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Freitag, 5. Juni 2009

Publizisten & Terroristen

„Da gab es etwa diesen Publizisten, der ansehnliche Summen für die radikale Linke spendete. Meint er den Spiegel-Gründer Rudolf Augstein und den Stern-Chef Henri Nannen, die Geld für die Kampagne >Enteignet Springer< gaben? Nein, sagt Delius, die meint er nicht, sondern einen Konservativen, der es schick fand, Andreas Baader 1000 Mark zuzustecken, als der schon in Sachen Terrorismus unterwegs war. Er will nicht verraten, wen er da meint, er will nur sagen, dass manche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens heute nichts riskieren würden, wenn sie mal ehrlich auspacken.“

Constanze von Bullion und Evelyn Roll auf Seite Drei der „Süddeutschen Zeitung“ heute unter Bezug auf ein Gespräch mit Friedrich Christian Delius

„Gudrun und Andreas jedenfalls brauchen Geld. Weil Hamm keines hat, geht er mit ihnen zu Christa und Hubert Burda, die jetzt in einer großbürgerlichen Stadtpalast-Etage aus dem Besitz des Prinzen Konstantin von Bayern in der Schackstraße, gleich hinter dem Siegestor, wohnen. Dort werden alle nach guter Sitte des Hauses großzügig verköstigt, bevor man, München ist nun mal München, weiterzieht in den Biergarten. Haben Baader und Ensslin Geld bekommen? Christa Maar: >>Ich kann mich nicht erinnern. Vielleicht. Jedenfalls haben sie nicht bei uns übernachtet.“

Gisela Freisinger: „Hubert Burda – Der Medienfürst“, Seite 85 (seltsamerweise tauchen weder Ensslin noch Baader im Personenregister der Biografie auf)

Donnerstag, 4. Juni 2009

Haberfeldtreiben

Haberfeldtreiben der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL) gegen Seehofer am 3. Juni 2009 in München am Odeonsplatz sowie vor der Staatskanzlei am Franz-Josef-Strauß-Ring.

Hanse Schoierer mit dem Haberfeldtreiberlied:



Umzug der Haberer vom Odeonsplatz die Ludwigstraße lang zur Staatskanzlei:



Haberfeldgericht des Haberermeisters Anton Prechtl vor der Staatskanzlei:

Haberfeldtreiben from Dorin Popa on Vimeo.


Ein paar unscharfe Bilder bei flickr

Montag, 23. März 2009

Bisher 85.000 Zugriffe auf die ZEIT von attac

Neben dem 150.000 am Samstag verteilten Exemplaren und den 100.000 heute der „taz“ beigelegten „Zeit“-Parodien war natürlich auch der Webauftritt wichtig. Laut Pressesprecherin Frauke Distelrath von attac entspricht der Ansturm heute dem von Samstag, während Sonntag eindeutig der Peak lag:
  • „Bisher 85.000 Zugriffe auf www.die-zeit.net, davon Sa 27.000 und So 42.000
  • Seitenzugriffe (Page Impressions): bisher 181.000, davon Sa 59.000 und So 89.000
  • Eindeutige Besucher (Unique Visitors): 77.000, davon Sa 25.000 und So 39.000
  • Die PDF-Seite wurde 24.000 mal angezeigt, allerdings ist das PDF auf zahlreichen Seiten (u.a. heute.de) gespiegelt worden.
Da die Webseite am Samstag rund zwei Stunden nicht erreichbar und in der restlichen Zeit stark belastet war, spiegeln die Zahlen nicht den echten Stand des Interesses wieder.

Parallel zu den Aufrufen auf www.die-zeit.net sind die Seitenaufrufe von www.attac.de und www.casino-schliessen.de auf das Fünffache (!) angestiegen.“

Übrigens kann man das Blatt jetzt auch kurzfristig bei attac bestellen!


Updates: Der „taz“ soll laut einem attac-Newsletter und Till Westermayer zufolge eine Schwarzweiß-Version beiliegen, bei der nur die Titelseite farbig ist, (Till Westermayer fand in seiner „taz“ aber das bunte Original), also dann lieber bei attac bestellen oder kommende Aktionen abwarten, denn: „Wegen der hohen Resonanz werden wir diese Woche eine große Auflage nachdrucken - einerseits um bei den Demos am Samstag ausreichend Zeitungen zur Verfügung zu haben - aber auch für weitere gute Verteil-Gelegenheiten wie die Demos im Mai, den McPlanet-Kongress, den Kirchentag etc.“

Samstag, 21. März 2009

Brüten à la Schäuble

Der Nistkasten Wolfgang S. von Dennis Clasen (59 Euro, Magazin)

attac setzt auf bessere ZEITen

attac statt Schmidtchen Schleicher. Nach dem Vorbild der Yes Men und ihrer Parodie auf die „New York Times“ letzten November verteilt das deutsche Netzwerk der Globalisierungskritiker heute bundesweit in über 100 90 Städten eine 8-seitige Satire (Ansicht aller acht Seiten unten, pdf-Download bei attac – teils überlastet, alternativ auch bei Scribd) auf Deutschlands größte Wochenzeitung, wenn auch im etwas kleineren taz-Format, da sie am Montag der „tageszeitung“ beilegen wird.
DIE ZEIT trägt das Erscheinungsdatum 1. Mai 2010 und ist „voll mit erstaunlichen Nachrichten, die bei einem ernsthaften Willen zum Wandel möglich wären: Von Umverteilung von oben nach unten, von Abrüstung, von neuen Medien, von Entschuldung für arme Länder, von Chancen für ländliche Entwicklung anstatt Vorfahrt für die großen Agrarkonzerne, von neuen internationalen Regulierungen der Finanzmärkte usw.“

Updates: Die „taz“, tagesschau.de, Spiegel Online und die Blogosphäre dazu.

„Wenig begeistert ist 'Zeit'-Chef di Lorenzo. Als er am Samstagmorgen kurz nach dem Aufstehen auf die Aktion hingewiesen wird, fällt er aus allen Wolken: Er sei völlig überrascht und leicht schockiert, sagte er dem ZDF. Er wisse gar nicht, wie er auf die Aktion reagieren solle und müsse nun erst einmal in die Hamburger Redaktion fahren“, so das ZDF. Laut der „Süddeutschen“ wußte di Lorenzo aber bereits Freitag abend von der Aktion.

Positiver äußerst er sich im Blog des ZEIT-Onliners Wolfgang Blau: „Fälschungen der ZEIT können wir natürlich nicht gutheißen, zumal nicht in dieser hohen Qualität. Am meisten staune ich aber über den großen Aufwand, den man sich hier geleistet hat. Schön, dass es wenigstens Attac in der Krise noch gut geht.“

bild.de zufolge erwäge die „Zeit“ keine rechtlichen Schritte gegen attac. Ich war ja bis heute morgen überzeugt, daß attac eine gefälschte „Bild“ oder „F.A.Z.“ veröffentlichen würde, mit der „Zeit“ hätte ich nie gerechnet. Aber da war das Prozeßrisiko sicherlich geringer als bei den anderen beiden Blättern.

„Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo wundert es dagegen Focus Online zufolge weniger, daß man „Die Zeit“ ausgesucht hat. Schließlich gäbe es in Deutschland „keine größere überregionale Qualitätszeitung“.

In München wurden die ersten Exemplare der falschen „Zeit“ gegen elf Uhr am Rotkreuzplatz verteilt. Weitere Ausgabestellen sind heute in Schwabing, der Maxvorstadt und der City geplant. Wer sich ein Druckexemplar sichern will, kann bei mir persönlich näheres erfahren.

Am besten gefällt mir die Nescafé-„Anzeige“ auf Seite 5 mit Barbara Schöneberger: „Werbung von Nestlé: Das bedeutete bisher bewusste Irreführung der Verbraucher. Für gutes Geld habe ich mich als Prominente hergegeben, um in einer abgebrühten Kampagne von der eigentlich unverantwortlichen Konzernpolitik abzulenken. Für die Konsequenzen dieser Politik habe ich mich nicht die Bohne interessiert.“

Die Zeit by Attac

Sonntag, 8. März 2009

Hessischer Landeswahlleiter spricht bild.de frei

Wie Wolfgang Hannappel, der Landeswahlleiter für Hessen, mich diese Woche wissen ließ, sieht er keine Anhaltspunkte, die ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen bild.de rechtfertigen würden:

„§ 49 Abs. 1 Nr. 3 LWG bedroht als Ordnungswidrigkeit die vorzeitige Veröffentlichung nur von solchen Ergebnissen, die auf Wählerbefragungen beruhen, die nach der Stimmabgabe am Wahltag durchgeführt worden sind.
Derartige Befragungen finden in unmittelbarer Nähe zu den Wahllokalen – regelmäßig im selben Gebäude – statt, um Wählerinnen und Wähler im direkten zeitlichen Zusammenhang mit ihrer Wahlteilnahme ansprechen zu können.
Diese so genannten Wählernachfragen sind von der Forschungsgruppe Wahlen und von Infratest dimap angekündigt um
(sic) am 18. Januar 2009 in verschiedenen hessischen Wahlbezirken durchgeführt worden.
Beide Unternehmen haben mir auf Nachfrage berichtet, dass vor 18:00 Uhr weder Ergebnisse noch Zwischenstände an BILD oder BILD.de weitergegeben worden sind.
Die von BILD.de veröffentlichten Zahlen (...) stimmen darüber hinaus mit dem Zahlenwerk der beiden Institute bei keiner einzigen Partei überein.
Ich muss nach alledem davon ausgehen, dass es sich bei den in Rede stehenden Zahlen nicht um Ergebnisse aus einer Wählernachfrage handelt.“


Prognose BILD: CDU 38 Prozent, SPD 22, FDP 17, Grüne 13, Linke 5
ARD: CDU 37,5 Prozent, SPD 23,5, FDP 16, Grüne 14, Linke 5,1
ZDF: CDU 37,5 Prozent, SPD 23,5, FDP 17, Grüne 13,5, Linke 5

Nun versorgen aber sowohl die Forschungsgruppe Wahlen, als auch Infratest dimap den ganzen Tag über die politischen Parteien mit Zwischenständen der exit polls und ab 17 Uhr auch ausgewählte Kollegen mit den Prognosen, das heißt, es dürfte für die gut vernetzte BILD-Redaktion kein Problem gewesen sein, sich zumindest die Zwischenstände der Prognosen zu beschaffen, wenn sie sie tatsächlich nicht von den Instituten oder auftraggebenden Fernsehanstalten bekommen haben sollten. Wobei diese Zwischenstände von den endgültigen Prognosen um 18 Uhr sicherlich um die 0,1 bis 1,5 Prozentpunkte abgewichen sein können, die BILD daneben lag, was der Landeswahlleiter offenbar nicht bedenkt oder wohlweislich verschweigt.

Oder aber die BILD-Gruppe wäre jetzt auch von Amts wegen der Schwindelei überführt worden, da sie zusammenfabulierte Zahlen als „1. Prognose“ ausgegeben hätte...

Tobias Fröhlich von der BILD-Gruppe lehnt in dieser Angelegenheit weiterhin jede Stellungnahme ab.

Update:
Verdächtige Tweets bei der Europawahl und im „Spiegel“ werden Bedenken hinsichtlich herausgetwitterter Exit-Polls bei den kommenden Bundestagswahlen geäußert.

Antonia Beckermann in der „Welt“ vom 24. August über die Angst der Politnomenklatur vor herausgetwitterten Exit Polls der Bundestagswahl 2009.

Beobachtungen vom 30. August anläßlich der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und dem Saarland sowie der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen (Spiegel Online: „Prognosen-Verrat: Wahlergebnisse sickerten vorab auf Twitter durch“).

Freitag, 20. Februar 2009

Davorka Tovilo: Agitprop statt roter Teppich

Daß Premierenluder Davorka Tovilo alles andere als dumm ist, habe ich schon oft genug wiederholt. Daß sie jetzt aber ihre handfesten Argumente nutzt, um nicht nur für sich selbst, sondern für eine gute Sache zu werben, hat sie gestern in der Maximilianstraße bewiesen. Im Rahmen der Anti-Pelz-Kampagne von Peta zog sie mit zwei Peta-Bunnies vor der Armani-Boutique blank.

Alle Beiträge zu Davorka Tovilo

(Foto: peta.de)

Die Revolution – jetzt mit Homepage!

Freitag, 13. Februar 2009

Aktenzeichen II 1 - 3e06.30 ungelöst oder:
Das Exit-Polls-Projekt 2009

Nirgendwo wird so konsequent gelogen wie bei Statistiken. Aber Wahlprognosen toppen es locker, wenn auch nicht bei den Zahlen, sondern beim Drumherum. Wenn ich nun drei Wochen lang zu dem Thema geschwiegen habe, bedeutet das keineswegs, daß ich es beiseite gelegt hätte. Schließlich haben wir ein „Superwahljahr“ (ZDF) – und wenn ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender dieses „Jahr der Richtungswahlen“ als „Jahr der Realitäten und der Wahrheiten“ plant, will ich nicht nachstehen.

Die Ausgangssituation: Aus Exit Polls, Wahlnachfragen resultierende Prognosen dürfen in Deutschland nicht vor Schließung der Wahllokale veröffentlicht werden.
Fakt: Aufgrund eines politischen wie journalistischen Gewohnheitsrechts zirkulieren diese Prognosen dennoch bereits Stunden vorher in den Redaktionen und Parteien, oder um XXXX einen Kollegen zu zitieren: „Einige Medien (und im Übrigen auch Politiker) bekommen vertraulich aber schon früher die Prognosen, die auf den sogenannten Wahl-Nachfragen vor den Wahllokalen beruhen.“ (Updates: Der zitierte Kollege bat im Nachhinein, seinen Namen zu verschweigen, denn: „Ein bisschen heikles Thema. Ich gehe deshalb davon aus, dass Sie auch mich bitte nicht öffentlich zitieren.“ Er könne schließlich nicht offiziell für seine Zeitung sprechen.)
Kurios: Die meisten Beteiligten leugnen das hartnäckig.

Nun kannte offenbar bild.de bei der Hessenwahl am 18. Januar nicht nur eine Wahlprognose, sondern veröffentlichte diese unglücklicherweise bereits vor Schließung der Wahllokale. Der hessische Landeswahlleiter sieht aber nicht zwingend eine Ordnungswidrigkeit, da schließlich die validen Exit Polls zu der Zeit gar nicht verfügbar gewesen wären. Die Forschungsgruppe Wahlen gestand dann aber, daß sie den Tag über ihre exklusiv fürs ZDF erarbeiteten Zahlen mit Politikern austauscht und ausgewählten Journalisten vor Schließung der Wahllokale zur Verfügung stellt. Das ZDF will davon nichts gewußt haben. Bei der ARD ist nach ersten Dementis noch ein Gespräch mit dem Wahlexperten Jörg Schönenborn anhängig, die exklusiv für sie tätigen Wahlforscher von infratest dimap haben aber bisher jeden Informationsfluß abgestritten und äußern sich nicht mehr in der Sache (BILDblog, Tivoli-Blog 1, 2, 3).

Wer weiß wann was – und warum bestreiten dies alle auf erste Nachfrage und knicken erst später ein? Mit diesem Mantra widme ich mich in den kommenden Monaten vergangenen Wahlen und den bevorstehenden Urnengängen am 7. Juni (Europawahl), 30. August (Saarland, Sachsen, Thüringen) und 27. September (Bundestag, Brandenburg).

Zwischenzeitlich hat mir der hessische Landeswahlleiter am 5. Februar bestätigt, daß er unter dem Aktenzeichen II 1 - 3e06.30 prüft, „ob der Vorgang Veranlassung gibt, ein förmliches Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten. (...) Ich weise nochmals darauf hin, dass eine Ordnungswidrigkeit nur dann vorliegt, wenn es sich um die Veröffentlichung von 'Ergebnissen von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe' handelt. Meine diesbezügliche Anfrage hat BILD digital bisher nicht beantwortet.“

Updates: Was macht die Demokratie aus? Daß wir eine mißliebige Regierung ohne Blutvergießen wieder loswerden können, so schrieb vor fast 65 Jahren Karl Popper. Und der Wahlakt, durch den sich die Willensäußerung des demokratischen Souveräns vollzieht, ist folglich ein bis ins letzte Detail reglementiertes Verfahren. Oder auch nicht. Die Wissenswerkstatt greift mein Thema auf.

Mit Schreiben vom 3. März teilt mir der Landeswahlleiter mit, daß er keine Anhaltspunkte für eine Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die BILD-Gruppe sähe.

Verdächtige Tweets bei der Europawahl und im „Spiegel“ werden Bedenken hinsichtlich herausgetwitterter Exit-Polls bei den kommenden Bundestagswahlen geäußert.

Antonia Beckermann in der „Welt“ vom 24. August über die Angst der Politnomenklatur vor herausgetwitterten Exit Polls der Bundestagswahl 2009.

Beobachtungen vom 30. August anläßlich der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und dem Saarland sowie der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen (Spiegel Online: „Prognosen-Verrat: Wahlergebnisse sickerten vorab auf Twitter durch“).


(Grafik: ZDF/Forschungsgruppe Wahlen)

Samstag, 7. Februar 2009

Mittwoch, 4. Februar 2009

Bumm Bumm Bäng Bäng

Die Geschichte von Radio Freies Europa ist auch eine Münchner Geschichte, im Guten wie im Bösen, denn mit all den rumänischen, polnischen, ungarischen, bulgarischen und tschechoslowakischen Mitarbeitern des Exilantensenders kamen auch die Geheimdienste, Bombenattentäter, Meuchelmörder und osteuropäischen Sippschaften an die Isar, deren Brut dann so wie ich dieser Stadt noch verhaftet blieben, als der Sender selbst bereits längst nach Prag weitergezogen und
sein weißer Flachbau am Englischen Garten in die Hand unschuldiger LMU-Studentinnen gefallen war. Heute abend strahlt nun arte um 21 Uhr Christian Bauers Dokumentation „Liebesgrüße nach Moskau – The Great Radio War: Radio Freies Europa und der kalte Krieg“ aus, die bereits während der Produktionszeit für viel Gerede sorgte. Ich habe sie noch nicht gesehen, aber die „Süddeutsche“ scheint beeindruckt.

(Fotos: BR/Richard H. Cummings)

Freitag, 30. Januar 2009

Todenhöfer chattet heute beim SZ-Magazin

Im aktuellen „SZ-Magazin“ geißelt Jürgen Todenhöfer den „Geisterkrieg“ des Westens gegen die Afghanen, Iraker, Iraner, Palästinenser und warnt gleichwohl vor den Diaspora-Terroristen, die längst unter uns seien: „Mit dem Internet haben sie ein ideales Kommunikationsinstrument. Hier erfahren sie aus aller Welt, warum und wie sie Bomben bauen sollen. Das Internet ist Hassprediger und Trainingslager in einem. Das »World Wide Web« gibt ihnen das Gefühl, trotz Anonymität Mitglied einer großen Bewegung zu sein. Die Bomben, die sie bauen, sind technisch anspruchslos, aber auch billig. Die Londoner U-Bahn-Anschläge 2005 kosteten gerade einmal 2000 Dollar. Es sind zweitklassige Waffen für zweitklassige Terroristen – die Antwort auf eine zweitklassige Politik des Westens.“

Unterm Strich zwar einer seiner deutlich schwächeren Texte, aber kontrovers genug für eine flotte Diskussion: Ab 16 Uhr ist Todenhöfer heute laut der Print-Ausgabe im Live-Chat des „SZ-Magazins“ online. Auf der Homepage konnte ich dazu noch keinen Hinweis, geschweige denn Link finden.

Update: Keine Vorankündigung online, dann nach Start kein Hinweis, wie lange der Chat dauern wird, das kann man sicher besser inszenieren, wenn man schon jemanden wie Jürgen Todenhöfer im Live-Chat hat...

(Foto: Verlagsgruppe Random House GmbH C. Bertelsmann Verlag)

Donnerstag, 29. Januar 2009

Mißbrauchtes Gemüse oder: das Super Tabu


'Veggie Love': PETA's Banned Super Bowl Ad

Machen's Vegetarier besser? Na, zumindest schmutziger. Denn PETA wollte diesen Werbespot während des Super Bowl am kommenden Sonntag ausstrahlen, aber der Sender NBC weigert sich.
Victoria Morgan, Vice President für Advertising Standards bei NBC Universal, bemängelte: „The PETA spot submitted to Advertising Standards depicts a level of sexuality exceeding our standards. Listed below are the edits that need to be made. Before finalizing the spot, we would like to view a Quicktime file as well as a DVD with high resolution.
  • :12- :13- licking pumpkin
  • :13- :14- touching her breast with her hand while eating broccoli
  • :19- pumpkin from behind between legs
  • :21- rubbing pelvic region with pumpkin
  • :22- screwing herself with broccoli (fuzzy)
  • :23- asparagus on her lap appearing as if it is ready to be inserted into vagina
  • :26- licking eggplant
  • :26- rubbing asparagus on breast“

Donnerstag, 22. Januar 2009

Taugt ein Wahlgeheimnis zum Exit-Polls-Gate?

Wenn es für mich ein offenes Geheimnis gab, dann daß die Alphamännchen unter den Politikern an Wahltagen bereits lange vor Schließung der Wahllkokale erste Prognosen erhalten, wie auch die unter Zeitdruck arbeitende Tagespresse. Deshalb hielt ich am Sonntag noch das Vorpreschen von bild.de bei der Veröffentlichung erster Prognosen der hessischen Landtagswahl für den eigentlichen Skandal, na ja, für ein Skandälchen.
Aber dann bestritten der hessische Landeswahlleiter ebenso wie die maßgeblichen Meinungsforschungsinstitute, daß irgendwelche Prognosen vor der Fernsehpräsentation durch Jörg Schönenborn (ARD) & Co um 18 Uhr weitergegeben werden würden.
Dabei ist das Spiel an jedem Wahlsonntag das gleiche, wie mir eine weitere Quelle aus Berliner Regierungskreisen bestätigte. Die ersten Prognose der Wahlnachfrage kursieren am frühen Nachmittag und es „sind die gleichen wie bei ARD/ZDF, in den Parteien selbst verteilt es sich teils im Schneeballsystem per SMS, einige Großkopferte haben's zuerst.“
Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen (ZDF), der immerhin als einer der wenigen meine Anfragen beantwortet, streitet das weiter vehement ab, räumt aber immerhin plötzlich ein, daß es durchaus den Tag über Gespräche mit Politikern gäbe und handverlesene Journalisten bereits um 17 Uhr vorab Zahlen erhielten:
Es könne nicht sein, „dass Ihnen bezüglich der Forschungsgruppe Wahlen verlässliche Information vorliegen, dass wir zu den angegebenen Zeiträumen Prognosen der Wahlnachfrage Politikern zukommen lassen.
Ich habe mich in der Vergangenheit auch schon gewundert, welche Zahlen da am Wahltag als Zahlen der Forschungsgruppe Wahlen 'gehandelt' wurden. Da gibt es eine ganze Reihe von Leuten, die sich damit als angebliche Insider in den Vordergrund spielen wollen.
Das kann schon allein deshalb nicht sein, weil wir selbst bei uns einen ersten Einlauf von verlässlichen Daten ab 16:30 haben und diese haben selten etwas mit dem endgültigen Ergebnis zu tun.
Selbstverständlich gibt es auch im Laufe des Wahltags das ein oder andere Gespräch auch mit Politikern bei dem eine politische Einschätzung vorgenommen wird. Ganz sicher geht es dabei (in unserem eigenen Interesse) aber lediglich um eine qualitative und nicht um eine quantitative Bewertung.
Und es gibt auch gegen 17 Uhr an weniger als eine Handvoll Journalisten, mit denen wir eine langjährige Zusammenarbeit pflegen und wo wir sicher sein können, dass eine Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften gewährleistet ist, eine qualitative Einschätzung des zu erwartenden Ergebnisses. Diese dienen aber nicht dazu, eine Prognose frühzeitig drucken zu können, sondern lediglich um sicherzustellen, dass der zu schreibende Kommentar etwas mit dem wirklichen Ergebnis zu tun hat.“


Updates: „An Wahlabenden gibt das ZDF vor 18.00 Uhr keinerlei Informationen, Prognosen, Umfragen oder Sonstiges heraus - wie Ihnen Frau Henrich-Dieler bereits mitgeteilt hatte. Dieselbe Auskunft hatten Sie ja auch von der Forschungsgruppe Wahlen erhalten“, schreibt mir Thomas Stange vom ZDF. Na ja, braucht das ZDF ja auch nicht, wenn – wie oben eingestanden – die exklusiv für die Mainzer tätige Forschungsgruppe Wahlen das macht. Andererseits habe ich das Gefühl, daß das ZDF auch nicht weiß, was die Forschungsgruppe mir gegenüber bereits eingeräumt hat. Auf diesen Widerspruch angesprochen, antwortet Thomas Stange schmalllippig: „Wir sprechen nur für das ZDF und nicht für Dritte“.

Und Jörg Schönenborn läßt mir durch eine Mitarbeiterin mitteilen, daß er gerne mit mir telefonieren würde.

Inzwischen hat auch die ARD reagiert. Dr. Joachim Görgen vom ARD-Referat der HA Intendanz beim SWR in Stuttgart schreibt: „Sie hatten bei der Pressestelle der ARD angefragt, ob die ARD ihre Prognose-Zahlen bei Wahlen anderen Medien vorab zur Verfügung stellt. Die Antwort ist ein klares 'Nein'. Die ARD arbeitet exklusiv mit Infratest Dimap in Berlin zusammen, so wie das ZDF mit der Forschungsgruppe Wahlen in Mannheim. Zusammenarbeiten heißt: Die ARD hat mit dem privaten Unternehmen Infratest Dimap einen Vertrag über eine Dienstleistung und muss entsprechend auch dafür bezahlen. Deshalb können Sie davon ausgehen, dass die ARD kein Interesse haben kann, diese Zahlen vor 18 Uhr weiterzugeben. Die Uhrzeit ergibt sich übrigens daraus, dass um 18 Uhr die Wahllokale schließen, und die Wähler nicht 'in letzter Minute' beeinflußt werden sollen durch Prognosen zum Wahlausgang.“

Jetzt gibt's in Hessen ein Aktenzeichen zum Vorgang.

Was macht die Demokratie aus? Daß wir eine mißliebige Regierung ohne Blutvergießen wieder loswerden können, so schrieb vor fast 65 Jahren Karl Popper. Und der Wahlakt, durch den sich die Willensäußerung des demokratischen Souveräns vollzieht, ist folglich ein bis ins letzte Detail reglementiertes Verfahren. Oder auch nicht. Die Wissenswerkstatt greift mein Thema auf.

Mit Schreiben vom 3. März teilt mir der Landeswahlleiter mit, daß er keine Anhaltspunkte für eine Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die BILD-Gruppe sähe.

Verdächtige Tweets bei der Europawahl und im „Spiegel“ werden Bedenken hinsichtlich herausgetwitterter Exit-Polls bei den kommenden Bundestagswahlen geäußert.

Antonia Beckermann in der „Welt“ vom 24. August über die Angst der Politnomenklatur vor herausgetwitterten Exit Polls der Bundestagswahl 2009.

Beobachtungen vom 30. August anläßlich der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und dem Saarland sowie der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen (Spiegel Online: „Prognosen-Verrat: Wahlergebnisse sickerten vorab auf Twitter durch“).

(Foto: WDR/Herby Sachs)

Sonntag, 18. Januar 2009

Hessen-Wahl: bild.de prescht vor






Um 17.47 lief die erste Wahlprognose bereits bei bild.de über den Liveticker.



Updates:

BILDblog zum Thema.

Der hessische Landeswahlleiter Wolfgang Hannappel auf meine Anfrage hin: „Ich gehe der Angelegenheit nach. Allerdings weise ich schon jetzt darauf hin, dass nach § 30 Abs. 2 LWG nur die Veröffentlichung von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe verboten sind. Derartige Wählerbefragungen werden nach meiner Kenntnis nur im Auftrag von ARD und ZDF durchgeführt und von diesen Anstalten exklusiv (erst-)veröffentlicht.“

Jetzt gibt's in Hessen auch ein Aktenzeichen zu dem Vorgang.

Rätselraten um die Herkunft von Prognosen, die bild.de und der „Süddeutschen Zeitung“ bereits vor 18 Uhr zugänglich waren.

Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) räumt inzwischen ein, daß es durchaus den Wahltag über Gespräche mit Politikern gäbe und handverlesene Journalisten bereits um 17 Uhr vorab Zahlen erhielten.

Was macht die Demokratie aus? Daß wir eine mißliebige Regierung ohne Blutvergießen wieder loswerden können, so schrieb vor fast 65 Jahren Karl Popper. Und der Wahlakt, durch den sich die Willensäußerung des demokratischen Souveräns vollzieht, ist folglich ein bis ins letzte Detail reglementiertes Verfahren. Oder auch nicht. Die Wissenswerkstatt greift mein Thema auf.

Mit Schreiben vom 3. März teilt mir der Landeswahlleiter mit, daß er keine Anhaltspunkte für eine Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die BILD-Gruppe sähe.

Verdächtige Tweets bei der Europawahl und im „Spiegel“ werden Bedenken hinsichtlich herausgetwitterter Exit-Polls bei den kommenden Bundestagswahlen geäußert.

Beobachtungen vom 30. August anläßlich der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und dem Saarland sowie der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen (Spiegel Online: „Prognosen-Verrat: Wahlergebnisse sickerten vorab auf Twitter durch“).

Gesetz über die Wahlen zum Landtag des Landes Hessen
(Landtagswahlgesetz - LWG -)

§ 30 Unzulässige Wahlpropaganda und Unterschriftensammlung, unzulässige Veröffentlichung von Wählerbefragungen

(2) Die Veröffentlichung von Ergebnissen von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe über den Inhalt der Wahlentscheidung ist vor Ablauf der Wahlzeit unzulässig.

§ 49 Ordnungswidrigkeiten

(1) Ordnungswidrig handelt, wer (...) 3. entgegen § 30 Abs. 2 Ergebnisse von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe über den Inhalt der Wahlentscheidung vor Ablauf der Wahlzeit veröffentlicht.

(2) Die (...) Ordnungswidrigkeit nach Abs. 1 Nr. 2 und 3 kann mit einer Geldbuße bis zu fünfzigtausend Euro geahndet werden.

(3) Verwaltungsbehörde im Sinne des § 36 Abs. 1 Nr. 1 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten ist (...) 3. bei Ordnungswidrigkeiten nach Abs. 1 Nr. 3 der Landeswahlleiter.

Samstag, 17. Januar 2009

Dr. Evil 2009

Wer ist der Oberbösewicht? Wie jedes Jahr küren Greenpeace und die Erklärung von Bern die übelste Firma des Jahres und stellen sie auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vor. Nach früheren Siegern wie Walt Disney, KPMG, Bridgestone oder der Citi Group sind heuer BKW Energie, BNP Paribas, Nestlé, Newmont Mining, Tesco und UBS im Finish für die Hall of Pain. Passenderweise wird Filmbösewicht Anatole Taubman zusammen mit Heiner Geißler und Susanne Leutenegger-Oberholzer bei der Preisverleihung am 28. Januar sprechen.

Montag, 12. Januar 2009

Quote, Klüngel oder Inkompetenz: Anne Will und der Gaza-Krieg

Dafür, daß Anne Wills Talkrunde zum Gaza-Krieg gestern gar nicht stattfand, entwickelt sie einen sagenhaften Sog. Die sonst so wachsame „taz“ hängt das Thema angenehm tief und vermutet bloßen Quotendruck statt politischer Ranküne bei der Entscheidung, das Nahost-Thema kurzfristig durch eine Selbstmorddebatte zu ersetzen.

In den politischen Foren und Kettenbriefen wird aber unvermindert über vermeintlichen diplomatischen Druck fabuliert, wobei mir bis heute eindeutige Indizien dafür fehlen. Nun ist neben den bereits bekannten Sumaya Farhat-Naser, Joschka Fischer, Avi Primor und Daniel Barenboim auch Rupert Neudeck kurzfristig ausgeladen worden, der auf Franz Alts Sonnenseite (via Mediawatchblog) auch zum Prozedere einiges Erhellendes beiträgt:
„Ich sollte eigentlich am 11. Januar (Sonntag Abend) in der Anne Will-Talkshow sein. Ich war nicht nur eingeladen, mein Flug nach Johannesburg-Bulawayo (Zimbabwe) war schon auf Kosten der ARD um einen Tag verschoben. (...) Donnerstag, den 8. Januar hieß es Mittag 13 Uhr: April April. Es wurde alles abgesagt. Außer Spesen nichts gewesen.
Nun war die Sumaya Ferhat-Naser schon aus Palästina gejagt worden, was immer ein mindestens zwei Tage Unternehmen ist, weil sie ja nicht einfach über den Flughafen Tel Aviv herausfliegen kann. Sie muss die beschwerliche Reise über Jericho zur Allenby Bridge, dem Übergang zur jordanischen Seite und dann zum Flughafen in Amman unternehmen. Das dauert schon mal anderthalb Tage. Sumaya erfuhr es erst hier, dass sie sich diese Reise hätte sparen können. Eigentlich unverschämt.
Gott sei Dank hat sie am 12. Januar um 22.20 die Möglichkeit, in der Pause einer Live Übertragung bei 3sat eines Konzertes des West Eastern Divan Orchestra mit Barenboim etwas zu sagen zur Aufklärung der deutschen Öffentlichkeit.


Währenddessen sammelte der Sozialwissenschaftler Mohssen Massarrat bis heute abend, 20 Uhr, Unterschriften für einen offenen Brief, der wohl in den nächsten Stunden veröffentlicht werden wird und im Entwurf wie folgt lautet:

„An den Chefredakteur der ARD, Herrn Thomas Baumann
und an Frau Anne Will

Sehr geehrter Herr Baumann,
sehr geehrte Frau Will,

wir haben mit Entrüstung davon Kenntnis erhalten, dass die ARD eine aktuelle Sendung der Talkshow 'Anne Will' zum Konflikt im Gazastreifen kurzfristig abgesetzt hat, die für Sonntag, den 11. Januar, vorgesehen war. Zu dieser Talkshow wurden nach unserer Kenntnis u. a. auch der israelische Dirigent Daniel Barenboim und die palästinensische Hochschullehrerin Frau Dr. Sumaya Farhat-Naser eingeladen. Herr Barenboim und Frau Farhat-Naser, gehören zu den herausragenden Persönlichkeiten, die sich jeweils auf bewunderswerte Weise für den palästinensisch-israelischen Dialog engagieren und dafür sorgen, dass der noch bestehende dünne Faden menschlicher Beziehungen zwischen beiden Völkern nicht abreisst. Daniel Barenboim hat mit seinem West-Eastern-Divan-Orchestra palästinensische und israelische Musiker zusammengebracht. Sumaya Farhat-Naser sorgt seit Jahren unerschrocken für einen ständigen Dialog zwischen palästinensischen und israelischen Frauen.
Uns sind die Umstände, die zur Absetzung der geplanten Sendung führten, nicht bekannt. Im Ergebnis ist diese Entscheidung der Redaktion auf jeden Fall aber ein harter Schlag gegen die Pressefreiheit und die Demokratie in Deutschland, um so inakzeptabler, wenn die ARD unter politischem Druck gehandelt hat.
Wir bedauern sehr die Absetzung der Sendung. Die deutsche Öffentlichkeit hat gerade wegen der besonderen Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel und Palästina einen Anspruch auf umfassende und differenzierte Information über den Krieg in Gaza, zumal die deutschen Massenmedien ihrer Verpflichtung, über den aktuellen Konflikt objektiv zu berichten, überwiegend nicht nachkommen und die Menschen hierzulande nur einseitig informieren. Die erst geplante und dann abgesetzte Sendung der ARD-Talkshow 'Anne Will' wäre ein erster und dringender Versuch gewesen, den bestehenden Missstand der einseitigen Berichterstattung zu einem höchst brisanten wie aktuellen Krieg ein wenig zu beheben.
Wir wollen Sie, sehr geehrter Herr Baumann, sehr geehrte Frau Will, ermutigen, Ihre Entscheidung zu revidieren und die Sendung mit der Teilnahme von Daniel Barenboim und Sumaya Farhat-Naser so bald wie möglich nachzuholen und gegen jeglichen politischen Druck, von welcher Seite auch immer, standhaft zu bleiben.“


(Foto: NDR/Wolfgang Borrs)

Samstag, 10. Januar 2009

Gaza-Krieg tabu bei Anne Will?

Tagesaktuelle Reaktion wegen der Merckle-Tragödie oder politischer Druck? Bei „Anne Will“ wird morgen nicht wie geplant über den Gaza-Krieg diskutiert, sondern über das „Tabu Selbstmord“. Gäste wie Sumaya Farhat-Naser, Joschka Fischer, Avi Primor und Daniel Barenboim sollen kurzfristig ausgeladen worden sein. Mehrere Kommentare im Anne-Will-Blog wurden wegen „Abweichung vom Thema“ nachträglich gelöscht beziehungsweise gar nicht mehr freigeschaltet – etwa diejenigen mit Hinweis auf das ursprünglich geplante Palästina-Thema? Update: „Anne Will“-Sprecherin Nina Tesenfitz auf meine Nachfrage hin: „Auch für die morgige Sendung galt das journalistische Prinzip, mehrere Themen nebeneinander vorzubereiten. Dazu werden natürlich auch frühzeitig Terminanfragen an verschiedene Gäste gerichtet. Es hat also kein 'Themenwechsel', wie Sie schreiben, stattgefunden, sondern die Redaktion hat sich für das Thema 'Tabu Freitod' entschieden.
Bei den drei gelöschten Kommentaren im Blog handelte es sich nicht um Hinweise zu einem anderen Thema, sondern um äußerst geschmacklose Äußerungen zu Leben und Tod des Unternehmers Merckle.“
Wobei „Anne Will“ aber offenbar bereits in der Vorbereitungsphase Farhat-Naser auf Redaktionskosten hat anreisen lassen. Ob sie jede Woche rein hypothetisch Gäste einfliegen?

Update vom 12. Januar zum Thema



Immerhin ist das Thema der ARD für eine andere Programmänderung wichtig genug: Sonntag um 13.15 Uhr wird die aktuelle Reportage „Tage des Schreckens - Tage der Hoffnung. Wie Israelis und Palästinenser den Krieg erleben" ausgestrahlt.

(Foto: ARD/Jim Rakete)