Mit Sebastian Blomberg und mir nimmt es wohl keine gute Wendung mehr. Nicht, daß uns irgendetwas direkt verbände. Das ist eher ein Verhältnis über Bande.
Vor zehn Jahren interviewte ich Maria Schrader zum Thema Liebesleben. Aufhänger war die pikante Konstellation, daß sie unter der Regie von Dani Levy, ihrem Ex, „Väter“ gedreht hatte. An ihrer Seite der neue Freund, Sebastian Blomberg, in der männlichen Hauptrolle. Ex inszeniert Verflossene mit ihrem neuen Stecher? Das Gespräch war großartig, der Artikel schnell in Form gebracht. Die Freigabe ließ auf sich warten. Lange. Bis einen Tag vor Imprimatur der „Cosmopolitan“. Kein Wunder, schließlich stand die Premiere von Dieter Wedels „Nibelungen“ in Worms an, Schrader probte ständig ihre Kriemhild. Dann kam kurz vor Druckschluß das Nein. Sie strich mir nicht einzelne Sätze oder ganze Antworten, sie kassierte das vollständige Interview. Und schrieb mir über Nacht als Ersatz immerhin ein komplett neues, inklusive der Fragen. Von der pikanten Dreieckssituation war natürlich nicht mehr die Rede.
Inzwischen hat es Blomberg ans Münchner Residenztheater verschlagen, wo er nicht nur das Bühnenensemble verstärkt, sondern auch einmal monatlich in der Beletage, der Bar zur schönen Aussicht, zu einer Art Salon bittet. In seinem „SZ“-Interview zu der Veranstaltungsreihe wehte ein Hauch von „Was tun, wenn's brennt?“:
„Wenn du hier ankommst und am Vormittag zur Probe gehst und dann den ersten gepimpten Tanten begegnest, die ihre 4000-Euro-Einkäufe aus dem Laden schleppen, ist das für jemanden, der aus Berlin-Neukölln kommt, surreal.“
„Na, du München!“ heißt die Veranstaltungsreihe, und gestern war Charles Schuhmann zu Gast. Es hätte so schön werden können.
Verwirrenderweise dachte Charles Anfang der Woche noch, Martin Kušej wäre sein Gesprächspartner. Der Name Blomberg war ihm kein Begriff, ein schnell gegoogeltes Foto weckte auch keine Erinnerung, aber okay, Charles trug in dem Augenblick auch nicht seine Lesebrille.
„Als ich zum ersten Mal mit Schumann persönlich gesprochen habe - was heißt persönlich, vermutlich so persönlich, wie Hundertschaften von Münchnern mit ihm persönlich“, räumt Blomberg gegenüber der „SZ“ ein. Kein Problem, etwas Distanz kann durchaus gesprächsfördernd sein. Schließlich träumt Blomberg in der „Süddeutschen Zeitung“ von Spinnern, Idioten, Philosophen am Resi, die die Tür aufreißen, das Staatsschauspiel zu einem Ort öffentlicher Auseinandersetzung machen und vielleicht noch eine Suppenküche für Hartzer auf dem Marstallplatz installieren.
Gestern abend war es auf dem Max-Joseph-Platz, vor dem Resi eher ruhig. Wie es halt so ist, wenn die Boutiquen zu haben und auch sonst gerade keine Abonnenten dem Kulturgenuß frönen. Statt den von mir heillos optimistisch erwarteteten rauchenden Köpfen, sich in jeder freien Ecke niederlassenden Szeneleuten und den üblichen subkulturellen Säufernasen doch nur gähnende Leere in den Theaterfluchten. Ein paar gepimpte Tanten im Foyer. Die Bar verschlossen. Einlaß erst in fünf Minuten. Subventionstheater bis an den Tresen.
Am Morgen hatte ich sicherheitshalber online überprüft, ob für die Veranstaltung Eintrittskarten nötig und gegebenenfalls noch erhältlich wären. Der Gesprächsabend war nicht vermerkt. „Rechtzeitig Plätze sichern“ heißt es auf der Facebook-Seite, nicht: Karten sichern. Deswegen war ich immerhin eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn da.
„Sie haben eine Eintrittskarte?“, fragte mich der Zerberus. „Nein.“ „Sie brauchen aber eine.“ „Wo bekommt man die?“ „Bei mir. Aber der Abend ist ausverkauft.“
Die Auseinandersetzungen, von denen Blomberg träumt, sind doch nur die Ortstypischen: In ist, wer drin ist. Eine Frage des Geldes (oder falls es die ominösen Tickets kostenlos geben sollte, des Managements) oder der Gästeliste. München eben.
Es hätte so schön werden können. Oder auch nicht. Montag werden mir die üblichen Verdächtigen der Münchner Tagespresse verraten, was ich verpaßt habe. Im Feuilleton. Oder vielleicht doch eher auf den bunten Seiten.
Update: Der Abend vom 13. April mit Michael Graeter.
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