Donnerstag, 5. Februar 2009

Freitagsgeschwalle

Der neue „Freitag“ ist da, ein, nein „das Meinungsmedium“. Auf den ersten Blick häßlich-sexy, beim Durchblättern auffallend humorlos und in seinem Tonfall irgendwo zwischen Kirchentag und Kaffeekränzchen. Die Vorspänne killen alles – wer will da noch weiterlesen?

„Wir haben uns zurückgehalten und die Amerikaner haben konsumiert. Jetzt ist Zeit, die Staatsausgaben anzukurbeln, die Löhne zu steigern, und die Reichen zu besteuern!“

„Budapest, Leninring 101 – oder wie man sich im Wandel einrichtet“

„Klaus Wowereit eröffnet das 'Gedenkjahr 20 Jahre Mauerfall' und ein Mann mit Baskenmütze erklärt die Synthese aus Ost und West“

„Bisher war der soziale Protest rein verbal. Zögerlich erreicht die Kapitalismuskritik nun auch die Straße. Ob daraus eine Bewegung wird?“

„Das Mutterland des Kapitalismus steht unter Schock – auch das zweite Rettungspaket wird daran wenig ändern“

„Das Wahlvolk hat sich auf der Tribüne eingerichtet. Nur wenn es auch die Arena betreten darf, bekommt die Politik im Netz den nötigen Schwung“

„Das Kino ist schon oft gestorben. Am prächtigsten in Breitwand-Filmen, denen die Retrospektive gewidmet ist“

„Die Hamburger Kunsthalle hat mit der Ausstellung 'Man 9196 Son' einen Post-68er-Schreckenscocktail angerührt. Reizvoll und problematisch zugleich“

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Och, doch nicht gleich so negativ! Das, was ich heute auf der Internetsite gesehen habe, war ganz interessant (wenngleich sehr unaufgeräumt, da muss wohl noch ordentlich rubriziert werden). Und was wirklich cool ist: Übersetzungen aus dem "Guardian".

Also, lass 'ma denen doch mal ein bisserl Zeit und dann kann man's ja, wenn's is`, immer noch bashen...

Dorin hat gesagt…

Nö, wieso?

Den Guardian kann man auch im Original lesen, zur Website habe ich mich nicht geäußert, aber von der ersten Printausgabe nach dem Relaunch erwarte ich einfach mehr, da steckt ein halbes Jahr Arbeit drin, daran, kann, darf, ja muß man sie messen.

Anonym hat gesagt…

Ja, da hast Du auch wiederum recht - komischerweise tät ich auch bei Web und Print andere Maßstäbe anlegen. Ersterem gesteht man ggf. noch eine gewisse Narrenfreiheit zu - zumal man da ja tatsächlich immer nachjustieren kann und eh irgendwie alles im Fluss ist (was nicht bedeutet, dass man den Freitäglern ihr momentanes Web-Kuddelmuddel lange verzeihen muss).

Bei der Holzausgabe hingegen erwartet man, dass da alles eben "all the news that's fit to print" ist. Und da g'hört dann auch dazu, dass mich grad zum Startschuss besonders viel Mühe gibt.

Was die Guardian-G'schichte angeht: Freilich kann man sich auch auf dessen eigene Seite begeben. Aber das ist ja das Großartige am Netz, dass einem jemand, bei dem man eh ist, mit dem man sich eh unterhält, sagt: Guck mal, da is' was, des könnt Dich interessieren. Grad bei fremdsprachigen Generalisten-Medien ist solch eine Vorauswahl hilfreich, denn vieles, was die Menschen im Lande umtreibt, ist für Außenstehende eher öd: Welche Tories in welcher Grafschaft sich grad den Hintern versohlen lassen, interessiert mich im Zweifelsfall eher nicht. Und genau das ist ja auch das Wesen vieler Blogs.

Und, aber das ist wohl eine subjektive Sache, lese ich irgendwie lieber amerikanisches Englisch als englisches - daher bin ich ausnahmsweise mal gar nicht so unglücklich, dass jemand da schon übersetzt hat. Man wird halt faul...