Sonntag, 19. März 2023

Fundsachen (43): Lufthansa Frequent Traveller Baggage Tag

Das letzte Mal bin ich wohl vor über zwölf Jahren geflogen. Inzwischen nehme ich, wo immer es geht, die Bahn. Aber früher, als mir der Klimawandel noch nicht so bewusst war, nutzte ich das Flugzeug ohne Skrupel.

Mitte der 1980er-Jahre pendelte ich alle drei, vier Tage zwischen München, wo ich arbeitete und Geld verdiente, und Westberlin, wo ich leben wollte. (Wenn ich kein Geld verdiente, wich ich auf Mitfahrgelegenheiten oder aufs Trampen aus.) Es war noch zu Zeiten des Besatzungsstatuts. Für die Lufthansa war Berlin tabu und ich flog entweder mit der Pan Am direkt von München-Riem nach Berlin-Tegel oder via Hannover mit der British Airways. In Riem gab es noch einen zentralen Check-in, und als mich das Bodenpersonal nach meiner Destination fragte, wusste ich einmal, verpennt, nicht, ob ich da gerade in München war und nach Berlin wollte oder umgekehrt. Von 1990 bis 1999 lebte und arbeitete ich dann nur noch in Berlin.

In den 2000er-Jahren führte ich für die „freundin“-Redaktion oft Doppelinterviews mit Prominenten und ihrer besten Freundin: „Unter Freundinnen“. Die Strecke fotografierte Jim Rakete, was viele angefragte Berühmtheiten überhaupt erst dazu bewegte, mitzumachen. Damals flog ich – inzwischen mit der nach der Wiedervereinigung zugelassenen Lufthansa – immer morgens nach Berlin, um in Jim Raketes Kreuzberger Studio das Shooting zu begleiten und anschließend das Interview zu führen, wie hier mit Eve-Maren Büchner und Pamela Falcon. Am Nachmittag ging es dann wieder zurück nach München. Als wäre es der ÖPNV.

Der oben abgebildete Frequent-Traveller-Gepäckanhänger stammt wohl aus den 2000er-Jahren.

Donnerstag, 16. März 2023

Traumtagebuch (10)

Ich muss mit einer Schauspielerin eine Sexszene üben. Wir liegen in einem Bett, sie ist nackt, ich bin angezogen. Sie sitzt auf mir. Die Probe ist recht hitzig. Plötzlich betritt Elyas M'Barek, der sich nebenan offenbar langweilte, das Zimmer, sieht uns nicht zu, läuft aber im Raum herum. (Gestern lief sein Werbespot für Württembergische Versicherungsgruppe in der Pro-Sieben-Mediathek ständig.) Ich bitte ihn, wieder zu gehen, da er zu raumausfüllend wäre und ich mich dann nicht konzentrieren könnte. Er ist total geschmeichelt und will genauer wissen, was ich mit ausfüllend meine. Ich lüge irgendetwas, er geht und wir proben weiter.
Danach wollen die Schauspielerin und ich zu einer Haltestelle oder zu einem Bahnhof. Sie muss noch aufs Klo und ruft mir irgendetwas zu. Ich setze mich in eine Ecke und warte. Plötzlich kommt sie aus der Toilette, beachtet mich nicht und rast los. Jetzt fällt mir ein, was sie mir zugerufen hat: Ich solle vorausgehen.
Sie ist wahnsinnig schnell, ich kann sie gerade noch aus der Ferne beobachten. Um sie einzuholen, hebe ich ab und fliege über die Straße, Autoverkehr und Fußgänger, in der Stadt. (Flugträume habe ich immer wieder, früher, vor einigen Jahrzehnten, sogar jede Nacht.Beim Fliegen liege ich waagrecht in der Luft und schwebe, das heißt, ich komme voran, ohne Atme oder Beine zu bewegen, das aber nach Belieben schnell. Beim Fliegen stellt sich auch immer ein schönes, beruhigendes, entspanntes Gefühl ein.) So hole ich die Schauspielerin auf dem Weg ein, überfliege sie und lande vor ihr auf dem Bürgersteig.

Mittwoch, 15. März 2023

Boulevard-Bingo

Liegt es daran, dass sie typografisch kurz genug sind, um auch in die fetteste Schlagzeile zu passen, oder weil sie Emotion auf knappstem Raum zusammenpressen? Manche Begriffe scheinen die Boulevard-Journalisten jedenfalls mindestens genauso zu lieben wie das Koppeln von Ausdrucken, die der Duden ohne Bindestrich zusammenschreibt. Und im Idealfall geht beides und man titelt Kult-Bühne, Gas-Krise oder Todes-Drama. Die Liste wird laufend aktualisiert.

  • Abzocke
  • Ärger
  • Alarm
  • Aufstand
  • Aus
  • Beben
  • Chaos
  • Dauer
  • Debakel
  • Drama
  • Extrem
  • Falle
  • Fiasko
  • Fluch
  • Flut
  • Freude
  • Frust
  • Grusel
  • Hammer
  • Held
  • Horror
  • Inferno
  • irre
  • Irrsinn
  • Kampf
  • Killer
  • Knaller
  • Krach
  • Krimi
  • Krise
  • Kult
  • Mega
  • Murks
  • Panik
  • Power
  • Protest
  • Protz
  • Rausch
  • Rekord
  • Riesen
  • Schande
  • Schluss
  • Schock
  • Skandal
  • Sorge
  • Stopp
  • Super
  • Tabu
  • Terror
  • Top
  • Wahnsinn
  • Wut
  • Zoff

Montag, 13. März 2023

Wochenplan (Updates)

„Mobilitätswende aktiv gestalten - was darf, kann und soll Wissenschaft tun?“ mit Katja Diehl u. a. / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung; Lolo Zouai / Gretchen; Vorstellung des Teams und Programmkonferenz / Haus der Kulturen der Welt Berlin; Jens Juul: „Six Degrees of Copenhagen“ / BBA Gallery; Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik / Bayerisches Innenministerium; Lascana Press Day / Beyond; Academy Talk – TUM: Junge Akademie mit dem Präsidenten der Europäischen Rabbiner Pinchas Goldschmidt zu „Neue Technologien aus Sicht der jüdischen Ethik“ / Immatrikulationshalle im Stammgebäude der Technischen Universität München; Benoît Jacquots „La Fille Seule“ mit Virginie Ledoyen (Foto) / Werkstattkino; Pressegespräch zur Artmuc / Presseclub; Eckhart Schmidt – Sonderscreening zum 85. Geburtstag in Anwesenheit des Regisseurs: „Wie treu ist Nik?“, „Die Story“ und „Der Fan“ / ABC,; Sven Regener & Andreas Dorau: „Die Frau mit dem Arm“ / Amerikahaus; Opening des Design- & Architektur-Salons / Schwitzke Projects; Luisa Neubauer: „Gegen die Ohnmacht“ / Muffathalle; Tagung „Öffentlich-rechtliche im Brennpunkt“ / Evangelische Akademie Tutzing; Opening hey-hey Pop-up-Store / Rathaus; Premiere der Jahrgangsinszenierung der Otto-Falckenberg-Schule: „Richard Drei – Mitteilungen der Ministerin der Hölle“ / Werkraumtheater; Hex:a Synthicide X Dark Disco / Palais; Open Studios / Botanikum; „Resi Digital: Neue Sinnlichkeit“ / Marstall; Vernissagen „Auf ein Ei geschrieben“ mit Julia Burek, Lorenz Egle, Andreas Familler, Judith Grassl, Theresa Hecker, Bokyeom Kwon, Andreas Lech, Judith Neunhäuserer, Franz Stein, Stefanie Winter sowie Andreas Zagler / Halle 50, Michael Wagener: „groupies | welten.10“ / Streitfeld-Projektraum und Laura Klodt-Bußmann & Jakob Langreiter / Atelier de Valérie; Erzgebirge Aue vs. TSV 1860 / Erzgebirgsstadion & BR; Buchpräsentation von Daniel Richters „Cocktails“ / Taubenschlag Praterinsel; Pressevorführungen „The Whale“ und „Der Fuchs“

Montag, 6. März 2023

Wochenplan (Updates)

Pressekonferenz der Grünen zum Projekt „#SchieneStattStraße“ mit Katharina Schulze, Markus Büchler und Leon Eckert / Bayerischer Landtag; Pressegespräch zum Beteiligungsprozess beim PaketPost-Areal / Kap West; Pressekonferenz zu „Der Tod des Dr. Uwe Barschel – Gibt es Verbindungen in die Bayerische Staatskanzlei?“ / PresseClub; Vorstellung des Jahresberichts 2022 / Deutscher Presserat; Vernissagen Herlinde Koelbl: „Auf Augenhöhe“ / Pater-Rupert-Mayer-Haus, „The Female Show“ / Projektraum Munich Art,„Illustradas“ / Instituto Cervantes, „Looking for Unicorns“ / 27 km, „Sagsoget. Alloy. Legierung“ und Therese Hilbert: „Rot“ / Neue Sammlung; Georg Gänswein präsentiert sein Buch „Nichts als die Wahrheit –Mein Leben mit Benedikt XVI.“ / Salon Luitpold; Peggy March präsentiert ihre Autobiografie „I will follow me“ / Literaturhaus; Drei Tage Museum auf Zeit: Modern & Contemporary Auctions Part I & II / Sotheby's München; Buchpräsentation von Laura Dornheims „Deine Entscheidung – Alles, was du über Abtreibung wissen musst“ mit Dornheim und Teresa Bücker / Literaturhaus; Garry Klein / Harry Klein; Pressegespräch „Female Peace Palace – Theater und Widerstand in Zeiten des Krieges“ / Monacensia; Gedenkveranstaltung der Paneuropa-Union für Fritz Gerlich / Vor dem Polizeipräsidium Ettstraße; queer:raum FLINTA*Utopia / Habibi-Kiosk; Festival „Wortspiele“ mit Ana Marwan u. a. / Ampere; „Luther: The Fallen Sun“ (Foto) / Netflix; Leseschiene mit Ralph Hammerthaler / Minna Thiel; Bavaria rockt / Strom; 33 Jahre Substanz; Die wilde 13 mit Sin:port / Bahnwärter ThielTreffen der bayerischen Bahnreaktivierungs-Initiativen / Mehrgenerationenhaus Regensburg; Punchlines mit Sertaç Mutlu, Bruno Banarby, Chris Auber und Marie Theres / Boxwerk; Erika Ratcliffe u. a. / Urban Comedy Club; Sasha Waltz & Guests: „Beethoven 7“ / Radialsystem Berlin; Mis en Scène: Julian Duvivier / Arsenal Berlin; Oscars / Pro Sieben; Pressevorführungen „Die Gewerkschafterin“ und „Scream VI“

Sonntag, 5. März 2023

Feine erste Sätze (58)

Unlängst hatte die Hanns-Seidel-Stiftung zu einer Podiumsdiskussion geladen, die schon deshalb als denkwürdig gelten muss, weil sich die CSU-Ehrenvorsitzenden Edmund Stoiber und Theo Waigel ohne sichtbaren äußeren Zwang mal in etwas einig waren (Stoiber: „Ich teile deine Meinung völlig“).
Roman Deininger im Feuilletonaufmacher „Braucht es die überhaupt?“ der „Süddeutschen Zeitung“ vom 4./5. März 2023

Montag, 27. Februar 2023

Wochenplan (Update)

Präsentation des Schuldneratlas 2022 von Creditreform / PresseClub; Verhandlungstermin zum DFB-Reglement für Spielervermittlung/ BGH; Vernissagen Gruppe 44: „Völlig losgelöst“ / Landratsamt München, Ray Moore: „All in“ / Köşk, Munich Pop Art / Orangerie, Katalin Ladik: „Ooooooooo-pus“ / Haus der Kunst und „Verdammte Lust. Kirche. Körper. Kunst“ / Diözesanmuseum Freising; Vollversammlung des Stadtrats / Rathaus; Themenabend Spionage mit Maik Baumgärtner & Ann-Katrin Müller: „Die Unsichtbaren“ sowie Corinna von Bassewitz: „Das Geheimnis meines Vaters. Der BND, meine Familie und ich“ / Schreiberei; Mira Mann: Albumpräsentation von „weich“ / Werkraumtheater; „Auf dem Nockherberg – Die Starkbierprobe“ / Paulaner am Nockherberg & BR; Toca Me Design Conference / Alte Kongresshalle; Pressevorführungen „Neneh Superstar“ (Foto), „Vamos a la playa“, „Tár“, „Die Kairo-Verschwörung“, „Inside“, „Olaf Jagger“ und „The Ordinaries“

(Foto: Mika Cotellon/Gaumont/France2/Cinema Gaumont Animation/Weltkino)

Sonntag, 19. Februar 2023

Wochenplan (Updates)

Vernissagen „1623. Bayern wird Kurfürstentum“ / Bayerisches Hauptstaatsarchiv und Yana Rishe: „Metamorphose“ & Grand Opening / Galerie Eisinger; AI.BAY 2023 - Bavarian International Conference on AI / Deutsches Museum; Helmut Markwort & Michael Ruoff: „Wirtschaft trifft Medien“ / Zum Riederstein; Last Days of #BouncerPopa; Elke Buhr & Liliana Gómez: „Survival of the Loudest – Die documenta als Medienereignis und künstlerische Plattform seit 1955“ / Lenbachhaus; La Nuit des Césars; „Wer stiehlt mir Helena die Show?“ / Pro Sieben; Screen Actors Guild Awards 2023 / YouTube;  Pressevorführungen „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ (Foto) und „Sonne und Beton“

(Foto: Peter Hartwig/Pandora Film/Row Pictures) 

Donnerstag, 16. Februar 2023

Wieso Rosa von Praunheim seinen Rex-Gildo-Film umschneiden musste

Wahrscheinlich muss man dafür schon ein*e akribisch aufmerksame*r Zuschauer*in sein, aber wer Rosa von Praunheims Dokudrama „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ bereits auf dem Münchner Filmfest gesehen hat, dem/der wird auffallen, dass im Ersten und auf RBB diese Woche wie auch bereits die letzten Monate in der ARD-Mediathek eine leicht geänderte Fassung des Films gezeigt wird. Mein Berliner Anwalt hat das erreicht.

Denn als ich Rosas Films erstmals während des Filmfests sah, war ich doch etwas erstaunt. Ich hatte im Rahmen meiner Recherchen für Nico Woches Drehbuch die Münchner Archive geflöht und dabei auch diverse Zeitungsausgaben fotografiert. Fünf dieser Bilder mit Schlagzeilen der „Abendzeitung“ und „tz“ hatte Rosa nun in seinen Film eingebaut. Ohne mit mir vorab darüber zu reden, mich im Abspann als Urheber zu nennen oder mir gar für die Verwendung meiner Fotos ein Honorar zu bezahlen.

Genauso wenig wurde ich im Abspann für meine Archivrecherchen erwähnt. Nur der Kollege vom produzierenden RBB fand Erwähnung.

Als ich diesbezüglich Rosa anschrieb, bot er mir 250 Euro Honorar für die Verwendung meiner Fotos, schloß aber jede Nennung im Abspann ab – sei es als Urheber der Bilder oder für meine Recherchearbeit.

Mein Anwalt sah das etwas anders, und letztendlich musste Rosa alle meine Bilder aus dem Film entfernen, mir für die Verwendung des Materials in der Festivalfassung ohne Urheberangabe 500 Euro zahlen und die Anwaltskosten übernehmen. In der neuen Fassung werde ich nun auch mit einem Credit für meine Archivrecherchen gewürdigt.

Mittwoch, 15. Februar 2023

Wie ich beim Münchner Filmfest einmal nicht groß herauskam

Heute Abend erlebt Rosa von Praunheims Dokudrama „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ seine Erstausstrahlung im Ersten, wenn auch die ARD den Film kurz nach Mitternacht eher versendet, nachdem er bereits einige Monate in der Mediathek online ist. Der RBB wiederholt ihn dann immerhin drei Tage später, am Samstag zur Prime Time um 20.15 Uhr.

Seine Welturaufführung hatte der Film am 30. Juni 2023 2022 auf dem Münchner Filmfest und ich hatte mich sehr darauf gefreut. Dem Festival war ich seit seiner Gründung auf vielfache Weise verbunden. Als akkreditierter Journalist, als Gast, als Betreuer eines Abschlussfilms, und – wenn auch nur bei einem Ableger, dem Internationalen Festival der Filmhochschulen bzw. Filmschoolfest – als Betreuer des Twitter-Accounts.

Naiv wie ich bin, hatte ich vom Gang über den roten Teppich geträumt und davon, mich mit der Crew im Filmtheater am Sendlinger Tor nach der Vorstellung auf der Bühne zu verneigen. Immerhin war ich vor wie hinter der Kamera ein bisschen an dem Film beteiligt. Für Nico Woches Drehbuch hatte ich 2017/2018 in Münchner Archiven recherchiert sowie Zeitzeugen aufgetan und interviewt. Und letztes Jahr überredete mich Rosa, auch als „Zeitzeuge“ vor die Kamera zu treten und von meinen Recherchen zu erzählen.

Mit einer Akkreditierung als am Film Beteiligter wurde es dann nichts, was nicht weiter schlimm war, da ich meine jährliche Akkreditierung als Journalist besaß. Hinsichtlich der Eintrittskarten für die Premiere kannte ich erfahrungsgemäß drei Möglichkeiten: Freikarte des Veranstalters für Beteiligte. Oder der Filmproduzent übernimmt die Kosten der Eintrittskarte. Bei Low-budget-Filmen schließlich der dritte Weg: Der Produzent organisiert die Tickets und die Crewmitglieder erstatten ihm die Kosten. Bei Rosa lernte ich eine vierte Möglichkeit kennen: Ich sollte die Eintrittskarte nicht nur bezahlen, sondern mich selbst darum kümmern, eine zu ergattern. Das gibt einem nicht unbedingt das Gefühl, bei der Vorführung erwünscht zu sein.

Zumal mir auch niemand erzählt hat, dass nach der Vorführung eine Premierenparty bei Roy geplant war. Eine Feier, zu der Rosa zwar nicht mich eingeladen hatte, aber alle Zuschauer*innen im Kino hinzubat.