Samstag, 8. Dezember 2007

Profis oder Nutten?

In seinem durchaus lesenswerten Aufmacher der „SZ“-Wochenendbeilage: „Web 0.0“ lobt Bernd Graff das Internet durchaus, wundert sich aber über die vorbehaltlose Begeisterung für die sogenannte „Weisheit der Vielen“ und setzt dieser „Idiotie“ ein Plädoyer für eine „Wissensgesellschaft mit Verantwortung“ entgegen. Warum er nun diese Wissensgesellschaft aber quasi mit der Informationsbildung der Tageszeitungen und Magazine gleichsetzt, ist schwer nachvollziehbar. Ich weiß nicht, ob Herr Graff in den letzten Jahren die „Süddeutsche Zeitung“, den „Tagesspiegel“, „Focus“ und „Spiegel“ gelesen hat, von der „BILD“ ganz zu schweigen. Aber Journalismus mit den Watergate-Enthüllern gleichzusetzen, ist etwas einseitig. Da gibt es leider zunehmend in der Presse, auch in den oben genannten Blättern, Kampagnenjournalismus, Liebesdienste an Anzeigenkunden, Gefälligkeitsartikel, schlechte Recherchen – und grundsätzlich in der Branche einen Trend zum Unkritischen, Unterhaltsamen, zwanghaft Positiven. Einen Grundsatzartikel, der den Internet-Communities jeden Pups vorhält, aber für die Kollegen nur einen Heiligenschein anbietet, kann man leider nicht ernst nehmen. So sehr sich Kollege Graff auch scheinbar um eine Ausgewogenheit zu bemühen scheint.

Update: Die Diskussion dazu in der Blogosphäre.

Ein Tropfen zuviel

Ein Tropfen an den Lippen einer 19-Jährigen kann sehr verführerisch wirken, aber nicht wenn es sich dabei um Herpes-Crème handelt...

Freitag, 7. Dezember 2007

Chercher la femme

ksklein hat ein paar interes- sante Lands- leute von mir ent- deckt. Da versteht man, warum Bukarest bei Expats so beliebt ist.

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Rich insolvent

Erst hat es das halbe Sales-Team erwischt und jetzt auch den Rest der Mannschaft. „Rich“ ist Kress, Kontakter & Co zufolge insolvent – und auch wenn ich das Konzept schlecht kopiert fand und dem Projekt nicht gerade wohlwollend gegenüberstand, ist es immer traurig, wenn eine Redaktion scheitert.

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Rechnungshof kritisiert Bambi-Subvention

Laut der „Süddeutschen Zeitung“ von heute hat der Bayerische Oberste Rechnungshof (ORH) in seinem Jahresbericht die staatliche Unterstützung der Bambi-Verleihung 2005 in München harsch kritisiert. Der Zuschuß in Höhe von 200.000 Euro durch die Staatskanzlei an den Burda Verlag sei „unvertretbar, da die Verleihung ohnehin in München stattgefunden hätte“. In der von der Printfassung abweichenden Onlinemeldung sei diese Finanzspritze dem Rechnungshof „völlig unverständlich. Da in vielen Bereichen rigoros gespart werde, sei die Unterstützung dieser 'glamourösen Preisverleihung' schlicht nicht vertretbar.“

Im Jahresbericht heißt es: „Die Gesamtkosten der Veranstaltung lagen bei über 4 Mio €. In einem Vermerk der Staatskanzlei vom 12. September 2005 ist u. a. ausgeführt, dass der Medienpreis 'Bambi' erstmals wieder seit 1995 in München verliehen werden würde und eine finanzielle Unterstützung erbeten worden sei. Der Preis würde in München verliehen werden, um WM-Stimmung zu produzieren und im Zeitalter der digitalen Kommunikation ein Zeichen für München als Hauptstadt der digitalen Technologie in Deutschland zu setzen. Die Staatskanzlei sei unter Hintanstellung anderer Projekte in der Lage, statt der erbetenen 500 000 €, einen Betrag von 200 000 € zur Verfügung zu stellen. Es erscheine möglich, Bambi wie- der enger an München zu binden. Die Veranstaltung schmücke sowohl München als auch den gesamten Medienstandort Bayern. Es ergäbe sich die Chance auf eine längerfristige Zusammenarbeit mit Bambi.

Die Staatskanzlei hat aufgrund des Antrags des Veranstalters aus der Burda-Gruppe vom 21. November 2005 mit Bescheid vom 28. November 2005 eine Zuwendung in Form einer Projektförderung als Fehlbedarfsfinanzierung von 200 000 € aus dem Kap. 02 03 Tit. 686 84 'Veranstaltungen im Medienbereich' bewilligt. Dazu mussten Mittel aus einem anderen Titel umgeschichtet werden.

Bewertung durch den ORH
Nach Ansicht des ORH fehlte es an den rechtlichen Voraussetzungen für eine Zuwendung. Art. 23 BayHO fordert ein erhebliches staatliches Interesse an der geförderten Maßnahme, das ohne die Zuwendung nicht oder nicht im notwendigen Umfang befriedigt werden kann. Vorgenannte Zuwendung hat zu keinem zusätzlichen Effekt geführt. München stand schon vor dem Zuwendungsverfahren als Veranstaltungsort fest, wie einer Presseerklärung des Unternehmenssprechers der Hubert Burda Media vom 17. Juni 2005 zu entnehmen war. Eine längerfristige Bindung der Preisverleihung an München ist nicht erkennbar. Der bisherigen Praxis zufolge und nach Zitaten aus der Burda-Gruppe findet die Preisverleihung weiterhin an wechselnden Veranstaltungsorten statt. Die Zuwendung lag bei 5 % der Gesamtkosten. Es handelt sich hier nach Ansicht des ORH um einen typischen Mitnahmeeffekt. Eine Notwendigkeit der Förderung der Veranstaltung vermag der ORH nicht zu erkennen.

Stellungnahme der Staatskanzlei
Die Staatskanzlei hat ausgeführt, dass die Frage eines erheblichen staatlichen Interesses eine Ermessensentscheidung sei, bei der auch langfristige und mittelbare Effekte berücksichtigt werden könnten. Für die Prioritätensetzung bei der Verwendung knapper Haushaltsmittel bestünde ein Einschätzungsspielraum der fördernden Stelle. Die Förderpraxis der Länder sei Ursache für die wechselnden Veranstaltungsorte. München drohte als Veranstaltungsort auszuscheiden, was als medienpolitischer Verlust angesehen worden wäre. Für die Förderentscheidung sei auch der mittelbare Effekt der Zusage im Hinblick auf die zahlreichen anderen Medienaktivitäten des Veranstalters am Standort München relevant gewesen. Die
Bambi-Verleihung sei eine gute Werbung für den Medienstandort München gewesen. Das erhebliche staatliche Interesse ergäbe sich aus der langfristigen Wirkung.

Auffassung des ORH
Der tatsächliche Verlauf und die Aktenlage sprechen dagegen, dass die Zuwendung einen Einfluss auf die Festlegung für München als Veranstaltungsort hatte. Der ORH vertritt nach wie vor die Auffassung, dass es sich bei der Zuwendung um einen reinen Mitnahmeeffekt handelte und eine Förderung nicht notwendig gewesen wäre. Ferner ging die Bereitstellung der Mittel zulasten der 2005 aufgrund der schwierigen Haushaltssituation drastisch gekürzten Ansätze im Medienbereich, die damit den niedrigsten Wert seit Jahren erreicht haben.“

Montag, 3. Dezember 2007

Die Jagd nach den Werbegeldern

„Gemessen an der Zeit, die Menschen mit Medien verbringen, verdient die Print-Branche überproportional viel Geld, und das wird nun umverteilt. So machen Magazine nur noch fünf Prozent der Mediennutzung aus, bekommen aber 20 Prozent des Werbeumsatzes. Und nur noch vier Prozent der Mediennutzungsdauer entfallen auf Tageszeitungen, aber fast ein Viertel der Werbung. Beim Internet ist es umgekehrt: 18 Prozent ihrer Zeit, die sie für Medien investieren, verbringen die Menschen im Web, Tendenz steigend. Der Anteil am Werbeumsatz lag 2006 aber nur bei neun Prozent. Diese Unwucht im nationalen Werbemarkt, auf dem es aufschwungbedingt satte fünf Milliarden Euro zu verteilen gibt, macht nun alle ganz wuschig.“ Oliver Gehrs in „brand eins“ über das Geldverdienen im Web (via Perlentaucher)

Kann Kohlenstoff anbrennen?

Wie der „BuchMarkt“ meldet, wird Kathrin Passig, „die sich selbst als 'Anti-Köchin' bezeichnet“, für den Gräfe + Unzer Verlag im Rahmen seines soeben gestarteten Kochportals Küchengötter gastweise bloggen. Bisher ist das Angebot dort aber noch eher Magerkost.

Sonntag, 2. Dezember 2007

Der Bambi als Hochamt

Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ heute über Elisabeth Furtwängler, die Tochter von Maria Furtwängler und Hubert Burda: „Die Schülerin der zehnten Klasse des Münchner St.-Anna-Gymnasiums hatte sich wegen der Düsseldorfer Veranstaltung gleich zwei Tage schulfrei genommen, 'muss zum Bambi'.“ Normalerweise werden solche Befreiungen nur aus wichtigem Grund (Hochzeit, Beerdigung, Krankheit, kirchliche Feste) erteilt.

Pretty in pink

Während ich gebannt auf die Residenzstraße achtete, hat Manner in der Hohenzollernstraße gleich einen zweiten (oder ersten) Store aufgemacht. Der Cappuccio kostet stolze 2 Euro 60. Nicht der einzige Grund, den plüschfarbenen Albtraum zu meiden.

Update: Der pinke Alptraum an der Hohenzollernstraße hat im August 2008 geschlossen. R.I.P.