Die Gala bot, was man sonst von der Oscar-Verleihung gewohnt ist: Einen singenden Moderator, umrahmt von Showtänzern. Doch bevor sich die rund 1700 Gäste am Potsdamer Platz zu sehr dem Vergnügen hingaben, unterbrach Friedel sein Lied zu einer ernsten Zwischenrede und rief zu einer gemeinsamen Haltung gegen die Autokraten weltweit auf. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer rang das nur ein sardonisches Lächeln ab.
Aber spätestens, als der Pianist Igor Levit auf der Bühne stand, um die Lola für die beste Filmmusik an „Islands“ zu verleihen, verging allen das Grinsen. „Es ist gerade ein bisschen schwer, aber es gibt Momente, die sind größer als jeder Preis“ sagte Levit und ließ die ahnungslosen Gäste wissen, dass Margot Friedländer gestorben sei. Tränen flossen, der Saal erhob sich zu Standing Ovations, alle waren aufgelöst, ob Iris Berben, Andrea Sawatzki, Volker Schlöndorff, Annalena Baerbock oder Sabin Tambrea.
Und die Preisträger*innen des Abends fügten sich gut in Friedländers Anspruch nach mehr Menschlichkeit ein. „September 5“, das unglaublich dicht erzählte Drama über den Anschlag bei den olympischen Spielen 1972 in München, mit dem der deutsche Film Hollywood-Niveau beweist, gewann die Preise für den besten Spielfilm, Regie (Tim Fehlbaum), Nebendarstellerin (Leonie Benesch), Drehbuch, Schnitt, Kamera, Tongestaltung, Maskenbild und Szenenbild.
Als bester Dokumentarfilm wurde „Petra Kelly – Act Now!“ von Regisseurin Doris Metz (rechts) und Produzentin Birgit Schulz gekürt. „Welcher Häme und Hetze waren die Klimaaktivist*innen täglich ausgesetzt“, mahnte Metz und forderte mehr Achtung für gesellschaftliches Engagement ein. Kellys Vermächtnis sei wichtiger denn je, ob in den USA oder bei uns in Deutschland.
Versionen dieses Textes erschienen in der „tz“ und im „Münchner Merkur“ vom 10./11. Mai 2025.
(Fotos: Eventpress Fuhr/Deutscher Filmpreis)