Mittwoch, 2. Juli 2014

Die neue Abendzeitung – local first (Updates)

Heute ist die erste reguläre „Abendzeitung“ der Ära Balle erschienen, und bei allem Mißtrauen und aller Häme Dritter gegenüber dem neuen Verleger werde ich nicht müde, festzustellen, daß ohne das Engagement und vor allem Geld des eigenwilligen Verlegers das Blatt endgültig Altpapier geworden wäre und nur noch online weitergelebt hätte. Wenn man das ein Leben nennen will. Es gab keine Alternative, und die Forderung einiger Kollegen, das Blatt lieber sterben zu lassen als so weiterzuführen, spiegelt nur die weltfremden Gedankenspielereien jener wieder, die zu viel Zeit im Netz verbringen.
Die AZ ist handlicher geworden. Tablet statt Desktop. Dem Wechsel zum Berliner Format folgte im Innenleben eine Neuordnung der Ressorts, die auch die neue Hierachie abbildet: Mit der Übernahme der Chefredaktion durch den bisherigen Lokalchef Michael Schilling und dem Aufstieg seiner Stellvertreter Timo Lokoschat und Thomas Müller zu stellvertretenden Chefredakteuren steigt auch ihr Ressort auf. Der Lokalteil nimmt das erste Zeitungsbuch vollständig ein. Verantwortet wird der Lokalteil vorerst weiter von Schilling und Lokoschat.
Die Politik wandert mit dem Wirtschaftsteil ins zweite Buch. Schilling verspricht dem Aktuellen aus Bayern und der Welt „ab sofort mehr Platz“, schreibt aber im nächsten Satz: „auf zwei Seiten mindestens.“ Das war früher nicht unbedingt weniger. Am schwersten wiegt aber der Verlust von Angela Böhm, die erst unlängst für ihre investigativen Recherchen mit dem Wächterpreis der Tagespresse ausgezeichnet worden ist. Die CSU wird sich freuen, für die Zeitung ist das ein großer Verlust. Updates: Neben der zweidreiköpfigen Politikredaktion (davon eine halbe CVD-Stelle) sind auch die Rathaus-Reporter nicht mehr dabei, da sie bereits vorher anderweitige Angebote angenommen haben sollen. Sie werden ersetzt.
Kultur und Boulevard bleiben erhalten, ebenso schreiben Michael Graeter und Kimberly Hoppe weiter über das, was München zu München macht. Ponkie fehlt in den aktuellen Ausgaben, da sie Urlaub macht, aber die Redaktion hofft, sie halten zu können. Feuilletonchef bleibt Volker Isfort. Adrian Prechtel, Christa Sigg, Robert Braunmüller, Michael Stadler und Arno Frank Eser unterstützen ihn.
Im Sport gab es die größen Umbrüche. Das Ressort wurde praktisch aufgelöst, aber immerhin schreibt Patrick Strasser weiter über den FC Bayern. Was den TSV 1860 betrifft, fürchtet dagegen der kritische AZ-Beobachter Thomas Mrazek, daß hier nurmehr Agenturmaterial veröffentlicht werden wird. Aus der Redaktion hört man dagegen, daß, sobald der WM-Stress überstanden ist, auch die Löwen mit exlusiven Geschichten abgebildet werden sollen.
Wenn auch wohl mit Zeitverzögerung. Aufgrund des neuen Druckortes Straubing sind Redaktionsschluß und Andruck deutlich früher. Die erste Ausgabe der Abendzeitung am Vorabend entfällt ganz und in der regulären Ausgabe wird man abendliche Sportergebnisse oder Red-Carpet-Events erst am übernächsten Tag finden.
Die auffälligste Veränderung ist außerhalb des Blattes wahrzunehmen. Auf Twitter und Facebook geht man transparent mit technischen Problemen um und thematisiert offensiv den Kampf mit dem neuen Redaktionssystem, das noch für Schriftenwirrwarr und Layoutsünden sorgt. Mit Namen geizt man dagegen bei der AZ-Chefredaktion ein bißchen, da noch nicht alle Verträge ausverhandelt sind. Aber der heutigen Ausgabe läßt sich zumindest entnehmen, daß in der Lokalredaktion Lea Kramer, Myriam Siegert, Anne Hund, Irene Kleber und John Schneider werkeln. Bestätigt wurden mir außerdem Christian Pfaffinger, Laura Kaufmann, Florian Zick (Szene/Rathaus), Christoph Landsgesell sowie die Polizeireporter Nina Job und Ralph Hub
(Update: Laura Kaufmann ist vorerst in der Transfergesellschaft und unterstützt die Redaktion als freie Mitarbeiterin. Auch einige andere der hier genannten sind Freie und keine Redakteure.)
Natalie Kettinger löst als Chefreporterin Matthias Maus ab. Den Online-Auftritt verantworten Stephan Kabosch und Lutz Kuppinger.
Und last but not least: Herr Hirnbeiß bleibt uns erhalten! 

Update vom 10. Juli 2014: „Wie im amerikanischen Spielfilm saß ich da mit der Rechenmaschine. Dann haben Mitarbeiter mir ihr bisheriges Bruttogehalt genannt. Ich habe 85 Prozent eingegeben als Verhandlungsbasis, und in der Regel sind wir drüber gelandet, bei neunzig, 95, teilweise hundert Prozent. Wer in München lebt, muss mindestens 40.000 Euro im Jahr verdienen, sonst geht es gar nicht.“ Interview mit dem Verleger Martin Balle in der F.A.Z.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der neuen Abendzeitung und Ihrem neuen Verleger ist wirklich Glück zu wünschen. Wie´s früher mal, war haben wir auf www.headline1.de publiziert. Es war einmal in der Weltstadt München...