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Aenne Burda bekam ich während meines Jahres in Offenburg nie zu Gesicht, auch wenn sie in den Anekdoten oder vielmehr Horrorgeschichten ihrer Angestellten allgegenwärtig schien. Wen hatte sie nicht schon fristlos gefeuert, wegen einer falschen Bemerkung oder eines falsch geparkten Autos. Gelegentlich schien sie in den Monaten vor dem Umzug noch im Verlag aufzutauchen, rastlos ihrem Austragshäusl entfliehend, wundersam bis wirr in ihrem Verhalten, bis es offenbar selbst den Geduldigsten zu bunt geworden war, so daß man sie gar nicht mehr im Hause sehen wollte, daß doch noch immer ihren Namen stolzgeschwellt trug.
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Eine Büste von Nikolai Tregor. Der auf dem DLD verliehene Aenne Burda Award, mit dem sich die strahlenden Heldinnen der Gegenwart wie Marissa Mayer (Google), Caterina Fake (flickr) und Esther Dyson schmücken – aber auch die seit dem Knast weniger strahlende Martha Stewart.
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Heute abend strahlt der SWR nun um 23 Uhr Dora Heinzes Porträt „Aenne Burda“ aus. Die Phalanx der aufgebotenen Interviewpartner wie Karl Lagerfeld, Maria Furtwängler, Hubert Burda und Lothar Späth läßt vermuten, daß kein bißchen Schatten den Badener Glanz trüben wird.
In ihren persönlichen Notizen bestätigt Dora Heinze meinen Argwohn: „Als ich in meinem multinationalen Kiez in Berlin davon erzählte, was ich gerade vorbereite, sprudelten nur so die Geschichten, von Neuseeländerinnen, ehemaligen DDR-Frauen, Griechinnen, Brasilianerinnen, auch von Französinnen. Als ich dann aber eine französische Kostümbildnerin mit der Kamera interviewte, war sie leider durch eine Erkältung so heiser, dass wir die Aufnahmen im Schnitt nicht verwenden konnten.
Was auffiel, war das Lächeln auf den Gesichtern, wenn Aennes Name genannt wurde oder wenn die Frauen über ihre Erfahrungen mit der Burda Modezeitschrift erzählten. Ich habe versucht, dieses Lächeln in dem Film zu zeigen.
In der ARD fand ich viele Interviews mit ihr, einen wunderbaren Archivschatz. Und als ich vom Museum Offenburg und vom Burda-Archiv noch unausgewertetes Material bekam, lernte ich Aenne Burda immer besser kennen. Obwohl ich ihr nie begegnet bin, hatte ich das Gefühl, ich habe sie persönlich kennengelernt. Ihr Mut, ihr Charme und ihre Beharrlichkeit imponieren mir noch über den Film hinaus.
Auch wenn der Film sehr spät am Abend kommt, viel Freude beim Schauen.“
Update: „Adrett am Herd“ – die „Süddeutsche Zeitung“ zum Fernsehporträt
(Fotos: SWR/NDR, Promo)
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