Donnerstag, 23. Juli 2009

Die Kindergartenposse der DJV-Konvertiten

Zum Twittern leider zu lang, daher eben als knappe Gedankenspielerei im Blog: Wie jede Organisation hat sicherlich auch der Deutsche Journalisten-Verband seine Macken und Tücken, weit davon entfernt ein weißer Ritter in strahlend-blitzender Rüstung zu sein. Aber wenn es um Zensurmaßnahmen, miese Arbeitsbedingungen oder Knebelverträge für Fotografen ging, war der Verband durchaus ein starker Partner. Daß sie in Sachen online manchmal etwas unbedarft sind, daß die ganze Aufregung um Michael Konkens Statement berechtigt ist, geschenkt!
Aber bei dem ganzen Genöle von Stalinorgel-Knüwer oder hamburg.de-Schorschi fällt mir nur ein, daß die Ausrichtung des DJV auf Print und Rundfunk vielleicht auch damit zusammenhängt, daß in Deutschland – wie fast überall – der Journalismus nun mal auf Print und Rundfunk fußt. Mir fiele auf Anhieb kein journalistisches Online-Angebot ein, daß ohne die personellen, organisatorischen und finanziellen Ressourcen seiner Print-, Fernseh- oder Radiokollegen lebensfähig wäre.
Deshalb bettelt ja auch ein Georg Konjovic darum, ihm Bilder kostenlos für seine Axel-Springer-Klitsche zu überlassen. Auch wenn er wie all die anderen Blogger, Twitterer & Co davon träumt, daß der Schwanz mit dem Hund wedelt. Online ist sicherlich ein wachsender Bereich, dem der DJV nicht genügend Aufmerksamkeit einräumt. Aber andererseits ist es schließlich auch ein Berufsverband, wo jeder von uns die Möglichkeit hätte, entsprechendes aufzubauen.
Wenn man daran gehindert wird, wenn sich die Mehrheit der Old-Media-Kollegen wirklich im Verband dagegen wehren würden, wäre es vielleicht an der Zeit, über eine Gegenorganisation nachzudenken – aber bis auf Thomas Mrazek gebärden sich doch die viele DJV-Mitglieder aus dem Online-Bereich bestenfalls wie Renegaten. Oder noch bockiger: Denn nur wegen des Geschwurbels eines Ewiggestrigen mit Austritt und Neugründung zu drohen ist so reif wie das Geschrei eines 4-Jährigen, dem die Erzieherin Unrecht antat. Und unter uns gesagt: Ein Verband der Onlinejournalisten à la Knüwer, Don Alphonso, Johnny Häusler, Peitschen-Borchert & Co wäre doch die Vorhölle auf Erden.

Updates: Wenn sich Georg Konjovic als „Contentproduzent“ versteht, ist er in einem Journalistenverband eh fehl am Platz.

Statement
des DJV zu Björn Sievers' offenem Brief.

Daniel Fienes Interview mit Ulrike Kaiser, stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Deutschen Journalisten-Verbands, zum Thema.

Warum Andreas Streim bei aller Kritik dem DJV die Treue hält.

4 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Danke! Dieser Kommentar spricht mir aus dem Herzen.

Wolff hat gesagt…

Zitat: "Mir fiele auf Anhieb kein journalistisches Online-Angebot ein, daß ohne die personellen, organisatorischen und finanziellen Ressourcen seiner Print-, Fernseh- oder Radiokollegen lebensfähig wäre."

Mir schon - wenn die Lebensfähigkeit auch mehr schlecht als recht funktioniert.

Ulrike Langer hat gesagt…

Sind dann die Gründer des Verbandes freier Journalisten - Freischreiber - und die Journalisten, die bisher in diesen Verband eingetreten sind, auch alle unreif? Sorry, aber im Beitrag steht drin, warum es an der Zeit ist, dem DJV zu zeigen, dass die Zeiten sich geändert haben: Außer Thomas Mrazek ist dort offenbar niemand willens oder in der Lage zu verstehen, dass es nicht mehr nur vorrangig darum geht, den Tarifvertrag für festangestellte Printjournalisten regelmäßig fortzuschreiben.

Dorin hat gesagt…

@Ulrike Langer Ob das der richtige Weg ist? Die Freelancer bei den Freischreibern, die Onliner in Knüwers Vorhölle, dann bitte auch die mich eh nervenden PR-Leute raus aus dem DJV in einen eigenen Verband und am Ende haben wir eine schön atomisierte Interessensvertretung, der auf der anderen Seite doch immer weniger, immer mächtigere Medienunternehmen gegenüber stehen.

@Wolff Welches denn? International fällt mir nur Huffington ein, vielleicht rue89 in Frankreich, die aber sicher Verlust machen. Dann gibt's noch den einen oder anderen. Aber in Deutschland?

Von neon.de hieß es das einmal, und abgesehen von den genutzten Printressourcen fand ich fast nur Bannerwerbung anderer G+J-Titel, was zwar Bilanzen schönt, aber auch eine Quersubventionierung ist.

Und bei Burda verdienen doch Printobjekte wie „freundin“ oder „Bunte“ das Geld, das dann Hebig & Co wieder verschleudern dürfen.

Ich habe auch durchaus nichts dagegen, daß Onliner & Printleute an einem Strang ziehen, aber da sollte man durchaus die Meriten der Old Media würdigen.