„Wir wollen uns nackt sehen“? „Wir sind Porno“? Wir wollen vor allem glänzen: Mit unseren Eroberungen, mit unseren Fotokünsten, mit unserer Provokation. „Die neue Ästhetik des alten Aktes“ ist vor allem clean, ob nun bei thathipsterporn auf Polaroid gefaket, bei modfetish auf cool getrimmt oder bei teufelchen auf Heimporno verniedlicht. Weit spannender sind die gescheiterten Motive, die Fehlerhaften, die Unvollkommenen, die in der Regel unpubliziert bleiben, im virtuellen Abfallkorb landen. Clicki interrupti. Nicht nur, weil sie sich dem kommerziellen Blick, dem Anspruch auf Perfektion verweigern, sondern weil sie eine letzte Bastion der wahrhaften Unprofessionalität in einem Metier verkörpern, das mit inszenierten Amateurbildern fast schon mehr Geld zu machen scheint als mit dem klassischen Porno. Bilder, wie ich sie letzte Woche unter dem Titel „Strictly amateur: Die strammsten Riemen. Nice Bastards Imaginarium – Funde aus dem Netz“ in den 100 Tage Bücher ausstellte, faszinieren mich aber nicht nur, weil sie den herkömmlichen Vorschriften der Bildkunst widersprechen. In ihrem gemeinsamen „Fehler“, dem ins Bild ragenden Trageriemen, spiegelt sich Leidenschaft wider, denn wann ist Erotik spürbarer, als wenn der Fotograf etwas derart Offensichtliches übersieht? Und muß der Sex selbst in der Erinnerung nicht bemerkenswert gewesen sein, wenn der Fotograf noch lange danach, beim Hochladen, das Bild nicht beschneidet und damit säubert, sondern so unvollkommen beläßt?
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