Samstag, 18. August 2007

Neu: Jetzt noch ärmer!

Habe gerade bei Sixtus die Adical-Eigenwerbung gesehen: „Neu! Toll! Jetzt mit Werbung!“ Und mußte daraufhin gleich meinen alten, gerade wieder aktuellen Promo-Stempel (old media!) herausholen: „Neu: Jetzt noch ärmer!“ Sollte ich vielleicht als Button aufwebben...

Prada, Zegna & Co aus Mafia-Ateliers?

Bisher dachte ich, an Mode klebe nur Blut, wenn es sich um Pelzkreationen handelt. Doch Roberto Saviano enthüllt in seinem Mafia-Buch „Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra“ offenbar noch ganz andere kriminelle Zusammenhänge. Mit einer kleinen Einschränkung („Sein Stil steht dem Blog näher als der informativen Sozialreportage, ist hastig, hochfahrend und manchmal ein bisschen reißerisch“) feiert Dieter Richter heute das Buch groß im „SZ“-Feuilleton und hebt die in „Gomorrha“ enthüllte Zusammenarbeit zwischen der Modebranche und der Mafia hervor:

„Dutzende patriarchalisch geführte und von der Camorra mit zinsgünstigen Krediten versorgte Klein- und Mittelbetriebe, in denen hochqualifizierte Arbeitskräfte ohne Tarifverträge zu Billiglöhnen in Tag- und Nachtschichten arbeiten. Für die Auftraggeber von 'oben': die großen italienischen Modehäuser, die hier nach einem ausgeklügelten System des Dumpings produzieren lassen, nach von Luxus-Designern vorgegebenen Schnitten und mit frei Haus gelieferten Qualitätsstoffen. Was die Auftraggeber am Ende nicht abnehmen oder was bereits vorher 'abgezweigt' wurde, wandert mit Hilfe des 'Systems' in den zweiten und in den dritten Markt: 'echte Fälschungen', denen nichts fehlt als die Autorisierung durch den Konzern in Mailand oder Turin. Hier berühren die Tentakel des Systems auch unser eigenes Konsumverhalten. Wer hätte sich noch nicht über einen günstig erstandenen Anzug 'aus einem Stoff von Zegna', eine neue Tasche von Prada 'zum Schnäppchenpreis' gefreut?“

Vorletzte Woche bereits betonte Saviano im „SZ-Magazin“: „Die Modehäuser vertrauen nach wie vor ihren Subunternehmern und schieben so die Verantwortung von sich. Aus den kleinen, von der Camorra kontrollierten Nähfabriken Neapels stammt das Kleid von Melanie Griffith, das sie bei der Oscar-Verleihung trug, Madonnas Schuhe im Musical Evita stammen aus Mugnano bei Neapel. Nein, die Modelabels haben nichts verändert, schlimmer noch, es gibt Hinweise darauf, dass die großen Labels sich jetzt schon selbst fälschen und Modelle wie Stoffe gegen Provision freigeben, um diesen größeren Markt selbst zu bedienen und zu kontrollieren.“

Malerstar Daniel Richter als Straßenkünstler in Paris

„Was passiert, wenn man einen der erfolgreichsten Maler der Gegenwart zwischen Pariser Straßenkünstler setzt? Daniel Richter hat es für uns ausprobiert und inkognito auf der Place Georges Pompidou in Paris Touristen porträtiert. Eine Zeichnung des Malers, für dessen Gemälde in Auktionen mehr als 800 000 Dollar gezahlt werden, kostete fünf Euro. Fünfundzwanzig Werke verschwanden spurlos in amerikanischen und koreanischen Rucksäcken - oder im Müll. Wir haben sie vorher dokumentiert.“ Eine wunderbare Idee der „F.A.Z.“-Redaktion, heute in der Samstagsausgabe eine bezaubernde Reportage von Niklas Maak, die ich leider (noch?) nicht online finden konnte – aber immerhin Fotos und ein Video dazu.

Update: In der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vom 19. August nimmt Peter Richter Daniel Richters (verwandt, verschwägert?) Aktion zum Anlaß, auf einer ganzen Seite über das Porträt als „gesunkenes Kulturgut“ zu reflektieren.

Sind Blogger Journalisten? Und Paris Hilton & Mel Gibson was besonderes?

Gleiche Rechte für Blogger und Journalisten in den USA, wurde Mitte Mai verkündet, Blogger genießen Quellenschutz, hieß es. Im Justizausschuß des US-Kongresses haben Demokraten und Republikaner diesem Free Flow of Information Act aber am 1. August einen entscheidenden Stempel aufgedrückt: Die Pressefreiheit gilt zwar unabhängig vom Medium, ob nun Zeitung, Radiosender oder Blog, in ihren Genuß kommen aber nur Journalisten oder Blogger, die durch diese Arbeit ihren Lebensunterhalt bestreiten oder Gewinn („financial gain or livelihood“) erzielen. (Womit mir als derzeit arbeitsloser Journalist und werbefreier Blogger beispielsweise kein Informantenschutz zustünde.)

Ausgerechnet ein Vertreter der old media springt den Bloggern hier bei. Tim Rutten von der „L.A. Times“ führt heute nachhaltig aus, daß kein Bundesgericht die Grundrechte des Ersten Zusatzartikels zur Verfassung der Vereinigten Staaten (First Amendment) vom Einkommen abhängig machen würde. Vor allem betont er aber, daß heutzutage niemand diese Grundrechte so sehr im Sinne der Verfassungsväter ausübe wie die Blogger.

Gegen Blogger und Onlinemedien zielt auch ein kalifornischer Gesetzentwurf, der vom Verlegerverband kritisiert, auch schon als „Paris Hilton and Mel Gibson Protection Act“ stigmatisiert wurde und es Polizeibeamten und Gerichtsmitarbeitern verbieten soll, Informationen und Bilder an die Medien zu verkaufen. Hier versteht Rutten zurecht nicht die ganze Aufregung. Schließlich bleibe es jedem frei, Journalisten und Blogger zu informieren – nur sollten Staatsdiener damit kein Geschäft machen.

Platz 80


Franziskript, S-O-S SEO Blog, deutsche-startups.de und den GoogleWAtchBlog überholt und der Riesenmaschine auf den Fersen. Ich verstehe einfach nicht, warum mich der Blogscout immer weiter nach vorne schiebt, wo doch die Zugriffszahlen, Links etcetera gerade abnehmen. Wobei der Blogscout selbst, anders als die Bloggerei oder Rivva, null mir null Traffic bringt.

Freitag, 17. August 2007

Elvis nackt und inzestuös

Dreißig Jahre nach Elvis' Tod weiß die „Süddeutsche Zeitung“ dem Thema immer noch neues abzugewinnen. Erst widmet sich Karl Bruckmaier gestern in einer lesenswerten Leichenschändung dem King: „Die Erregung, der schnellere Atem, die eindeutigen Blicke: Wie Elvis zu werden hieß in letzter Konsequenz, dass man Sex mit seiner Mutter haben kann. Bitte keine Leserbriefe.“ Und dann weist heute das Streiflicht auf den finnischen Literaturprofessor Jukka Ammondt hin, der nicht nur Presleys Songs ins Lateinische übersetzt hat, sondern sie auch noch höchstpersönlich zum besten bringt. „Nunc hit aut numquam“!

Gut Ding will Weile haben


Der Blogscout scheint so seinen Trägheitsmoment zu haben, denn obwohl das Dauerklicken von Rivva, der Thüringer Blogzentrale, dem Poplog oder GoogleWatchBlog jetzt schon ein paar Tage her ist, bin ich heute in den Top 100 noch einmal fünf Plätze hochgekraxelt.

Donnerstag, 16. August 2007

Kommentar mit Doktortitel

Untereinander verzichten Träger eines Doktortitels bei der Anrede auf den Dr., aber das gilt offenbar nicht, wenn der schöne Marcel, sorry, Dr. Marcel, in seinem eigenen Blog kommentiert...

Facebook down - wenn's hilft


Erst sperrte Google/Blogspot den FacebookSecrets-Blog, wo ein Anonymus Teile des – irrtümlicherweise von Facebook selbst preisgegebenen – Quellcodes veröffentlicht hatte, und jetzt ist zumindest mein Facebook-Account nicht erreichbar. Ob die gerade ihre Sicherheitslücken flicken?

Vuitton braucht keine Miete zahlen

Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Anläßlich von Takashi Murakamis Ausstellung in Los Angeles wird Louis Vuitton inmitten der Ausstellungsräume im LA MOCA vom 29. Oktober bis 11. Februar ein Geschäft einrichten und Sonderauflagen von Handtaschen und anderen Accessoires im Murakami-Look für jeweils 875 bis 920 Dollar verscherbeln. Und dafür laut der „LA Times“ dem Museum weder Miete, noch eine Provision zahlen. (via Saatchi Online)

Law & Mörder

Das neueste heiße Ding im US-Fernsehen ist „Damages“, eine neue Anwaltsserie mit Glenn Close als New Yorker Alphaweibchen, und so ziemlich das Beste und Überraschendste seit „24“. Selten wurde in so großem Stil intrigiert, betrogen und gemordet. Und in Ted „Cheers“ Danson hat Close einen wunderbaren Widerpart in der Rolle eines milliardenschweren Magnaten. Brillant geschrieben, atemberaubend gut gespielt und schwindelerregend inszeniert. Wer einen Onkel in Amerika hat, weiß, worum er ihn jetzt bitten kann.