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Samstag, 16. Januar 2010

Strictly amateur: Die schönsten Riemen

„Wir wollen uns nackt sehen“? „Wir sind Porno“? Wir wollen vor allem glänzen: Mit unseren Eroberungen, mit unseren Fotokünsten, mit unserer Provokation. „Die neue Ästhetik des alten Aktes“ ist vor allem clean, ob nun bei thathipsterporn auf Polaroid gefaket, bei modfetish auf cool getrimmt oder bei teufelchen auf Heimporno verniedlicht. Weit spannender sind die gescheiterten Motive, die Fehlerhaften, die Unvollkommenen, die in der Regel unpubliziert bleiben, im virtuellen Abfallkorb landen. Clicki interrupti. Nicht nur, weil sie sich dem kommerziellen Blick, dem Anspruch auf Perfektion verweigern, sondern weil sie eine letzte Bastion der wahrhaften Unprofessionalität in einem Metier verkörpern, das mit inszenierten Amateurbildern fast schon mehr Geld zu machen scheint als mit dem klassischen Porno. Bilder, wie ich sie letzte Woche unter dem Titel „Strictly amateur: Die strammsten Riemen. Nice Bastards Imaginarium – Funde aus dem Netz“ in den 100 Tage Bücher ausstellte, faszinieren mich aber nicht nur, weil sie den herkömmlichen Vorschriften der Bildkunst widersprechen. In ihrem gemeinsamen „Fehler“, dem ins Bild ragenden Trageriemen, spiegelt sich Leidenschaft wider, denn wann ist Erotik spürbarer, als wenn der Fotograf etwas derart Offensichtliches übersieht? Und muß der Sex selbst in der Erinnerung nicht bemerkenswert gewesen sein, wenn der Fotograf noch lange danach, beim Hochladen, das Bild nicht beschneidet und damit säubert, sondern so unvollkommen beläßt?

Sonntag, 22. April 2007

Eisenbahnererotik

Kontrollverlust, Vertrauen, völlige Hingabe mag durchaus zum Sex dazu gehören, aber immer wenn ich ein kunstvoll verschnürtes Menschenpaket sehe, frage ich mich, ob da überhaupt eine sexuelle Spielform vorliegt oder nicht doch jemand in seinem Reihenhaus einfach nur die HO-Eisenbahn durch das kleine Bondage-Set ersetzt hat. Als Mann, der kaum seine Schnürsenkel oder Geschenkverpackungen adrett hinbekommt, will es mir nicht so recht in den Sinn, worin die erotische Spannung besteht, ein paar Meter roter Schnur in mühevoller Kleinarbeit akkurat zu verknoten, ganz zu schweigen von diesen Bilderserien pornografischer Rollbraten, die meist nur eines ausstrahlen: Mein Gott, was muß das für Arbeit gewesen sein, das arme Mädchen so zu verknoten. Statt der Märklin-Bahnhofsvorsteheruniform tragen die dominanten Jungs aus dem Hobbykeller jetzt vielleicht die nietenübersäte Ledermontur mit Kopfmaske, aber letztendlich verlegen sie nur statt der Gleise stramme Riemen. Nicht weniger ordentlich und in etwa ebenso erotisch. Aber vielleicht überkommt mich auf der BoundCon in der Münchner Kultfabrik doch noch die Erleuchtung...

Montag, 1. Januar 2007

Explicit: Schein und Wirklichkeit

Das Hirn wird gern als größtes Sexualorgan apostrophiert, und allzu oft folgen meine Bildern im Kopf nur den schmutzigen Bildchen des Alltags.

Die sexuellen Praktiken selbst sind meist uralt, aber im öffentlichen Umgang damit fallen selbst mir in meinem jungen Alter deutliche Wandlungen auf.

Hidden Desire betitelt der Beate-Uhse-Katalog Knebel, Fesseln und Gerte, die man da vor zwanzig Jahren vergeblich suchte.

Als ich anfing, die amerikanische „Penthouse“ zu lesen, waren nur hübsche Mädels drin. Irgendwann war im Schambereich nichts mehr retuschiert. Dann tauchten immer öfter Männer auf, die es mit den Mädels hardcore trieben und als ich mit der Lektüre aufhörte, gab es die ersten Bildstrecken pinkelnder Pets.

Traci Lords, Porno-Ikone nicht nur der achtziger Jahre, ist meines Erachtens in ihre Filmen niemals, NIEMALS anal genommen worden.

Heute sind solche Praktiken allgegenwärtig und ich würde zu gern wissen, inwieweit die Demokratisierung oder Banalisierung derartiger Fetische das Sexualverhalten der Bevölkerung beeinflußt.

Was macht man, weil es einen tatsächlich erregt? Was praktiziert man, um erregende Bilder nachzustellen?

Das kann dann durchaus ernüchternd oder sogar erheiternd sein.

Ich liebe Brüste. Und ich liebe diese Bilder, bei denen Mann und Frau auf die offensichtlichste Weise zusammen arrangiert wurden: Sein Schwanz zwischen ihren Brüsten. Alles wichtige auf einem Blick. Titjob, Spanisch, Intermammae oder wie immer man es nennen will.

Es zu sehen ist eines. Aber es zu machen etwas völlig anderes. Meistens muß man sich in eine recht unbequeme Position aneinanderrobben, um die gewünschte Stellung zu erreichen. Wobei Unbequemlichkeit den Sex durchaus verschärfen kann. Aber in diesem Fall liegt man nun im Busen, also der Vertiefung zwischen den Brüsten, und das ist vielleicht optisch das Paradies – aber für so einen Schwanz eher ein dürrer Pfad...

Und wo wir schon bei den Brüsten sind: Es gibt gute Gründe dafür, daß uns Möchtegern-Bondage-Künstlern Live- und Online-Tutorials angeboten werden. Anders gesagt: Grundsätzlich braucht alles, was der Japaner so treibt, jahrelange Schulung. Das zeichnet so eine Kulturnation eben nicht nur beim Sushi aus.

Die wichtigsten Vorschriften, um meine Liebste nicht zu Tode zu würgen, weiß ich aber auch schon, da ich lang genug für „Cosmopolitan“ geschrieben habe. Ich nehme Seidenschals und Nylonstrümpfe statt das Blut abbindende Nylonschnüre zum Beispiel. Aber habt Ihr schon mal versucht, ganz einfach nur eine Brust so abzubinden, daß sie schön rot und empfindsam wird?

Wenn es sich nicht gerade um ein solides Silikonwerk handelt, ist so eine Brust recht beweglich und läßt sich nicht ohne weiteres fixieren. Und wenn man es endlich geschafft hat, flutscht sie spätestens dann aus der Schlinge, wenn man nicht mehr nur gucken, sondern seine Erregung in Action umsetzen will.

Dann hat man wenigstens etwas zu lachen. Und das ist im Bett meist wertvoller als das ganze Bilderarsenal im Kopf (meiner ist natürlich der Größte!).