Er war ein Spätberufener als Galerist. Ein Mann, der als Unternehmer erfolgreich genug gewesen war, um es sich auch leisten zu können. Und ausreichend Lebemann, um das neue Spielfeld leidenschaftlich auszukosten.
An den Wänden Kunst von Pop-art über Graffiti bis hin zu den Mamarazza-Schnappschüssen der Fotografin Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein. Drumherum ein barockes Gesamtkunstwerk aus Livemusik, edlen Häppchen, teuren Tropfen und mittendrin ein Publikum, das Kunst genoß, aber noch viel mehr die Kunst zu plaudern und zu flirten.
Dirk G. Kronsbein war nicht nur ein Kunstliebhaber, sondern auch ein Menschenfänger, der in seiner Galerie Jung und Alt zusammenführte. Wenn er einlud, drängte man sich nicht nur in die Galerieräume. Die ganze Straße lebte in dem Trubel auf, während die Serviermädels vom Hotel schräg gegenüber Nachschub holten und zwischen den Gästen Slalom liefen.
Natürlich konnte man es fragwürdig finden, Champagner ausgerechnet auf Stehtischchen zu servieren, auf denen Banksy-Motive prangten. Aber wer erwartete schon puristische Kunst bei Ausstellungstiteln wie „Bambi – The Queen of Modern Art“, „Pop Art and Urban Art“, „Microcosmos Mithocosmos“, „Mash-up“ oder „Crossover“.
Vor wenigen Tagen dann die traurige Nachricht aus dem Krankenhaus, dass Kronsbein mit Corona im Koma lag. Am Nachmittag des 7. Oktober gab Sarah Kronsbein bekannt, dass ihr Vater, der Unternehmer und ehemalige Galerist Dirk G. Kronsbein im Alter von 81 Jahren gestorben ist. „Er war eine beeindruckende und inspirierende Persönlichkeit mit einem riesengroßen Herzen“, schreibt sie auf Facebook.
Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 8. Oktober 2021.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen