Im Rahmen der 9. Tutzinger Radiotage hat gestern Christoph Ebner, Redaktionsleiter des multimedialen Newsrooms beim Südwestrundfunk in Baden-Baden, sich über das Geschwurbel deutscher Hörfunknachrichten ausgelassen.
Hamburg. Die internationalen Mineralölkonzerne haben erneut an der Preisschraube gedreht.
Preisfrage: Haben Sie eine Preisschraube an Ihrem Wagen? Ich bin Opel-Fahrer und daher Mitleid gewöhnt. Aber nicht mal Opel bietet Preisschrauben als Zubehör an.
Preisschrauben gibt es nur in der geschraubten Sprache schlecht formulierter Nachrichten.
Die Nachricht heißt also besser: Sprit ist teurer geworden. Und die Spitzmarke Hamburg hilft uns auch nicht weiter.
Denn: Hand aufs Herz – wann haben Sie zuletzt in Hamburg getankt? – Hamburg als Spitzmarke? Eher Humbug.
Die Welt ist kompliziert. Keine Frage. Und mit Sätzen, mit Meldungen, mit Sendungen, die sich unwahrscheinlich kompetent-kompliziert anhören, machen wir sie noch schwieriger.
Wer hingegen einfach formuliert, muss Mut haben und Mut zeigen. Denn er läuft Gefahr, dass ihm vorgeworfen wird, primitiv zu formulieren – vor allem von den eigenen Kolleginnen und Kollegen.
Und: Wir wollen Informationen richtig wiedergeben. Das macht es noch schwieriger, einfach zu formulieren.
Wer sich diesen Gefahren nicht aussetzen will, nimmt einfach einige Begriffe, die jeden Tag durchs Land geistern: Der Fiskalpakt, der Vertrag von Maastricht, die Schuldenbremse, der Vermittlungsausschuss, die Kommunalverfassung, die Fünf-Prozent-Hürde, das Quorum – beliebig ergänzbar.
Oder er lässt in einer Meldung Hans-Werner Sinn vom Ifo-Institut mit Dirk Meyer von der Helmut-Schmidt-Universität darüber streiten wie sinnig oder unsinnig Eurobonds sind. Dann weiß der Hörer eines: Dass er nichts weiß.
Dem Hörer kommen die Tränen. Nicht weil er am Radio verzweifelt. Weil er Zwiebel schneidet! Das ist eine keineswegs unübliche Beschäftigung beim Radiohören. Denn die Radiogemeinde versammelt sich nicht nach der Lektüre mehrere Tageszeitung zur weiteren Informationsaufnahme an den Geräten. Sie schneidet Zwiebeln, kocht Spaghetti, schaltet vom vierten in den fünften Gang, portioniert Tabletten für Herz-Patienten oder versucht mühevoll, die Zahn-Zwischenräume zu reinigen. Und in der Kulturmeldung höre ich zur selben Zeit, wie ein Herr Friedmann nach “hellbraunen Assoziationen” im neuen Werk von Thilo Sarrazin sucht. Und ich höre, wie die fünf Tore im Sonntagsspiel der Fußball-Bundesliga fallen. Eigentlich in 90 Minuten. In den Nachrichten aber in einem Satz. Jeweils ausgestattet mit Name, Vorname und geographischer Herkunft der glücklichen Torschützen.
In der Regionalmeldung höre ich, dass der Glan Hochwasser führt. Bisher wusste ich nicht,dass der Glan überhaupt Wasser führt, geschweige denn wohin.
Deshalb: Weniger voraussetzen, Meldung nicht mit Inhalten überfrachten, mehr erklären. Das geht nur sprachlich.
Ich werde gefragt: „Machen Sie nur Nachrichten?“ Antwort: „Wenn Sie ‘nur’ im Sinne von ‘ausschließlich’ verstehen? Ja.“ Radionachrichten, die ins Ohr gehen, machen Mühe. Denn sie setzen sich komplett von dem ab, was uns als Ausgangsmaterial vorliegt. Sprachlich nicht inhaltlich.
Dienstag, 19. Juni 2012
Samstag, 16. Juni 2012
Wochenplan
Tutzinger Radiotage / Akademie für politische Bildung, Wolford Family & Friends Sale, Vernissagen Le Corbusier und Marcel Duchamp / Pinakothek der Moderne, Buchpräsentation von Klaus Gunschmanns „Du kommst hier nicht rein!“ / P1, 50 Jahre Schwabinger Krawalle, Membran Sessions ft. Kapinski, Pressevorführungen „Familientreffen mit Hindernissen“, „We need to talk about Kevin“, „Americano“, „What to expect when you're expecting“, „Merida“, „L'ordre et la morale“, „Damsells in distress“ und „Messner“
Freitag, 15. Juni 2012
Samstag, 9. Juni 2012
Wochenplan
Wayra Launch-Event, 1. DialogCamp / FOM Hochschule, Vernissage „L'Architecture Engagée“ / Pinakothek der Moderne, „Rebellion – aber mit Gefühl“: Ein Abend mit Konstantin Wecker / Literaturhaus, Ultranight by Intel / P1, die Münchner umarmen das Amerikahaus, Lisar Bücherflohmarkt an der Isar, 9. Tutzinger Radiotage, Bürgerbegehren zur Verhinderung der 3. Startbahn, Pressevorführungen „W.E.“, „Dein Weg“, „Tom und Hacke“, „Prometheus“, „Ted“ und „To Rome with Love“
Sonntag, 3. Juni 2012
Samstag, 2. Juni 2012
Wochenplan
Twittwoch Spezial: Tatort Urheberrecht / iCamp, Fashion-Event Joana Danciu / La Baracca, Vernissage Karl Arnold / Staatliche Graphische Sammlung, Terrassenopening Heart Club, Rainer Werner Fassbinders „Welt am Draht“ / arte, Symposium BILD gegen BILD / Haus der Kunst, ACTA-Demo, Pressevorführungen „The Raid“, „Fast verheiratet“, „Cosmopolis“, „Rock of Ages“ und „Hasta la vista“
Bild: Karl Arnold, Grauenvoller Selbstmord eines Münchners, 1923, Feder in Schwarz, Deckweiß, 214x267 mm, Staatliche Graphische Sammlung München, © VG Bild-Kunst, Bonn 2012
Bild: Karl Arnold, Grauenvoller Selbstmord eines Münchners, 1923, Feder in Schwarz, Deckweiß, 214x267 mm, Staatliche Graphische Sammlung München, © VG Bild-Kunst, Bonn 2012
Donnerstag, 31. Mai 2012
Geweihte Häßlichkeit
Ein belangloser moderner Zweckbau in Aschheim...
Der an der Eingangstür aber nicht auf die traditionelle Segensbitte verzichten will...
Der an der Eingangstür aber nicht auf die traditionelle Segensbitte verzichten will...
Samstag, 26. Mai 2012
Montag, 21. Mai 2012
Sonntag, 20. Mai 2012
Wochenplan
Selektion trägt – Modenschau von Alice Knackfuss und Simon Hannibal Fischer / Mandarin Oriental, Festival des gescheiterten Films / Rationaltheater, Vernissage Alex Katz / Galerie Klüser, Zwei Jahre Heart-Club, Ray's Guesthouse mit This is the Arrival, Django 3000, Emil Bulls und Tim McMillan / Freiheiz, Na, Du München: Konstantin Wecker & Sebastian Blomberg / Zur schönen Aussicht, Hof-Flohmärkte Maxvorstadt, Historische Sonderzugfahrt mit der Dampflok zu den Isarbrücken, Pressevorführungen „Men in Black 3“, „Snowwhite and the Huntsman“ und „Das Haus auf Korsika“
(Foto: Schröder + Schömbs)
(Foto: Schröder + Schömbs)
Samstag, 19. Mai 2012
Noch schlimmer als die „BILD“:
„BILD“ + Leserreporter
Mit der örtlichen Nachrichtenlage und der Münchner Topographie haben ja auch andere Lokalredaktionen gelegentlich ihre Probleme. Etwa wenn die „Süddeutsche Zeitung“ Schwabing in der Gabelsberger Straße verortet.
Aber die Kollegen der „BILD“ halten wohl doch den Rekord an Ungenauigkeiten und Falschmeldungen. Und steigern das sogar noch, wenn die Inkompetenz vom Isartorplatz sich mit den Ergüssen eines Leser-Reporters mischt.
Letzterem darf man aber nicht allzu böse sein, schließlich kommt er aus dem 112 Kilometer entfernten Gundelfingen.
„Polizei stoppt Rambo-Radler“ titelt das Boulevardblatt und fabuliert, Polizei und Ordnungsbeamte hätten „Radfahrer mitten in der Fußgängerzone in der Residenzstraße“ kontrolliert. Weiter zitiert die Redaktion ihren Leser-Reporter: „Eigentlich ist das Radfahren in der Fußgängerzone verboten (...}, aber die meisten fahren so vorsichtig, dass man ruhig einmal ein Auge zudrücken könnte.“
Nun liegt die Residenzstraße sicherlich nicht „mitten in der Fußgängerzone“, zudem ist sie laut Satzung der Landeshauptstadt für die Fußgängerbereiche in der Altstadt in dem von der „BILD“ präsentierten Abschnitt ausdrücklich für Radler zugänglich: „In der Residenzstraße zwischen Max-Joseph-Platz und Odeonsplatz ist auf der abgesenkten Fahrbahnfläche der Radfahrverkehr zugelassen.“
Die Radler dürfen dabei nur Schritttempo fahren und müssen auf die Fußgänger Rücksicht nehmen. Hier liegt auch in der Regel der Grund für Kontrollen.
Aber die Kollegen der „BILD“ halten wohl doch den Rekord an Ungenauigkeiten und Falschmeldungen. Und steigern das sogar noch, wenn die Inkompetenz vom Isartorplatz sich mit den Ergüssen eines Leser-Reporters mischt.
Letzterem darf man aber nicht allzu böse sein, schließlich kommt er aus dem 112 Kilometer entfernten Gundelfingen.
„Polizei stoppt Rambo-Radler“ titelt das Boulevardblatt und fabuliert, Polizei und Ordnungsbeamte hätten „Radfahrer mitten in der Fußgängerzone in der Residenzstraße“ kontrolliert. Weiter zitiert die Redaktion ihren Leser-Reporter: „Eigentlich ist das Radfahren in der Fußgängerzone verboten (...}, aber die meisten fahren so vorsichtig, dass man ruhig einmal ein Auge zudrücken könnte.“
Nun liegt die Residenzstraße sicherlich nicht „mitten in der Fußgängerzone“, zudem ist sie laut Satzung der Landeshauptstadt für die Fußgängerbereiche in der Altstadt in dem von der „BILD“ präsentierten Abschnitt ausdrücklich für Radler zugänglich: „In der Residenzstraße zwischen Max-Joseph-Platz und Odeonsplatz ist auf der abgesenkten Fahrbahnfläche der Radfahrverkehr zugelassen.“
Die Radler dürfen dabei nur Schritttempo fahren und müssen auf die Fußgänger Rücksicht nehmen. Hier liegt auch in der Regel der Grund für Kontrollen.
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