Mit Typen aus Klaus Lemkes Filmkosmos rechnet man eher freitags auf Tele 5, wenn die schlechtesten Filme aller Zeiten laufen. Aber heute abend zeigt der Sender Trash ganz anderer Art, Dick Maas' Kultfilm „Flodder – Eine Familie zum Knutschen“ mit Huub Stapel in der Hauptrolle.
Dick & Huub, das war in den achtziger Jahren das Dream Team aus den Niederlanden, das mit drei Filmen: „Fahrstuhl des Grauens“, „Flodder“ und „Amsterdamned“ weltweit für Furore (und Remakes) sorgte.
Und selbst bis ins beschauliche München sprach sich der Ruhm um. Produzent Hanno Schilf hatte Klaus Lemkes „Zockerexpress“ (bzw. „Zockerexpreß“) in Planung, und Huub Stapel sollte dem ganzen Professionalität und internationales Flair verleihen. Weshalb merkwürdigerweise ausgerechnet ich als sonst nur mit der Pressearbeit betrauter Gehilfe den Wunschstar bei Laune halten sollte.
Man schickte mich zu ihm nach Amsterdam, nur um mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen. Damit er ja auch unterschrieb und zu den Dreharbeiten erschien. Bei seinem Gegenbesuch in München besuchten wir mit Klaus Lemke die Wiesn und schossen das Promobild, mit dem die „Cinema“-Redaktion dann zwei Komparsenrollen verloste.
Während der Produktion führte ich Huub nach Drehschluss zum Runterkommen in den Wolkenkratzer, dem Club hoch oben im ehemaligen Hertie-Hochhaus, Schwabings fünfzig Meter hoher schwarzer Monolith, der dann 1992 abgerissen wurde.
Hanno hatte sich zwar vorgestellt, dass ich wie ein Pressechef alten Stils unserem Star dort Frauen zuführte, aber abgesehen davon, dass der Holländer mit dem Plüschblick das nicht nötig gehabt hätte und ich andere Vorstellungen von meinen Aufgaben hatte, war Huub dazu auch schlichtwegs zu bodenständig und normal.
Und damit so ziemlich das einzige Vernünftige an diesem wahnwitzig absurden Katastrophenprojekt (mehr dazu hier). Ob der branchenfremde Investor, die fremde Wohnungstüren eintretende Hauptdarstellerin oder ein Drehbuchautor, der nebenbei in einen Zuhälterkrieg verwickelt war, gegen die Zockerexpress-Truppe waren die Flodders bürgerliche Langweiler.
Die Dreharbeiten habe ich dann mittendrin verlassen, nachdem die vereinbarte zweite Gagenrate überfällig war und sich mir stattdessen plötzlich die Gelegenheit bot, in Paris einen Monat lang eine Wohnung zu hüten.
Den fertigen Film habe ich nie gesehen, aber in der Münchner Stadtbibliothek am Gasteig gibt es offenbar noch eine Videocassette (!?) davon zum Ausleihen. Vielleicht erbarmt sich auch Tele 5, „Zockerexpress“ einmal bei SchleFaZ auszustrahlen? Der Drehbericht der Erdinger Landkreisredaktion der „Süddeutschen Zeitung“ klingt zumindest vielversprechend: „Lemke bot in den hier gefilmten Sequenzen alle Elemente des amerikanischen Aktionskinos auf. Brennende Fassaden, viel Rauch und die obligatorischen dunklen Gestalten an grauen Hauswänden.“
Foto: Annape (Anna Peisl) für H.S. Film
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