Mittwoch, 18. Oktober 2017

Asterix – Schon wieder mit Frühstart unterwegs

Sperrfristen, Verschwiegenheitsklauseln, Konventionalstrafen. Wie bei klassischen Bestsellern oder Blockbustern wird auch jeder neue „Asterix“-Band mit einem Instrumentarium lanciert, der allen Beteiligten von der Presse bis zum Buchhändler das Gefühl suggeriert, bei etwas enorm Bedeutsamem dabei zu sein.
Da schien es nur ein kleiner Ausreißer zu sein, als ich 2015 in einer Schwabinger Straße unter den Schnelldrehern, die eine Buchhandlung in die Gasse gestellt hatte, auch den neuen Asterix-Band „Der Papyrus des Caesar“ zufällig entdeckte. Und das Tage vor dem offiziellen Erstverkaufstag.
Ich fand das eher apart und twitterte kurz dazu. Der Verlag tat ziemlich entsetzt und telefonierte mir emsig hinterher, um mit meiner Hilfe die Buchhandlung herauszufinden, die Bücher von der Straße zu bekommen – und mich dazu, nichts vorab an inhaltlichen Details zu verraten. Schien mir auch nicht weiter dramatisch. Nur die dpa besaß wieder einmal den richtigen Riecher und griff meinen Fund auf. Viele Redaktionen veröffentlichten die Geschichte, die „tz“ schickte eine eigene Reporterin hinterher. Mal wieder 15 Minuten Ruhm für mich.
Zwei Jahre später der gleiche Bohei, diesmal für den 37. Band: „Asterix in Italien“. Sperrfristen, Verschwiegenheitsklauseln, Konventionalstrafen. Meine Unschuld war hin, von einem Zufallsfund würde ich nicht sprechen. Aber ich bin auch nicht zielstrebig auf die Jagd gegangen. Ich habe nur immer, wenn mein Weg eine Buchhandlung oder einen Zeitschriftenladen kreuzte, deren Sortiment kurz gescannt. Und wurde gestern, zwei Tage vor dem angesetzten Starttermin recht schnell fündig.
Viele Geschäfte hatten alte Bände strategisch neu plaziert, um vom wachsenden Interesse zu profitieren. Einige hatten bereits den Verkaufsständer („Wieder unterwegs“) für die Neuerscheinung aufgestellt, aber noch mit der Backlist befüllt. Doch bereits beim vierten Anlauf lag dann auch schon tatsächlich ein Stapel des neuen Abenteuers. Diesmal nicht wie vor zwei Jahren in einer kleinen schnuckligen Buchhandlung, sondern bei einem großen Filialisten.
Nun mag ich tatsächlich ein Liebling der Götter sein, dem zweimal in Folge so ein Zufallsfund gelingt. Wieder – um ein Statement des Egmont Verlags von 2015 zu zitieren – nur ein „Einzelfall“? Persönlich glaube ich eher, dass man meinen glücklichen Fund hochrechnen kann, und es zig Geschäfte gibt, die versehentlich den Comic bereits Tage vor dem Verkaufsstart ins Regal packen.
Morgen gibt es dann die Straßenabenteuer von Asterix und Obelix flächendeckend ganz regulär zu kaufen. Hier drei Anmerkungen, die nicht zu viel verraten, aber vielleicht die Lust wecken.


Disruption
Auch das kleine gallische Dorf bleibt vom Fortschritt nicht verschont. Der traditionelle Hinkelstein scheint passé und wird von einer dekorativen, aber federleichten Konkurrenz bedroht.

Investigativer Journalismus
Wie jedes Großereignis wird auch das Transcaliga-Rennen von Modicia (Monza) nach Neapolis von der Presse begleitet, die sich nicht mit Häppchenjournalismus abspeisen läßt, sondern unermüdlich kritisch nachforscht: „Unsere Leser haben das Recht auf Information.“

Historisches
Bei Asterix wird noch die CEBIT abgefeiert, der Markt für celtisches Brauchtum und innovative Technik. Wie auch beim Zitat „Freie Fahrt für freie Bürger“ bin ich schon ganz neugierig auf das französische Original, um zu sehen, wie die Formulierungen dort lauten. Aber das gibt es eben auch erst ab morgen zu kaufen...





Sonntag, 15. Oktober 2017

Wochenplan

Kirchweihdult, Werkstattgespräch mit Henriette Löwisch von der Deutschen Journalistenschule / PresseClub, Loyle Carner / Muffathalle, Podiumsdiskussion „Heimat – Thema, Ort, Gefühl: Wie Fernsehen und Printmedien mit dieser Herausforderung umgehen“ / Evangelische Akademie im PresseClub, Stefanie Sargnagel / Kammerspiele, 7 Jahre Goldene Bar, „Asterix in Italien“, Vernissagen Giuseppe Veneziano: „Mash-up“  (Foto) / Galerie Kronsbein und Seth Price: „Social Synthetic“ / Brandhorst, Candy Land Burlesque / The Madam Bar, Popa ./. Deutsche Telekom / Amtsgericht München, FREItag / Kardinal-Döpfner-Haus Freising, Symposium Frank Bowling / Haus der Kunst, Derby TSV 1860-FC Bayern II / Grünwalder Stadion, Pressevorführungen „Alte Jungs“, „A Ghost Story“, „Professor Marston an the Wonder Women“, „Schneemann“, „Madame“, „Gauguin“, „Downsizing“, „The Secret Man“

Montag, 9. Oktober 2017

Wochenplan (Updates)

Frankfurter Buchmesse, Bar Convent Berlin, Malenails: Rouge Noir, Lorde / Zenith, Vernissagen Fotodoks / Lothringer 13 (Foto) und „Wie sieht ein Pferd die Welt“ / Franz-Marc-Museum, Opening Ruffinihaus / Jagdmuseum, Zündfunk Netzkongress / Münchner Volkstheater, Verlegung weiterer Stolpersteine in München, Kirchweihdult, 50 Jahre Ochsengarten, Pressevorführungen „Liebe zu Besuch“, „Suburbicon“, „Zeit für Stille“ und „La mélodie“

Foto: Paul Kranzler, Girl with American Head Charge T-Shirt, Hollywood, Los Angeles 2009, aus der Serie „Syndicate18“, 1990– 2013 © Paul Kranzler / Fotodoks

Mittwoch, 4. Oktober 2017

Feine erste Sätze (30)

„Niki de Saint Phalle was a painter with a spirit more of guns than roses.“

Suzy Menkes für die britische „VOGUE“ anläßlich der Dior-Show S/S 2018.

Sonntag, 1. Oktober 2017

Wochenplan (Updates)

Wiesn, Pressevorführung „Blade Runner 2049“ (Foto), Media Date mit Gunnar Jans und Dirk von Gehlen: „Was (digitale) Medien vom Laufen lernen können“ / Mediennetzwerk Bayern, Underdox Filmfestival, Tagung Museen im digitalen Raum – Chancen und Herausforderungen / Pinakothek der Moderne, LUNAparty / Blu Spa im Bayerischen Hof, „Von München nach New York“ – Kolloquium zum Werk Oskar Maria Grafs / Monacensia, Einjähriges Neues Maxim, Premiere von „Schumanns Bargespräche“ / Arri & Schumann's

Montag, 25. September 2017

Feine erste Sätze (29)

„Politik ist wie ein Eisberg, 90 Prozent sind unter Wasser.“

Bernd Ulrich in „Die Zeit“ vom 14. September 2017 in seinem Doppelporträt von Martin Schulz und Sahra Wagenknecht anläßlich der Bundestagswahl.

Sonntag, 24. September 2017

Wochenplan (Updates)

Wiesn, Beth Ditto / Muffathalle, Pressekonferenz zum 8. Literaturfest München mit Doris Dörrie / Literaturhaus, Vernissage Begegnung. Peter Grochol & Angelika Paschmann / Galerie am Maxmonument, „Oriental Babysitter“ / Werkstattkino, Pressevorführungen „My Little Pony“, „Happy End“, „American Assassin“, „What Happened to Monday“ (Foto), „Battle of the Sexes“ und „Machines“

Montag, 11. September 2017

Wochenplan (Update)

Buchpräsentation von Cihan Anadologlus „Bar-Bibel“ / Social Room im Hearthouse, OB Dieter Reiter im PresseClub, Vernissagen „Does Performance Matter?“ / Architekturmuseum, Lena Policzka: „Rush“ / Størpunkt, Sarah Sze, Again and Again, Oscar Murillo und Polina Kanis / Haus der Kunst und Stefan Lupino: „Die Legion“ / Galerie am Maxmonument, Dorin Popa ./. Agentur für Arbeit / Sozialgericht, Ronja von Rönne liest aus „Heute ist leider schlecht“ / Hofspielhaus, „La Boum“ / Werkstattkino, Oktoberfest, David Lynchs „Blue Velvet“ (Foto) / Filmmuseum, Emmys, Pressevorführungen „Der Mann aus dem Eis“, „Hexe Lilli rettet Weihnachten“, „Der kleine Vampir“, „Victoria & Abdul“, „Kingsman – The Golden Circle“, „Gauguin“, „Das Kongo-Tribunal“, „The Secret Man“ und „Die Beste aller Welten“

Sonntag, 3. September 2017

Wochenplan (Updates)

„Sacco und Vanzetti“ / Werkstattkino, The Naughton Sisters / Fox, Toto-Pokal Achtelfinale TSV 1860 - FC Unterföhring / Grünwalder Stadion, „Häxan“ (Foto) mit Livebegleitung am Klavier durch Masako Ohta / Filmmuseum,  LUNAparty late summer / Blue Spa im Bayerischen Hof, Vernissagen Ecco Meinecke: „Travellers“ / Salon Irkutsk„Material Boys & Girls“ / Pictet & Cie, Victoria Kleinecke: „Power Ballad“ / AkademieGalerie, David Lynch: „Smiling Jack“ / Galerie Karl Pfefferle und Tokihiro Sato: „Photo Respirations“ / Micheko, Panafrikanismus-Kongress / Black Box im Gasteig, Open Art, Brunch & Beats / Heart, Offene Ateliers und Spätsommerfest / super+ UNHOLZER, „Süddeutsche Zeitung“ – Nacht der Autoren*Girls* x By Prinzip x Queer / Münchner Freiheit, Pressevorführungen „The Square“, „Norman“, „Leanders letzte Reise“, „Anmals – Stadt Land Tier“ und „The Book of Henry“

Sonntag, 20. August 2017

Feine erste Sätze (28)

„Dass dieses Unterfangen vielleicht zu den schlechteren Ideen meines an schlechten Ideen gar nicht so armen Lebens gehören könnte, kam mir erstmals am dritten Tag der Expedition in den Sinn, als wir in einem seit Stunden niedergehenden Bindfadenregen eine Wiese überquerten, die an den besseren Stellen nur knöcheltief unter Wasser stand.“

Christian Zaschke in seiner Abschiedsreportage aus Großbritannien für die „Süddeutsche Zeitung“ vom 19. August 2017 (Blendle €, SZ plus €)

Mittwoch, 9. August 2017

Wenn redaktionelle Transparenz zu Schleichwerbung mutiert

Vor vielen Jahren, man könnte auch von einer längst vergessenen Ära redaktioneller Unabhängigkeit sprechen, im letzten Jahrtausend jedenfalls schickte das „FAZ-Magazin“ einen Reporter auf der Queen Elizabeth 2 über den Atlantik. Und statt sich von der Reederei einladen zu lassen, bezahlte die Redaktion selbstverständlich die mehrere tausend Mark teure Passage und druckte das Ticket stolz im Editorial ab. (Die „Frankfurter Allgemeine“ war auch die einzige Redaktion, bei der ich es bereits in den Achtzigern erlebt habe, dass sie selbst preiswerte Geschenke zurückschickt und sich Ähnliches künftig verbittet. In einer Zeit, als noch kein deutscher Verlagsmanager von Compliance sprach.)
Inzwischen lassen sich – Compliance hin oder her – immer mehr Redaktionen allein schon aus Budgetnot gerne einladen und beschenken. Durchaus auch mal hinter dem Rücken der Verlagsleitung.
Reisejournalisten, Autotester, Moderedakteure, Beauty-Experten und Filmkritiker reisen, übernachten und tafeln gern für lau. Selbstverpflichtungen, solche Einladungen am Ende der daraus generierten Veröffentlichung offen zu legen, gibt es durchaus. So auch beim Axel-Springer-Konzern in Form seiner Leitlinien journalistischer Unabhängigkeit.
„Die Journalisten bei Axel Springer tragen dafür Sorge, dass alle Kosten (Reisekosten, Bewirtungen etc.), die im Zusammenhang mit Recherchen entstehen, grundsätzlich durch die Redaktion übernommen werden. Ausnahmen sind von der Chefredaktion zu genehmigen und in der Berichterstattung entsprechend kenntlich zu machen.“
Gerade Letzteres hatte diesen Sonntag den gegenteiligen Effekt, als Airen im Reiseteil der „Welt am Sonntag“ aus dem mexikanischen Aussteigerparadies Tulum berichtete.
Airen? Einige werden sich erinnern. Berühmt geworden ist der gebürtige Bayer und langjährige Wahlberliner weniger durch seine Korrespondententätigkeit (Drogen und Mexiko) für die „Frankfurter Allgemeine“ und „Welt“, denn durch seine länger zurückliegende junge wilde Clubberprosa, aus der sich Helene Hegemann für „Axolotl Roadkill“ reichlich bediente.
Inzwischen würde es eher nur für Herzschmerzprosa à la Rosamunde Pilcher oder Katie Fforde reichen. Recht schwülstig (€ Blendle, Welt+) lobt er Tulum als einen „jener Orte, die unserer Vorstellung vom Paradies am nächsten kommen. Unter der gleißenden Sonne geht strahlend weißer Korallensand in das stille, türkis funkelnde Meer der Karibik über; ein Farbverlauf so unnatürlich intensiv, als habe jemand an den Kontrastreglern eines Grafikprogramms herumgespielt. Kokospalmen wiegen sich sanft in der Brise, silberne Albatrosse schweben reglos über dem Wasser, und irgendwo steht ein Straßenschild, das anregt: 'Be here now'.“
Das mag kitschig klingen, aber tatsächlich sein. Zweifel weckt dagegen Airens Hinweis, „erschwingliche Zimmer finde man eigentlich nur noch über Online-Vermittlungsplattformen.“ Nicht, dass er sich etwa selbst soweit hinauslehne. Er zitiert vorsichtshalber nur eine Insiderin, eine 40-jährige Yoga-Lehrerin, die einerseits beklagt, dass eine Übernachtung inzwischen auch schon mal vierstellig zu Buche schlage. Angeblich aber andererseits einen Ausweg bietet: erschwingliche Zimmer via Online-Plattformen. Die meisten Textchefs oder Redakteure hätten wohl dennoch – selbst wenn es sich nur um ein Zitat handelt – den Rotstift angesetzt, denn solche Behauptungen sind selten faktenfest.
Und tatsächlich zeigt ein kurzer Testcheck, dass ein Hotelportal durchaus günstiger als eine Zimmervermittlungsplattform sein kann. Anfang September etwa bietet HRS für Tulum 25 freie Hostels und Hotels bei Übernachtungspreisen zwischen 8,04 und 462,74 Euro an. Airbnb dagegen listet im selben Zeitfenster zwanzig freie Unterkünfte für 28 bis 2.304 (!) Euro pro Nacht auf.
Aber damit noch nicht genug. Einen Hautgout bekommt das Ganze eben gerade erst durch den journalistische Unabhängigkeit versprechenden Abbinder: „Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Airbnb.“ Und so wird aus den unverbindlich allgemein formulierten „Online-Vermittlungsplattformen“ eine recht eindeutige Empfehlung: Airbnb.
Chefredakteur Peter Huth – sie erinnern sich, derjenige, dessen Chefredaktion die Unterstützung durch Airbnb laut Konzernrichtlinie abnicken müßte – verweist auf meine Anfrage hin recht schmalllippig an die Verlagspressestelle, was ausgesprochen schade ist. Macht er doch eine meist sehr lesenswerte „Welt am Sonntag“ und hat davor bei der „B.Z.“ durch seine forschen Titelseiten sogar Leute überzeugen können, die sonst kein Springer-Blatt anfassen würden.
Die Konzernpressestelle kreiste ein kreißte einen Tag lang und gebar dann ein Statement: „Mit dem klaren Hinweis, dass die Reise für den Autoren-Beitrag durch Airbnb finanziell unterstützt wurde, entspricht der Text branchenüblichen Transparenz-Standards“. Was nun aber in Zusammenhang mit der eindeutigen Empfehlung innerhalb des Artikels zum Problem wird. Nur nicht für die blaue Gruppe. In der inzwischen veröffentlichten Onlinefassung des Zeitungstextes findet sich die Formulierung unverändert.

Der Blogeintrag wurde überarbeitet und ein Wörtchen gestrichen gelöscht, da ein Dissenz auftrat, ob es sich dabei möglicherweise um ein unautorisiertes Zitat handle oder um eine zitierfähige Antwort auf eine offizielle Anfrage.