(Update: Oscars 2015 hier)
0:04
Oscar-Blogger und Red-Carpet-Wegelagerer
Steven Gätjen ist sicherlich einer der Mutigsten unter allen Fernsehfuzzis. Hat sich der blonde Beau doch tatsächlich trotz seiner panischen Angst vor Pferden vor ein paar Jahren von meiner Entwicklungsredaktion auf ein Roß setzen lassen. Wie man so furchtlos wird? Vielleicht liegt's an seiner Lehrzeit und der dort empfangenen Fanpost:
„Den schärfsten Brief habe ich noch während meiner Zeit als MTV-Moderator bekommen. Da war ein Reagenzglas beigelegt. Und das Mädchen hat geschrieben: 'Steven, ich will deine Kinder!'“
0:12
Was kann man als übertragender Fernsehsender schon falsch machen in einer Oscar-Nacht? Nun Österreichs über die Alpen auch in unsere Landeshauptstadt strahlende
ORF 1 (sendet er noch oder ist er bereits insolvent?) schafft es durchaus, das Glitterspektakel auf das Niveau einer Almkaschemme herabzudimmen. The road to Hollywood sieht bei denen wie folgt aus:
1.00 - 1.30 Uhr
DIE GESPRÄCHSRUNDE
Die Bedeutung des Oscars für die Karriere
Die Filmemacherin Elisabeth Scharang leitet ein Gespräch über die künstlerische und wirtschaftliche Bedeutung der Academy Awards. Ihre Gäste sind Stefan Ruzowitzky, 2008 mit seinem Film "Die Fälscher" mit dem Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet und Hubert Sauper, 2006 für seinen Dokumentarfilm "Darwin’s Nightmare" für den Oscar nominiert. Zu Wort kommt auch Produzent und Viennale-Präsident Eric Pleskow.
1.30 - 1.40 Uhr
WETT-STREIT UM DEN AUSLANDSOSCAR
Die Konkurrenten von Götz Spielmann
1.40 - 1.50 Uhr
ÖSTERREICH UND DIE OSCARS
Die bisher nominierten und prämierten Österreicher
0:32
Und wer bloggt sonst noch heute nacht live?
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Bei Technorati ist bereits das Oscar-Monster ausgebüchst. Mal sehen, wann bei Twitter der Wal auftaucht.
0:58
Kate Winslet mit Rotzbremse und mehr: Die fünf nominierten besten Filme – neu interpretiert von
Popbitch.
1:03
Was hat denn die Warnkross für Kronleuchter an ihren Läppchen?
1:08
Die Qual der Wahl: Kahlúa Especial oder Wodka – oder mixen wir uns heute nacht daraus ein paar Black Russian? Auf jeden Fall höchste Zeit für den Dahlmann-Disclaimer: Alle folgenden Blogeinträge und Tweets sind nach dem Genuß von Alkohol entstanden.
1:28
Mein Gott, sieht die
Johanna Wokalek süß aus, zwar völlig unpassend für einen Black-Tie-Event gestylt, aber süüüüüüüüüüüüüüüüß.
Martina Gedeck ist dagegen eher unter ihrer rauhen Schale herzallerliebst, aber auf die präzise, intelligente Weise. Haben mal eine halbe Nacht in Dahlem durchgesoffen und am Ende hat sie mir, dem einladenden Journalisten, sogar noch einen Hunnie geliehen, damit ich die Zeche zahlen konnte. Seitdem habe ich ihre Privatadresse, da ich das Geld per Kurier zurückerstattet habe. Und der Bernd „I bin's“ Eichinger zeigt auch Herz und überließ sein Oscar-Ticket dem Team.
1:32 Uhr
Hat Heidi Klum tatsächlich eine Eintrittskarte für die Verleihung oder scharwenzelt sie wie bei den Golden Globes nur draußen herum, ohne in den Saal hineingelassen zu werden?
1:36 Uhr
„Der Oscar ist schon eine Nummer größer als das, was wir in Deutschland so kennen“, ah ne, wirklich?, Michael Bully Herbig, der nicht verraten will, wie es ihn überhaupt nach Hollywood und auf den roten Teppich verschlagen hat.
1:45 Uhr
Ceterum censeo: „The Wrestler“ ist ganz hübsch, aber das Mickey-Rourke-Revival hat doch im Grunde schon vor ein paar Jahren mit dem grandiosen, intelligenten wie hemmungslosen
„Spun“ begonnen.
1:48 Uhr
Das Schöne an „Slumdog Millionaire“: Ich habe keine Ahnung, wie die Hauptdarsteller heißen, aber ich hatte ein paar wunderbare Stunden mit ihnen. Wie bei einem One-Night-Stand.
1:52 Uhr
Léon Citron war eine Legende beim französischen Fernsehen: Ob Papstkür oder Tour de France, man konnte ihn zu jeder Liveübertragung schicken, stets hatte er die passende Landeswährung in der Tasche und alle wichtigen Fakten auf Karteikarten notiert. „AZ“-Gesellschaftsreporter Timo „Der Stellvertreter“ Lokoschat scheint ihm zumindest bei Letzterem nachzueifern und hat sich alle unnötigen Fakten und Statistiken für seinen
Live-Ticker zurechtgelegt. Dennoch lustig (
„Warum trägt Angelina Jolie nicht die angekündigte 20-Millionen-Dollar-Kette? Noch spannender ist allerdings die Frage, wie sie es geschafft hat, für heute Abend rund 33 Babysitter zu organisieren?!“).
2:02 Uhr
Während Pro Sieben immer die dunklen Regenwolken ins Bild holte, scheint bei der Pre-Show von ABC strahlender Sonnenschein zu herrschen. Oscar für die Beleuchter!
2:06 Uhr
Beim ORF schonen sie unsere Nerven und ersparen uns in den US-Werbepausen schlechte Clips. Stattdessen wird getalkt.
2:08 Uhr
Als Grauwertverfüller hat mich mein kleines PowerBook nie gestört, aber jetzt beneide ich doch die Grafiker um ihre großen Monitore. Dann könnte ich auf einem Bildschirm die Übertragung via Eye-TV gucken, gleichzeitig Tweets lesen und in einer Ecke bloggen.
2:10 Uhr
Vielleicht, nein hoffentlich das Sinnbild und Leitmotiv des Abends. So herzlich wie das Gruppenbild der
„Slumdog Millionaire“-Crew ist auch der Film, dem ich alle Preise gönne.
2:24 Uhr
Was mich bei Marisa Tomei (dank „The Wrestler“ inoffiziell nominiert für den besten Tit-Shot) noch mehr als der Designer ihres Kleides (Versace) interessieren würde, wie nennt man dessen Farbe? Schmutzig-weiß, stumpf-marmoriertes Silber oder einfach: So wie Dorins dreckigen Vorhänge.
2:33 Uhr
Krisengerechtes Down-sizing bei der Oscar-Inszenierung. Man könnte es auch Sozialporno nennen, wenn Hollywood so mit Armut kokettiert.
2:43 Uhr
Noch nicht einmal eine Viertelstunde vorbei und schon die ersten standing ovations für Eva Maria Saint, Tilda Swinton, Anjelica Huston, Whoopie Goldberg und Goldie Hawn gemeinsam auf der Bühne. Recht selbstreferentiell, der Oscar rühmt sich seiner früheren Gewinnerinnen. Live und als Einspieler. Wie die Ladies da so auf der Bühne stehen erinnert es mich an die Szene in „Superman“.
2:55 Uhr
Die Bühne sieht wie eine überdimensionale Schneekugel aus. Den jetzt fälligen Kalauer verkneife ich mir aber.
2:58 Uhr
Die können Hugh Jackman die besten Gags schreiben, aber Tina Fey und Steve Martin bringen selbst stumm das Publikum zum Lachen. Und sobald sie den Mund aufmachen, kommt nicht nur eine Pointe, sie lebt, detoniert, killt... Grandios.
3:01 Uhr
Erster Oscar für „Slumdog Millionaire“: Bestes adaptiertes Drehbuch. Die häßlichsten Nasen machen die schönsten Filme.
3:04 Uhr
Mein Glas ist leer. Aber wenn man mal eine Werbeunterbrechung braucht, kommt sie nicht.
War das Jennifer Aniston eben neben Jack Black? Und wieso waren ihre Wangen so rot? Vor Freude, Brad Pitt und Angelina Jolie vor sich in der ersten Reihe zu haben?
3:09 Uhr
Mein Glas ist immer noch leer. Und die Rezession so weit, daß offensichtlich weniger Werbepausen sind. Aber jetzt, biiiiiittttte. Ah!
3:11 Uhr
Also wenn heute nacht der „Baader Meinhof Komplex“ einen Oscar gewinnt, stelle ich sofort meinen Blog ein und schließe mich, um Markus Schütz von den falschen Freunden zu zitieren, einer haschischspritzenden Kindersekte an.
3:13 Uhr
Es war Jennifer Aniston und sie sorgt für jede Menge Gezwitscher...
3:21 Uhr
Verdienter Oscar für die Kostüme von
„Die Herzogin“.
3:34 Uhr
Der nächste Oscar für „Slumdog Millionaire“, diesmal für die Kamera.
3:36 Uhr
Hätte man „Slumdog“ nicht auch als besten fremdsprachigen Film nominieren können, dann müßte ich mir jetzt keine Sorgen um meinen Blog machen? Im ORF bemäkeln sie die prämierte Kameraarbeit als „modisch-fetzig“.
3:39 Uhr
Jessica Biel ebenfalls in schmutzig-weiß.
3:40 Uhr
„Ich kenne ihn nicht. Das ist immer das Problem mit den Kurzfilmen, daß man sie nur schwer sehen kann“, so der österreichische Moderator Alexander Horwath, Direktor des Österreichischen Filmmuseums. Schon mal was vom Internet, YouTube & Co gehört?
3:47 Uhr
Oscar für Jochen Alexander Freydank und „Speilzeugland“, damit haben die Deutschen ihren Oscar und ich kann mich wieder entspannen. Einer reicht.
3:51 Uhr
Und noch eine Schneekugel, diesmal im Einspieler vom Besuch der nominierten Österreicher in Hollywood.
3:53 Uhr
Ah, Showtreppe und
Beyoncé im roten Hochgeschlitzten. Schluß mit der aufgesetzten Bescheidenheit.
4:03 Uhr
Der nächste Massenauflauf, diesmal ohne standing ovations: Die alten Preisträger Kevin Kline, Joel Grey, Cuba Gooding jr, Christopher Walken und Alan Arkin gemeinsam auf der Bühne.
Ist Josh Brolin mit Diane Lane liiert? Tatsächlich, sogar verheiratet. Ich hasse ihn. Diane liebe ich seitdem ich sie 1979 in „A little romance“ sah. Und nach „Streets of fire“ habe ich mich ganz entspannt der Polizei gestellt. Was für eine Frau. Na ja, gegen Heath Ledger hatte Josh eh keine Chance, ob er heute noch einen hoch kriegt...
4:13 Uhr
Da war gerade ein Beep in einem Einspieler zu den Dokumentarfilmern, nicht nur die übliche Zensur in dem fürs prüde Amerika gedachten Outlet, sondern im Weltsignal. Mist, und ich habe gerade nicht zugehört. Und niemand twittert über den Beep, alle schwärmen nur von
Philippe Petits („Man on wire“) Balanceakt.
4:26 Uhr
Ich liebe Euch doch alle, weshalb die parallel bloggende
Filmkritikerin total daneben liegt, wenn sie mein Geschreibsel hier als
„schön böse und zynisch“ lobt. Sie hat mich noch nicht wirklich böse erlebt. Und zynisch bin ich ebenso wenig wie intellektuell, um nur die beiden größten Irrtümer mich betreffend richtig zu stellen. Ich bin der letzte Romantiker! Ausrufezeichen! Ja, und nun, ah ja, Oscar ist gerade. Was verpaßt?
4:29 Uhr
Hätte ich ein Programmheft würde ich es wie Joseph Cotten in „Citizen Kane“ jetzt in kleine Stückchen reißen und damit spielen.
4:31 Uhr
Der nächste Oscar für „Slumdog Millionaire“, aber fragt mich nicht wofür. Und der live twitternde
mspro wäre widerlegt (
„bezeichnend ist vielmehr, dass alle crewmitglieder von slumdog millionaire, bis auf die schauspieler, die üblichen weißnasen sind.“). Ein indigenes Mitglied der Filmcrew auf der Bühne. Fragt mich nicht, wofür. Ich habe den Überblick verloren, und da kommt schon der nächste Oscar für den Film.
4:42 Uhr
Jerry Lewis, wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, bilde ich mir ein, daß es keine Samstagabendshow gegeben hat, in der er nicht mit seiner Schreibmaschinenpantomime aufgetreten wäre, nicht nur in jeder Show, sondern auch jeden Samstag. Die Erinnerung ist schon eine treulose Geliebte. Aber ich werde jetzt den jugendlichen Bloglesern hier nicht erklären, was eine Schreibmaschine ist. Stellt euch einfach einen Computer ohne Netzanschluß vor. Ohne YouTube. Ohne Facebook. Ohne Pornoturbo.
4:49 Uhr
À propos Porno. Dank des Oscar-Traffics hier wird der Nippel des vorherigen
Blogeintrags wohl noch so berühmt wie Marisa Tomeis Titten. Ich hatte ja auch versprochen, Baby, ich bringe Dich groß raus.
4:52 Uhr
Inzwischen klopfen an meinem Fenster die Regentropfen, aber ich weiß nicht ob aus Solidarität mit dem „Vorleser“ oder mit dem wettergeplagten L.A.
4:55 Uhr
Noch ein Oscar für „Slumdog Millionaire“, diesmal an den großartigen
A.R. Rahman für seinen Soundtrack. Das Schicksal von Moslems in Bombay/Mumbai – die besten Heldengeschichten sind manchmal gegen den Strich gebürstet.
Medley aus „Slumdog Millionaire“. M.I.A.s
„Paper Planes“ nicht dabei, obwohl es mit seinem Mix aus Kassenklingeln und Bäng-Bäng wunderbar nach Hollywood passen würde. Dafür wird ein anderer Song aus dem Film auch noch mit dem Oscar ausgezeichnet.
5:02 Uhr
Die Werbung auf Pro Sieben ist ja unerträglich, aber die Unwetterfront hat offenbar auch die Reichweite der ORF-Frequenz verringert. Kein klarer Empfang mehr.
5:06 Uhr
Jetzt wird's spannend, es geht um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. And the Oscar goes to: „Departures“, Japan. Oh, Überraschung. Aber ich darf weiterbloggen.
5:09 Uhr
Ist das Ausdruck ihrer Erschöpfung, ein Insider-Joke oder verwechselt die
Filmkritikerin tatsächlich Jerry „Schreibmaschine“ Lewis mit Jerry Lee Lewis? Der eine hatte Dean Martin, der andere kleine Mädchen.
5:14 Uhr
Entweder überrascht uns
Jack Nicholson noch alle und überreicht den Oscar für den besten Film – oder wir haben einen veritablen Skandal. No Nicholson, no Oscar!
5:19 Uhr
Nichts gegen Sweet-Reese Witherspoon und ihren nachtblauen Glitzervorhang, aber muß sie den Zuschauern wirklich noch erklären, worin der Job eines Regisseurs besteht? Ah ja, Danny Boyle, „Slumdog Millionaire“, Oscar.
5:26 Uhr
Sophia Loren, Shirley MacLaine, Halle Berry, Marion Cotillard und Nicole Kidman – die Stalinorgel unter den Stargeschützen. Irgendwie nervt dieses System, all den nominierten Haupt- und Nebendarstellern schwergewichtige Paten zur Seite zu stellen.
5:32 Uhr
Über den Film brauchen wir jetzt nicht zu streiten, aber mit Kate Winslet kommt zum ersten Mal etwas Leben auf die Bühne, allein, wie sie zugibt, schon als Kind mit einer Shampoo-Flasche als Oscar-Ersatz im Bad die Dankesrede eingeübt zu haben...
Zwischentweet von mspro:
„manoman, ist das alles ein fest der eitelkeiten. fast schon re:publicaesque.“
5:36 Uhr
Jack Nicholson kurz im Einspieler zu sehen, aber dann doch nicht als Pate für den besten Hauptdarsteller, sondern „nur“ Robert DeNiro, Ben Kingsley, Michael Douglas, Adrien Brody und Anthony Hopkins. Bleibt wie vermutet noch der beste Film. Ah ja, bester Darsteller wurde Sean Penn. Männer müssen Männer küssen und Frauen Nazis oder Naziopfer mit schwerem mittel- oder osteuropäischen Akzent spielen, um einen Oscar abzukriegen, oder?
„Mickey Rourke steals freaky-sunglass-wearing-womanizing actor in front row title from Jack Nicholson. So at least he won that.“ Max Valiquette
5:47 Uhr
Kein Jack, sondern Steven Knödelstimme Spielberg. Aber wieder „Slumdog Millionaire“ als Gewinner, diesmal: bester Film.
No Jack. Beschwerden bitte via Online-Formular an die
Academy of Motion Picture Arts & Sciences.
Gute Nacht, äh guten Morgen. Wir sehen uns Freitag bei den
Césars.