Freitag, 8. Juni 2007
Koks von hinten und was Popstars sonst noch erleben
Die schönsten Gerüchte und modernen Mythen bietet die Popbranche: Was bekam Stevie Nicks statt Puderzucker in den Hintern geblasen, wer kotzte Mick Hucknall voll und warum verkleideten Status quo ein Känguruh als Roadie? Comedian Jon Holmes präsentiert in seiner Neuerscheinung „Status Quo and the Kangaroo – And Other Rock Apocryphals“ die besten Geschichten.
Blog en Vogue
Wer mit Namen wie Zac Posen oder Lapo Elkann etwas anzufangen weiß, dürfte seit dieser Woche eine neue Adresse in seiner Blogroll haben: Condé Nasts Style.com, als Joint-venture von „W“ und der US-„Vogue“ ein Big Player unter den Frauenportalen, verfügt mit style file nun auch über einen Blog. „The latest fashion news from around the world“ sind Gerüchte über Calvin Kleins Einstieg ins Hotelgewerbe, die Anpreisung neonfarbenen Nagellacks und ein Hinweis auf die Kultband Arckid, deren Debütvideo Joaquin Phoenix inszeniert hat. Was die Band in einem Modeblog zu suchen hat? Sie tragen Hugo Boss! Der sonst so vielen Modeblogs zueigene Stilmix aus Witz, Charme und Verspieltheit muß wohl erst noch gefunden werden.
Fahrrattac
Die Leopoldstraße ist schon im Alltag zur Saufmeile verkommen, und ganz besonders schlimm ist es, wenn der Boulevard der Alkoholdämmerung für diverse Straßenfeste gesperrt ist wie dieses Wochenende beim Streetlife-Festival. Das dient zwar auch der nachhaltigen Aufklärung in Sachen Umweltschutz, wird aber den Charme von Nackensteaks und Instant-Caipis ausstrahlen. Aber wenn Attac München zur G8-Radldemo aufruft, werde ich meine griesgrämige Verweigerungshaltung vergessen und mich der Sternfahrt zum Siegestor anschließen. So eine rollende Kundgebung hat einen großen Vorteil: Bei meiner letzten Fahrraddemo waren statt Robocop-artig verhüllter Spezialkräfte nur leicht bekleidete knackige Fahrradpolizisten zugegen.
Feldjäger und Agents Provocateurs im G8-Einsatz
Aus zwei sehr entgegengesetzten Quellen kamen heute die zwei interessantesten, weil eigenartigsten Meldungen von der Belagerung des G8-Gipfels. Die Videoaktivsten von G8-TV stöberten Spähpanzer mit Feldjägern auf, von denen einer sich sogar vor laufender Kamera merkwürdigerweise als Hilfstruppe der Polizei outet. Und die „Welt“ berichtet von „fünf schwarz Gekleideten“, die „aufgrund ihrer neuen, teuren Kleidung“ auffielen. „Sie alle trugen einen schwarzen Pullover, die Kapuze tief im Gesicht verschnürt, darunter ein schwarzes Käppi. Einige von ihnen hatte eine Gruppe tschechischer Demonstranten zum Steine schmeißen aufgestachelt. Diese hielten die schwarz gekleideten für Zivilpolizisten.“ Zwei der mutmaßlichen Provokateure sind fotografiert worden und angeblich auch als Bremer Zivilbeamte identifiziert worden.
Updates: Nach anfänglichem Leugnen hat die Polizeiführung (laut Attac München) zugegeben, daß es sich bei der Person, die in "autonomer" Aufmachung in die Blockaden eingeschleust und dort enttarnt worden war, um einen Zivilpolizisten handelt. Er soll jedoch nicht als agent provocateur eingesetzt worden sein. Augenzeugen berichten jedoch, er hätte die Umstehenden zum
Steinewerfen aufgewiegelt. Der Polizeisprecher sagte u. a.: "Was ich gestern gesagt habe, war gestern zutreffend. Was ich heute sage, ist heute zutreffend."
Siehe auch Spiegel Online dazu.
„Inzwischen prüft die Staatsanwaltschaft Rostock“, laut der „Welt“, „die Einleitung eines Ermittlungsverfahren gegen die eingeschleusten Zivilpolizisten. Es gehe um die mögliche Anstiftung zu einer Straftat, sagte Oberstaatsanwalt Peter Lückemann der 'Hamburger Morgenpost'. Der Sachverhalt werde strafrechtlich geprüft.“
Updates: Nach anfänglichem Leugnen hat die Polizeiführung (laut Attac München) zugegeben, daß es sich bei der Person, die in "autonomer" Aufmachung in die Blockaden eingeschleust und dort enttarnt worden war, um einen Zivilpolizisten handelt. Er soll jedoch nicht als agent provocateur eingesetzt worden sein. Augenzeugen berichten jedoch, er hätte die Umstehenden zum
Steinewerfen aufgewiegelt. Der Polizeisprecher sagte u. a.: "Was ich gestern gesagt habe, war gestern zutreffend. Was ich heute sage, ist heute zutreffend."
Siehe auch Spiegel Online dazu.
„Inzwischen prüft die Staatsanwaltschaft Rostock“, laut der „Welt“, „die Einleitung eines Ermittlungsverfahren gegen die eingeschleusten Zivilpolizisten. Es gehe um die mögliche Anstiftung zu einer Straftat, sagte Oberstaatsanwalt Peter Lückemann der 'Hamburger Morgenpost'. Der Sachverhalt werde strafrechtlich geprüft.“
Donnerstag, 7. Juni 2007
Super G der Herren
Summer in the city – da geht es selbst im Haus der Kunst etwas lockerer zu. Statt einem schwarzweißen Künstlerball samt großdeutschem Silberpfeil wird dann eher der bunten Tradition des Künstlerkarnevals gehuldigt und der braune Geist exorziert. Letztes Jahr mit Paul McCarthys Westernparade, diesen Sonntag sorgen nun Gilbert & George ab 12 Uhr bis in die Nacht für Halligalli im Nazibau. „Wir sind im Leben organisiert, um in der Kunst chaotisch sein zu können“, verraten die beiden im aktuellen „SZ-Magazin“, wobei das dröge Interview leider eher die organisatorische denn die Künstlerader trifft.
(Bild: „Hellish“ von Gilbert & George, 1980, © The Artist, Courtesy Jay Jopling / White Cube London)
(Bild: „Hellish“ von Gilbert & George, 1980, © The Artist, Courtesy Jay Jopling / White Cube London)
Hard Selling bei der Löwen
Wenn es um die Fans geht, greift die Geschäftsführung von 1860 gern zu ungewöhnlichen Mitteln der Geldbeschaffung. Das neueste Meisterstück ist die Abwicklung des Jahreskartenverkaufs für die kommende Saison. Bisher bekam ich immer ein Bestellformular zugeschickt, mit dem Hinweis, daß für mich derselbe Platz wie in der vergangenen Saison reserviert sei und ich bei Interesse das Dauerticket bestellen könne. Jetzt kam dagegen nur folgende Mitteilung: „Sofern uns von ihrer Seite keine Änderungswünsche vorliegen, buchen wir den oben stehenden Betrag in der KW 27 (02.-06. Juli) von dem uns bekannten Konto ab.“ Natürlich bin ich ein Löwe und will auch wieder eine Jahreskarte, aber einfach so einen Automatismus einzuführen und Jahreskarten im Wert von 115 Euro ohne ausdrückliche Bestellung zu verticken, zeugt schon von einer verbraucherfeindlichen Einstellung. Aber wie Geschäftsführer Stefan Ziffzer neulich der „Süddeutschen“ gestand: „Fehler mache ich jeden Tag, leider. Ich weiß auch nicht, ob ich das abstellen kann.“ Offenbar nicht.
Qype Qype-User klaut Bild (oder läßt klauen?)
Gute Plätze sprechen sich schnell herum, und so hat inzwischen auch querbeet das 61er entdeckt und bei Qype lobend erwähnt.
Irritiert hat mich dabei nur, daß der Text mit einem Foto illustriert ist, dessen Copyright bei Narziss und Goldhund liegt – ohne daß das erwähnt wird. Gefragt hat ihn auch keiner, obwohl das Bild auf der 61er-Homepage einen Copyright-Hinweis hat (und auch ohne nicht einfach so rechtsfrei wäre)! Noch kurioser ist, daß das Foto gar nicht von querbeet hochgeladen wurde, sondern von Achim, einen Qype-„User“, der in Hamburg lebt.
Ein kurzer Blick in den Qype-Blog , wo Achim als Qype-Macher betitelt wird, führt mich in die Irre. Gemeint ist offenbar, daß er als User Qype gestaltet.bestätigt dann meinen Verdacht. Denn Doch warum sollte ein Hamburger nach Münchner Bildern suchen? Mal sehen, ob er auf meine Anfrage antwortet. Eben, weil er für Qype arbeitet! Da greifen die sonst von Qype benutzten Qype wäscht natürlich seine Hände in Unschuld und verweist auf die üblichen Ausreden, die AGBs wohl kaum...
Update: Den Blogeintrag von Qype habe ich wohl mißverstanden... Vielleicht dient es nur als Beispiel, welche User in Hamburg sitzen.
Irritiert hat mich dabei nur, daß der Text mit einem Foto illustriert ist, dessen Copyright bei Narziss und Goldhund liegt – ohne daß das erwähnt wird. Gefragt hat ihn auch keiner, obwohl das Bild auf der 61er-Homepage einen Copyright-Hinweis hat (und auch ohne nicht einfach so rechtsfrei wäre)! Noch kurioser ist, daß das Foto gar nicht von querbeet hochgeladen wurde, sondern von Achim, einen Qype-„User“, der in Hamburg lebt.
Ein kurzer Blick in den Qype-Blog , wo Achim als Qype-Macher betitelt wird, führt mich in die Irre. Gemeint ist offenbar, daß er als User Qype gestaltet.
Update: Den Blogeintrag von Qype habe ich wohl mißverstanden... Vielleicht dient es nur als Beispiel, welche User in Hamburg sitzen.
Rechts-Staat
Die bei Indymedia über den G8-Ticker laufenden Meldungen sind zwar mit Vorsicht zu genießen, lassen aber dennoch nichts Gutes ahnen:
Zwei Journalisten wurden in Gewahrsam genommen, nachdem die Polizei "ungueltig" auf ihre Presseausweise gestempelt hat.
Zwei anwesende AnwältInnen wurden nicht durchgelassen, sondern bekamen stattdessen Platzverweise und Festnahme angedroht.
In beiden Rostocker Gefangenensammelstellen (Ulmen- und Industriestr.) wurden sämtliche AnwältInnen aus dem Anwaltszimmer geworfen.
Der alternative Medienbus wurde beschlagnahmt, der Fahrer mit körperlicher Gewalt genötigt, den Bus wegzufahren.
Ein Stern-Fotograf wurde mit dem Vorwurf der Rädelsführerschaft in Gewahrsam genommen.
Wäre es nicht so traurig, würde ich von russischen Verhältnissen scherzen.
Dagegen verkümmert der Nachrichtenfluß im G8-Twitter von Spreeblick etwas.
Zwei Journalisten wurden in Gewahrsam genommen, nachdem die Polizei "ungueltig" auf ihre Presseausweise gestempelt hat.
Zwei anwesende AnwältInnen wurden nicht durchgelassen, sondern bekamen stattdessen Platzverweise und Festnahme angedroht.
In beiden Rostocker Gefangenensammelstellen (Ulmen- und Industriestr.) wurden sämtliche AnwältInnen aus dem Anwaltszimmer geworfen.
Der alternative Medienbus wurde beschlagnahmt, der Fahrer mit körperlicher Gewalt genötigt, den Bus wegzufahren.
Ein Stern-Fotograf wurde mit dem Vorwurf der Rädelsführerschaft in Gewahrsam genommen.
Wäre es nicht so traurig, würde ich von russischen Verhältnissen scherzen.
Dagegen verkümmert der Nachrichtenfluß im G8-Twitter von Spreeblick etwas.
Mittwoch, 6. Juni 2007
Das Schreien der Gänseblümchen
Unsere Münchner Schauspiellegende Therese Giehse in einem gemeinsamen Film mit Warhols Lover Boy Joe Dallesandro, ein Mädchen (Cathryn Harrison) auf der Flucht vor dem bürgerkriegsähnlichen Geschlechterkrieg zwischen Männern
und Frauen, jammernde Gänseblümchen und sprechende Tiere, vom Auftritt eines Einhorns ganz zu schweigen... Louis Malles „Black Moon“ habe ich so vor zwanzig, dreißig Jahren einmal in einer Nachtvorstellung, wann auch sonst?, im Türkendolch gesehen, und ich habe nur noch vage Erinnerungen an rauschhafte Bilder, als ob David Lynch „Alice im Wunderland“ verfilmt hätte. Aber Malle hat dieses im besten Sinne durchgeknallte Meisterstück lange vor der Lynchära, 1975 gedreht. Ein absolutes Muß, natürlich zu später Stunde, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 0.10 Uhr auf Arte.
(Fotos: Arte F)
und Frauen, jammernde Gänseblümchen und sprechende Tiere, vom Auftritt eines Einhorns ganz zu schweigen... Louis Malles „Black Moon“ habe ich so vor zwanzig, dreißig Jahren einmal in einer Nachtvorstellung, wann auch sonst?, im Türkendolch gesehen, und ich habe nur noch vage Erinnerungen an rauschhafte Bilder, als ob David Lynch „Alice im Wunderland“ verfilmt hätte. Aber Malle hat dieses im besten Sinne durchgeknallte Meisterstück lange vor der Lynchära, 1975 gedreht. Ein absolutes Muß, natürlich zu später Stunde, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 0.10 Uhr auf Arte.
(Fotos: Arte F)
Libri macht eBay und Amazon Konkurrenz
Libri, als Barsortimenter Lieferant vieler Buchhandlungen, bietet jetzt im Endverbrauchergeschäft auch gebrauchte Bücher an. Das Prozedere ist noch recht umständlich: Auf der Startseite findet man verschiedene Genres aufgelistet. Klickt man drauf, wird einem erst einmal eine Übersicht verschiedener Bücher angeboten. Unter dem Originalpreis ist jeweils vermerkt, ob und gegebenenfalls ab welchem Preis man den gleichen Titel gebraucht erwerben kann.
Alternativ kann man auch auf gut Glück über die allgemeine Suchmaske einsteigen und das Ergebnis auf gebrauchte, sprich: preisreduzierte Titel beschränken. Ein kleiner, sicherlich nicht repräsentativer Test führte aber dort zu keinem einzigen positiven Ergebnis.
Die Kurzbeschreibungen der Bücher lassen mich vermuten, daß es sich bei den „gebrauchten“ Titeln um beschädigte oder beschmutzte Lagerbestände oder Remittenden handelt. Das Gebraucht-Label dient dann vor allem der Aufhebung der Ladenpreisbindung.
Alternativ kann man auch auf gut Glück über die allgemeine Suchmaske einsteigen und das Ergebnis auf gebrauchte, sprich: preisreduzierte Titel beschränken. Ein kleiner, sicherlich nicht repräsentativer Test führte aber dort zu keinem einzigen positiven Ergebnis.
Die Kurzbeschreibungen der Bücher lassen mich vermuten, daß es sich bei den „gebrauchten“ Titeln um beschädigte oder beschmutzte Lagerbestände oder Remittenden handelt. Das Gebraucht-Label dient dann vor allem der Aufhebung der Ladenpreisbindung.
Schizo Silicon Valley
Vor zwei Wochen greinte Michael Arrington von TechCrunch noch über die neue Web-Blase und drohte damit, wegzuziehen: „Times are good, money is flowing, and Silicon Valley sucks. (...) Now, it’s just like the old days again, and Silicon Valley is no longer any fun. In fact, it’s turned downright nasty. It may be time
for some of us to leave for a while and watch the craziness from the outside again.“ Und illustrierte den Niedergang von Silicon Valley mit diesem Bild.
Nur um heute mit demselben Bild für eine Techcrunch-Party zu werben, die ausgerechnet in den Räumen von August Capital steigt. Wat nu? Erst über die alerten aalglatten Webzocker ablästern und dann mit ihnen saufen wollen?
for some of us to leave for a while and watch the craziness from the outside again.“ Und illustrierte den Niedergang von Silicon Valley mit diesem Bild.
Nur um heute mit demselben Bild für eine Techcrunch-Party zu werben, die ausgerechnet in den Räumen von August Capital steigt. Wat nu? Erst über die alerten aalglatten Webzocker ablästern und dann mit ihnen saufen wollen?
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