheimischen Ausflüglern – eine einzige Regatta der Sinnenfreuden.

Das von Indianern angelegt Wasserlabyrinth ist nur ein kleiner Rest des weitläufigen Seengebiets, das die Hauptstadt der Azteken umgab. Heute leben im trockengelegten Hochtal von Mexiko-Stadt 25 bis 30 Millionen Menschen. Auf den ersten Blick ein Wirrwarr aus tristen Vorstädten und überfüllten Schnellstraßen, grauen Häuserblöcken und kalt glitzernden Wolkenkratzern wie mein Hotel „Gran Meliá México Reforma“. Man muß nach Oasen wie den Schwimmenden Gärten schon gezielt suchen. Oder bekommt sie wie ich auf dem Präsentierteller gereicht.

Denn ich habe den Urlaub entspannt angepackt, die Reiseführer liegen lassen und mich auf eine organisierte Studienfahrt ins Reich der Azteken und Maya begeben: Ferien aus der prall gefüllten Wundertüte. Nur die groben Umrisse des Überraschungspaketes ließen sich erahnen: die Stufenpyramiden von Palenque und die Tempelanlagen von Teotihuacán, die Indiodörfer in Chiapas und zum Einstieg eben Mexiko-Stadt.

Wie Mexiko überhaupt aus dem Zusammenprall zwischen Indianern und spanischen Conquistadoren entstanden ist, zeigen Diego Riveras monumentale Fresken im Nationalpalast. Von 1926 bis 1945 hat der Künstler auf 450 Quadratmetern Aztekenherrscher und spanische Eroberer, Machos und Freiheitskämpfer, Maisbauern und Kautschuksammler, Pfaffen und eine indianische Liebesgöttin (mit den Gesichtszügen von seiner Ehefrau Frida Kahlo) in ihren Lebenswelten porträtiert. Ein farbenprächtiges Historienbild, zumal hier und heute auch noch vor dem Palasttor Nachfahren der Azteken in ihren traditionellen Kostümen tanzen, als wären sie eben diesen Wandgemälden entsprungen. Reine Touristenshow? Eher nicht, denn – wie nahezu überall in der Hauptstadt – ausländische Touristen sind rar. Um uns herum lauter Einheimische, die der Folkloregruppe zuschauen, beim Straßenhändler Tortillas aus blauem Mais naschen oder Schlange stehen, um sich von einem Schamanen ihre katholische Seele reinigen zu lassen. Jahrmarktstimmung scheint hier alltäglich zu sein, und wir lassen uns gern von ihr einfangen.

Natürlich ist Mathias, unser Reiseleiter, in Kultur und Geschichte bewandert, aber uns begeistert ebenso, dass er auch Mexikos beste Konditorei kennt. Bis spätabends verkauft die „Pastelería Ideal“ in der Ave. 16 de Septiembre Feingebäck und Kuchen. Die bis zu 90 Kilo schweren, mehrstöckigen Torten sind schon recht unhandlich. Aber ein kleiner Flan mit Früchten ist die perfekte Stärkung, denn wir wollen anschließend im Alameda-Park noch mitfeiern, wenn mehrere Kapellen lautstark um ihr tanzendes Publikum wetteifern.

Zu spät darf es nicht werden, denn am nächsten Morgen geht es in aller Herrgottsfrühe ins Anthropologische Museum, der nationalen Schatzkammer vorkolonialer Kunst. Jade-Mosaiken und Alabasterfiguren, Türkismasken und Perlmuttarbeiten, aus Muscheln geknüpfte Rüstungen und prachtvolle Federkronen, Kalendersteine und Kolossalfiguren zeigen die Vielfalt bekannter indianischer Kulturen wie die der Mixteken, Maya oder Azteken und der bis heute unbekannten wie namenlosen Erbauer der Tempelstadt Teotihuacán. Als wir später 50 Kilometer nordöstlich von Mexiko-Stadt auf der über 60 Meter hohen Sonnenpyramide von Teotihuacán stehen und die kilometerweite Monumentalanlage mit ihren Stufenbauten, Tempeln und der Zitadelle überblicken, verstehe ich, dass für die Azteken nur Riesen oder Götter als Baumeister in Frage kamen.

Einige Stämme halten ihre jahrtausendealte Tradition bis jetzt am Leben. Mit dem Flugzeug reisen wir 1000 Kilometer in Mexikos südlichsten Bundesstaat Chiapas, ein Zentrum der Maya-Kultur, wo heute noch zwölf Maya-Sprachen in Gebrauch sind und jedes Dorf seine eigene Tracht pflegt. Einer bunten Auswahl von ihnen begegnen wir bereits auf dem Indiomarkt von San Cristóbal de las Casas. In dem Gewirr der Marktstände reißt unsere zwölfköpfige Reisegruppe rasch auseinander. Ich bleibe bei den kitschigen Votivkerzen hängen, während Ditmar auf der Suche nach der regionalen Kaffeespezialität, dem „Tostador“, verloren geht und Tanja nach der schärfsten Salsa picante als Mitbringsel sucht. Außerhalb des Marktes finden wir uns schnell wieder, da das Städtchen mit seinen einstöckigen Kolonialbauten im maurischen Stil recht überschaubar ist. Mittendrin unser Hotel „Diego de Mazariegos“, das mit seinen Kolonnaden, Brunnen und Patios die schönste Kulisse für einen Zorro-Film böte. Doch wahrscheinlich hätte selbst Antonio Banderas Respekt vor der hauseigenen Cocktailbar, in der Tequila mit Maggi, Wodka, Rum, Weißwein und Bier zusammengemixt wird.

Den starken Mokka, den uns Tomasa, Catalina und Maria am nächsten Morgen servieren, kann ich gut gebrauchen. Wir sind zu Gast im Indiodorf San Lorenzo Zinacantán, wo die drei bei sich zu Hause den traditionellen Hüftwebstuhl vorführen und Ponchos, Taschen und Decken verkaufen. Zwischendurch laden sie uns auf ein paar frisch gebackene Tortillas ein, die wir mit Bohnen, Avocado, Salsa, Würstchen oder Käse füllen. Die von ihnen beim Backen benutzte Maismühle gleicht den im Anthropologischen Museum ausgestellten archäologischen Funden. Doch in Glaubensfragen hat die Maya-Kultur sich scheinbar modernisiert. Statt gefiederter Schlangen und Jaguarköpfen hängt am Hausaltar das Marienbild der Jungfrau von Guadalupe.

„Solange sich meine Schäfchen als katholisch empfinden, sind sie katholisch“, freute sich ein Bischof von San Cristóbal. Ihn störte nicht, dass die Indios ihrem Glauben nicht wirklich abschworen, sondern die Verantwortung für Regen, Fruchtbarkeit oder Ernte einfach katholischen Heiligen übertrugen, aber zugleich Bänke, Altäre und Priester aus den Kirchen entfernten und fortan einen heidnisch-katholischen Kult in Eigenregie betrieben. In der weißen Dorfkirche von Zinacantán finden wir sogar noch alte Tiergottheiten wie Hirsch, Jaguar und Ozelot. Leider ist Fotografieren verboten, und auch bei unserer nächsten Station dürfen wir die Kamera nicht benutzen.

Den Bus lassen wir bereits am Dorfrand stehen. Heute ist San Mateo, kein wichtiger Feiertag, aber in San Juan Chamula, wo ein wahnhaft-religiöser Kult das Leben bestimmt, Grund genug für eine mitreißende Kirmes. So weit das Auge reicht, bieten Indios Leckereien und Grundbedarfsmittel an wie Stockfisch, Zuckerrohr, die süße Zitronenfrucht Lima oder den Cremeapfel Cherimoya, während mit langen Holzknüppeln bewaffnete Dorfpolizisten in schwarzen und weißen Wollumhängen patrouillieren. Durch die überfüllte Hauptstraße schiebt sich eine maskierte Prozession, aus der heraus Feuerwerksraketen abgefeuert werden. Auf dem Kirchplatz trinken sich Männer Mut an, bevor sie unter die mit Böllern bestückte Stierattrappe schlüpfen und zu lautem Gekrache herumtänzeln. Das Geballere soll böse Geister vertreiben. Aus einem ähnlichen Grund hat das Land den weltweit größten Cola-Verbrauch. Cola ist in Mexiko heilig. Ein Zaubertrank, mit dem man die globale Macht des Coca-Cola-Konzerns auf sich übertragen und zugleich schlechte Energie wegrülpsen kann. In einigen Regionen hat sich die Pepsi-Reformation durchsetzen können, doch in Chamula gibt Coke den Ton an.

Deshalb sind Cola-Flaschen im Gottesdienst ebenso wichtig wie das Kerzenmeer und die Hühneropfer, wenn Hunderte von gläubigen Chamulas lautstark mit ihrem himmlischen Schutzpatron schachern. Der Erfolg der Fürbitten lässt sich leicht erkennen: Wirkungsvolle Heiligenfiguren glänzen in Festkleidung, die oft gewechselt wird, und sind vielfach mit Spiegeln behängt, um böse Wünsche auf den zurückfallen zu lassen, der sie äußert. Die Erfolglosen stehen dagegen ungeschmückt in der Ecke und können froh sein, wenn ihnen nicht ein Körperglied abgeschlagen wird. Offenbar hat unsere Reisegruppe den richtigen Heiligen angefleht, denn das angekündigte Unwetter setzt erst ein, als wir das Hochland verlassen, um 200 Kilometer weiter ins tropische Palenque zu fahren. Danke, San Mateo!

Ausgerechnet im Regenwald lacht uns die Sonne wieder zu. Wir sind bereits in der archäologischen Zone von Palenque, doch die Maya-Palastanlage entdecken wir erst, als wir unmittelbar davor stehen, so innig werden die Residenzbauten vom Dschungel umarmt. Die Tempel und Gemächer sind spektakulär gut erhalten: Schwitzbäder und ein Ballspielplatz, fließend Wasser und ausgeklügelte Belüftungsbauten, großzügige Zimmerfluchten und ein kleines Observatorium, prächtige Altäre und Grabmäler – würden wir nicht auch so wohnen wollen, wenn wir Herrscher des Jaguarthrons wären? Ein Deutscher hat das schon mal ausprobiert: Der Forschungsreisende und charmante Hochstapler Johann Friedrich Graf von Waldeck, dessen Zeichnungen Palenque berühmt machten, hat jahrelang in diesen Ruinen gelebt. Statt musealer Stille umgibt uns wie damals der Singsang der Brüllaffen, Zikaden und Grillen. Er hallt in unseren Ohren wider, während wir Fürstin San Kuk mit ihrem Sohn Pakal, Drachen, Göttervögel und viele andere Stuckfiguren, Reliefbilder und Schriftzeichen, die das Leben der Maya anschaulich vorführen, bestaunen. Jetzt erwartet uns leider ein Donnervogel der profanen Art: das Flugzeug Richtung Heimat. 
Dieser Text erschien zuerst in der „freundin“ 10/06 vom 26. April 2006

(Foto:  Martijn Munneke/flickr)

Donnerstag, 16. September 2010

Sind für BUNTE jetzt alle Blondinen gleich?

„DONNAwetter“ dichtet die „Bunte“ in ihrer neuen Ausgabe auf Seite 23  zur nebenstehenden Titelabbildung der gestern erschienenen „freundin DONNA“, „wir entdecken darin ein erotisch bebildertes Gespräch mit Schauspielerin Jutta Speidel, 56 (l. auf dem Titel)“. Nur sieht das Covermodel nun wirklich nicht nach Jutta Speidel aus, und ein Blick in die Titelcredits bestätigt es: Laurence Vanhaeverbeke heißt die Schöne.
Nicht weniger schön ist die Interviewstrecke mit der Speidel im Heft, aber offenbar hat da die „Bunte“-Redaktion wieder einmal etwas durcheinandergebracht.

Freitag, 23. April 2010

Copycats am Baumwall? Nein, bloße „Koinzidenz“

Das Déjà-vu kann beim Lesen kommen: Wenn landauf, landab quer durch die Redaktionen identische Interviewpassagen veröffentlicht werden, weil der Star anläßlich seines kommenden Films, seiner neuen CD, seines druckfrischen Bestsellers die immergleichen Sentenzen ins Mikrofon wiederholt oder es vielleicht auch gar nicht all die vermeintlichen Exklusivinterviews oder zweisamen Begegnungen gegeben hat, sondern das Dutzend Teilnehmer eines Round-Table-Gesprächs dieselben Brosamen ihrer Massenabfertigung ihren Redaktionen oder auch nur dem Leser als persönlichen Schatz verkaufen.
Manchmal gibt es aber auch originell formatierte Interviewserien à la „Im Taxi mit…“ oder „Was macht eigentlich…?“, die eine Redaktion kreiert und andere gern imitieren.
Der „Stern“ schafft es nun in seiner gestern erschienenen Ausgabe beide Eindrücke zu verknüpfen, ohne überhaupt kopiert haben zu wollen. „Freunde“ heißt die neue Serie, in der Fotograf Ludwig Rauch und Autor Helge Hopp jede Woche Freundespaare vorstellen, von denen einer prominent ist. „Die Idee zu dieser Kolumne“, so Chefredakteur Andreas Petzold auf Anfrage, ist ihm „von dem Fotografen Ludwig Rauch angeboten worden, der auch die Paarungen organisiert hat“.
Das Format erinnert nun aber auch an eine Kolumne der Frauenzeitschrift „freundin“. Seit September 2005 stellen darin wechselnde Autoren (zu denen auch ich bis 2007 gehört habe) alle 14 Tage eine Prominente und ihre beste Freundin vor, seit September 2006 fotografiert ausschließlich Jim Rakete „Unter Freundinnen“, stets innig vor neutralem Hintergrund, inzwischen sind auch mal gemischte Paare oder sogar reine Männerteams mit dabei.
Die Unterschiede will ich gar nicht leugnen: Beim Original eine drei Seiten lange Farbstrecke mit Wortlautinterview. Beim „Stern“ eine durchgeschriebene Seite in schwarzweiß mit einigen O-Tönen – oder um einen Kollegen zu zitieren: die Hartz-IV-Variante des Konzepts.
Andreas Petzold bezieht „bedauerlicherweise die 'freundin' nicht“, der zuständige Ressortleiter Kultur und Style, Kester Schlenz, früher lange Zeit für die „Brigitte“ tätig, versicherte mir telefonisch, daß weder ihm noch seiner Kollegin Silke Müller das – immerhin schon fünf Jahre existierende – Burda-Format bekannt gewesen sei. „Ich sage Ihnen ohne jede Arroganz: Wir haben es nicht geklaut. Wir haben das nicht nötig.“ Und offenbar ist auch sonst keinem in der Redaktion, Grafik oder Dokumentation die Parallele aufgefallen – oder um Schlenz zu zitieren: die „Koinzidenz“.
Als ob es nicht schon genug des Zufalls gewesen wäre, startet die „Stern“-Kolumne ohne ersichtlichen aktuellen Anlaß mit einem Porträt der Schwimmerin Britta Steffen und ihrer Bekannten Melanie Arndt – die im Sommer 2009 beide anläßlich der Schwimm-Weltmeisterin eben auch schon in der „freundin“ als Doppelpack präsentiert wurden.
Doch hier zieht der „Stern“ seinen letzten Trumpf: Rauch & Hopp hätten Arndt und Steffen bereits lange zuvor, im November 2008 getroffen, denn die neue „Stern“-Serie wurde ursprünglich für „Park Avenue“ konzipiert. Stehsatz nennt man so etwas gemeinhin.

Sonntag, 28. Februar 2010

Ulrike Zeitlinger: Vom Blattmacher zum V.I.P. Chocolatier

Wir kennen Sie als langjährige Blattmacherin („Mädchen“, „Cosmopolitan“, „freundin“) und working mom, doch nun hat sich Ulrike Zeitlinger, derzeit mit vier fünf Blättern („freundin“, „Wellfit“, „Burda Style“, „Alley Cat“, „Anton“ „freundin DONNA“) nicht gerade unterbeschäftigt, auf völlig neuem Terrain bewiesen, als V.I.P. Schokofee: Anläßlich der Eröffnung der Bunten Schokowelt von Ritter Sport in Berlin kreierte Zeitlinger neben Stars wie Iris Berben, Amelie Fried, Sarah Kuttner, Michaela May, Boris Entrup, Caroline Link und Florian Langenscheidt ihre ganz persönliche V.I.P.-Mischung aus Cranberry, Rotem Pfeffer und Macademia.
Ganz so neu ist das süße Geschäft für Zeitlinger auch nicht, schließlich beweist sich die Chefredakteurin seit der Geburt ihres nunmehr 5-jährigen Sohnes Ben als begeisterte wie begnadete Plätzchenbäckerin und Geburtstagstortenkünstlerin. Vom geschickten Einsatz vielfältiger Süßigkeiten zur Befriedung ihrer Redaktion ganz zu schweigen, da hat sie von ihrer langjährigen Mentorin Patricia Riekel gelernt, die erst unlängst wieder postulierte, daß Redakteurinnen nicht weinen könnten, wenn man ihnen etwas Süßes in den Mund steckt. 
Verkauft wurden die Promitafeln auf eBay, das ein noch härterer Bekanntheitsbarometer ist als „Buntes“ Star Control. Während Berben, Kuttner, Langenscheidt und ein Max Herre für ihre Tafeln zwischen 13 und 20 Euro zugunsten der – von Langenscheidt gegründeten – Kinderhilfsorganisation Children for a better World e. V. erzielten, liegt Zeitlinger immerhin noch mit ihren erlösten Geboten über Bestsellerautorin und Talk-Veteranin Amelie Fried oder Oscar-Preisträgerin Caroline Link.
Was wohl als nächstes kommt: eine Teemischung von Giovanni di Lorenzo oder Nagellack von Petra Winter?

Mittwoch, 24. Februar 2010

Babyalarm bei Burda

Allein 16 Neugeborene in fünf Jahren. Mehr müßte man gar nicht schreiben. Natürlich war es von „InStyle“- Chefredakteurin Annette Weber ungeschickt, so zu tun, als gäbe es bei schwangeren Redaktionsmitgliedern nur zwei Möglichkeiten: sie loszuwerden oder mit durchzuschleppen. Und diverse arbeitsrechtliche Gerichtstermine ließen auch ahnen, daß man bei „Elle“ und „InStyle“ als werdende Mutter eher einen schweren Stand hat.
Aber offen gesagt waren das eher neue Töne im Hause Burda. Ob die beispielhafte Schaffung eines betriebsnahen Eltern-Kind-Initiative mit Kindergarten und Krippe in der Burda-Bande oder Helmut Markworts Engagement für die Verbindung von Kind und Karriere in der „Focus“-Redaktion, Mütter waren in diesem Medienkonzern tendenziell gut aufgehoben. (Auch wenn es aus Markworts Mund immer leicht mutterkreuzhaft deutschtümeln klang, wenn er Redakteurinnen zur Fortpflanzung aufforderte.)
In der heute erscheinenden „freundin“-Ausgabe zeigt das Team um Chefredakteurin Ulrike Zeitlinger nun ganz konkret, wie man Job und Familie vereinbaren kann. Nicht umsonst ist Zeitlinger vor fünf Jahren während des Mutterschutzes von „Cosmopolitan“ zur „freundin“ gewechselt – und mit ihr die halbe Redaktion. Im Hause Jürg Marquard haben Mütter tatsächlich einen schweren Stand, während Burda nicht nur auf dem Papier viel anzubieten hat.
Flexible Arbeitszeitmodelle mögen in den Augen von Nedelchev und Weber nicht taugen, um ein monatliches Glossy zu produzieren, aber wie das 14-tägliche Vollprogramm der „freundin“ mit einer Mütterriege erfolgreich produziert wird, zeigt die stolze Redaktion im aktuellen Heft mit viel Understatement: „Alles ganz normal“, schreibt Zeitlinger in ihrem Editorial, und präsentiert sich weiter hinten im Heft auf sechs Seiten mit Kind und Kegelgenossinnen. Quer durch alle Ressorts und Hierarchien stellen sich beispielhaft zehn der working moms, die das Blatt mitgestalten, samt Nachwuchs vor. Insgesamt durften sich die Mütter in der Redaktion in den letzten fünf Jahren über 16 Neugeborene freuen, von den bereits größeren Kindern ganz zu schweigen. Auch ein Erfolg in dieser zahlengetriebenen Branche.

Dienstag, 16. Juni 2009

Eine wie keine: freundin 17/78

„Ohrläppchen durchstechen: Ist's gefährlich? Tut's weh?“

„Wenn die Eltern immer sagen: Nimm doch den, der ist so nett...“

„10 Mark Menü für zwei: Kassler-Aspik, Omelett mit Paprika, Baiser-Kranz“

„Nur noch chemisch reinigen? Viele Hersteller empfehlen, daß man sogar Baumwolle nicht mehr selbst waschen sollte“

Donnerstag, 4. Juni 2009

Kiralys Freundin im Arabellapark

Torhüter Gabor Kiraly zu 1860? Da wird vielleicht sogar „freundin“-Chefredakteurin Ulrike Zeitlinger zum Löwenfan. Als sie 2002 noch Droll hieß und „Cosmopolitan“ leitete, verriet sie der „Zeit“: „Ich bin vom Fußballfieber gepackt. Da jagen knackige Männer dem Ball hinterher, spielen sich emotionale Dramen ab - deshalb muss ran sein. Gott sei Dank hat es auch meine Freundinnen erwischt, sodass wir über die Vorzüge von Ballacks famoser Schusstechnik und die modischen Nachteile von Gabor Kiralys schlabbrigen Jogginghosen philosophieren können.“

Samstag, 12. Juli 2008

Hot Line

Bloß weil ich ein Kerl bin und viel Zeit online verbringe, denken manche Leute, ich hätte Ahnung. So brachte ich es einst zum Blogverantwortlichen bei der „freundin“. Und so ereilte mich jetzt auch der Hilferuf von Freunden, die bei 1&1 gekündigt hatten (weise Entscheidung) und zu Alice gewechselt sind (ich weiß nicht).
Das Internet lief tadellos, aber das VPN, Nadelöhr zum Arbeitgeber-Server, wollte nicht funktionieren und ein erstes Googeln nach der Konstellation aus Alice, VPN und dem Siemens SL2-141-I Modem, Router oder was auch immer, hatte besorgniserregende Antworten erbracht, in denen von aufgebohrter oder geflashter Hardware, dubiosen Firmware-Downloads und sonstigen Nerd-Attacken die Rede war. Dann doch lieber mich einschalten...
Fünf Stunden war ich zugange, davon allein 45 Minuten am Stück mit der Alice-Hotline, die vom Mac so viel Ahnung hatte wie ein Greis vom G-Punkt und letztendlich vorschlug, den Netzstecker zu ziehen, nachdem alles andere nicht funktionierte, aber am Ende war es wie beim Sex, keine Ahnung wie ich mich durchgewurstelt habe, aber ich habe es geschafft. Und während in den einschlägigen Foren stets recht tiefgreifende Maßnahmen vorgeschlagen wurden, war es letztendlich nicht viel mehr als eine schwer nachvollziehbare Kette geänderter Kennwörter, Häkchen und ähnlich profaner Voreinstellungen in den Systemeinstellungen des Macs, die alles wieder zum Laufen brachte. Aber nach diesen fünf Stunden war ich auch fix und fertig.

Freitag, 30. Mai 2008

Waren die offline?

„Endlich ist es so weit - die Blogs bei freundin.de sind wieder online und wir freuen uns auf neue Einträge und Kommentare. Und natürlich gibt es noch weitere Neuigkeiten: Ab sofort blogt Autor Kai Franke regelmäßig bei freundin.de.“ („freundin“-Newsletter)

Mittwoch, 28. Mai 2008

freundin ade

Einmal „freundin“-Blogger, immer „freundin“-Blogger, auch wenn Dieter Petereit korrekterweise ein ex davor setzt. Wenn ich nun heute mein „Geblogge für Burdas freundin“ rechts unten in der Ego-Spalte aka „Me, Myself & I“ gestrichen habe, dann keineswegs, weil ich mich davon distanzieren würde. Nur ist mir neulich beim Recherchieren in den alten Beiträgen aufgefallen, daß beim Content-Managementwechsel Kollateralschäden auftraten, also meine alten Beiträge zwar noch online zu sein scheinen, darin enthaltene Bilder aber gelöscht wurden, von den Texten nur die Anreißer vorhanden geblieben sind, aber der übrige Text („mehr“) fehlt, und meine Beiträge zwar noch mit Dorin getaggt sind, aber die Autorenangabe fehlt. Von den zahllosen Spam-Kommentaren, um die sich offenbar keiner mehr kümmert, ganz zu schweigen...

Freitag, 1. Februar 2008

freundin.de relauncht

Nicht jedem gefällt's. Ich find's auf den ersten Blick doch deutlich aufgeräumter... Aber der Genuß, von keinerlei Pop-up-Werbung genervt zu werden, wird wohl leider nicht dauerhaft sein oder etwas doch?

Update

Samstag, 19. Januar 2008

Wir nennen es Korrekturarbeit

Im Juni erscheint die Taschenbuchausgabe von Holm Friebes und Sascha Lobos „Wir nennen es Arbeit“ – und zwar als ausdrücklich aktualisierte Ausgabe. Einige Korrekturen ihres Loblieds auf die digitale Bohème stehen ja bereits online, samt Bitte um weitere Hinweise. Die waren letztes Jahr noch online via Kommentar möglich. Aber irgendwie scheint diese Kommentarfunktion für Errata offline zu sein – oder finde ich sie nur nicht? Und mein letztjähriger Hinweis auf ihre falschen Angaben zum "freundin"-Blog sind zumindest auf der Homepage nicht berücksichtigt wrden. Mal sehen, ob die Fehler in die Taschenbuchausgabe übernommen werden.

Samstag, 29. Dezember 2007

Blogtantiemen

Vorletztes Jahr hatte ich mir für die „freundin“-Blogs eine Digicam angeschafft, aber nicht zuletzt seitdem ich den jugendfreien Teil meiner Bilderausbeute auf flickr veröffentliche, wird das eine oder andere Foto auch von weiteren Webseiten oder Printtiteln übernommen. Mal legal, mal illegal. Deshalb fand ich es auch an der Zeit, der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst beizutreten. Mit einem Urheberkonto dort kommt man in den Genuß diverser Ausschüttungen für Pressespiegel, Lesezirkel, Kopien, Weitersendevergütungen oder digitale Verwertungen. Allein für meine 2006 in den „freundin“-Blogs online gestellten Bilder ergab das eben einen Scheck über 53,78 Euro. 2007 kamen ja noch jetzt.de oder „Insight“ dazu, und für 2008 gibt es bereits erste Anfragen. Kleinvieh macht auch Mist...

Mittwoch, 7. November 2007

Frau Czerny, das Internett und der Vogelschutz

Das Schöne an Frauenzeitschriften ist, daß dort Medienmanager wie Stephanie Czerny Dinge verraten, die sie einem Branchenjournalisten kaum anvertrauen würden. So erklärt Steffi Czerny, bei Burda eine Art Mutter der Online-Kompanie, in einer Sammelgeschichte der heute erschienenen „freundin“ über Top-Managerinnen, wie sie an die Spitze gekommen ist: „Ich habe Dr. Burda beim Skifahren kennengelernt. Er suchte Leute, die seine Sprache sprechen und neuen Medien gegenüber aufgeschlossen sind. Ich dachte damals, Internet schreibt man mit tt.“ Als Kreisgruppenvorsitzende im Landesbund für Vogelschutz wußte die gelernte Journalistin und Mutter von vier Kindern worauf es ankommt: „In der Natur habe ich gelernt, ganz genau hinzusehen und zu erkennen, wie alles vernetzt ist. Heute ziehe ich viele Parallelen zum Internet aus dieser Erfahrung.“

(Foto: Hubert Burda Media)

Donnerstag, 20. September 2007

Das Leben ist kein Mann?


„Offenheit, Lebenslust, Kontaktstärke, Konsumfreude und Empathie“? Irgendwie erinnert mich das Motiv der ansonsten recht erfrischenden „freundin“-Kampagne eher an die männerfeindliche Emanzipationsideologie der siebziger Jahre...