Leichen pflastern ihren Weg. Erst trifft es nur ein verletztes Rentier und eine unschuldige Tomate. Doch je weiter die Lehrerin Samantha Caine (Geena Davis) ihr verloren gegangenes Gedächtnis samt einiger unangenehmer Charaktereigenschaften zurückgewinnt, desto mehr Männer müssen sterben.
Die Provinzschönheit entpuppt sich als staatlich geprüfte Mörderin, die amnesiebedingt ihrer eigenen Legende erlegen ist. Nun wandelt sich das Muttchen auf der Suche nach der wahren Identität wieder zurück zur Amazone: Blonder als Bonnie, tödlicher als Nikita und unkaputtbarer als der Terminator.
Nachdem weder Bruce Willis („Die Harder“) noch Sylvester Stallone („Cliffhanger“) seinen sexuellen Avancen am Drehort nachgegeben hätten, soll Regisseur Renny Harlin beschlossen haben, nur noch weibliche Actionhelden in Szene zu setzen. Wobei Geena Davis praktischerweise seine Ehefrau ist.
Nach zwei gemeinsamen Flops produzierte das finisch-amerikanische Gespann mit diesem Adventsknaller ein trashiges Highspeed-Spektakel, bei dem das Massaker die kurzweiligste Verbindung zwischen bürgerlichem Idyll und Aussteigerromanze ist.
Wer fragt schon nach Logik, wenn finstere Politverschwörungen, Hitchcock'sche Küchenpsychologie und eine diabolische Stunt-Choreographie für gute Laune sorgen.
Und wann hat man schon so politisch unkorrekte, geradezu unsympathische Helden genießen dürfen wie Samuel L. Jackson („Pulp Fiction“, „Stirb langsam 3“), der hier mit einem wahren Kabinettstück den coolen Ghetto-Stenz der 70er Jahre in die Gegenwart rettet.
Diese Filmkritik erschien im „Tagesspiegel“-Supplement „Ticket“ 50/1996 vom 12. Dezember 1996
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