Donnerstag, 15. Februar 2007

Fascho-Martenstein

„Ich selbst finde Nazi-Ästhetik gut, mir gefallen Bands wie „Rammstein“, Bilder von Norbert Bisky oder der Flughafen Tempelhof. Wer Form und Inhalt nicht auseinanderhalten kann, ist eh doof“, schreibt Harald Martenstein heute in seiner „Tagesspiegel“-Kolumne zur Berlinale.

Brunzdumm ist es aber, sich soweit aus dem Fenster zu lehnen und einen Film zu verteidigen, den er offensichtlich nicht gesehen hat. Denn das Problematische am Wettbewerbsbeitrag „300“ ist nicht die Fascho-Ästhetik, sondern der Fascho-Inhalt.

Dienstag, 13. Februar 2007

W-LAN-Wüste

Mein Name ist Dorin und ich bin ein Internet-Junkie. Wie ein Durstiger in der Sahara sitze ich hier in Berlin auf dem Trockenen. In den Kinos kein W-LAN (mein Gott war das auf der LIFT schön, bei langweiligen Vorträgen einfach schnell online gehen zu können). In der mir freundlicherweise überlassenen Gästewohnung überhaupt kein Internetanschluß.

Damit sind schon zwei Drittel des Tages netzfrei. Bleiben nur die wenigen Minuten zwischen zwei Filmen oder Empfängen, in denen ich in den Hotspots des Pressezentrums oder in Internetcafés surfen, bloggen, eMails lesen kann.

Erfolg im Internet

Stefan von Holtzbrinck: Wer das Internet nur ein bisschen versteht, hat es nicht verstanden. Wir wollen daher im Jahr 2011 solide Umsätze im Internet erzielen, ein Viertel vom Gesamtumsatz in etwa. Damit ist es neben Zeitungen/Wirtschaftspresse, Wissenschaft und dem Buchgeschäft eine weitere Säule, aber eben nur eine Säule. Zu unserer dual angelegten Online-Strategie gehört jedoch auch, nicht nur neue Initiativen von außen anzustoßen und zu entwickeln, sondern zugleich unsere Stammmarken aus sich heraus weiterzuentwickeln. Als ich 1998 die "Nature"-Gruppe führte, stammten dort 90 Prozent des Umsatzes aus dem Printbereich - heute liegt der elektronische Anteil bei 85 Prozent. Im Bildungs- und Wissenschaftsbereich gehört das Internet zum Kern der Aktivitäten.

Michael Grabner: Mit einer gewachsenen Struktur wie bei Holtzbrinck kann man nicht einfach sagen: "Holladiho, ab morgen machen wir Internet!" Das ist ein Lernprozess. Erfolg ist nur mit anderen Mitarbeitertypen, Gehaltsschemata und Motivationssystemen zu erzielen.


Interview mit Hans-Jürgen Jakobs in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 13. Februar 2007

Montag, 12. Februar 2007

Wie kontaktfreudig soll man sein?

Mein Adressbuch bei XING umfaßt 152 Kontakte. Darunter jahrzehntelange Freunde, aber auch PR-Leute, mit denen ich nur gelegentlich zu tun habe, und ein paar Unbeleckte, die ich beim letzten XING-Treffen kennengelernt habe.

Vor zwei Wochen bat mich nun eine völlig Unbekannte um Bestätigung des Kontakts, und ich hatte so meine Zweifel. Ich kannte sie nicht, ich wußte auch nicht, was sie sich von dem Kontakt erwartete, und ich brauchte ein paar Tage Bedenkzeit. Schließlich will ich kein Kontaktgrab à la MySpace anlegen, sondern mein Adreßbuch als Werkzeug nutzen. Dann sagte ich doch zu – und offenbar hofft die Dame, daß ich ihr neues Buch in der "freundin" feature...

Heute meldete sich nun ein Mann bei mir, Michael (siehe Foto): „hi , wir haben uns zwar nur flüchtig auf der DLD gesehen, aber das ist ja ein Anfang :-) Lets connect ...“, schreibt er und das kann aus bekannten Gründen nicht sein.

Nun denke ich zwar nicht wie Friebe/Lobo in ihrer wunderbaren Ode an die digitale Bohème, daß man mit seinen XING-Freunden ständigen Kontakt haben und sie daher auf eine überschaubare Anzahl eingrenzen müßte. Aber ich glaube, ich sollte anfangen, wählerisch zu sein.

(Da fällt mir ein, daß ich in Genf erstmals ein wunderbares französisches Wort für Türsteher gehört habe: Physionomiste!)

Hatschi!

Nur ein Schnupfen oder schon die Berlinale-Grippe?

China Girls

Tea Lounge im Ritz Carlton. Vielleicht sollte ich doch öfters Sencha statt Cappuccino trinken...

Samstag, 10. Februar 2007

Ran ans Steuer!

„Vor dem Fernsehen ist der Mensch Passagier, am Computer ist er der Fahrer.“
Der französische Philosoph Michel Serres im Gespräch mit der Zeitschrift „Médias“, aus dem die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ heute ausführlich zitiert.

Posh, halt die Gosch'!

Zurück in dem Land, daß angeblich „weniger neurotisch“* geworden ist, kam ich nun endlich dazu, einen Euro in die Erstausgabe der deutschen „Vanity Fair“ zu investieren – und es war ein Euro zu viel. Denn bereits nach Ulf Poschardts Editorial habe ich das Heft in die Ecke geschmettert.

„Eine der erfolgreichsten Zeitschriften der Welt kommt zu uns. 1914 in New York gegründet, erreicht die amerikanische VANITY FAIR durchschnittlich 5,6 Millionen Leser.“* Stimmt genau genommen. Nur unterschlägt Ulf Poschardt durch den Nachsatz elegant, daß die „Vanity Fair“ 1860 in Großbritannien gegründet worden war, und Condé Nast die Titelrechte 1913 übernommen und sich inhaltlich durchaus auf das Originalblatt berufen hat. Die US-Ausgabe bezieht sich ausdrücklich auf dieses historische Vorbild. Eine kleine Auslassung nur, wer aber wie Poschardt als Chefredakteur kümmerlichen Borderline-Journalismus zu verantworten hatte, sollte in solchen Dingen mehr als vorsichtig sein.

Bella figura scheint Poschardt wichtiger zu sein, als schön vollständige Fakten: „Mich können Sie persönlich erreichen unter posh@vanityfair.de.“*

Nun kann man von Posh Girl Poschardt alles erwarten, nur kein Taktgefühl: „Nicht jeder, der Erfolg hat, kann diesen genießen. Die russische Journalistin Anna Politkovskaja verhalt der Opposition in Russland zu einer neuen, gewichtigen Stimme. Sie bezahlte ihren Erfolg im Kampf für mehr Demokratie mit dem Leben.“* Nicht jeder, der Erfolg hat, kann diesen genießen? Könnte für diese Geschmacklosigkeit bitte schön jemand dem eitlen Geck seinen Laptop um die Ohren knallen? Bitte!

* alle Zitate aus Ulf Poschardts Editorial

Enroute

Mit 15 mexikanischen Teenager-Girls (jede mit Notebook und Kreditkarte ausgestattet) in einer DASH-Propellermaschine von Genf nach München. Hier kurzer Zwischenstopp, um Mails und Blogs zu checken und mit Marc zu telefonieren, um uns für heute nachmittag auf einen Cappuccino in Berlin zu verabreden. In einer halben Stunde geht es weiter zur Berlinale. Von dort berichte ich im freundin-Blog (the bright side of life) und hier (the dark side of the moon).

Freitag, 9. Februar 2007

Summa summarum

„It's not about productivity. We're using technology to create disorder – you can call it innovation, I call it disorder.“
Daniel Kaplan in seinem „Wrap up“ der Lift07

Mitsurfzentrale

Wenn eine W-LAN-Verbindung unvermittelt abbricht, wie hier im Kongreßzentrum oder gestern abend im Hotel, checke ich gerne mit MacStumbler die alternativen Hotspots (was diesmal nichts brachte, da es offenbar eine ganz Genf betreffende Störung der Internet-Leitung gab). Aber auch daheim, wo ich mich als alter Hippie vor überflüssiger Strahlung schütze und am DSL-Kabel hänge, benutze ich MacStumbler gern, um zu sehen, welche kabellosen Netzwerke online sind, wie sie heißen, und zerbreche mir gern den Kopf, wer wohl hinter einem Namen wie „Tinkerbell“ steckt – etwa die jeden Abend auf ihrem Bett surfende Studentin von gegenüber?

Jedenfalls sind allein bei mir daheim ein halbes Dutzend privater W-LAN-Zugänge aktiv, und mit der Mitsurfzentrale gibt es jetzt einen neuen Versuch, diese Netzzugänge auch Dritten zu öffnen. Das Geschäftsmodell: Wer mitsurfen will, loggt sich über die Mitsurfzentrale ein und zahlt einen Euro pro Stunde beziehungsweise 10 Euro im Monat. Wer seinen Zugang zur Verfügung stellen will, erweitert seinen privaten Anschluß mit Hilfe einer Software der Mitsurfzentrale zum Hotspot und erhält 75 Prozent der daraus resultierenden Einnahmen.