Donnerstag, 31. Juli 2008

Fürwahr

Gruban stopft Kommentatoren das Maul

Daß Patrick einen Blogbeitrag gegen Geld löscht, mag noch angehen, und daß er keinen Bock hat, sich mit Abmahnungen herumzuschlagen, auch, aber wenn ich seine Erklärung recht verstehe, ging es bei dem Deal vor allem darum, unliebsame Kommentare verschwinden zu lassen, und das klingt für mich schon nach Zensur. Daß er für die Kommentare haftet und es da gewisse Grenzen gibt, versteht sich von selbst, aber wie er selbst schreibt: schließlich „seien die Kommentare - soweit ich sie gelesen hatte - negativ aber nicht verleumdend und ich würde auch gerne jeden Kommentar entfernen, den ich übersehen hatte“. Sie mitsamt den Beitrag für 800 Euro zu löschen und das auch noch halbironisch als Geschäftsmodell anzupreisen, finde ich aber kaum akzeptabel. „Ich habe jedenfalls kein Problem damit, weiter Geld für das Löschen von Beiträgen zu nehmen.“ Tja, lieber Patrick, nur löscht Du nicht Deine Beiträge, sondern die Deiner Kommentatoren, das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied. Vorbildlich, daß er es immerhin transparent handhabt, aber jetzt würde ihn dennoch nur noch eins vor ewiger Verdammnis retten: Teile die Kröten mit den gelöschten Kommentatoren, sonst ernenne ich Dich zum Olympia-Pekinesen ehrenhalber!

Updates: law blog, Corporate Blog INlife, NetzNews, Blogging Tom.
Patrick Gruban weist meinen Zensurvorwurf zurück.

Der BR läßt Blogger zu Wort kommen

Zu einem Interview war ich das letzte Mal vor etwa dreißig Jahren im BR-Funkhaus, als Schülersprecher im Zündfunk. Seitdem sind immerhin die Techniker sehr viel hübscher geworden (die Redakteurinnen waren es schon immer). Heute bat man mich nun als Blogger vors Mikro, und wie schon bei den „Stern“-Terminen bekam ich auch dieses Mal wieder zu hören, ich sei so „reflektiert“. Das sehe ich persönlich ganz anders, und Narziss wirft mir auch gern vor, zu unreflektiert zu leben... Bin gespannt, wie's in der Sendung rüberkommt. Nächsten Mittwoch, am 6. August, bringt das B2-Notizbuch zwischen 10 und 12 Uhr den Beitrag, in dem neben mir noch weitere Blogger interviewt und Auszüge ihrer Blogs von Sprechern vorgetragen werden sowie ein Kommunikationswissenschaftler das Ganze, äh, reflektiert.

Mittwoch, 30. Juli 2008

München – Peking, eine Frage der Ehre

Einige Münchner wie Oberbürgermeister Christian Ude pilgern nach Peking, um dem Regime zu huldigen – Hauptsache, es steigert die Chancen, am Trog der olympischen Unrechtsbewegung zugelassen zu werden. Die rechtschaffenen Münchner dagegen haben Gelegenheit, für die Menschenrechte einzutreten: Amnesty International wird am Samstag, den 9. August ab 12 Uhr Unterschriften am Odeonsplatz sammeln und um 15 Uhr zu einer Fahrraddemo in Richtung chinesisches Generalkonsulat aufbrechen. Mal sehen, ob das Polizeipräsidium dieses Mal den Chinesen diesen Anblick einer Demonstration zumuten wollen oder das Gelände wieder großräumig am Romanplatz absperren. Kotau hier, Kotau da.

Reif trifft jung

Das geht ja wohl gar nicht. Und was haben die in meinem Xing-Profil gesucht?

Sie holt Dich immer ein!

Dienstag, 29. Juli 2008

Barack paradox: Mehr Following als Followers

Schön und gut. Daß Barack Obamas Getwittere 51.208 51.216 51.221 Leser hat, darunter auch Sascha Lobo, mag ja noch angehen, daß er – oder sein Team – aber seinerseits noch mehr, nämlich 53.467 53.475 53,480 Twitterer liest zu lesen vorgibt, verwirrt mich doch. Natürlich werden das nur Karteileichen sein, aber daß die Wahlkampfbaracke in solchen hektischen Zeiten überhaupt die Muße findet, aufs Following-Knöpfchen zu klicken oder dafür eine Software zu schreiben... Oder gibt's da eine Spendenmasche, Du schickst Geld und dafür veredle ich Deine Followerriege...

Montag, 28. Juli 2008

Wie Meedia Leute arbeiten läßt – und vielleicht bezahlt

„Danke für Ihr Interesse an MEEDIA. Wie Sie sich vorstellen können, haben wir die letzten 14 Tage etliche Bewerbungen bekommen. Und es fällt uns – ehrlich gesagt – etwas schwer zu beurteilen, wer für uns in Frage kommt und wer nicht.
Wir würden Sie deshalb bitten, uns einmal unverbindlich Arbeitsproben zu erstellen, damit wir einen besseren Eindruck von Ihnen bekommen können.
Sehen Sie sich doch bitte die Rubriken NEUE SITES, bzw. BEST OF WEB an. Wenn Sie mögen, recherchieren Sie im Internet neue, interessante Websites dieses Monats aus Deutschland, den USA oder dem internationalen Markt und schicken Sie uns Ihren Text zu. Wenn wir ihn veröffentlichen, zahlen wir Ihnen pro Text 40 Euro.
Oder gehen Sie auf die Rubrik BEST OF WEB. Dort benötigen wir aktuell noch Vorstellungen folgender US-Websites:

GUARDIAN AMERICA
DAYLIFE
THE HYPE MACHINE
ESPN
TED
FRIENDFEED (BusinessWeek + Fast Company)
GOOGLE STREET VIEW
MOGULUS
NATIONAL GEOGRAPHIC
MARTHA STEWARD
(sic!)
QIK
POWERSET
YAHOO FINANCE
MY YAHOO
USTREAM

Recherchieren Sie die Hintergründe zu diesen Websites im Internet und orientieren Sie sich in der Länge und Aufbau vom Artikel an den dort vorgestellten Sites. Hier zahlen wir Ihnen pro veröffentlichten Text 100 Euro.
Wir würden uns freuen, wenn Sie Interesse hätten, uns auf diese Art die Möglichkeit zu geben, Sie näher kennenzulernen. Wie gesagt, wie zahlen nur, wenn wir Ihren Text veröffentlichen. Aber es ist für Sie eine Chance, uns auf Sie aufmerksam zu machen... Selbstverständlich versichern wir Ihnen, dass wir im Falle der Nichtveröffentlichung Ihre Texte weder ganz noch teilweise weiterverwenden und dass Sie von uns auf jeden Fall ein begründetes Feedback auch dann erhalten, falls Ihr Text nicht veröffentlicht werden sollte.“

Also noch einmal zum Mitschreiben. Die haben in Hamburg zu viele Bewerber, um sich entscheiden zu können. Und fordern der Einfachheit halber alle pauschal auf, Artikel zu schreiben, die bei Veröffentlichung honoriert werden. Hm, wie viele machen sich jetzt die Arbeit, die Hintergründe zu Guardian America oder Ustream zu recherchieren, damit einer, der Beste, dann veröffentlicht wird und alle anderen für lau gearbeitet haben? Nein, für ein „begründetes Feedback“, das hoffentlich persönlicher ausfällt, als diese Spam Serienmail. Survival of the fittest...

Aus dem Leben eines Verlegers

Die Sonne gleißt durchs Glasdach, als würde sie, brennend vor Neugierde, mit einem Makroobjektiv hier reinstieren, jeder Strahl scharf gestellt, auf die staksigen Models und die Zuschauer, die sich mit Steidls Einladungskarten Luft zufächeln. Gerhard Steidl schaut ihnen zufrieden dabei zu: "Soll noch einer sagen, die papierlose Welt sei sinnvoll."

Alex Rühle irrlichtert für die „Süddeutsche Zeitung“ zwischen Karl Lagerfeld und Robert Frank, Privatflieger, ICE, Jumbo und Mietwagen, Paris, Göttingen, Frankfurt, London, Halifax und Mabou, alles in 24 Stunden, und schafft ein wunderbares Stück über den Verleger Steidl daraus.

Explicit: Personalized oder Signed

Vielleicht sollte ich, wenn die „Stern“-Ausgaben mit meinen Bildern und Interviews erscheinen, wie Julie Cialini auch „personalized“ und „signed only" Exemplare verhökern?

Petit Déjeuner Musical (55)

Messieursdames, Jacques Dutronc!



Sonntag, 27. Juli 2008

Udes Kotau

Die Olympischen Spiele nahen, die schlechten Nachrichten reißen nicht ab, im Pressezentrum gibt es trotz aller Zusagen selbst für die akkreditierte internationale Presse keinen freien Internet-Zugang (Update), Funktionäre des deutschen olympischen Sportbunds motzen gegen die angeblich einseitig kritische Berichterstattung, da ist es schön, daß Münchens Oberbürgermeister Christian Ude ein Zeichen setzt und nun bekannt gegeben hat, an der Eröffnung der olympischen Spiele in Peking teilzunehmen. Denn wer die Winterspiele 2018 zugeschlagen bekommen will, darf keine Moral besitzen. Zum Glück gibt es Menschen, die begreifen, daß Sport die Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln ist, wie Gunter Gebauer.

(Foto: Michael Nagy/Presseamt München)