Mit dem Langhans ist es paradox. Als ich etwa vor einiger Zeit noch wuschelköpfig herumlief, hielt man mich wiederholt für den „Apo-Opa“. Einerseits war er damals offenbar schon (noch?) bekannt genug, um erkannt zu werden. Und zugleich unbekannt genug, um ausgerechnet mich mit ihm zu verwechseln. Locken und Brille schienen dafür schon auszureichen.
Als ob das nicht schon paradox genug wäre, mußte ich dieser Tage feststellen, daß ich bereits einmal beruflich in Berlin mit ihm zu tun gehabt habe. Auf jede diesbezügliche Anspielung hätte ich rundum abgestritten, mit Langhans auch nur jemals ein Wort gewechselt zu haben, aber in meiner Belegmappe findet sich ein Interview zwischen uns beiden. Einen bleibenden Eindruck hat er da offenbar im August 1998 bei mir nicht hinterlassen:
Deutschland im Herbst 1998. Bürgerliche Raffgier und opponierende RAF scheinen passé, statt kontroverser Diskussionen wird – piep, piep, piep – das einvernehmliche Gespräch gesucht. So konsequent sogar, daß selbst die APO-Veteranen, die die nächsten drei Tage im Tempodrom und der Schwangeren Auster die 68er-, 89er- und 98er-Generationen zusammenbringen wollen, sich Roman Herzog ans Revers pappen: „Durch Deutschland muß ein Ruck gehen“, forderte der Bundespräsident vor einem Jahr – nun wird ab heute unter dem Slogan „Ready to Ruck“ zurückgeschwätzt, -vibriert und -gestreichelt.
Zum Beispiel auch von Kuschelkommunarde Rainer Langhans, seiner Haremsfrau Christa Ritter, DJane Monika Kruse, der Türsteherin und Sängerin Paula P'Cay und dem Initiator des Festivals, Günter Langer (vormals Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen), die sich zu einem ersten Schnuppergespräch mit uns trafen.
Berliner Morgenpost: Was wird bei „Ready to Ruck“ passieren?
Monika Kruse: Das ist ja die große Überraschung. Was passiert, wenn die 68er auf meine Generation trifft? Musik ist für mich dabei gar nicht das Wichtigste. Ich will mich mit denen einfach nur treffen, unterhalten, Spaß haben.
Rainer Langhans: Ich mag keine Organisationsgeschichte, ich will mehr das Chaotische. Uns geht es um das Gespräch, um die Begegnung. Ich rede einfach gern mit Leuten, gerade mit den Jüngeren, mit denen ich mich wohler fühle als mit meinen Altersgenossen. Ich finde da alles wieder, was wir angefangen haben. Das Gefühl, leider auch die Drogen.
Mopo: Gibt es gar kein politisches Ziel mehr?
Langhans: Ich halte das für Politik. Es geht nicht mehr ums Malochen und Mangelverteilung, Interessen und Raffausgleich. Politik ist die Vermehrung von Wohlgefühl.
Paula P'Cay: Es ist wirklich so. Abends, bei der Arbeit in der Diskothek, sind wir alle gleich, ob Kellner, DJ, Geschäftsführer, und jeder fühlt sich wohl. Das gab's früher nicht.
Günter Langer: Wir haben's versucht, sind aber damit nicht sehr weit gekommen. Unsere ganze Alternativkultur hatte so einen ähnlichen Anspruch.
Mopo: Aber mit einem missionarischen Anspruch. Wollte man früher die ganze Welt darauf trimmen, kümmert man sich heute um seinen eigenen Bereich, und schert sich nicht mehr darum, was die anderen machen.
P'Cay: Aber natürlich nur in unserer Underground-Szene. Wenn ich in einer Kudamm-Disco arbeiten würde, wäre es doch anders.
Langer: Aber diese Arbeitsverhältnisse sind heute viel weiter verbreitet und selbstverständlicher als zu unserer Zeit.
Christa Ritter: Ich habe in Berlin auch das Gefühl, meine Kinder sind hier. Nicht meine leiblichen, aber die mich verstehen.
P'Cay: Einmal in einer Techno-Disco haben plötzlich alle zusammen zu der Musik gebrüllt, ich dachte, das ist es. Die brauchen gar keinen Sex mehr, sondern das Gemeinschaftsgefühl mit allen.
Kruse: Seit Aids geht man auch ganz anders mit Sex um.
P'Cay: Es wird viel gestreichelt und viel gesprochen. Männer und Frauen, Frauen und Frauen, Männer und Männer. Ich habe viele Freunde mit denen ich ausgehe, aber einen Freund, den ich liebe und mit dem ich alles andere mache.
Mopo: Kommt es aber nicht vor, daß man auch mit Dritten kommuniziert, miteinander Sex hat, ohne damit den Lebenspartner zu betrügen?
Langer: Das ist die Vorstellung von „dirty old men“ wie uns.
Langhans: Wir haben die Erfahrung gemacht, daß es die Geschichte mit dem schrankenlosen Sex nicht ist. Und dann gibt es für nachhilfebedürftige Menschen eine kleine Krankheit.
P'Cay: Die ist auch notwendig. Genauso wie die Pest oder Syphilis wird heute Aids gebraucht. Damit den Menschen klar wird, was passiert.
Mopo: Aber Aids bedeutet doch nicht den Verzicht auf Sex, sondern anderen Sex.
P'Cay: Das ist doch nicht schön. Das will keiner haben. Das ist nicht das wahre Gefühl.
Langhans: Man könnte ja sagen, Techno-Liebesverhalten wäre Safer Sex.
(Foto: RTL/Stefan Gregorowius)
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Mittwoch, 12. Januar 2011
Montag, 10. Januar 2011
nachgefragt: Thomas Rupprath
Während meiner Zeit als fester Freier bei der „Cosmopolitan“ habe ich zwei Jahre lang auch bei „Shape“ mitgearbeitet und dort unter anderem einen Fragebogen entwickelt und betreut. Neben diversen Fragen gaben wir dem Promi jeweils auch noch die Möglichkeit, sich selbst zu zeichnen und uns einen Schnappschuß aus seiner Kindheit zu zeigen. Im Dezember 2004 war „nachgefragt“ dem Rekordschwimmer Thomas Rupprath gewidmet. Wer hätte geahnt, daß er sich sechs Jahre später für „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ (Foto: RTL/Stefan Gregorowius) qualifiziert? Ob er seine Körperpflege von Biotherm Homme ins Dschungelcamp mitnehmen darf?
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