Nicht daß sich zwischen Paradies und Utah weniger neurotische Menschen und Engelsscharen tummelten als in Schottland. Aber deren Macken drücken sich in göttlichen Fügungen, schüchternen Liebeserklärungen, ungelenken Erpressungsversuchen sowie Karaoke aus. Und die einzigen Drogen, Tequila und Champagner, führen ins Bett statt in den Tod. Wobei in „Lebe lieber ungewöhnlich“ durchaus geschossen, gemordet und gestorben wird – inklusive Wiederauferstehung.
Der Anlaß des anderthalbstündigen Streifzugs durch uramerikanische Mythen von Eldorado bis Elvis und vom Bankräuber bis zum Redneck ist ganz banal: Gott ist sauer. Angesichts zunehmender Scheidungen, Treulosigkeiten und sexueller Zügellosigkeit schickt er zwei Engel (Holly Hunter, Delroy Lindo) aus, ein sich wahrhaft liebendes Menschenpaar zu finden.
Die Vorsehung hat dafür ausgerechnet das durchtriebene Milliardärstöchterlein Celine (Cameron Diaz) und den hilflosen Verlierertypen Robert (Ewan McGregor) auserkoren. Das Problem: die beiden passen auf den ersten, nicht einmal unbedingt flüchtigen, Blick wirklich nicht zueinander, kennen sich nicht einmal und begegnen sich nur, weil Robert aus Verzweiflung über einen verlorenen Arbeitsplatz Celine als Geisel nimmt. Nicht gerade das ideale erste Date.
Da die Engel nur bei erfolgreicher Mission zurückkehren dürfen, lügen, drohen und tricksen sie, daß dagegen selbst Luzifer lammfromm wirken würde, aber schließlich heiligt die Liebe alle Mittel. Selbst in der – herausragenden – Synchronfassung fügen sich Sprachwitz, Bilderfülle und die Spielfreude zu einem romantischen (postromantischen?) Passionsweg, der abseits jeglicher Gesetze der Physik oder Moral verläuft.
*Diese Filmkritik erschien zuerst im „In München“ 4/1998
Zum Filmstart schipperte ich für „Ticket Berlin“ mit Cameron Diaz über den Wannsee. Hier die daraus entstandene Titelgeschichte.
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