Freitag, 31. Mai 2024

Bananen-Didi wird Wirt

Als ich hörte, dass Bananen-Didi eine „neue Wirkungsstätte“ im ersten Brauereiausschank von Münchner Kindl bekäme, bin ich erschrocken. Kein Fez mehr an Dieter Schweigers legendärem Obststand an der Ludwig-Maximilians-Universität? Kein Grund mehr für Michael Graeter, dem Viktualienmarkt untreu zu werden und stattdessen in die Ludwigstraße zu kommen, um einen Plausch zu halten? Keinen bairischen Lebensweisheiten mehr auf meinem Weg zur U-Bahn?

Machen es ihm die zahlreichen Knie-Operationen, seine „beschissene“ Gesundheit unmöglich, weiter täglich an seinem Obststand zu stehen?

Keine Sorge, trotz aller Schmerzen bleibt uns Bananen-Didi erhalten. Zumindest vorläufig. Er wird zwar Geschäftsführer des künftigen Lokals in der Tegernseer Landstraße 80 („Wer wie ich 41 Jahre lang einen Obststand betreibt, kann auch das.“), wird aber vorläufig weiter mit seinem sonnigen Gemüt („s'Leben is a Freid“) Obst, Gemüse und jede Menge Sprüche an seinem Standl feilbieten.

Denn so wie es aktuell in der „denkmalgeschützten“ TeLa 80 aussieht, wird es laut Brauereichef Luis Sailer voraussichtlich noch bis Ende nächsten Jahres dauern, bis die Räumlichkeiten renoviert sind und der Brauereiausschank aufmacht.

Update vom 6. Juni 2024: Beim heutigen Pressetermin mit Obststandl-Didi und den Machern der neu gegründeten Münchner Kindl Brauerei, Dietrich, Luis und Leo Sailer, sahen die Räumlichkeiten schon deutlich einladender aus (Fotos unten).

Der Brauereiausschank wird Steyrer Hans heißen, benannt nach dem „bayerischen Herkules“, der Ende des 19. Jahrhunderts mit einem Finger einen 508 Pfund schweren Stein lupfte und gegenüber in der Tegernseer Landstraße eine Wirtschaft besessen haben soll. Porträtbilder von ihm zierten heute das künftige Lokal.

In den Räumlichkeiten befanden sich vor dem Krieg eine Metzgerei und nach dem Wiederaufbau ein Tante-Emma-Laden und später ein Blumengeschäft. Wer erlebt hat, welche Schwierigkeiten andere Wirte hatten, eine Gastronomiekonzession für ehemalige Ladengeschäfte zu erhalten, kann sich nur wundern, wie optimistisch die Sailers sind. Üblicherweise müssen solche neuen Lokalen zu Konzessionsbeginn um 22 Uhr schließen und können froh sein, wenn sie Alkohol ausschenken dürfen.

Die Sailers gehen aber jetzt schon davon aus, bis 1 Uhr nachts oder gar open end in der Wohngegend aufsperren zu dürfen. In Zeiten, in denen in der Tegernseer Landsctraße der Trepperlwirt oder das riffraff schließen mussten, sehen sie ihren Brauereiausschank als „gelebten Milieuschutz“.  

Das bedeutet für sie auch, dass sich jeder das Bier leisten können solle. Ausgeschenkt wird Münchner Kindl Bier vom Holzfass, und wenn es noch nicht frisch angezapft oder bereits leer ist, Flaschenbier. Die Halbe soll unter vier Euro kosten, die Schaumige bzw. der Schnitt weniger, die Stehmaß weniger als zwei Halbe. Alkoholfreies Bier wird es laut Brauereichef Luis Sailer nicht geben. Diesen Trend lehnt man bei Münchner Kindl entschieden ab. Zu essen wird es Bosna-Bratwurst geben.

„Abendzeitung“ vom 7. Juni 2024 dazu.
„Süddeutsche Zeitung“ vom 7. Juni 2024.
„Oberbayerisches Volksblatt“ vom 7. Juni 2024.









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