Das Dreiecksverhältnis zwischen der dänischen Königin Caroline Mathilde, ihrem Mann, König Christian VII., und dem deutschen Arzt und Aufklärer Johann F. Struensee stand heuer auf der Berlinale im Mittelpunkt des Wettbewerbsbeitrags „Die Königin und der Leibarzt“. Mikkel Boe Fölsgaard wurde für seine Darstellung des Königs Christian mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. In der Rolle des Struensee hat 56 Jahre vor Mads Mikkelsen bereits O.W. Fischer brilliert, während Horst Buchholz damals den König spielte. Hier die entsprechenden Auszüge aus meiner 1989 veröffentlichten Biografie.
Während die Universal Deutschlands Top-Leute unter Vertrag nimmt, meinen die deutschen Produzenten im Gegenzug die Exportchancen ihrer Filme auf seltsame Weise steigern zu können. Sie verpflichten für viel Geld europäische Starlets wie Eva Bartok, Mara Lane – oder Odile Versois, die für 75.000 Mark in „Herrscher ohne Krone“ O.W. Fischers heimliche Liebe verkörpern soll. Die geborene Komtesse Poljakow spielt den Part der Königin Mathilde auch hervorragend. Aber ob sie als französischer B-Star die gewaltige Gage rechtfertigt, steht auf einem anderen Blatt. Mit einem entsprechend hohen Etat von 1,8 Millionen Mark verfilmt die Bavaria im Spätsommer 1956 in Dänemark und Geiselgasteig die Lebensgeschichte des Freidenkers Struensee, der als Kanzler des dänischen Königs Christian Reformen durchsetzt, sie aber aus Liebe zur Königin vernachlässigt.
Für Regisseur Harald Braun („Solange Du da bist“) ist diese historische Geschichte einer großen Passion und einer großen Schuld „vor allem darum interessant, weil hier demonstriert wird, daß absolute Macht den Menschen verdirbt. Ich sehe in Struensee ein sehr deutsches Schicksal. Der Mann wollte das Beste, machte sich aber durch seine hochmütige Art in kürzester Zeit verhaßt. Er entwickelte Ideale, deren Erfüllung die blutige Französische Revolution erübrigt hätte. Er war ein großer Mann. Und wenn ich sagte, sein Geschick sei typisch deutsch, so meine ich damit: weil er so mißverstanden wurde. Sein Malheur war, sich als Fünfunddreißigjähriger in eine Neunzehnjährige zu verlieben, die noch dazu seine Königin war.“
In O.W. Fischers Augen hat Struensee „seinen Hochmut und seine Ideale gemixt mit einem gewissen Herrschergefühl. Dieser Machtkomplex ist bei Neumann (Verfasser der Romanvorlage; d. A.) sehr interessant niedergelegt. Wie der todgeweihte Kanzler sich vergeistigt – im Film in der Gefängnisszene angedeutet – erklärt sich aus solchen Worten: ›Es hat keinen Sinn, eine ganze Menschheit glücklich machen zu wollen, wenn es über den Weg einer zertretenen Seele geschieht.‹ Die Schwierigkeit dieser Rolle liegt darin, daß Struensee eine spartanische Figur sein muß. Ein Bonvivant Struensee würde auf ganz falsche Bahnen führen und wäre für mich auch ganz uninteressant.“
So spartanisch Struensee auch angelegt ist, entzweit sein wollüstiger Fehltritt doch die deutsche Kirche. Während die Evangelische Filmgilde diese Darstellung eines historischen Themas ausdrücklich zum Besuch empfiehlt, urteilen die Katholiken nach dem Gebot »Begehre nicht deines Königs Weib«: „Dieser Film ist ein vorzügliches Beispiel für bestimmte ärgerliche Gepflogenheiten im deutschen Film. Dieser sonderbare Film zeigt einen Mann mit aufdringlichem Anstand, der König und Königreich retten will und so nebenbei, als ob es sich um eine geringe Sache handle, den königlichen Freund mit seiner Frau betrügt. Es ist ziemlich widerwärtig, wenn hier ein Mann durch unablässiges Moralisieren die Gunst aller Wohlmeinenden erringt und ohne die geringsten Hemmungen den hilflosen Freund dann hintergeht. Ein Film, der die nackte Unmoral verteidigt, wäre demgegenüber unbeachtlicher, denn er heuchelt nicht. Hier aber ist das auffällig unverblümt der Fall. Die Historie ist also zu noch größerer Peinlichkeit hin verbogen, und im Bereich dieser Peinlichkeit wird nicht etwa psychologisch differenziert, dafür aber viel Dekor entfaltet und mit edlem Pathos aufgewartet. Nachdem die Regie sich an solcher Unehrlichkeit ausdauernd vergnügt hat, geht die Geschichte unrühmlich zu Ende.“
Die Dreharbeiten zu „Herrscher ohne Krone“ verlaufen zu aller Zufriedenheit. O.W. Fischer, der es aus seinem Katzenschlößl nicht weit zum Bavaria-Atelier hat, bringt sogar seine Katzen als Statisten unter.
Samstag, 18. Februar 2012
Wochenplan
Tanz der Marktfrauen / Viktualienmarkt, Faschingsdienstag / Stadtcafé, „AZ“-Podiumsdiskussion zu ACTA / Freiheizhalle, Hearing der Grünen zur Neuordnung des europäischen Datenschutzrechtes / Maximilianeum, Pressekonferenz „The art of Hard Rock“ / Amerikahaus, Tweetpass / Augustiner Bürgerheim, Diskussion zur Gleichschaltung der Medien in Ungarn / Presseclub, Pressevorführungen „Contraband“, „Shame“, „Piraten!“, „Spieglein, Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen“ und „Trans Bavaria“, La nuit des César, Oscars / Pro Sieben
Samstag, 11. Februar 2012
Wochenplan
Vernissagen Eckhart Schmidt: „Street Art LA“ / Galerie Hoffman und Thomas Ruff / Haus der Kunst, „Zwischen Fin de siècle und Moderne: Klavierlieder zur Zeit Egon Schieles“ / KunstBau, Jürgen Todenhöfer: „Tagebuch einer Revolution“ / ARD, Lange Nacht der Mode / Filmcasino, Pressevorführungen „Extrem laut und unglaublich nah“ und „Chronicle“
(Foto: Thomas Ruff, „nudes yv16“, 2000, aus der Serie: nudes C-print gerahmt 157 x 112 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2011)
(Foto: Thomas Ruff, „nudes yv16“, 2000, aus der Serie: nudes C-print gerahmt 157 x 112 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2011)
Montag, 6. Februar 2012
Schwadronierendes „Interview“
Jetzt mal im Ernst, von einer Zeitschriftenneugründung, die Naomi Campbell als Editor-at-large im Impressum führt und ihre Entstehung überhaupt nur IM Runge verdankt, wird man nicht unbedingt soliden Journalismus erwarten. Aber daß es die Berliner Hipster-Redaktion von „Interview“ ihren Kritikern so leicht macht, hätte ich doch nicht erwartet.
„Das erste Mal traf ich Scarlett Johansson im Jahre 2010 im Weißen Haus beim Korrespondentendinner, sie war meine Tischnachbarin“, erinnert sich Arianna Huffington...?
Mit Sicherheit nicht!
Das White House Correspondents' Association Dinner führt zwar das Weiße Haus im Titel, findet aber traditionell im Hilton statt.
„Das erste Mal traf ich Scarlett Johansson im Jahre 2010 im Weißen Haus beim Korrespondentendinner, sie war meine Tischnachbarin“, erinnert sich Arianna Huffington...?
Mit Sicherheit nicht!
Das White House Correspondents' Association Dinner führt zwar das Weiße Haus im Titel, findet aber traditionell im Hilton statt.
Sonntag, 5. Februar 2012
Wochenplan
„Chile: Jugend in Bewegung“ – Begegnung mit Camila Vallejo / LMU sowie Gewerkschaftshaus, Vernissage Kenichi Yokono: „Horror Pop“ / Micheko, Creative Nite / Art Babel, PK „Leute Leute“ mit Monika Gruber / Vereinsheim, „Das Potential des Internets“ – Debatte mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Ralf Schneider, Wieland Holfelder, Christoph Bieber, Manfred Broy und Stefan Plöchinger / Süddeutscher Verlag, „Gefährliche Seilschaften“ / arte, Inhorgenta, Opening Ruby Bar, Ghostpoet / Backstage, flimmern & rauschen Filmfest / Muffathalle, ACTA-Demo / Stachus, Toca me Designkonferenz / Reithalle, Grammy-Verleihung / Pro Sieben, Pressevorführungen „Monsieur Lazhar“, „Das bessere Leben“ und „Das gibt Ärger“
(Foto: Ghostpoet - by generationbass.com/flickr)
(Foto: Ghostpoet - by generationbass.com/flickr)
Sonntag, 29. Januar 2012
Wochenplan
Allan S. Janik über „Die kritische Moderne bei Egon Schiele“ / Kunstbau, „Demonlover“ / Filmmuseum, Hamilton-Presselunch / Blauer Bock, Vernissagen „Zeichner in Rom 1550-1700“ / Pinakothek der Moderne, Diplom 2012 / Akademie der bildenden Künste, „Selected Drawings“ / Galerie Klüser, Wilhelm Sasnal / Haus der Kust und Bernardí Roig / Klüser 2, Tegernseer Stimme – Die Zukunft des Lokaljournalismus? / BJV, „Die Schlacht um Chile“ / Maxim, Pressevorführungen „Die Kunst zu lieben“, „La Delicatesse“, „Safe House“, „King of Devil's Island“, „War Horse – Gefährten“ und „My Week with Marilyn“, Siko-Demo / Stachus, Faschingsumzug der Damischen Ritter / Odeonsplatz, Lesung der SZ-Jugendseite mit Katrin Baumer und Parsimonie / Farbenladen, Super Bowl / Sat.1
(Foto: Chloë Sevigny in Olivier Assayas' „Demonlover“)
(Foto: Chloë Sevigny in Olivier Assayas' „Demonlover“)
Sonntag, 22. Januar 2012
Münchner Filmball: Hausverbot für Michael Graeter
Führt jemand eine Liste, wo der Graeter Michael überall Hausverbot genießt? Der jüngste Neuzugang ist der Deutsche Filmball. Gastgeber Steffen Kuchenreuther, immerhin hier nicht privat waltend, sondern als Präsident der SPIO, des Spitzenverbands der Deutschen Filmwirtschaft, erteilte dem Klatschkolumnisten offenbar Hausverbot und wollte auch dessen Kollegin bei der „Abendzeitung“, Kimberly Hoppe, nicht Bericht erstatten lassen, was ein seltsames Verständnis der Pressefreiheit offenbart, zumal wenn sich eine film- und medienpolitisch agierende Branchenorganisation derart aufführt.
Die von dem Boykott betroffene Münchner „Abendzeitung“ unterstellt in ihrer morgigen Ausgabe, es handle sich dabei um eine Reaktion Kuchenreuthers auf die „kritische, oft ein bisschen freche Berichterstattung der AZ-Leute-Reporter“ in den Vorjahren.
Statt der geplanten Reportage druckt die „AZ“ daher nur ein paar Bilder und zitiert das Fazit der offenbar problemlos akkreditierten dpa zum gestrigen Auftanz im Bayerischen Hof: Ein „Abend, an dem C-Promis Anschluss suchten und echte Promis versuchten, nicht mit ihnen fotografiert zu werden.“
Die von dem Boykott betroffene Münchner „Abendzeitung“ unterstellt in ihrer morgigen Ausgabe, es handle sich dabei um eine Reaktion Kuchenreuthers auf die „kritische, oft ein bisschen freche Berichterstattung der AZ-Leute-Reporter“ in den Vorjahren.
Statt der geplanten Reportage druckt die „AZ“ daher nur ein paar Bilder und zitiert das Fazit der offenbar problemlos akkreditierten dpa zum gestrigen Auftanz im Bayerischen Hof: Ein „Abend, an dem C-Promis Anschluss suchten und echte Promis versuchten, nicht mit ihnen fotografiert zu werden.“
Samstag, 21. Januar 2012
Wochenplan
„Gottschalk live“ / ARD, Public Lecture Niklas Zennström (Skype) / LMU, „Begegnung“ – Arnulf Rainer über Egon Schiele / KunstBau, Vernissagen George Stubbs / Neue Pinakothek, Early Color – Saul Leiter, Evelyn Hofer & Raghubir Singh / f5.6 und „Ich ist ein anderer – Gesichter einer Epoche“: Kirchner, Klee, Picasso / Franz Marc Museum Kochel, Pressevorführungen „Haywire“, „Zettl“, „Underworld Awakening“, „Der Ruf der Wale“, „La Delicatesse“ und „Star Wars 3D: Episode 1“, La Chapelle Style Costume Party / Filmcasino, „Sex in the Comics“ / arte
Montag, 16. Januar 2012
Viral gegen Filmpiraterie: Der vergiftete Blutzbrüdaz-Download
Piep, piep, ich hab' Dich gar nicht lieb. Die Unterhaltungsindustrie vergällt illegale Downloads gelegentlich, indem sie Tauschbörsen mit gestörten Versionen begehrter Titel zumüllt oder nach langwierigem Laden nur eine Nulldatei übrigbleibt.
Etwas mehr Mühe hat sich die Constantin bei Sidos Kinofilm „Blutzbrüdaz“ gegeben. Zigtausende Fans, die sich den Film in letzter Zeit irgendwo herunterluden, dürfen doof geschaut haben, wenn die Geschichte nach wenigen Minuten abbricht, die Hauptdarsteller sich plötzlich an den Zuschauer wenden, ihn als Dieb beschimpfen und erklären, wieso die Branche auf die Eintrittsgelder aus dem Kino angewiesen sei: „Is wie im Puff!“
Update: Gegenüber der dpa bekannte sich jetzt Constantin-Vorstand Martin Moszkowicz zu der Aktion, die die Constantin in Zusammenarbeit mit der Agentur Scholz & Friends umgesetzt hat. Die Schimpftirade soll bereits über 100.000 mal unfreiwillig heruntergeladen worden sein.
Etwas mehr Mühe hat sich die Constantin bei Sidos Kinofilm „Blutzbrüdaz“ gegeben. Zigtausende Fans, die sich den Film in letzter Zeit irgendwo herunterluden, dürfen doof geschaut haben, wenn die Geschichte nach wenigen Minuten abbricht, die Hauptdarsteller sich plötzlich an den Zuschauer wenden, ihn als Dieb beschimpfen und erklären, wieso die Branche auf die Eintrittsgelder aus dem Kino angewiesen sei: „Is wie im Puff!“
Update: Gegenüber der dpa bekannte sich jetzt Constantin-Vorstand Martin Moszkowicz zu der Aktion, die die Constantin in Zusammenarbeit mit der Agentur Scholz & Friends umgesetzt hat. Die Schimpftirade soll bereits über 100.000 mal unfreiwillig heruntergeladen worden sein.
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Film: Sido und B-Tight gegen Filmpiraten - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/kultur/kino_tv/film-sido-und-b-tight-gegen-filmpiraten_aid_703986.html zu
Film: Sido und B-Tight gegen Filmpiraten - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/kultur/kino_tv/film-sido-und-b-tight-gegen-filmpiraten_aid_703986.html zu
Wochenplan
FFF Presse-Lunch / Hunsinger, Oskar Roehler liest aus „Herkunft“ / Seidl-Villa, Der ganz normale Überwachungsskandal – Wer wird beobachtet? Wen und was schützt der Verfassungsschutz? / DGB-Haus, Programm-Pressekonferenz Okwui Enzwezor / Haus der Kunst, Verleihung der Ernst-Hoferichter-Preise an Jörg Maurer und Hans Pleschinski / Literaturhaus, Photocall Rachel McAdams / Bayerischer Hof, Bayerischer Filmpreis / Prinzregententheater, Barcamp München / Serviceplan, Bloggertreffen / Moccar Pompidou, Pressevorführungen „Dame König As Spion“, „Liverpool Goalie“, „50:50“, „Die Frau in Schwarz“, „Contraband“, „Türkisch für Anfänger“, „Wir kaufen einen Zoo“, „Young Adult“ und „Sex on the beach“
(Foto: Andreas Gebert/Haus der Kunst)
(Foto: Andreas Gebert/Haus der Kunst)
Montag, 9. Januar 2012
Wochenplan
Vernissagen Mirko Borsche / Neue Sammlung und Fabien Verschaere / traversée, Mittelmeer-Filmtage / Gasteig, Pressevorführungen „J. Edgar“, „Für immer Liebe“, „Der Junge mit dem Fahrrad“, „Jack und Jill“, „Don 2 – The King is Back“, „Die vierte Macht“, „Michael“ und „Take Shelter“, Golden Globe Awards / ProSieben
(Illustration: Bureau Mirko Borsche)
(Illustration: Bureau Mirko Borsche)
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