Bei aller Diskussion um die vermeintliche Konkurrenz zwischen Bloggern und Journalisten überkommt mich gelegentlich der Verdacht, daß die digitale Bohème gar nicht die Lohnschreiber ablösen will, sondern die Lohnplärrer vom Rummelplatz. Denn wer, wenn nicht Schausteller, neigen zu diesem selbstverliebten Geprahle, daß immer dann virulent wird, wenn die Bytonauten ihren Internetkosmos verlassen und eine echte Bühne betreten. Ob
Roman Libbertz mit seinen Bloggershows (
„beste Lesung seit 4 Jahren in München“, „Die literarische Zukunft Deutschlands“), Bosch, Sascha Lobo & Mspro mit ihren
Twitterlesungen oder Deef, Violette von Rosenweiß und Kapinski mit ihrem
Sex, Drogen, Clubbing-Event am 20. Mai (
„Wer das verpasst, ist entweder tot oder im Knast.“). Stets wird auf den Putz gehauen, als ob es um die Wahl des größten Prahlhans aller Zeiten ginge. Wird ein freundliches Zitat von sueddeutsche.de der „Süddeutschen Zeitung“ zugeordnet, was ein bedeutsamer Unterschied ist. Wird geschwurbelt, als ob mir ein 9live-Busenwunder eine Homeshopping-Kollektion andrehen wollte. Und wenn es von sonst so sympathischen und schlauen Vorzeigewebbern wie diesen kommt, schmerzt es doppelt. Macht weiter, aber bitte nicht, als ob Ihr Waschmittel verkaufen würdet.
Update: Abstimmen nicht vergessen!