(Foto: Jerry Lampen/SWR/arte)
Montag, 7. Juli 2025
Wochenplan (Update)
Nan Goldin: Laura Poitras' „All the Beauty and the Bloodshed“ & Sabine Lidls „I Remember Your Face“ / Werkstattkino; „Die Menschen im Fokus: Die Kriegsfotografin Anja Niedringhaus“ (Foto) / arte; „Romeo und Julia“ / Residenztheater; Netzwerkkonferenz Sicherheit und Verteidigung / Wappensaal; Eröffnung Herzog Max; Erinnerungszeichen für Lisette Lilie, Karl Simon, Betty Landauer und Julian Marcuse / Kraelerstraße 16; erstmalige Verleihung der Bayerischen Atelierpreise / Haus der Kunst; Gürsoy Doğtaş: „…als ich meine Mutter bei den Elternabenden vertrat“ – über das Erzählen, Schreiben und Kuratieren von Gastarbeiterinnengeschichten / Akademie der Bildenden Künste; „Dialog der Künste: Studierende der Hochschule für Fernsehen und Film & Akademie der Bildenden Künste im Dialog“ / Bayerische Akademie der Schönen Künste; Kultur-Sommer-Lounge des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst / Haus der Kunst; Pressekonferenz zur FLAP-App mit Innenminister Joachim Herrmann, Polizeipräsident Thomas Hampel und LMU-Vize Francesca Biagini / Philogicum; Grundsteinlegung / Kirschgärten; Vernissagen Angela Sauermann: „Und Spuren mittendrin“ / Cafédotcom und Ena Oppenheimer: „If P/nk Were a Colour of Your Rainbow“ / Lodenfrey-Park; Sommerfest des Kreisverwaltungsreferats / Baureferat; Munich AI Lecture – Virginia Dignum: „Responsible AI: Governance, Ethics and Sustainable Innovation“ / Bayerische Akademie der Wissenschaften; Lena Dunhams „To much“ / Netflix; Tsatsas Pop-up / Holzrausch; Öffentliche Jahressitzung mit einem Festvortrag von Jan Philipp Reemtsma zu „Was ist soziales Vertrauen – und wann gerät es in eine Krise? Oder: wann und warum werden eigentlich die Leute verrückt?“ / Bayerische Akademie der Schönen Künste; Invite Only Opening Mälzer & Fu Pop-up / Mint Gallery; Laura Leupi: „Das Alphabet der sexualisierten Gewalt“ / Habibi; Niah / Roody Tanzcafé Giesing; BoomBox Rocks! Festival / Boom Freiham; LUNAparty / Bayerischer Hof; Sommerfest des Valentin-Karlstadt-Musäums mit Simon Pearce, Maxi Pongratz u. a. / Rindermarkt; Pressekonferenz zur Nacht der Mode im Haus der Bayerischen Geschichte Regensburg / Deutsche Meisterschule für Mode; Präsentation der mobilen Videotürme der Münchner Polizei / Stachus; Studio 8 Oben Pop-up / Ruffinihaus; Pop-up-Stage ft. Fredrik, Vince & Carlos / Cosimapark; Rave Insanity Showdown / Fröttmanning; Straßenfest der Kammerspiele / Falckenbergstraße; Schlampenfest von Slut Walk / Fat Cat; Georgenhood-Straßenfest / Georgenstraße 97–105; 10 Jahre Domagkpark; Sommerfest / Alter Wirt Grünwald; 10 Jahre Bellevue di Monaco; Sommerfest mit Falschgeld, Marlin Beach & Vanilla Lover / Minna Thiel; Kurt-Meisel-Preisverleihung / Residenztheater; Deadline, die Redaktionsband der „Süddeutschen Zeitung“ mit Andrian Kreye u. a. / Andechser Zelt Tollwood
Dienstag, 1. Juli 2025
Oscar-Preisträgerin Caroline Link macht den CSD Munich Pride zur Klimademo
Als am Samstag der CSD Munich Pride durch die Müllerstraße zog, klatschte Oscar-Preisträgerin Caroline Link („Jenseits der Stille“, „Nirgendwo in Afrika“, „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“) am Rande eifrig Beifall. Die Regisseurin war aber gar nicht als Zuschauerin vor Ort, sondern für den ersten Drehtag ihres neuen Kinofilms „Die Jahre mit dir“ – mitten unter Tausenden von Demonstrierenden und feiernden Zaungästen.
Unter ihrer Regie reihten sich auf Höhe der Theklastraße rund zwei Dutzend Schauspieler*innen und Kompars*innen in die CSD-Parade ein, unmittelbar hinter den Dykes on Bikes und der Rosa Liste, nachdem man die Blockbildung schon vor dem Eintreffen des CSD-Zugs ein paar Mal auf der leeren Straße geübt und für Nahaufnahmen genutzt hatte. An der Spitze Schauspielerin Jella Haase („Kleo“, „Chantal im Märchenland“) mit einem Protestschild auf dem „All we need is less“ stand. Auch bei den anderen Protestschildern kein bisschen Love.
Der Link-Block hatte keine Slogans zu sexueller Vielfalt und Anliegen der LGBTQIA+ dabei – mit Ausnahme vielleicht von einem „Fuck Trump“. Auf den anderen standen Sprüche wie „Respect existence or expect resistance“ (wenn auch nicht in dieser Rechtschreibung), „Stop Climate Crime“, „No G7“, „Climate Matters“, „Voi G7 – noi 8 milliardi“ und andere italienische Parolen. Dazwischen viele Luftballons mit der Erdkugel, ein Totenschädel mit der Aufschrift G7 und ein überdimensionales X, dem aber die horizontalen Striche des Extinction-Rebellion-Logos fehlten.
Es lag ein Hauch von Climate Pride in Bologna in der Luft. Im Film später soll die Kulisse der queeren Parade eine italienische Klimademo darstellen. München also jetzt auch im Kino mal wieder als nördlichste Stadt Italiens dienen.
Das ging nicht ganz reibungslos über die Bühne. Zwar stand der Plan, die Tausenden von Teilnehmenden und Zuschauenden beim CSD als Filmkulisse zu kapern, schon lange fest. Doch wie man hört, war man sich erst kurz vor dem Drehtag einig. Zu weit lagen die organisatorischen Vorstellungen der Filmproduktion und CSD-Veranstalter auseinander. Der Rest ist Schweigen. Denn der Kreis der Eingeweihten war ungewöhnlich klein und wie bei Hollywood-Produktionen mussten auch bei „Die Jahre mit dir“ die Beteiligten ein Non-Disclosure Agreement (NDA) unterschreiben, eine Verschwiegenheitserklärung.
Entsprechend waren auch die am CSD teilnehmenden Gruppen nicht eingeweiht, was nachträglich für Kritik sorgte. Benjamin Hahn etwa fand „das ohne Rücksprache mit der Community nicht in Ordnung. Es gibt viele Gruppen, die schon die Teilnahme von Firmen kritisch sehen, aber zähneknirschend hinnehmen. Als Teilnehmer finde ich es nicht in Ordnung, wenn der CSD für Dreharbeiten gekapert wird, die mit der Message der Demo nichts zu tun haben.
Dass man offenbar Produktionskosten sparen wollte und deshalb unseren Pride überschreibt statt selbst etwas zu organisieren, ist frech.“
Am Set, sprich: auf dem CSD war der Aufwand dagegen alles andere als hollywoodesk – auch wenn Warner Bros. Germany als Koproduzent mit im Boot sitzt. In der Prälat-Zistl-Straße parkten etwas außer Sichtweite gerade mal vier Transporter, darunter zwei kleine, und auf der CSD-Strecke selbst fiel das ausschwärmende Filmteam um Drehbuchautorin und Regisseurin Caroline Link nicht weiter auf.
Worum geht es in dem Film?„Das Drama Die Jahre mit dir erzählt die Liebesgeschichte zwischen der Klimaaktivistin Fanny und dem wohlhabenden Jurastudenten Alexander. Obwohl die beiden aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen kommen, entsteht zwischen ihnen eine große Nähe und leidenschaftliche Anziehung. Aber Fanny will die Welt verändern, während sich Alex immer mehr mit dem ihm vorgegebenen Leben als Anwalt arrangiert. Rund die Hälfte der Dreharbeiten wird in Bayern stattfinden“, schreibt die bayerische Filmförderung FFF Bayern, die die bis Dezember dauernden Dreharbeiten mit 700.000 Euro unterstützt hat. Ein weiterer möglicher Münchner Drehort wäre die HFF Hochschule für Fernsehen und Film, wo Caroline Link am 7. Mai die Bibliothek als mögliche Location besichtigt hat. Vielleicht als Setting für den Jurastudenten Alex, gespielt von Jannis Niewöhner. Weitere 400.000 Euro gab es von der Filmstiftung NRW. 560.000 Euro von der FFA. (Die Älteren unter uns müssen bei den Namen der Protagonist*innen unweigerlich an Ingmar Bergmans Familiendrama „Fanny und Alexander“ denken.)
Produziert wird der Film von der Berliner Komplizen Film, der das Münchner Filmfest mit Joachim Triers „Sentimental Value“, Maren Ades „Der Wald vor lauter Bäumen“ und Nadav Lapids „Yes“ gerade eine kleine Hommage widmet. Im Festivalkatalog trägt man aber eher zur Verwirrung bei, indem behauptet wird, dass Caroline Links Drehzeitraum erst nach dem Filmfest begänne. Dabei fiel der Startschuss am Samstag sogar noch vor der offiziellen Eröffnung des Festivals.
Jella Haase, die die Klimaaktivistin aus einem Arbeiterhaushalt spielt, feierte den ersten Drehtag mit einer Instagram-Story, auf der zwar kein Wort vom CSD fiel, dafür aber weitere Schauspieler*innen markiert waren: Amal Keller, Florian Geißelmann, ein „#saluelbenito“ (Samuel Benito?) und Jannis Niewöhner.
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