Sonntag, 21. Februar 2010

Wochenplan

Pressevorführungen „Boxhagener Platz“, „The blind side“, „Baaria“, „Green Zone“, „Greenberg“, „Alice im Wunderland“, „Vincent will Meer“, „All about Steve“ und „Jerry Cotton“, das neue „In München“, die neue „freundin“, Münchner Marionettentheater, Vernissage Maria Lassnig / Kunstbau, la nuit des César

(Foto: Lena Deinhardstein MUMOK Wien/© Maria Lassnig)

Samstag, 20. Februar 2010

Bayerischer Journalisten-Verband kritisiert LMU

Im „BJV-report“ 1/2010 äußert sich jetzt anderthalb Monate nach dem Deutschen Journalisten-Verband auch der Bayerische Journalisten-Verband Mitte Februar (der aber meine Mail von Ende Dezember bis heute unbeantwortet ließ): „Ein reiner Verfahrensfehler“, zitiert Alois Knoller in seinem Artikel die LMU-Pressesprecherin Luise Dirscherl, die sich am 2. Februar mit LMU-Kanzler Christoph Mülke und BJV-Vorsitzenden Wolfgang Stöckel zusammensetzte, um die Aussperrung der Medien zu diskutieren.
Denn „der BJV hatte sich 'mit großer Verwunderung' über die von Münchner Kollegen berichtete Behinderung der freien Berichterstattung ans LMU-Pressereferat gewandt und um Aufklärung der Vorgänge gebeten.“  
 „Möglicherweise“ hätten Wachleute nicht nur Besetzern und Sympathisanten, sondern auch Journalisten den Zugang zur LMU verweigert. In einer vergleichbaren Situation, so Mülke, würde man heute anders entscheiden.
Wie nun? War es ein Irrtum der Wachleute? Dann müßte die Universitätsleitung auch nicht anders entscheiden. Oder war die Behinderung der Presse von der LMU gewollt? Dann läge kein Verfahrensfehler vor.
So oder so: Kein Wort dazu, daß nicht nur die Wachleute zuständig waren, sondern ein massives Aufgebot an Einsatzkräften der Polizei nach Rücksprache mit der LMU Journalisten den Zutritt zur Universität verweigerten.

Update vom 24. Januar 2020
Über zehn Jahre später scheint die LMU nichts dazugelernt zu haben. Bei einer #unibrennt-Veranstaltung sind wieder Studenten ein- und Journalisten ausgesperrt worden. „Unartige Kinder einzusperren, gehört zu den Methoden der Schwarzen Pädagogik von Erwachsenen. Damit jüngere Menschen zur Räson zu bringen wirkt 2020 - jedenfalls hierzulande - wie ein inadäquates Mittel aus vordemokratischen Zeiten. Und wie schon früher: Gebracht hat es auch am Mittwochabend in der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) nicht viel“, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.

Literatur als Leichentuch einer Liebe

Eine 17-Jährige Bestsellerautorin, Geschichten um tabulosen Sex, einschlägige Clubs und den Rausch der Phantasmen, und das nicht etwa in unserer Zeit, sondern Ende der siebziger Jahre, als Teenager in der Regel noch Kinder waren und die Erwachsenen nicht forever young zu bleiben trachteten.
Als ich in der „Süddeutschen Zeitung“ vom Wochenende las, daß Helene Hegemann in ihrer nachgetragenen Danksagung auch Valérie Valères „Haus der verrückten Kinder“ nennt, wunderte ich mich nicht. War Valères Leben wie Literatur doch sogar ausdrucksstark genug, um nicht nur wiederverwendet zu werden, sondern mich sogar zur Gründung eines Verlages zu bewegen.
„Das Haus der verrückten Kinder“, die Autobiografie ihrer Jugend als Magersüchtige in der Psychiatrie, war in Frankreich wie Deutschland (Rowohlt) ein Bestseller gewesen, und ich verabredete mich mit Valère um 1980 herum, um sie für meine damalige Zeitschrift „Outonom“ zu interviewen. Die – ein Jahr jüngere – Jodie Foster bei Dreharbeiten in la Victorine bei Nizza, Valérie Valère – mein Jahrgang! – zu einem Interview im Pub Relax in St.-Germain-des-Prés, es war eine ungewöhnliche Generation junger Frauen, die ich damals für meine ersten publizistischen Gehversuche traf. Von wegen „Göre“, um einen derzeit gern benutzten Vorwurf zu zitieren. Und würde Willi Winkler da auch von „Frischfleisch“ und „Kindsmissbrauch“ durch den Kulturbetrieb faseln?
Der Erfolg ihres Erstlings befreite Valère aus den Fängen ihrer Familie und jeglicher anderer Konventionen, erlaubte ihr ein selbstbestimmtes Leben, selbst wenn dieses Leben zunehmend aus der täglichen Täuschung mit Weckaminen, Barbituraten und Rauschmitteln bestand. Ihre Entscheidung.
Ihr zweites Buch, „Malika“, die inzestuöse Geschichte eines Geschwisterpaars, war auch noch in Deutschland bei Wunderlich erschienen, aber bald nur noch als ungebundene Makulatur auf Halde gelegen. Und als sie mir am Bistrotisch von ihrem neuen Roman, „Obsession Blanche“, erzählte, der rücksichtslosen Darstellung einer Schreibblockade, die in Deutschland niemand veröffentlichen wollte, änderte ich das, indem ich – mit Anfang 20, ohne Geld – den Popa-Verlag gründete und das Buch unter dem Titel „Weißer Wahn“ verlegte. (Die Druckbögen von „Malika“ kaufte ich Wunderlich ab, ließ sie binden und brachte sie ebenfalls wieder in den Buchhandel.)
Einen kleinen Skandal um Originalität und Echtheit, ein Skandälchen gibt es auch zu beichten. Das Foto, das uns beide nebeneinander zeigt und von meinem Verlag, von mir zur Öffentlichkeitsarbeit benutzt wurde, ist eine Fälschung. Eine Fotomontage. Nach dem Interview im Pub Relax haben wir uns nie mehr wiedergesehen. Valérie Valère starb 1982, mit 21, in ihrem Refugium, der erschriebenen kleinen Wohnung. Die Todesmeldung las ich irgendwo zwischen Ismaning und Oberammergau, wo das Buch gerade entstand. Ich meine mich zu erinnern, daß sie beim Rauchen in ihrem Medikamenten- und Drogenrausch eingeschlafen und verbrannt wäre. Auf Wikipedia ist von einem Herzstillstand nach Medikamentenmißbrauch die Rede. Geschichten von Wunderkindern sind meist Tragödien, das sollte man nie vergessen.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Serge Gainsbourg: Ein Buch – drei Titel


1988: „Die Kunst des Furzens. Das explosive Leben des Evguenie Sokolov“, Goldmann-Verlag.
2010: „Das heroische Leben des Evgenij Sokolov“, Blumenbar-Verlag

„Eine finstere, selbstzerstörerische Künstler-Phantasie, eine Parabel auf einen Kulturbetrieb, der zur Not auch noch Abluft verklärt, und dann, das ist das Schönste an Sokolov, erkennt man dann doch die Sensiblität und den Selbstzweifel und die Finesse darin, die Gainsbourg ausmachten.“ Susan Vahabzadeh im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ vom 27. Oktober 2010 anläßlich der Neuauflage.

Montag, 15. Februar 2010

Todesszene im SZ-Sportteil: Degoutant, unangemessen oder notwendig?

Ein ungeschnittenes Video von Nodar Kumaritaschwilis Todessturz in den öffentlich-rechtlichen Nachrichten, das Sterbebild in der Zeitung, der Wahn ums Schneller, Höher, Weiter macht auch vor den Medien nicht halt. Immer öfter verletzt man die gebotene Distanz und illustriert traurige Nachrichten mit sensationsheischenden Bildern, mit Blut, Leichen und Todesszenen. Glücklicherweise nicht immer ohne Widerspruch, der durchaus auch aus den eigenen Reihen stammt:

„Die Auswahl des Aufmacherfotos im Sportteil der Montag-Ausgabe hat viele Leser gestört oder empört. Auch in der Redaktion wurde kontrovers diskutiert, ob man den georgischen Rodler in den Sekundenbruchteilen vor seinem tödlichen Aufprall gegen einen Metallpfeiler zeigen sollte. Einige Redakteure fanden es unangemessen, mehrere degoutant, andere wiederum notwendig, um sowohl die Dimension des Unfalls als auch seinen Hergang zu zeigen. Im Zusammenhang mit dem zweiten Bild auf der Seite – auf dem die umgebaute Passage der tödlichen Kurve zu sehen war – sollte außerdem erkennbar gemacht werden, welche Maßnahmen (zu spät) ergriffen worden waren, um die Bahn sicherer zu gestalten.“
„In eigener Sache“ der „Süddeutschen Zeitung“ vom 16. Februar 2010

Updates: Twitterer Breisacher, als Gunnar Jans, Sportchef der „Abendzeitung“, die das gleiche Bild wie die „Süddeutsche“ abgedruckt hat, nicht ganz unparteiisch, weist auf ein noch wesentlich widerwärtigeres Bild im Sportteil der „tz“ hin und verteidigt das von ihm und der „SZ“ veröffentlichte Bild als „journalistisch notwendig“, wenn auch „nicht unproblematisch“. Wobei die „AZ“ online ein ähnliches, wenn auch nicht ganz so brutales Motiv von den blutigen Reanimationsmaßnahmen wie die „tz“ veröffentlicht hat.

Die Tagesschau will zwar die Würde des Opfers wahren: „Keine Frage war, dass wir bei ARD aktuell die Bilder des Todes nicht zeigen wollen. Es spielt dabei für uns keine Rolle, ob ARD und ZDF die Bildrechte haben. In unseren Nachrichtensendungen machen wir das nicht.Wir haben nicht den gehenkten Saddam gezeigt, wir haben auf entwürdigende Bilder von geretteten Menschen in Haiti verzichtet, um nur zwei eklatante Beispiele zu nennen, und wir mühen uns immer, von uns selbst gesetzte Grenzen nicht zu überschreiten. Das erspart uns nicht, die Bilder zu beurteilen. Ich habe sie gesehen, ich musste sie mir ansehen, mein Kollege Nadvornik stand in Whistler fast unmittelbar daneben. Es sind schreckliche Bilder, die man unseres Erachtens in einer Nachrichtensendung nicht zeigen sollte, obwohl es sie gab.“
Gleichwohl haben sie mehr oder weniger dieselbe Szene wie die Printkollegen von „Abendzeitung“ und „Süddeutsche“ präsentiert: „Wir haben einen kurzen Augenblick gezeigt, in dem es Nodar Kumaritaschwili aus dem Schlitten hebt. Keine Wiederholung, keine Zeitlupe, auf keinen Fall. Die Frage für uns war: Was muss ich sehen, um die Gefährlichkeit der Bahn beurteilen zu können. Was ist nicht notwendig.“ 

Auf Michael Bienerts Interpretation, die Todesszene störe „das bunte Bild vom ungetrübten Sportfest in Vancouver, das sich Sportsfreunde, Funktionäre und offenbar auch viele Journalisten wünschen“, und ihr Abdruck wäre jetzt also der Inbegriff kritischer Berichterstattung, wäre ich ehrlich gesagt nie gekommen. Auch hier wird offenbar wenig auf den Nachrichteninhalt und die Macht des Wortes gegeben. Findet der „Tod auf der Sportseite“ wirklich nurmehr adäquat statt, wenn man ihn egoshootermäßig präsentiert, um jetzt mal zu polemisieren?

Samstag, 13. Februar 2010

CityDeal kauft Blogger

„Deine Stadt zum halben Preis“ wirbt die Schnäppchenplattform CityDeal – und mein Blog für 50 Euro? Letzte Woche mailte mich Jens Kostulski an, um mich auf eine Gutscheinaktion des Berliner Start-ups hinzuweisen, bei der tausend Gutscheine für Starbucks angeboten werden würden, die fünf Euro wert seien, aber den Besteller nur drei Euro kosten.
Nun ist Kostulski nicht etwa Pressesprecher bei CityDeal, sondern vom Marketing, weshalb seine Nachricht ein unzüchtiges Angebot enthielt: Wenn ich über die Aktion berichte, würde man mich mit 50 Euro dafür honorieren.
Zufälligerweise (?) berichteten zur gleichen Zeit unter anderem Eva Pilareks Genuss-Blog, der Kaffee-Blog Coffee-Culture und viele Schnäppchen-Blogs über ein Angebot der CityDealer, Starbucks-Gutscheine im Wert von 10 respektive 5 Euro für 5 respektive 3 Euro zu erwerben. Alle gut geschmiert?

Update: Laut Gründerszene soll das von dem Samwer-Brüdern gegründete Startup „einfach zum Normalpreis Gutscheine von Starbucks gekauft und viel billiger weiterverkauft haben – ohne, dass ein Deal mit Starbucks bestand. Die Kaffeekette reagierte entsprechend ungehalten, wurde doch auch intensiv mit dem Starbucks-Logo für die Plattform geworben, was schnell den Eindruck über das Bestehen einer Kooperation erwecken konnte. Bei Starbucks wollte man die Gutscheine daher nicht akzeptieren, was dazu führte, dass CityDeal die entsprechenden Gutscheine zum Teil sogar bar auszahlte.“

Wochenplan

Rosenmontag mit Cpt. Schneider / Loft, Kehraus / Stadtcafé, Pressevorführungen „Shutter Island“ und „Ghostwriter“, Premiere von Eckhart Schmidts Dokumentarfilm „Mulholland Drive – Ein Hollywoodmythos“ / Filmmuseum

Montag, 8. Februar 2010

Deef: „Rechercheleistung“ oder Zufallsfund?

„Eigentlich heißt es ja immer, dass das Netz nicht recherchieren kann, aber in diesem Fall beruhen alle heutigen qualitäts-journalistischen Artikel (siehe unten, FAZ und Welt) auf einem Eintrag von Deef Pirmasens' Blogs Gefühlskonserve.“ (Thierry Chervel, Perlen-taucher)
Knapp vorbei ist auch daneben. Natürlich ist Deefs Blogeintrag zu Helene Hegemanns „Axolotl Roadkill“ eine Leistung, aber mit Sicherheit keine Rechercheleistung. Am 3. September trug Deef im Rahmen seiner multimedialen Lesung aus Airens „Strobo“ vor und war dementsprechend gut mit dem Text vertraut. Insofern kein Wunder, daß ihm gewisse Passagen bekannt vorkamen, als er Hegemanns Werk las. Ob er „Axolotl“ nun zufällig las oder – von dem Presseecho aufmerksam gemacht – tatsächlich wissen wollte, wie eine Minderjährige „so glaubhaft“ über seinen Lieblingsclub, den Berghain, schreiben konnte.
Eine Rechercheleistung wäre es gewesen, wenn Deef tatsächlich umfassend „eine Liste von Zitaten und Motiven“ recherchiert hätte, „die Helene Hegemann in #AxolotlRoadkill plagiiert hat“ (Zitat: Deef Pirmasens). Also das Buch Seite für Seite durcharbeitet und mögliche weitere Quellen geprüft hätte, wie sie Hegemann jetzt auch gegenüber dem „BuchMarkt“ nennt: „Maurice Blanchot, Kathy Acker, Pascal Laugier, Jonas Weber Herrera und alle meine Freunde“.
So bleibt es ein Zufallsfund, recht aggressiv, um nicht zu sagen spammäßig von ihm gepusht, was gar nicht nötig gewesen wäre, da so eine Glanzleistung sich von alleine durchgesetzt hätte. Und durch Deefs gewählten Titel „Alles nur geklaut?“ auch recht angreifbar.
Also keine Rechercheleistung, aber deswegen nicht minder bedeutsam, denn Deef Pirmasens hat sich als erster getraut, auf den Makel hinzuweisen, und vor allem bewiesen, wie Blogeinträge aus der zweiten oder gar dritten Reihe Nachrichten setzen können. Dafür gebührt ihm aller Dank.
Auch wenn ich persönlich hoffe, daß daraus jetzt keine Hetzjagd auf eine 17-Jährige erwächst, sondern eine Diskussion über Literatur und dem Umgang mit Texten.

Updates:

„Die Quellenangabe ist für mich ein ästhetisches Problem, wobei ich aber aus ethischen Gründen glaube, dass sie trotzdem richtig ist – das versäumt zu haben, hat also mit reiner Nachlässigkeit und Gedankenlosigkeit zu tun und mit uneingestandenem Narzissmus.“
Helene Hegemann im Interview mit der „Welt“

„Es ist eine Art moderne Beatliteratur, es geht um Sex, Drogen, Traurigkeit und das Chaos des Lebens. Besonders die Beziehung der Protagonistin zu ihrer toten Mutter und die vorkommenden Verlustgefühle beschreibt sie mit starken Worten und wundervoll böse.“
Deef auf sueddeutsche.de über „Axolotl“

„Ich habe unterschiedliche Elemente aus unterschiedlichsten Quellen aufgeschnappt und einfach große Lust gehabt, daraus eine frei erfundene Geschichte zusammenzusetzen – die natürlich auch meine eigenen Hintergründe behandelt und sich an Fragen abarbeitet, die ich mir selber stelle. Das alles dann aufzuschreiben, hat total Spaß gemacht, weil man beim Schreiben Erfahrungen macht, ohne irgendwann die Konsequenzen dafür tragen zu müssen.“
Helene Hegemann in der Verlagsvorschau Frühjahr 2010 des Ullstein-Verlags (pdf)

„Natürlich habe ich das Buch unterschätzt. Vielleicht war ich ungerecht, weil ich kurz vorher 'Naked Lunch' noch einmal gelesen hatte und mir viele Motive deshalb so epigonal erschienen. Kein Zweifel, das Talent der jungen Autorin ist außerordentlich. Vor allem die Lakonie und Komik der Dialoge können beeindrucken, das lässige Hinwerfen filmisch prägnanter Szenen. Die Versiertheit, mit der die Siebzehnjährige die um 1960 von Burroughs eingeführte Cut-up-Methode praktiziert.“
Wolfgang Schneider im boersenblatt.net

„Helene Hegemann, der neue Shootingstar der Literatur, hat abgeschrieben. Na und? Das haben schon ganz andere vor ihr getan. Die Plagiatsdebatte um ihren Roman 'Axolotl Roadkill' ist naiv: Publikum und Kritiker wollen hinter die Errungenschaften der Moderne zurück.“
Daniel Haas auf Spiegel online

„Dass sich Helene Hegemann bei Airen (sowie bei Salinger, Kerouac, Rolf Dieter Brinkmann, Rimbaud und anderen poètes maudits) bedient hat, ist klar. Interessant ist, was sie aus dem Gefundenen und Gelesenen macht. Denn die siebzehnjährige Dichterin ist zwar an Jahren jung, aber in professioneller Hinsicht eine Veteranin. Sie steht am Ende einer langen Tradition des Jungseins in der Literatur. Und sie bedient sich aus dieser Tradition, wo sie nur kann. Sie zapft fremde Erfahrungen an, sie sammelt und exzerpiert, sie durchforscht das Internet nach Texten zu ihrem Thema. Sie zitiert sogar, wenn es ihr passt, den Kirchenvater Eusebius von Cäsarea: 'Wehe dem, der die Hölle jetzt für lächerlich hält und die Hölle erst an sich selbst erfahren muss, ehe er an sie glaubt.' Das Einzige, was die kluge Dichterin Hegemann versäumt hat, ist der Nachweis der Quellen, aus denen ihre Selbsterfahrungsprosa strömt.“
Andreas Kilb in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“

„Ich habe ihren Roman gelesen, es ist genau die Art von Buch, die ich gern lese, aber es wäre auch ohne meine Stellen cool gewesen. (...) Helene Hegemann hat mir nichts getan, sie hat mich nicht angegriffen. Mir fehlt nichts, die Geschichte ist immer noch meine. Dass es jetzt durch diesen Skandal hochkommt, empfinde ich als unangenehm, aber es ist natürlich auch Publicity, ein Bonus, den ich sonst nie gehabt hätte. Ein Opfer? Was die Urheberrechtsverletzung angeht: ja. Helene Hegemann hat sich auf eine ungerechte Art und Weise bereichert, wie es viele Menschen jeden Tag tun, aber nicht auf meine Kosten.“

Airen im „F.A.Z.“-Interview

„Ein Star muss wissen, was cool ist, und dies darstellen und verkörpern können. Und es gehört Rücksichtslosigkeit dazu. Der Star benutzt die ganze Welt als Ressource, nimmt sich mit dem selbstverständlichen Recht des Halbgottes das, was er oder sie glaubt, ihm zustehe.“
Tobias Rapp im „Spiegel“

Und wann präsentiert der „Stern“ auf seiner Titelseite zwanzig prominente Schriftsteller mit der Headline: Wir haben abgeschrieben!

Samstag, 6. Februar 2010

Wochenplan

Vernissage Unbelichtet – Münchner Fotografen im Exil / Jüdisches Museum, Artist's Talk: Ed Ruscha / Haus der Kunst, Aura Dione / 59:1, Pressevorführungen „Ausnahmesituation“, „Coco & Igor“ und „Young Victoria“, Delphic / 59:1, „Metropolis“ / arte


(Foto: Jakob Rosner, KKL / JNF Photography Archive)

Freitag, 5. Februar 2010

Deefs verzweifeltes Heischen um Traffic

So kann man auch Traffic generieren. Die Tagung Social Media im Buchhandel, immerhin gerade auf Platz 1 der trending topics in Deutschland, ausbeuten, indem man einen Tweet mit dem entsprechenden Hashtag markiert, obwohl er inhaltlich nichts dazu beiträgt. Aber vielleicht wollte der zur Veranstaltung angemeldete, aber nicht erschienene Deef wenigstens so partiziperen partizipieren.

Update: Zum Hype um Deefs „Rechercheleistung“

Donnerstag, 4. Februar 2010

Vodafone widerspricht Twitter

Seit heute morgen werden deutsche Twitterer mit dem Hinweis begrüßt, sie könnten über Vodafone Tweets per SMS empfangen.
Doch Vodafone Deutschland widerspricht dem: „Wir bestätigen, dass wir mit Twitter in Gesprächen sind, um twittern per SMS auch in Dtl. möglich zu machen. Noch ist dies aber nicht der Fall.
Die auf Twitter genannte SMS-Nummer ist versehentlich dort gelistet. Sie funktioniert nicht“
, so Carmen Hillebrand.
Und ich muß feststellen, daß es seit heute zumindest für mich nicht mehr möglich ist, wie bisher Tweets via SMS auf Twitter zu veröffentlichen.

Updates: Basic Thinking

Seit etwa zwei Stunden, 16.30 Uhr, kann ich wieder via SMS twittern, aber Twitter wirbt auf seiner Seite um 18.35 Uhr immer noch für die von Vodafone bestrittene Kooperation. Dabei sollte man inzwischen in Kalifornien auch wach geworden sein.







In den Settings hat man aber inzwischen Germany aus der Länderliste gestrichen. Heute morgen stand es noch drin.

Um 18.51 Uhr ist die Vodafone-News von der Twitter-Site entfernt.