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Samstag, 19. März 2011

Kampf der schönen neuen Welt – Udo Jürgens vs. Google, Facebook, Twitter & Co

Vergeßt die Wattebauschfraktion aus Verbraucherschutzministerin Aigner, den Panikmachern von der Boulevardpresse und den EU-Kartellfuzzis. Jetzt kommts für Google, Facebook und Twitter wirklich dicke: Altbarde Udo Jürgens hat die Privatsphäre als neues Thema entdeckt. Und bei so einem populären Gegner muß man sich selbst in Palo Alto, Mountain View oder San Francisco wirklich warm anziehen.
Vorgestern hat der 76-Jährige sein neues Studioalbum „Der ganz normale Wahnsinn“ im Münchner GOP.-Varieté persönlich vorgestellt (– und heute abend dann bei „Wetten dass“). So wie Helmut Dietl vor 31 Jahren in der gleichnamigen Comedyserie noch fragte, „Woran es liegt, dass der Einzelne sich nicht wohl fühlt, obwohl es uns allen so gut geht“, geht Udo Jürgens ebenfalls dort hin, wo's weh tut oder man zumindest nachdenklich werden könnte. Also auch in die digitale Gegenwart.
„Du bist durchschaut“ heißt der entsprechende Track, in dem es nicht nur um seine wohl eher persönlichen Ängste geht:

„Am Flugplatz wirst Du eingescannt
bis hin zum großen Zeh
und Deine Kontodaten gibt es bald schon auf CD
Fehlt nur noch dass bei Facebook
Deine Leberwerte stehen“


Selbst solider lebende Zeitgenossen wähnt er in unserer „schönen neuen Welt“ rundum bespitzelt:

„Die Welt ist eine Google
da bleibt gar nichts mehr geheim
ob Wohnung, Haus, ob Garten
jeder schaut da
(unverständlich) online rein

Im Netz da lauern Hacker,
auf den Straßen Kameras
man sieht in uns rein
als wär'n wir aus Glas“


Doch sind wir in Udo Jürgens' Augen keineswegs alle nur unschuldige Opfer. „Wer hätte sich vor zwanzig Jahren vorstellen wollen, dass wir einmal alle ein Gerät mit uns herumtragen würden, mit dem man uns jederzeit innerhalb von drei Minuten orten könnte“, wunderte er sich während seiner CD-Präsentation, um zuzugeben, dass er sein Handy auch immer bei sich habe. „Weil ich es brauche – oder es mir zumindest einbilde“.

„Ganz offenherzig twitterst du
gibst alles von dir preis
den größten Mist
den kleinsten Scheiß“


Bei großen Hits wie „Griechischer Wein“ oder „Ein ehrenwertes Haus“ hat es Jürgens wiederholt geschafft, wichtige moralische Themen, die zuvor eher unterschwellig behandelt wurden, aus dem Diskussionsgetto besserwissender Gutmenschen zu befreien, zum allgegenwärtigen Tagesthema aufzuwerten und damit etwas zu bewegen. Heute würden wohl alle über solche Lieder twittern und facebooken, was wohl auch die Crux bei einem Thema wie „Du bist durchschaut“ ist. So wird dieser Klagegesang eher nur die Vorurteile der digital naïves bedienen. Ein Lied zum Abnicken. Nachdenklich macht eher das ungewöhnlich schmissige „Alles ist so easy“, in dem Jürgens sich ausgesprochen pointiert über den Denglish-Wahn ausläßt, in dem wir nur noch chatten, jetten und walken. Was alten Herren wie uns eben in der Gegenwart so unangenehm auffällt.

Updates: „Im Geiste meint man, hinter jeder neuen Zeile mit Brechstangen-Reim einen Karnevals-Tusch zu hören“, so Stefan Winterbauer in Meedia.
Inzwischen ist auch der vollständige Text auf der Webseite des Künstlers online.
„Der große Entertainer gehört einer Generation an, die noch Briefe schrieb, an Türen klingelte und Blumen verschenkte.“ „Bild“ steigt ins Thema ein.
Die „Süddeutsche Zeitung“ interviewt den Internet-Ausdrucker Jürgens zum Thema. „Die Herrscher müssen nichts so sehr fürchten wie diese neuen Möglichkeiten in der Online-Welt.“ Privat dagegen „können diese Möglichkeiten eine Lebenskatastrophe bedeuten.“

Mittwoch, 2. März 2011

Serge Gainsbourg oder die Gentrifizierung der Stars

20 CDs mit Schmuckband, biografischen Notizen, Bilder-Portfolio und dem musikalischen Gesamtwerk für knapp 150 Euro: Zum 20. Todestag kann man sich den kompletten Serge Gainsbourg jetzt adrett ins Regal packen – wenn auch (noch) nicht mit Ledereinband und Goldschnitt.
Dabei war das zu Lebzeiten noch ganz anders. Im Grunde hat man Gainsbourg in Frankreich zuletzt vor allem gehaßt. Weil er die Marseillaise verreggaet und mit seiner 12-jährigen Tochter Charlotte „Lemon Incest“ besungen hat, weil er vor laufender Kamera einen 500-Franc-Schein abfackelte oder Whitney Houston anvertraute, daß er sie gern ficken würde. Ganz dirty old bastard. Und bei uns in Deutschland nahm ihn eh kaum einer wahr, und wenn, dann meist nur in Verbindung mit dem Schiebertraum pubertierender Gymnasiasten im Partykeller: „Je t'aime...moi non plus“. Dann war er tot.
Sein Grab am Friedhof von Montparnasse oder sein Häuschen, rue de Verneuil 5 bis, sind in den zwei Jahrzehnten danach nahezu unberührt, höchstens noch schmuddliger, kaputter, großartiger geworden. Doch die Zeiten haben sich geändert, wie man an seinem Roman gut feststellen kann. Im Original nach dem malenden Titelprotagonisten „Evguénie Sokolov“ betitelt, haben wir vom Popa-Verlag ihn 1987 als „Die Kunst des Furzens“ eingedeutscht. Dreizehn Jahre später bringt der Blumenbar Verlag dieselbe Übersetzung als „Das heroische Leben des Evgenij Sokolov“ neu heraus.
Aus dem kleinen, miesen Provokateur war ein Held geworden. Künstlern wie Serge Gainsbourg ergeht es da nicht anders als einem Prenzlauer Berg oder dem Münchner Westend: ihre Fans sind alt, wohlhabend und saturiert geworden. Ihre kleine, schmutzige Nische mehrheitsfähig. Und ein Maxim Biller meint: „Dreißig Jahre vor Charlotte Roche erzählte der größte Komponist aller Zeiten, dass auch ein Arschloch schön sein kann, und schrieb darüber diesen soooo traurigen Roman.“ Mir war das alte häßliche Arschloch lieber...

(Foto: Garret McMahon/flickr)

Sonntag, 27. Februar 2011

Live-Blog zur Oscar-Nacht

(Update: Live-Blog zur Oscar-Nacht 2015 hier!) 
Alle Jahre wieder: Auch heuer blogge ich an dieser Stelle wieder live zur Verleihung der Academy Awards. Wer sonst zwischen Hollywood und Wien noch so bloggt, streamt oder die Übertragung von Pro Sieben und ORF 1 als Public Viewing präsentiert, habe ich auszugsweise zusammengestellt – die Liste wird laufend aktualisiert. Bis später!

Weitere Live-Blogger:

Wer twittert – vielleicht – aus dem Kodak Theatre (darunter einige Mominees): 

Public Viewing:

Streams
19:09
Das Bilderangebot auf dem Presseserver der Academy ist zumindest jetzt im Vorfeld weit schlechter als letztes Jahr. Insofern ist es möglich, daß ich im Lauf der Nacht mich mehr auf reine Textkommentare beschränken muß und nicht mehr viele schöne Bilder posten kann. Möglicherweise wechsle ich dann doch zu Twitter über...

20:45
Schneefall in L.A. County, Frostwarnung in der Stadt, das verspricht Nippelalarm am roten Teppich...

22:59
Mit der Doppelmoderation der beiden Leinwandschönheiten Anne Hathaway und James Franco droht zwar heute abend das langweiligste Intro seit langem, aber was die Filmauswahl und deren Darsteller betrifft („Biutiful“, „Black Swan“, „Social Network“, „The Kids Are Allright“, „True Grit“, „The King's Speech“), ist es eine der preiswürdigsten Auswahlen aller Zeiten...

23:47
Eine meiner liebsten Fernsehpappnasen, und so ziemlich die einzige, die ich gern noch öfter sähe, ist Steven Gätjen. Um so trauriger, daß er am roten Teppich heute für Pro Sieben erst kurz nach 1 Uhr on air geht, während die anderen Sender schon um Mitternacht mit ihrer Berichterstattung beginnen. Also wiederhole ich, um die Zeit bis dahin zu überbrücken, einfach einen Absatz aus meinem Oscar-Liveblog von 2009: Red-Carpet-Wegelagerer Steven Gätjen ist sicherlich einer der Mutigsten unter allen Fernsehfuzzis. Hat sich der blonde Beau doch tatsächlich trotz seiner panischen Angst vor Pferden vor ein paar Jahren von meiner Entwicklungsredaktion auf ein Roß setzen lassen. Wie man so furchtlos wird? Vielleicht liegt's an seiner Lehrzeit und der dort empfangenen Fanpost: „Den schärfsten Brief habe ich noch während meiner Zeit als MTV-Moderator bekommen. Da war ein Reagenzglas beigelegt. Und das Mädchen hat geschrieben: 'Steven, ich will deine Kinder!'“

0:02
Associated Press hat mit dem Live Stream vom roten Teppich angefangen.

0:05
Gleißendes Sonnenlicht, aber klirrende Kälte und ein frischer Wind in Hell-A.

0:26
Die Associated Press Reporter am roten Teppich loben Banksys preiswerte wie wirkungsvolle Graffiti-Kampagne (während andere Filme mit bis zu 20 Millionen $ beworben wurden) und fragen sich, ob und in welcher Verkleidung er gegebenenfalls den Oscar für den besten abendfüllenden Dokumentarfilm entgegen nähme. Die Academy scheint Bedenken gegen jegliche Gesichtsverhüllung geäußert zu haben.

0:35
Als würde es nicht reichen, daß James Franco moderiert und als bester Hauptdarsteller nominiert ist: Nach der Preisverleihung lädt er auch noch zu seiner eigenen Party und wird jetzt bereits mit klassischen Gastgebern wie Elton John, Vanity Fair oder Madonna in einem Atemzug genannt.

0:38
Ich bin ja gespannt, ob beim Rückblick auf die Verstorbenen Bernd Eichinger auftaucht... Sein Tod fand in Hollywood weit weniger öffentliche Resonanz als hier in München.

0:44
Erster Verlierer des Abends: Oscar.com! Von wegen „Oscar gets geeky“„Unfortunately, this feature is not available outside the United States“.

0:51
Wonach möchte Mila Kunis nie mehr gefragt werden? Von welchem Designer ist Ihr Kleid (hier: Elie Saab)? Nein, bitte nie mehr nach der Bettszene mit Natalie Portman fragen!

0:59
Steve Martin: „Oscar Holy Sunday – The Ritual Thanking of the Lord for Helping One Win and For Not Helping the Other Nominees.“

1:04
Bin gespannt, ob Annemarie Warnkross gleich die ersten zwanzig Minuten vom roten Teppich in dem gleichen Outfit bestreitet, daß sie auf dem Promobild trägt. Erinnert mich ein bißchen an die nuttigen Outfits in Paul Verhoevens „Showgirls“.

1:09
Nein, tut sie nicht.

1:13
Langsam wird's ernst: Zwei Fernsehfenster, acht Tabs und die Twitter-App am Start.

1:20
And the Oscar goes to „The King's Speech“, James Franco und Natalie Portman – meint zumindest Mashable. Aber die haben auch den Live Stream auf Oscar.com empfohlen...

1:25
Déja-vu von den Golden Globes: Auch bei den Oscars setzen Damen wie Jennifer Hudson auf Golden Globes.

1:37
Mark Ruffalo
heißt bei mir ab jetzt nur noch der Grüffelo.

1:39
Steven Gätjen: „Da sehen Sie übrigens Maria Furtwängler, die im gleichen Flieger saß wie ich... Frau Furtwängler, wie kommen Sie hierher?“ „Ich war auf einer spannenden Konferenz über Quantenphysik, und jetzt bin ich hier, wenn das nicht Quantenphysik ist!“

1:43
Gätjen meint, Penelope Cruz wäre nicht da. Habe ich sie vorhin nicht auf dem AP-Stream gesehen, in einem roten, mit Goldregen übersäten Kleid – oder war das ihre Schwester?

2:02
Lustig wie – etwa hier bei Natalie Portman oder auch bei Jennifer Hudsons rotem oder doch orangefarbenem Outfit – je nach Sender/Stream die Kleiderfarben changieren...

2:09
theTVaddict: „Hoping the Oscar host version of James Franco is more entertaining than the interview subject one“.

2:13
Bei Reuters muß jemand in Scarlett Johansson verliebt sein (wo nicht?). Als einzige kriegt sie gleich drei Bilder hintereinander...

2:26
Was nützt das Gerede von der anvisierten jüngeren Zielgruppe und der Einsatz neuer Moderatoren, wenn sie mit der stinklangweiligen Red-Carpet-Show alles vom Fernseher vertreiben, was sich noch ohne Rollator zu bewegen vermag?

2:37
Wo hat James Franco nur die Oscar-Statue versteckt?

2:40
Und mit dieser ganzen Mominees und Grannies kommen sie bei jungen Zuschauern sicher auch toll an... Die Einspieler waren okay, aber auf der Livebühne loosen Franco und Hathaway ziemlich ab...

2:45
Marius Zekri: „Im Vergleich zu Hugh Jackman und Alec Baldwin sind James Franco und Anne Hathaway so lustig wie Fußpilz“.

2:52
Erster ganz großer Moment: Kirk Douglas auf der Bühne. Zu Anne Hathaway: „Where were you when I did movies?“

2:59
Die ersten offiziellen Bilder von der Ankunft sind da. Nur hängt der Log-in für die High-Rez.
„The server is temporarily unable to service your request due to maintenance downtime“.

3:01
Justin Timberlake: „I, hm, I'm Banksy!“

3:03
Schade, kein Oscar für den Grüffelo.

3:06
Dann eben ein paar Low-Rez High-Rez zwischendurch.

Florence Welch

Michelle Williams

Scarlett Johansson

3:13
Josh und Javier in Eierschalenfarben, das geht ja gar nicht.

3:16
Nach dem Oscar für Aaron Sorkins Drehbuch zu „The Social Network“ will ich glatt noch einmal seine ganzen „West Wing“ Staffeln sehen.

3:20
Drehbuchautor David Seidler („The King's Speech“) in seiner Dankesrede: „My father always said to me I would be a late bloomer“.

3:25
Langsam wird's peinlich.


3:43
Wenigstens funktioniert das Log-in zu den High-Rez jetzt.

Halle Berry

Reese Witherspoon

Gwyneth Paltrow

4.18
Es gibt zwei Möglichkeiten, wenn ich beim Bloggen verstumme: Ich bin gebannt oder entsetzt. Heuer letzteres...

4:23
Schade, daß wir keine Chance bekamen, Banksy zu erleben, aber Charles Ferguson („Inside Job“) machte es mit seiner Dankesrede wett: „Three years after financial meltdown, caused by fraud, not a single financial executive has gone to jail and that's wrong.“

4:27
Billy Crystal, das war der Gastgeber, als wir uns beim Oscar noch amüsierten. Und kaum steht er auf der Bühne, lacht der Saal...

4:34
Hatte ich doch recht: Gerade kommen die Bilder von Penelope Cruz Hand in Hand mit Javier Bardem rein...
Cate Blanchett

Marisa Tomei

Natalie Portman

Schon ein paar Augenblicke her, aber der größte Lacher des Abends: „Should have gotten a haircut“, Luke Matheny bei seiner hinreißenden Dankesrede.

4:55
Céline Dion
gedenkt der Toten. Habe ich vor Schreck Bernd Eichinger übersehen oder haben sie ihn tatsächlich ignoriert? (Würde mich nicht wundern, so wie man in Hollywood die Todesnachricht behandelt hat...)

5:30
Wenn schon die Oscar-Verleihung keine Überraschungen birgt: Pro Sieben promotet in der Werbepause groß die ZDF-Produktion „Der Grüffelo“. Na ja, als einzige deutsche Oscar-Nominierung...

(Fotos: A.M.P.A.S., Ivan Vejar / A.M.P.A.S., Darren Decker / A.M.P.A.S., Brian Crowe / A.M.P.A.S., Michael Yada / A.M.P.A.S., Pro Sieben, 30 Rock)

Montag, 13. Dezember 2010

Francis Ford Coppola: Vielleicht haben die Kids recht, die Musik und Filme illegal downloaden

„Man wird mich dafür lynchen, dass ich das sage, aber vielleicht sind die Zeiten vorbei, in denen man mit Kunst Geld verdient, und vielleicht haben die Kids recht, die Musik und Filme illegal downloaden. Vor zweihundert Jahren mussten Komponisten oft als Dirigenten arbeiten, weil es keine Tantiemen gab. Und vielleicht wird es wieder so. Viele große Literaten hatten andere Berufe, ich persönlich verdiene mein Geld nicht mehr mit meinen Filmen, sondern mit meinem Wein.“
Francis Ford Coppola, zitiert nach Susan Vahabzadehs Reportage über das Filmfestival in Marrakesch in der „Süddeutschen Zeitung“ von heute

Update: Ausführliche englischsprachige Zusammenfassung von Coppolas Statements in Marrakesch.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Josef von Ferenczy – Münchner Medienveteran mit „zu viel Zeit und zu wenig Zuhörern“

Er war der Fescheste und am besten Vernetzte, damals, als Verleger noch ein Reich hatten, über das sie autokratisch herrschen konnten, und Edelfedern wie Husaren in die Schlacht um Auflagen und Sensationen zogen. Während ein Kardinal Richelieu nur an einem Hof die Strippen zog, war Josef von Ferenczy die allgegenwärtige Eminenz, die zwischen vielen Verlagshäusern, Redaktionen und Autoren vermittelte. Ein ganz großer Münchner, wunderbar von Fritz Muliar als Medienmanager Gregori Wiener in „Kir Royal“ dargestellt.
Und von einem unbarmherzigen Schicksal gebeutelt, wie es selbst den ganz Großen widerfährt. Beide Söhne tragisch früh verstorben, alle Besitztümer passé, der Einfluß verschwunden, in den Zeitungen von gestern im Rollstuhl, am Grab seiner Frau trauernd zu sehen. In seinem Grünwalder, längst verkauften Heim nur noch bis zum Frühjahr geduldet. Seine letzten Besitztümer am 2. Dezember bei Neumeister meistbietend zu ersteigern. Aber selbst im Schmerz immer noch ganz groß. Ein paar Jahrzehnte früher hätte er ein Schicksal wie seines als Fortsetzungsgeschichte an die „Quick“ verhökert.
Für das Oktober-Heft der „w&v Society“ hat Lisa Priller-Gebhardt die Medienlegende besucht, die heute „zu viel Zeit und zu wenig Zuhörer hat“ und den 91-Jährigen liebevoll porträtiert, seinen Aufstieg, der ebenso beispiellos war wie sein Abstieg. Heute ist selbst sein Telefon oft gesperrt, wenn er die Rechnung nicht zahlen kann.

Update: Wie die „BILD“ meldete, ist Josef von Ferenczy am 29. Mai gestorben. Die Bayerische Staatsregierung würdigte seine Lebensleistung.
Beate Wedekinds Porträt zum 90.

Samstag, 25. September 2010

„The Social Network“:
„Ich bin Unternehmer“ – „Du bist arbeitslos“


Justin Timberlake als Napster-Gründer Sean Parker in David Finchers „The social network“. Natürlich steht im Film Mark Zuckerberg im Mittelpunkt, ist aber bei weitem nicht so sexy wie Parker. Wobei Fincher („Se7en“, „Fight Club“, „The Game“) Facebook-Gründer Zuckerberg als Citizen Kane des 21. Jahrhunderts feiert, und Facebook selbst – anders als sein Obernerd – so sexy rüberkommt, daß sich jeder Zuschauer gleich nach dem Kino sofort anmelden wird, so er nicht schon längst dabei war.

Dienstag, 22. Juni 2010

Karl Lagerfeld über „Focus“, den „Spiegel“, Angela Merkel und die Präsidentschaftswahl

Die heutige „Libération“ entstand unter der Chefredaktion Karl Lagerfelds, und bei der Blattkritik ließ er sich (auf französisch) auch zu deutschen Themen aus wie dem Wettstreit der Nachrichtenmagazine, der Bundeskanzlerin oder den Kandidaten fürs Amt des Bundespräsidenten (siehe Video unten). „Focus“ wäre so erfolgreich gewesen, weil es das Internet vorweg nahm. Jetzt gibt's dafür genug Alternativen online. Der „Spiegel“ hätte daher in dieser Zeit richtigerweise auf gute Schreibe, auf Autorennamen gesetzt und damit Oberhand gewonnen. Und Angela Merkels Stärke läge nicht gerade im Rednerischen...




Karl Lagerfeld, rédac'chef de Libé
Hochgeladen von liberation. - Kunst und Animation Videos.

Freitag, 23. April 2010

Deutscher Filmpreis: Diktatur, Manipulation & Schizophrenie bei der Lola? (ARD, 21.45 Uhr)

Die Münchner „Abendzeitung“ hat heute einen bereits mehrere Tage in den Medien kursierenden Offenen Brief des Filmjournalisten, Regisseurs und Produzenten Eckhart Schmidt veröffentlicht:

„Sehr geehrte Damen und Herren,
Mitglieder der Deutschen Filmakademie,

ich behaupte Diktatur, Manipulation, Schizophrenie in der Akademie: Warum Diktatur? Ich fühle mich diktatorisch bevormundet, wenn eine Jury vorentscheidet, über welche Filme ich dann als Mitglied der Akademie entscheiden darf.
Die Filmakademie wurde nicht zuletzt deshalb ins Leben gerufen, um das manipulative Jury-Unwesen abzuschaffen. Durch die Hintertür ist die Diktatur einer Jury zurück gekehrt. Offenbar misstraut man einem freiheitlichen Verfahren und traut den Regisseuren, Kameraleuten, Produzenten etc. nicht zu, selbst die Besten aus ihren Reihen zu nominieren. Entmündigung und Diktatur statt Freiheit.
Warum Manipulation? Wenn es ein Film soweit gebracht hat, in der Kategorie 'Bester Film' von der Vor-Jury nominiert zu werden, dann setzt die Manipulation der Filmakademie noch einmal ein. Ich möchte mich unter der handvoll nominierter Filme nur für einen einzigen entscheiden: für meinen Lieblingsfilm! Das aber darf ich nicht. Ich muss insgesamt drei Filme wählen oder meine Stimme ist ungültig. Ich muss also neben meinem Lieblingsfilm noch für zwei weitere Filme stimmen, egal, wie unterirdisch ich sie finde.
Die Konsequenz dieser manipulativen Praxis ist, dass ein Film plötzlich die Lola als 'Bester Film' erhalten kann, den ein Großteil der Akademie-Mitglieder gar nicht wählen wollte, den sie aber auch wählen mussten, damit ihre Stimme nicht ungültig wird!
Warum Schizophrenie? Fast alle deutschen Filme entstehen mit Beteiligung des Fernsehens als Co-Produzent. Das Fernsehen ist deshalb zum entscheidenden Faktor für das Zustandekommen eines Films geworden. Es ist Schizophrenie der Filmakademie, diesen für den Film wichtigen Partner nicht zum vollwertigen Partner zu machen und ihn wie jeden anderen Produzenten zu beteiligen. Selbst TV-Co-Produzenten de in der Kategorie 'Bester Film' nominierten Filme werden nicht zu der vom Fernsehen (!) ausgestrahlten Lola-Show eingeladen oder müssen um ihr Ticket kämpfen. Schizophrener geht's nicht.
Eckhart Schmidt
(zur Zeit noch Mitglied der Deutschen Filmakademie“


(Foto: rbb/picture-alliance/dpa)

Sonntag, 4. April 2010

Harcourt – Die Traumfabrik von Paris

Da die „Welt am Sonntag“ heute über die „Traumfabrik von Paris“, das Fotostudio Harcourt berichtet, hier ein paar Bilder aus meiner Kollektion.
Jean Marais
Edwige Feuillère
Danielle Darrieux
Jean-Louis Barrault
Marie Déa
Suzy Solidor
Micheline Presle
Danielle Darrieux
Pierre Richard Willm
Simone Valère
Gérard Philipe
Edwige Feuillère
Gaby Andreu