Montag, 10. Oktober 2011

Wowigate: Wie die Süddeutsche Zeitung vertrauliche Schulunterlagen besorgt (Updates)

Bei der SPD ist man vorsichtig: Natürlich bietet das Willy-Brandt-Haus ein offizielles Pressefoto Klaus Wowereits online zum Download an, doch bevor ich es redaktionell veröffentliche, bedarf es „generell der vorherigen Genehmigung des SPD-Parteivorstands“. Beim Berliner Landesverband ist man ein wenig großzügiger in rechtlichen Fragen, es reicht ein Plazet der Pressestelle. Aber immerhin: gefragt will man werden, geht ja schließlich um Imagepflege.
Wie es hinter der Fassade des Regiermeisters aussieht, versuchte heute Constanze von Bullion auf der Seite Drei der „Süddeutschen Zeitung“ zu ergründen, weshalb sich die Berlin-Korrespondentin nicht nur dem „alten Leitwolf“ im ungemütlichen tête-à-tête stellte, sondern auch in seinem alten Revier Witterung aufnahm. Und man kann dem Artikel nicht entnehmen, inweit bei den privateren, datenschutzrechtlich relevanten Informationen noch lange gefragt wurde, ob Wowereit damit einverstanden war.
Nun ist man nicht zuletzt seit der Schaffung eines eigenen investigativen Ressorts von der „SZ“ einiges an Wühlarbeit gewohnt, aber in zwei Absätzen setzt von Bullion doch neue Maßstäbe – und droht, den guten Ruf des Hauses zu verspielen.
„X. (Anonymisierung durch mich, im Artikel steht der volle Name) war viele Jahre Rektor am Gymnasium in Lichtenrade, jetzt ist er über siebzig und ein munterer Herr, der seinem alten Haus in Treue verbunden ist. Die Schulschlüssel hat er nie abgegeben, und weil Ferien sind an diesem Tag, ist er so nett, die Tür zu seinem früheren Amtszimmer aufzuschließen. Jetzt steht er hier und zerrt ein dickes Buch aus dem Schrank. Der Ledereinband wird brüchig und das Papier ist vergilbt, es sind Abiturzeugnisse aus dem Jahr 1973.
Klaus Wowereit, steht da, darunter ein Panoptikum eher begrenzter Strebsamkeit. Deutsch X, Politische Weltkunde X, Englisch X, Mathe X, Sozialwissenschaften X, Sport X.“ (X-ungen durch mich)
Mit jedem Satz dünsten diese Sätze die Ehrpusseligkeit alter Zeiten aus, als Berlin (West) noch Posemuckel war, und es reichte, den richtigen Mann zu kennen, um recht zu haben und Recht zu bekommen. Doch die Zeiten haben sich geändert, wir leben in der Ära des Datenschutzes und des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung.
Was in der Zeitung so gemütlich wie ein Rührstück aus dem dritten Fernsehprogramm herüberkommt, ist natürlich ein dreister Recherche-Übergriff, wobei ich nicht weiß, worüber ich mich mehr aufregen kann: die Art und Weise, wie von Bullion gleich einem Hardboiled-Schnüffler an ihre Informationen kommt, oder die Unverfrorenheit, mit der sie ihre Quelle bloßstellt und somit ausliefert.
Wenn es schon der Pensionär nicht ahnt, so hätten doch die Journalistin oder ihr Ressortleiter Alexander Gorkow wissen müssen, daß weder die Art der Informationsbeschaffung, noch die Veröffentlichung der Schulnoten zulässig sind. Und es wird niemand behaupten wollen, daß dieser pittoreske Ausflug in Wowis Schulzeit einen redaktionellen Notstand rechtfertige. 
Anja-Maria Gardain, Pressesprecherin des Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit, bestätigt die beiden Problembereiche: Natürlich unterliegen Abiturzeugnisse der informationellen Selbstbestimmung und dürften – selbst bei einer Person des öffentlichen Interesses – nicht ohne Rechtsgrundlage oder Einwilligung des Schülers veröffentlicht werden. (Eine Anfrage dazu an die Senatskanzlei läuft.) Und selbstverständlich darf ein ehemaliger Rektor nicht weiterhin Zugang zu Amtsräumen und somit Zugriff auf personenbezogene Daten haben, geschweige denn auch noch diesen mit einer Journalistin teilen.

Updates: In einem Vorwurf muß ich mich korrigieren. Offenbar hat Constanze von Bullion doch insofern Rücksicht auf ihre Quelle genommen, als daß sie mit der Veröffentlichung gewartet hat, bis der pensionierte Rektor verstorben war. Was aber wiederum den Schluß zulassen könnte, daß ihr selbst der Vorgang nicht ganz korrekt erschien, denn warum hätte sie sonst mehrere Jahre warten sollen?
Eine Zeit, die möglicherweise auch die damals gewonnenen Erkenntnisse getrübt hat. Denn aus der mittlerweile vorliegenden, per cc auch an fünf weitere Amtsstellen adressierten Stellungnahme der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung geht hervor, daß das Originaldokument, also Klaus Wowereits Abiturzeugnis, falsch zitiert wird.
Die Veröffentlichung der Noten hält auch die Senatsverwaltung für unzulässig, den Zugang zu den Schulräumen nicht („für sich kaum zu beanstanden“). Die Tatsache, daß von Bullion ja offenbar einen ganzen Band mit Abiturzeugnissen, also die persönlichen Daten vieler Schüler in Händen hielt, wird nicht thematisiert. Hier die vollständige Antwort aus Berlin:

„Die Geschichte von der Zeugniseinsicht ist offenbar schon vor langer Zeit entstanden und jetzt erst von der Autorin für ihren Artikel verwendet worden, denn der im Text genannte Lehrer ist bereits seit einigen Monaten tot. Da er zuvor längere Zeit krank war, könnte die beschriebene Szene sogar aus dem Jahr 2009 oder noch viel früherer Zeit stammen. 
Dass der langjährige Schulleiter zuletzt noch Zugang zum Haus hatte, ist nicht zwingend zu beanstanden, da er die Schule auch noch nach Ausscheiden aus dem aktiven Dienst regelmäßig in ihrer Arbeit unterstützt hat. 
Die Überprüfung der Angaben der SZ in ihrem Artikel haben ergeben, dass es Abweichungen zum Originaldokument gibt. 
Es lässt sich daher nicht zweifelsfrei klären, ob die Angaben zu den Noten im Artikel der SZ tatsächlich - wie durch den Text nahe gelegt - aus unmittelbarer Kenntnis des Dokuments oder aus anderen Quellen erwachsen sind. 
Auch wenn wir den Regierenden Bürgermeister für eine absolute Person der Zeitgeschichte halten, was weitgehende Rechte der Presse nach sich zieht, wird das Zeugnis doch als Dokument der Privatsphäre zugerechnet, für das das Recht auf informationelle Selbstbestimmung einschlägig ist. Unsere Juristen schreiben dazu: 
"Bei einem Abiturzeugnis handelt es sich um personenbezogene Daten, für deren Übermittelung an Dritte, auch die Presse, es der Rechtsgrundlage bedarf. Die Daten unterliegen dem informationellen Selbstbestimmungsrecht. Eine Einsichtnahme in ein Zeugnis für einen Dritten beinhaltet eine Datenübermittlung personenbezogener Daten. Die Voraussetzungen für eine Datenübermittlung nach Schulrecht in § 64 Abs. 5 SchulG liegen nicht vor." 
Die bezirkliche Schulaufsicht hat den örtlichen Datenschutzbeauftragten eingeschaltet. 
Uns ist nicht bekannt, dass die Noten bereits anderweitig veöffentlich worden wären - können es aber auch nicht ausschließen. 
Aus dem Gesagten ergibt sich bereits, dass der offenbar lange zurückliegende und für sich kaum zu beanstandende Besuch der SZ in der Schule mit unserem Haus nach heutiger Kenntnis eben so wenig abgestimmt war wie die Veröffentlichung der Noten.“

„Viel Trara“, findet Klaus Graf, „Schule ist keine solipsistische Veranstaltung, sondern Sozialsphäre“. Daher bat ich ihn gleich um Zusendung seines Abiturzeugnisses. Vielleicht können wir ja daraus ein Meme kreieren: Bullioning!

Martin Rath spitzt die Kritik sogar noch zu: „Weil sich die Vertreter politischer Parteien heute kaum noch durch ideologische/ programmatische Überzeugungen auszeichnen, sollte es der Öffentlichkeit möglich sein, sich wenigstens ein Bild von soetwas wie biographischer Kohärenz (oder Brüchen im Lebenslauf) machen zu können. (...) Abiturnoten einer Kernregion des Persönlichkeitsrechts zuzuordnen, finde ich allerdings etwas albern. Und auch gefährlich für die öffentliche Auseinandersetzung, wenn man bedenkt, was sich alles hinter dem Schleier des Datenschutzes verbergen ließe.“

Sonntag, 9. Oktober 2011

Solar to go: Out of Africa

Immer, wenn ich das Glück habe, einen Sonntag in Paris zu verbringen, zieht es mich nach St. Germain-de-Prés, in die kleine Sackgasse der rue Jean de Beauvais, wo die rumänisch-orthodoxe Kirche liegt, in der ich getauft worden bin. Während fast nur Frauen dem Gottesdienst beiwohnen, findet man die Männer eher auf dem Platz davor oder gleich um die Ecke in der Bar der Place Maubert. Beim Ratschen, Saufen und Geschäfte machen. Ein globales Phänomen.
Als Solarunternehmer Lars Kirchner durch Uganda reiste, fiel ihm in den Dörfern die Abwesenheit der Männer auf. Während die Frauen Haus- und Feldarbeit erledigten, glänzten ihre Gatten durch Abwesenheit. Sie waren meist auf Tagestouren zum nächstgelegenen Markt, in die nächstgelegene Stadt, um dort die Akkus ihrer Handys und anderen Geräte aufzuladen. Inzwischen verbreiten sich dort immer mehr kleine, handliche, etwa über Mikrokredite finanzierte Solaranlagen, mit denen die kraft- und zeitraubenden Energietouren entfallen, und jedes Dorf oder sogar jede Familie ihr eigenes Modul betreiben kann. Doch helfen die Männer jetzt den Frauen bei der Arbeit? Nicht unbedingt. Sie sitzen ganz gern an der Ladestation, ratschen, hören Radio und produzieren Alkohol.
Ich sitze ja auch gern rum. Trinkend. Ratschend. Bloggend. Twitternd. Als ich am 4. Juni im Wirtschaftsteil der „Süddeutschen Zeitung“ von den Produkten der Kirchner Solar Group las, weckte der in dem Artikel erwähnte Energiekoffer mein Interesse. Ein tragbarer Akku mit faltbarem Sonnensegel, mit dem jetzt auch ich als Wohnungsmieter und Flaneur Strom produzieren und nutzen könnte? In einem nahezu unkaputtbaren Koffer? Kein leerer Smartphone-Akku mehr, wenn ich den ganzen Tag auf einem Kongress bin! Nie mehr frustriert auf der Sonnenterrasse im Café sitzen, weil's dort keine Steckdosen gibt!
Also leihte lieh ich mir für den Oktober, der hoffentlich ein Goldener sein wird, diese kleine Konfiguration zum Testen:
  • Energiekoffer C1 1224/8
  • Energiesparleuchte Phocos DC12V/9 Watt
  • Faltbares Solarmodul Euro-Line Xpedition 30W 12V
Mal sehen, ob man damit auch jenseits von Afrika zurecht kommt.

Von unterwegs twittere ich zu dem Thema unter dem Hashtag #energybox.

Samstag, 8. Oktober 2011

Wochenplan

Selah Sue / Substanz, Pressevorführungen „Anduni – Fremde Heimat“, „Wintertochter“, „Die Große Passion“ und „Contagion“, Vernissagen Kunstrausch / Bayerisches Nationalmuseum, FotoDoks / Stadtmuseum und Kraftwerk 3-D Videoinstallation / Kunstbau, Fraktion Facebook – Deutschland, Land der offenen Staatskunst? / iCamp, 50. Mediengespräch: Bayern im Wandel / Friedrich-Ebert-Stiftung, Opening Nipponoodles, Ane Brun / Freiheiz, Eckhart Schmidt liest aus „Hotel“ und „Minorella - Tagebuch einer 16-Jährigen“ / Aurora-Bar, Skulls & Wings / Heels Angels, Occupy Munich / Richard-Strauss-Brunnen

Freitag, 7. Oktober 2011

Beate Uhse & ZDF: Das Recht auf Schönung

Sonntag abend feiert das ZDF Beate Uhse (die entgegen Claus Klebers Behauptung durchaus Aufregenderes verkaufte als nur Softpornos}, und wie es unter Nachrichtenjournalisten längst Usus geworden ist, zimmert man für den hauseigenen Event gleich auch noch einen Beitrag im „heute-journal“ (ab 27:38).
Das soll hinweisen, das soll werben, also ein bißchen Franka Potente, ein wenig Beate Uhse, historische Zusammenhänge, aber bitte nichts ehrenrühriges. Und so erfahren wir, daß Beate Uhse im Zweiten Weltkrieg Zivilfliegerin war.
Zivilfliegerin? Der Duden kennt den Ausdruck nicht, aber gemeinhin will man sich mit dem Begriff von Militärfliegern abgrenzen, gerade in dem totalitären Zusammenhang. Hat Uhse seinerzeit Passagiere geflogen? Fracht transportiert? War sie Postfliegerin? Nicht ganz.
Ich bin acht Jahre Pilotin gewesen. Zuerst als Einfliegerin. Dann kam der totale Krieg, und ich wurde gebeten, bei der Luftwaffe im Überführungsgeschwader mitzuarbeiten. Was ich gerne tat, denn es war beruflich ein enormer Aufstieg, diese ganz berühmten Jagdflugzeuge fliegen zu dürfen. (aus meinem 1996 für die „Tagesspiegel“-Beilage „Ticket“ geführten Interview mit ihr)

(Foto: Beate Uhse AG)

Montag, 3. Oktober 2011

Solar to go: Auf der Wiesn

Ein Masterplan erfordert kunstvolle Ränke. Da reicht nicht der schlagend einleuchtende Gedanke, neben zwei oder vier Weißwürsten auch drei anzubieten. Damit dereinst in der Augustiner Festhalle tatsächlich mal drei Weißwürste auf der Karte stehen, nennen wir es der Einfachheit halber den „Popa“, muß ich mich wohl erst einmal selbst vor Ort etablieren. Als Gast. Letztes Jahr nutzte ich dabei Puschels Dienste, um aufzufallen.
Heuer schien mir das Sonnensegel ein angemessenes Accessoire, um mich für bleibende Erinnerung zu qualifizieren. Denn wirklich notwendig war es nicht, die Box neu aufzuladen. Schließlich hat der Energiekoffer noch immer volle Power. Andererseits wollte ich die Wiesn nicht ungenutzt lassen. Zumal Lars Kirchner, der Hersteller des Energiekoffers, neulich erzählte, daß es ihm noch nie gelungen sei, bei einem Flug den Koffer mit an Bord nehmen zu dürfen. Und das nicht etwa, weil die Kiste mit 15 Kilo das zulässige Höchstgewicht überschreitet, sondern weil die Sicherheitskontrollen dem Ding nicht trauen.
Die Polizei und Security auf der Wiesn waren da dieses Wochenende weniger mißtrauisch. Welcher Kofferbomber würde seine explosive Überraschung auch derart grell gestalten? Obwohl – frei nach Sir Arthur Conan Doyle – wohl vielleicht gerade diese Auffälligkeit am unauffälligsten wäre.
Jedenfalls bin ich problemlos bis in den Biergarten der Augustiner Festhalle geraten, wo ich es mir bequem machte, während unmittelbar nebenan hunderte um Einlaß ins Zelt kämpften. Die Kofferschlepperei war nur l'art pour l'art. Im Unterschied zum Bloggertreffen letzte Woche war mein iPhone diesmal voll aufgeladen, und ich blieb auch nicht lange genug, um es an den Rand seiner Akkulaufzeit zu bringen.
Der Energiekoffer war auch voll geladen. Aber wo ich schon einen Platz an der Sonne hatte und direkt hinter mir an der Wand zur Festhalle praktischerweise ein paar Nägel plaziert waren, holte ich nichtsdestotrotz den faltbaren Kollektor aus dem Koffer und hing ihn in meinem Rücken auf.
Doch nicht nur, daß sich kein Sicherheitsbeamter für meinen Koffer interessiert hatte, auch das Sonnensegel weckte kein Interesse: weder bei den Mitarbeitern, noch bei den anderen Gästen. Für Gaukler wie mich sollte es das Solarmodul mit schickem Aufdruck geben. Vielleicht war die Wiesn aber auch einfach der falsche Ort.
Ab morgen wird wieder gearbeitet. Und der Energiekoffer dann erst richtig zum Einsatz kommen. Und nicht nur zum Posen.

Von unterwegs twittere ich zu dem Thema unter dem Hashtag #energybox.

Petit déjeuner musical (12 bis): Camille

Messieursdames, Camille!

Sonntag, 2. Oktober 2011

Solar to go: Strom frei!

Erste Überraschung: Keine Gebrauchsanweisung. Aber die paar Stöpsel und Knöpfe scheinen sich von alleine zu erklären. Nur ob ich den Energiekoffer einschalten muß, um ihn via Sonnensegel aufzuladen, oder das auch im ausgeschalteten Zustand funktioniert, ist mir nicht klar. Und harrt noch der Überprüfung, denn – zweite Überraschung, obwohl es naheliegt: Der Kofferakku ist bei Lieferung bereits voll aufgeladen. Dritte Überraschung: Keine Steckdosen. Der Energietransfer erfolgt über drei Buchsen, wie man sie vom Zigarettenanzünder im Auto her kennt.
Also flugs einen Car Charger besorgt, mit dem ich zumindest schon einmal iPod, iPhone und die iPads Dritter aufladen kann sowie alle sonstigen über eine USB-Schnittstelle versorgbaren Geräte. Für mein PowerBook muß ich einen anderen Weg finden, von meinen spielerischen Überlegungen, auch den Fernseher oder Kühlschrank mal an die Energy Box zu schließen, ganz zu schweigen. Den iPod lädt er problemlos, ohne an Energielevel sichtbar zu verlieren, benötigt dafür aber an die sechs Stunden.

Von unterwegs twittere ich zu dem Thema unter dem Hashtag #energybox.

Wochenplan

Wiesn, Pressevorführungen „Ides of march“, „Zwei an einem Tag“ und „Sommer der Gaukler“, Vernissagen Ellsworth Kelly / Haus der Kunst & Pinakothek der Moderne, Vernissage Ferrocarril Mexicano / Deutsches Museum, Masszeit mit Andreas Moller / Menu12, Candelilla + Chinawoman / Kranhalle

(Foto: Ellsworth Kelly)

Samstag, 1. Oktober 2011

Solar to go: Unboxing



Erste Erkenntnis (wobei ich dafür erst einmal ein bißchen suchen mußte): Keine Gebrauchsanweisung. Ist offenbar auch nicht nötig. Nicht einmal für einen technisch und physikalisch völlig Unbegabten wie mich.

Von unterwegs twittere ich zu dem Thema unter dem Hashtag #energybox.

Facebook-Pages deutschsprachiger Journalisten (Oktober 2011)

Wenn man den streitbaren Sonderfall Oliver Pocher beiseite läßt, haben wir einen neuen Spitzenreiter unter den Journalisten: Karim El-Gawhary hat Sascha Lobo überholt, wobei der Auftrieb im Web erfreulicherweise keinem neuen Kriegsschauplatz mit allabendlicher Fernsehpräsenz zu verdanken ist, sondern old media: seinem „Tagebuch der arabischen Revolution“. Alice Schwarzers inoffizielle Seite profitiert auch von der aktuellen Autobiografie und macht zwei Rangplätze gut.
Doch Print wirkt nicht immer. Wolfram Weimer publiziert jetzt zwar wieder als „Handelsblatt“-Kolumnist, verliert aber weiter Anhänger seiner zu „Focus“-Zeiten geschaffenen, wochenlang verwaisten Fanseite.
Dafür kommt in den nächsten Wochen eine neue Chartwährung ins Spiel: Seit Mitte September erlaubt Facebook, Einträge eines normalen, persönlichen Accounts auch Lesern außerhalb des eigenen Freundeskreises zugänglich zu machen, indem man Fremden die Möglichkeit einräumt, diese Aktualisierungen zu abonnieren. Die Alternative oder Ergänzung zu den Pages richtet sich ausdrücklich an Politiker, Künstler und Journalisten, weshalb ich wohl bei diesen Charts hier zukünftig auch persönliche Facebook-Profile werten werde, wenn deren Inhaber Abonnements zulassen. Das wird wohl nächsten Monat für einige Bewegung gerade in den mittleren Rängen sorgen. Vielleicht wird aber auch an der Spitze Sascha Lobo seine geschätzten 5.000 Facebook-Freunde und 1.292 Abonnenten in die Waagschale werfen, um Platz 2 zurückzuerobern, und ich weiß offen gesagt auch noch nicht, inwieweit ich überhaupt Freunde berücksichtigen oder doch nur die Abonnenten und Follower addieren soll, und ob man dabei nicht Dubletten aussortieren müßte, was wiederum im vierstelligen Bereich von Hand kaum zu schaffen ist.
Heute beschränke ich mich hier wie jeden Monatsersten noch auf die Kollegen persönlich zuzuordnenden Facebook-Pages samt ihrer aktuellen Followerzahlen. Weiter außen vor bleiben in meiner Liste dagegen die allgemeinen, institutionellen Seiten von Redaktionen, Blogs, Sendern oder Verlagshäusern. Wer sich dafür interessiert, bekommt beim Social Medien Ranking von V.i.S.d.P. einen ersten Überblick, wer da so alles twittert und facebookt.
Seiten von Kollegen, die ihre Seite offensichtlich selbst betreuen, sind gefettet. Pages von Journalisten und anderen Mediengrößen, deren Auftritt offiziell wirkt, aber wohl eher von Mitarbeitern, dem Arbeitgeber bzw. dem Agenten befüllt wird, sind in normaler Schrift aufgelistet. Inoffizielle, von Fans Angelegte in kursiv.
Neben Namen, Funktion, Medium und – der ständig schwankenden – Anzahl der Follower registriere ich auch gegebenenfalls, unter welchem Rubrum („Person des öffentlichen Lebens“, „Chef“, „Monarch“, „Autor“, „Journalist“, „Regierungsbeamter“...) die Seite jeweils eingeordnet wurde.
Veränderungen gegenüber dem Vormonat kann man gegebenenfalls den Klammern hinter dem Rangplatz und/oder der Followerzahl entnehmen. Für Korrekturen und Neuvorschläge beziehungsweise Hinweise auf fehlende Kollegen bin ich jederzeit dankbar.

  1. Oliver Pocher, Regierungsbeamter (Sky-Fußballmoderator, DWDL.de-Kolumnist), gefällt 361.225 Personen (↑, gefiel im Vormonat 360.045 Personen)
  2. Karim El-Gawhary (↑, 3), Journalist (freier Nahost-Korrespondent), gefällt 9.762 Personen (↑, 8.435)
  3. Sascha Lobo (, 2), Autor (Spiegel-Online-Kolumnist), gefällt 9.646 Personen (↑, 9.273)
  4. Henryk M. Broder, Person des öffentlichen Lebens (Pauschalist „Die Welt“), gefällt 6.055 Personen (↑, 5.925)
  5. Franz Josef Wagner, Unternehmen („Bild“-Kolumnist), „Post von Wagner“ gefällt 5.605  (↑, 5.392), eine weitere Page als Autor 342 (↑, 337) Personen (in der Addition: 5.942)
  6. Cherno Jobatey, Person des öffentlichen Lebens (Moderator ZDF-Morgenmagazin), gefällt 5.728 Personen (↑, 5.720)
  7. Armin Wolf, Person des öffentlichen Lebens (Moderator ORF2, 3sat), gefällt 5.242 Personen (↑, 5.080
  8. Katrin Bauerfeind, Person des öffentlichen Lebens (Fernsehmoderatorin), gefällt 5.020 Personen (↑, 4.487
  9. Steffen Hallaschka, Journalist (stern TV), gefällt 4.294 Personen (↑, 3.990)
  10. Günther Jauch (↑, 24), Person des öffentlichen Lebens (Moderator), gefällt 3.735 Personen (, 963)
  11. Annik Rubens (↓, 10), Journalistin (Podcast „Schlaflos in München“, freie Journalistin), gefällt 3.588 Personen (↑, 3.560)
  12. Wolfram Weimer (↓, 11), anfangs: Autor, jetzt als Journalist („Handelsblatt“-Kolumnist), gefällt 3.063 Personen (, 3.090
  13. Marcel-Reich-Ranicki (↓, 12), Person des öffentlichen Lebens (Literaturkritiker), gefällt 2.893 Personen (↑, 2.877)
  14. Marco Schreyl (↓, 13), Person des öffentlichen Lebens (hr1, RTL), gefällt 2.783 Personen (↑, 2.636)
  15. Jens Hardeland (↓, 14), Monarch (Radiomoderator N-JOY), gefällt 2.650 Personen (↑, 2.569)
  16. Marietta Slomka (↓, 15), Journalistin („heute-journal“), gefällt 2.551 Personen (↑, 2.455) 
  17. Alice Schwarzer (↑, 18), Autor (Chefredakteurin „Emma“), gefällt 2.424 Personen (↑, 2.187)
  18. Richard Gutjahr (↑, 19), Person des öffentlichen Lebens (Moderator Bayerisches Fernsehen, Kolumnist „Die Abendzeitung“), gefällt 2.382 Personen (↑, 1.999)
  19. Bastian Sick (↓, 16), Autor („Spiegel“-Kolumnist), gefällt 2.375 Personen (↑, 2.322) 
  20. Silke Burmester (, 17), Journalistin („taz“-Kolumnistin), gefällt 2.295 Personen (↑, 2.289)
  21. Harald Martenstein, Autor (Kolumnist „Die Zeit“, Autor „Der Tagesspiegel“) gefällt 1.417 Personen (↑, 1.363)
  22. Oliver Bendt (↓, 20), Journalist (Journalist, Sportkommentator, Moderator), gefällt 1.402 Personen (, 1.378)
  23. Stefan Niggemeier (↓, 22), Webseite („Spiegel“-Autor), gefällt 1.328 Personen (↑, 1.274)
  24. Michel Friedman (↓, 23), Person des öffentlichen Lebens (Publizist, Moderator), gefällt 1.268 Personen (, 1.250)
  25. Kai Diekmann, Autor (Chefredakteur „Bild“) gefällt 862 Personen (↑, 858)
  26. Frank Plasberg (, 27), Unternehmen („hart, aber fair“), gefällt 813 Personen (↑, 744)
  27. Jessica Kastrop (, 32), Journalistin (Sky-Fußballmoderatorin), gefällt 770 Personen (↑, 559)
  28. Claus Kleber (↓, 26), Person des öffentlichen Lebens (Erster Moderator „heute journal“), gefällt 759 Personen (↑, 752) 
  29. Klaus Bardenhagen (↓, 28), Journalist (freier Südostasien-Korrespondent), gefällt 714 Personen (↑, 682
  30. Matthias Matting (↓, 29), Journalist („Focus“-Redaktion), gefällt 692 Personen (↑, 653) 
  31. Ulrike Zeitlinger, Journalistin (Chefredakteurin „freundin“ und „freundinDONNA“ sowie Redaktionsdirektorin „burda style“), gefällt 672 Personen (↑, 639)
  32. Hubert Burda (↓, 30), Person des öffentlichen Lebens (Hubert Burda Media), gefällt 667 Personen (↑, 650)
  33. Giovanni di Lorenzo (, 41), Person des öffentlichen Lebens (Chefredakteur „Die Zeit“), gefällt 628 Personen (↑,  170)
  34. Andreas Koller (↓, 33), Journalist (stellvertretender Chefredakteur „Salzburger Nachrichten“), gefällt 486 Personen (↑, 458
  35. Else Buschheuer, Schriftstellerin (freie Journalistin), gefällt 450 Personen (↑, 418)
  36. Holger Schmidt (, 34), Journalist (Netzökonom „F.A.Z.“, wechselt Ende des Jahres als Chefkorrespondent Internet & Wirtschaft zu „Focus“), gefällt 442 Personen (↑, 437)
  37. Dagmar Bily (, 36), Journalistin (Chefredakteurin „burda style“), gefällt 281 Personen (↑, 265)
  38. Tom Buhrow (↓, 37), (Moderator „Tagesthemen“), gefällt 263 Personen (↑, 256) 
  39. Frank Schirrmacher (↓, 38), Autor (Herausgeber „F.A.Z.“), gefällt 226 Personen (↑, 216)
  40. Daniel Fiene (, 39), Journalist (Antenne Düsseldorf, Was mit Medien, Sendung mit dem Internet, DRadio Wissen Online-Talk), gefällt 222 Personen (↑, 213)
    Benjamin von Stuckrad-Barre
    , Schriftsteller (freier Journalist), gefällt 222 Personen (↑, 205)
  41. Heribert Prantl (, 42), Person des öffentlichen Lebens (Mitglied der Chefredaktion „Süddeutsche Zeitung“), gefällt 164 Personen  (↑, 135)
  42. Petra Gerster (, 43), Person des öffentlichen Lebens (Studioredakteurin „heute“), gefällt 131 Personen (↑, 124)
  43. Hans Leyendecker (, 44), Autor (Ressortleiter Investigative Recherche „Süddeutsche Zeitung“), gefällt 84 Personen (↑, 82)
  44. Helmut Markwort (, 45), Interesse (Herausgeber „Focus“), gefällt 72 Personen (↑, 67)
  45. Katrin Schuster (, 48), Journalistin (freie Journalistin), gefällt 53 Personen (↑, 41)
  46. Robert Iwanetz, Journalist (freier Journalist), gefällt 48 Personen (↑, 45)
  47. Jürg Vollmer, Journalist (maiak), gefällt 45 Personen (, 44)
  48. Dorin Popa (, 49), Journalist, gefällt 19 Personen (, 17)
  49. Thomas Mrazek, Journalist, gefällt 5 Personen (neu)

Update: Rekordverdächtig wie Neueinsteiger Jakob Augstein stante pede in die Top Ten steigt und bereits 4.460 Facebook-Usern gefällt.

Freitag, 30. September 2011

Solar to go: Life to the dead

Mein Name ist Dorin, und ich bin stromabhängig. Betrete ich ein Lokal zum ersten Mal, wandert mein Blick in Bodennähe die Wände entlang, um festzustellen, wo die Steckdosen sind. In meiner Tasche habe ich Verlängerungskabel und Mehrfachstecker parat, falls es in einem Café wie dem Barer 61 nur eine einzige, heftig umlagerte Doppelsteckdose gibt. Von meinen Lieblingskinos weiß ich genau, wo ich während der Vorstellung im Saal mein iPhone aufladen kann. Im ICM der Münchner Messe wie auch am Flughafen sitze ich meist in den Ecken am Boden, wo mein Kabel bis zur Steckdose reicht. Und neulich beim Bloggertreffen von Ketchum Pleon in der Käfer Wiesn-Schänke blieb ich nur so lange, wie mein Akku noch Saft hatte. Ich bekenne mich süchtig. Ich brauche Strom zum Leben. Für mein PowerBook. Mein Handy. Zum Fotografieren, Twittern, Bloggen, Telefonieren und Surfen.

Als ich nun diesen Sommer von einem tragbaren Sonnenkollektor, einem Energiekoffer las, durchfuhr es mich wie ein Blitz. Nicht mehr gebannt auf die Akkuanzeige starren. Die Cafés nicht mehr nach der Anzahl verfügbarer Steckdosen auszuwählen. Meinen Tagesablauf nicht mehr danach ausrichten müssen, zwischendurch immer rechtzeitig irgendwo Strom tanken zu können. Frei sein.

Nun ist die Solar Energy Box für afrikanische Gefilde entwickelt worden, und ehrlich gesagt ist der orangefarbene Koffer auch nicht gerade leichtes Gepäck für einen Flaneur wie mich. Nichtsdestotrotz werde ich den Oktober über damit ein bißchen spielen. Auf der Wiesn mein Sonnensegel ausbreiten, am Eisbach stundenlang surfen, während der Münchner Medientage energietechnisch autark sein, auf dem Starnberger See online bleiben, und selbstverständlich jeden an meiner Energiebrust stillen, der für seine Hardware Power braucht – und zu meinem System kompatibel ist oder zumindest das passende Kabel dabei hat. Strom frei!



Von unterwegs twittere ich zu dem Thema unter dem Hashtag #energybox.