Er war der Fescheste und am besten Vernetzte, damals, als Verleger noch ein Reich hatten, über das sie autokratisch herrschen konnten, und Edelfedern wie Husaren in die Schlacht um Auflagen und Sensationen zogen. Während ein Kardinal Richelieu nur an einem Hof die Strippen zog, war Josef von Ferenczy die allgegenwärtige Eminenz, die zwischen vielen Verlagshäusern, Redaktionen und Autoren vermittelte. Ein ganz großer Münchner, wunderbar von Fritz Muliar als Medienmanager Gregori Wiener in „Kir Royal“ dargestellt.
Und von einem unbarmherzigen Schicksal gebeutelt, wie es selbst den ganz Großen widerfährt. Beide Söhne tragisch früh verstorben, alle Besitztümer passé, der Einfluß verschwunden, in den Zeitungen von gestern im Rollstuhl, am Grab seiner Frau trauernd zu sehen. In seinem Grünwalder, längst verkauften Heim nur noch bis zum Frühjahr geduldet. Seine letzten Besitztümer am 2. Dezember bei Neumeister meistbietend zu ersteigern. Aber selbst im Schmerz immer noch ganz groß. Ein paar Jahrzehnte früher hätte er ein Schicksal wie seines als Fortsetzungsgeschichte an die „Quick“ verhökert.
Für das Oktober-Heft der „w&v Society“ hat Lisa Priller-Gebhardt die Medienlegende besucht, die heute „zu viel Zeit und zu wenig Zuhörer hat“ und den 91-Jährigen liebevoll porträtiert, seinen Aufstieg, der ebenso beispiellos war wie sein Abstieg. Heute ist selbst sein Telefon oft gesperrt, wenn er die Rechnung nicht zahlen kann.
Update: Wie die „BILD“ meldete, ist Josef von Ferenczy am 29. Mai gestorben. Die Bayerische Staatsregierung würdigte seine Lebensleistung.
Beate Wedekinds Porträt zum 90.
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